Weltweit wird an den Börsen mit Wertpapieren wie Anleihen und Aktien, Devisen, Gold, Silber und Kupfer gehandelt. Ein „Objekt“, das bislang nicht börsennotiert war, sind Diamanten. Im kommenden Jahr kommt es mit der Einführung des Diamant Bullions zu einer Änderung im Börsengeschehen.
Dass mit Diamanten in der Vergangenheit nicht an der Börse spekuliert wurde, liegt nicht am fehlenden Interesse.
Vielmehr gestaltete sich das Investment in Diamanten schwierig, da die Vergleichbarkeit der Steine aus Börsenniveau nicht gegeben war. Für Edelmetalle wie Gold, Silber und Kupfer oder auch Seltene Erden sind die Kriterien eindeutig definiert.
Im Fall von Diamanten sieht es anders aus. Diamanten sind natürlich gewachsene Mineralien, die sich im Rohzustand wie auch geschliffen hinsichtlich des Gewichts, aber auch angesichts der Nuancierungen der Farbe und möglichen Einschlüssen voneinander unterscheiden und den Vergleich erschweren.
Um die Qualität von Diamanten auf dem Edelsteinmarkt dennoch nach objektiven Maßstäben beurteilen zu können, wurde in den 1950er Jahren vom Gemological Institute of America (GIA) das System der 4C eingeführt.
Die 4C werden namentlich aufgeschlüsselt in:
Jedes Qualitätsmerkmal ist genau definiert, sodass feinste Merkmale oder Abweichungen in der Farbe detailliert erfasst werden.
Diamanten sind nicht nur weiße bzw. klare Edelsteine. Das härteste Mineral der Erde gibt es in verschiedenen Farben. Farbige Diamanten werden in Fachkreisen und auf dem Edelsteinmarkt unter dem Namen Fancy Diamanten gelistet. Die Bandbreite der Fancies reicht von gelb über orange und rot bis hin zu rosa, violett/lila, blau, grün, grau, braun und schwarz.
Mitunter ist die Unterscheidung von weißen und farbigen Diamanten in zarten Pastellfarben schwierig und oftmals erkennt nur ein Diamantengutachter, ob es sich beispielsweise um einen blaustichigen weißen Diamanten oder einen hellblauen Fancy Diamanten handelt.
Die Farbe von weißen Diamanten wird mit den Buchstaben D bis Z angegeben. Die Tatsache, dass keine Diamanten in der Farbe A, B oder C existieren, ist historisch begründet. Um Überschneidungen der Farbbezeichnungen der Vergangenheit zu vermeiden, wurde vom GIA das System D bis Z etabliert.
Die sogenannte D- bis Z-Skala erfasst die Farbgraduierung von weißen Diamanten, beginnend mit dem reinsten Weiß, das ins Blaustichige geht, bis hin zu Diamanten mit einem Touch ins Gelbe.
⇒ D: | Hochfeines Weiß+ (River+) |
⇒ E: | Hochfeines Weiß (River) |
⇒ F: | Feines Weiß+ (Top Wesselton+) |
⇒ G: | Feines Weiß (Top Wesselton) |
⇒ H: | Weiß (Wesselton) |
⇒ I: | Leicht getöntes Weiß+ (Top Crystal) |
⇒ J: | Leicht getöntes Weiß (Top Crystal) |
⇒ K: | Getöntes Weiß+ (Crystal) |
⇒ L: | Getöntes Weiß (Crystal) |
⇒ M-N: | getönt 1 (Top Cape) |
⇒ O: | getönt 2 (Cape) |
⇒ P-Y: | getönt 3 (Light yellow) |
⇒ Z: | getönt 4 (Yellow) |
Aufgrund der Entstehung von Diamanten können Diamantkristalle Einschlüsse von anderen Mineralien, Gasen oder Flüssigkeiten aufweisen.
