Bei einer kleinen Umfrage mit dem Titel „Was sind die bekanntesten Edelsteine?“, durchgeführt von www.steine-und-minerale.de, wurden von allen Befragten immer wieder Edelsteine genannt, die in der Schmuckbranche zu den Großen Vier zählen: Diamant, Rubin, Saphir und Smaragd.
Woher der Begriff die Großen Vier stammt, wer ihn prägte und zu welchem Zeitpunkt, ist nicht überliefert. Literaturrecherchen ergaben, dass die Großen Vier Edelsteine erstmals Mitte des 20. Jahrhunderts erwähnt und dabei stets im Zusammenhang mit Schmuck genannt wurden.
Hinter dem Namen die Großen Vier steht ein Quartett von Edelsteinen, die seit jeher als besonders wertvoll, begehrt und schön gelten: Diamant, Rubin, Saphir und Smaragd.
Vier Edelsteine, die nicht nur in königliche oder kaiserliche Juwelen eingefasst wurden, sondern auch Reliquienschmuck zieren. Stichwort Kardinalssteine: Edelsteine, die im biblischen Kontext zu finden sind und neben den Großen Vier zusätzlich die violette Quarz-Varietät Amethyst einschließen.
Dass Diamanten, Rubine, Saphire und Smaragde einen derart hohen Bekanntheitsgrad genießen, hängt nicht zuletzt mit der Symbolik der Steine zusammen. Diamanten stehen für die Ewigkeit, rote Rubine werden mit der Farbe der Liebe assoziiert. Das Grün von Smaragd symbolisiert Hoffnung und der blaue Saphir wird mit Treue und Weisheit in Verbindung gebracht.
Aber weshalb sind ausgerechnet diese vier Edelsteine so bekannt?
Edelsteine werden seit vielen Jahrhunderten abgebaut und verarbeitet. Im Laufe der Zeit wurde der Abbau durch innovative Technologien modernisiert und die Menge der zutage geförderten Edelsteine gesteigert. Auch die Bearbeitung der Steine änderte sich. Wurden Edelsteine jahrelang per Hand geschliffen, kommen nun laserbetriebene Techniken hinzu.
Was aber bleibt ist die Tatsache, dass unter allen bislang entdeckten und bekannten Mineralien einige Steine besonders selten sind. Ein Merkmal, das den Status eines Edelsteins definiert, ist die Seltenheit – kombiniert mit der Schönheit, die durch Glanz, Reinheit und Qualität der Farbe bewertet wird, sowie die Mohshärte. In der Mineralogie werden Mineralien in einem 10-stufigen System erfasst, das die Mineralien in sehr weiche (1) bis sehr harte (10) Mineralien einteilt. Als Edelsteine werden demnach nur Mineralien bezeichnet, deren Mohshärte höher als 7 ist. Alle anderen Steine werden als Schmucksteine, früher Halbedelsteine, geführt. Teilweise werden auch Mineralien mit einer geringeren Härte als Edelstein gewertet, insofern die Seltenheit als Kriterium überwiegt.
Dass die Härte von hoher Bedeutung ist, hängt mit der Langlebigkeit und „Verletzlichkeit“ der Steine zusammen. Weichere Mineralien, die in Ringe, Ketten oder Ohrringe eingesetzt werden, neigen dazu, leichter zu zerkratzen oder abzubrechen. Bei harten und sehr harten Mineralien minimiert sich das Risiko beschädigter Kristalle.
Die Abbaustätten der Großen Vier sind nahezu auf dem ganzen Globus verteilt, sodass das Kriterium Seltenheit auf den ersten Blick in Frage gestellt werden könnte. Allerdings ist die Ausbeute in vielen Fällen trotzdem gering, die Steine von geringem Karatgewicht als dass diese für die Herstellung von Schmuck interessant sind oder die Qualität entspricht nicht den marktüblichen Vorstellungen. Sei es, weil Einschlüsse von Fremdmineralien, Gasen oder Flüssigkeiten die Reinheit beeinträchtigen oder die Farbe zu hell, zu dunkel oder ungleichmäßig verteilt ist.
Auch wenn es diverse Verfahren gibt, die Qualität von Edelsteinen zu korrigieren oder zu optimieren, gelten naturbelassene Edelsteine wie aus dem Lehrbuch als das Nonplusultra.