Aber auch im Zuge der Verarbeitung kann die Reinheit beeinträchtigt werden. Schrammen, Kratzer oder abgebrochene Kanten können sich negativ auf die Brillanz und damit die Qualität von Diamanten auswirken.
Aus diesem Grund wird die Reinheit sowohl vom Inneren des Steins wie auch dessen Äußeres bewertet. Ein Begriff, der unmittelbar mit der Reinheit von Diamanten im Zusammenhang steht, ist lupenrein.
Als lupenrein wird laut Definition ein Stein bezeichnet, der weder im noch am Stein unter 10-facher Vergrößerung mit der Lupe Makel erkennen lässt. Als augenrein hingegen gilt ein Diamant, wenn mit dem bloßen Auge keine Fehler im Kristall oder an der Oberfläche zu sehen sind.
Insgesamt gibt es nach dem GIA-System 11 Stufen der Reinheit:
Bezeichnung | Kriterien der Reinheit | ⇒ FL: | flawless (lupenrein): unter 10-facher Vergrößerung sind weder innere noch äußere Fehler erkennbar |
⇒ IF: | internally flawless (intern lupenrein): bei 10-facher Vergrößerung sind keine inneren Makel zu sehen |
⇒ VVS 1: | very, very slightly inclusions (sehr, sehr geringfügig): Einschlüsse und/oder äußere Fehler sind nur sehr, sehr schwer unter 10-facher Vergrößerung zu erkennen |
⇒ VVS 2: | very, very slightly inclusions (sehr, sehr geringfügig): Einschlüsse und/oder äußere Fehler sind sehr schwer festzustellen unter 10-facher Vergrößerung |
⇒ VS 1: | very slightly inclusions (sehr geringfügige Einschlüsse): Einschlüsse und äußerliche Makel sind recht schwer unter 10-facher Vergrößerung wahrzunehmen |
⇒ VS 2: | very slightly inclusions (sehr geringfügige Einschlüsse): Einschlüsse und äußerliche Makel sind schwer unter 10-facher Vergrößerung zu sehen |
⇒ SI 1: | slightly inclusions (geringfügige Einschlüsse): Einschlüsse und äußere Defekte sind recht einfach unter 10-facher Vergrößerung zu identifizieren |
⇒ SI 2: | slightly inclusions (geringfügige Einschlüsse): Einschlüsse und äußere Defekte sind einfach unter 10-facher Vergrößerung, aber noch nicht mit bloßem Auge feststellbar |
⇒ P 1: | Piqué 1: Einschlüsse und äußerliche Fehler sind sehr einfach unter 10-facher Vergrößerung zu sehen. Der Diamant ist fehlerhaft, die Brillanz wird dennoch nicht gemindert. |
⇒ P 2: | Piqué 2: Einschlüsse und äußerliche Fehler sind mit bloßem Auge sehr einfach zu orten. Der fehlerhafte Diamant ist in der Brillanz schwach gemindert. |
⇒ P 3: | Piqué 3: die Einschlüsse sind von deutlich erkennbarer Größe, mit bloßem Auge auch ohne Vergrößerung wahrzunehmen. Die Brillanz ist deutlich gemindert. |
Wenn ein naturbelassener Rohdiamant zu einem facettierten Diamanten, z.B. im Brillantschliff, gearbeitet wird, gehen mit dem Schleifen viele Karat verloren. Der Verlust wird dennoch in Kauf genommen, denn der Anteil des perfekten Schliffs am Preis eines Diamanten beträgt bis zu 40 %.
Bei der Bewertung der Qualität eines Schliffs werden die Proportionen der Facetten, die Anzahl der Facetten wie auch die Facetten per se betrachtet. Fehlende oder zusätzliche Facetten, sich überschneidende Facetten oder abgeschnittene Facetten wirken sich wertmindernd aus. Nur Facetten, die in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen, lassen die Brillanz, das Feuer bzw. die Dispersion der Diamanten, optimal wirken.
Bewertet wird die Qualität des Schliffs wie folgt:
Das Gewicht von Diamanten und anderen Edelsteinen sowie Mineralien wird in der Einheit Karat (Abkürzung K oder ct.) angegeben. Ein Karat entspricht einem Gewicht von 0,2 Gramm.
Der Wert 0,2 Gramm ist seit 1907 gültig, nachdem das Comité International des Poids et Mesures (CIPM – Internationales Komitee für Maß und Gewicht) aufgrund weltweit unterschiedlicher Angaben von Land zu Land festgelegt hat, dass ein Karat soviel wiegt wie das Gewicht des Samens vom Johannisbrotbaum.
Der Begriff Bullion stammt aus dem Vokabular der Börse und bezeichnet Anlagemünzen, mit denen an den Börsen auf aller Welt spekuliert wird und die Gültigkeit als Anlageobjekt besitzen.
Mit dem Diamant Bullion (englisch: Diamond Bullion) hat Singapore Diamond Mint am 2. Oktober 2017 ein Produkt gelauncht, das an der Börse in Singapur gehandelt werden kann.
Genau wie Anlagemünzen ist das Diamant Bullion ein greifbares Produkt. Das Diamant Bullion ist in Form einer Kreditkarte gehalten, die es in Gold, Silber und Bronze gibt. Die Farbe der Karte steht jeweils für eine bestimmte Wertigkeit der enthaltenen Diamanten.
In einem Sichtfenster, das in die Karte eingelassen wurde, befinden sich geschliffene Diamanten, wobei die Anzahl der Diamanten mit der Farbe der Karte variiert. Um Betrug und Nachahmungen zu umgehen, wurden die Karten fälschungssicher designt und hergestellt. Das Sichtfenster mit den Diamanten ist bruchsicher und stoßfest mit Saphirglas versehen und auf jeder Diamant Bullion-Karte befindet sich eine registrierte Seriennummer.
Diamanten sind bisher nicht börsennotiert. Mit Beginn des Jahres 2018 ändert sich das und man kann Diamanten Bullions erwerben.
Der Preis für ein Diamant Bullion, das erstmals am 2. Oktober 2017 präsentiert wurde, schwankt zwischen 100.000 und 200.000 US-Dollar. Ausschlaggebend für den Preis des Diamant Bullions ist die Qualität der Diamanten.
Allerdings entspricht nicht jeder Diamant den Kriterien des Diamant Bullions. In Kooperation mit dem weltgrößten Diamantenhändler und -produzenten De Beers aus Luxemburg und Alrosa, ebenfalls ein Diamantenproduzent von hoher Bedeutung (90 % aller in Russland zutage geförderten Diamanten gehen auf das Konto des 1992 in Russland gegründeten Unternehmens), wurden die Bedingungen festgelegt, welche Diamanten den internationalen Börsenstandards gerecht werden.
Man beschränkt sich zwecks Vergleichbarkeit auf den Handel mit Diamanten einer Größe von 1 bis 2 Karat, die den Top 5 der Reinheit (FL, IF, VVS 1, VVS 2, VS 1) und Farbe (D, E, F, G, H) entsprechen. Andere Diamanten, vor allem größere Diamanten, werden nicht erfasst.
Zusätzlich sind alle Diamanten mit einer Expertise versehen, dass es sich um echte Diamanten und nicht um Imitationen aus bspw. Zirkonia oder falsche Diamanten handelt.
Die Entwickler des Diamant Bullions blicken optimistisch in die Zukunft, da der Handel mit Diamanten an der Börse im Bezug auf die Wertbeständigkeit des Minerals eine sichere und rentable Anlage verspricht. Zudem wird mit den einheitlichen Preisstandards Transparenz in Sachen Preisgestaltung versprochen.
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Quellen:
⇒ www.diamondmint.com
⇒ www.bloomberg.com - Forget Gold, This Exchange Says Diamonds Could Be a Great Safe Haven
Letzte Aktualisierung: 28. Oktober 2022