Edelstein | Mohshärte | Optimale Farbe | Schönheitsbehandlung |
---|---|---|---|
Diamant | 10 | Hochfeines Weiß | HPHT: Hochdruck-Hochtemperatur-Verfahren |
Saphir | 9 | Kräftiges Kornblumenblau | Brennen zur Farboptimierung |
Rubin | 9 | Blaustichiges Rot Pigeon Blood Ruby | |
Smaragd | 7,5 bis 8 | tiefgrün |
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Dennoch werden bei einigen „Fehlern“ der Großen Vier Abstriche gemacht.
Die Bandbreite der Farbe von Diamanten ist alles andere als nur weiß bzw. farblos. Farbige Diamanten, sog. Fancy Diamonds, erstrahlen in gelb, braun, grün, rosa, rot, violett, blau, grau und schwarz.
Die Ursache hinter jeder Farbe ist eine andere, aber bei rosa Diamanten ist sie augenscheinlich. Das Rosa ist eine Folge von lamellenartigen Strukturen im Kristall, an denen das Licht gebrochen und reflektiert wird. Je mehr Lamellen, desto intensiver ist das Rosa, weshalb diese Unreinheiten zugunsten der Farbintensität in Kauf genommen werden.
Ähnlich verhält es sich mit Smaragd. Wenn ein lupenreiner Smaragd zum Kauf angeboten wird, ist dieser entweder behandelt oder unecht. Denn entstehungsbedingt enthält der grüne Edelstein viele kleine Einschlüsse, die in der Gemmologie Jardin – Garten genannt werden. Eine treffende poetische Bezeichnung für die wie kleine Ästchen oder moosähnliche Zeichnungen aussehenden Störungen im Kristall. Für die Ermittlung des Werts ist deshalb neben der typischen smaragdgrünen Farbe die Art und Anzahl der Jardins ausschlaggebend.
Und auch Saphire und Rubine mit Einschlüssen sind nicht per se weniger wertvoll. Das beste und teuerste Beispiel sind Sternrubine und -saphire, auf deren Kristalloberfläche sich ein vier- oder sechsstrahliger Stern präsentiert – bedingt durch Inklusionen von sich überlagernden Kristallnadeln des Minerals Rutil.
Parallel zu den klassischen Großen Vier haben sich in den letzten Jahren weitere Edelsteine auf dem Schmuckmarkt einen Namen gemacht. Steine, die erst in der jüngsten Vergangenheit entdeckt wurden, von außergewöhnlicher Farbe sind und deren Seltenheit den Preis in die Höhe schnellen lässt. Einige dieser Edelsteine warten jetzt schon mit exklusiven Preisen auf und werden in Zukunft tatsächlich noch mehr an Wert gewinnen, weil die seltenen Ressourcen bereits heute nahezu erschöpft sind.
Die Neuentdeckungen und auch längst bekannte Edelsteine ergänzen das Repertoire der beliebtesten Edelsteine in allen Farben des Regenbogens.
Edelstein | Farbe |
---|---|
Alexandrit | grün unter Sonnenlicht, rot unter Kunstlicht |
Aquamarin | meerwasserblau |
Blautopas | himmelblau, schweizerblau und petrolblau |
Demantoid | smaragdgrün, gelbgrün |
Grandidierit | blaugrün bis dunkelgrün |
Fancy Saphir | schwarz, grau, braun, violett, pink, grün, gelb und orange |
Kunzit | rosa bis pink |
Mandarin-Granat | orange |
Morganit | lachsfarben |
Opal | regenbogenfarben |
Padparadscha-Saphir | lotusblütenfarben, rosa-orange |
Paraiba-Turmalin | smaragdgrün, mintgrün, blaugrün, türkis, dunkelviolett |
Patroke-Kunzit | violettstichiges Pink |
Petalit | farblos, gelblich, rötlich, grünlich oder gelblich |
Rubellit (Turmalin) | himbeerrot bis purpurrot |
Spinell | orange, rosa und rot bis hin zu violett, blau, grün, braun sowie schwarz |
Tansanit | dunkles Blau |
Tsavorit | lindgrün, blaugrün und gelbgrün |
Zultanit | Tageslicht: hellgrün, gelbgrün Kunstlicht: rosa, hellbraun, beige |
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Quellen:
⇒ www.welt-der-edelsteine.juwelo.de - Die Großen Vier bei AMAYANI
⇒ Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine: Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke
⇒ Gopnik, A. (1988): Breakfast at Tiffany's. IN: The New Yorker. Issue 64
Letzte Aktualisierung: 22. Februar 2024