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Taubenblutrubin - Pigeon´s Blood Ruby



Saphir, Smaragd und Rubin – drei Edelsteine, von denen (fast) jede oder jeder, auch ohne Mineralogiestudium, weiß, welche Farben für diese Mineralien typisch sind. Alle drei Edelsteine eint die Gemeinsamkeit, dass der Name einen Hinweis auf die Farbe enthält. Saphire sind blau, Smaragde sind grün und Rubine sind der Inbegriff eines roten Edelsteins. Dass die Farbe von Rubin nicht vom immergleichen Rot ist, beweist die Vielfalt der Rottöne, unter denen sich eine Nuance als das Nonplusultra herauskristallisiert hat: Pigeon´s Blood Ruby – Taubenblutrote Rubine.



Rubin =Roter Korund

Die Mineralogie definiert Rubine als die rot gefärbte Varietät der Korundgruppe. Das heißt: Rubin ist chemisch mit blauem Saphir und farblosem Leukosaphir verwandt. Chemisch betrachtet handelt es sich bei Korund um Oxidminerale, die aus Aluminiumoxid (Al2O3) bestehen.
Was Rubin und Saphir dahingegen voneinander unterscheidet, ist der Ursprung der Farbe. Während Saphir im Kristallgitter eingebautes Eisen und Titan enthält, entsteht das Rot von Rubin durch Chrom und Eisen.

Eine Gemeinsamkeit aller Korundmineralien ist die Gestalt der Kristalle im naturbelassenen Zustand: kleine Tönnchen, Säulen oder Pyramiden, die von glasartigem bis diamantenem Glanz sind und abhängig von möglichen Einschlüssen von Fremdkristallen, Luftbläschen oder Wachstum-/Heilungsrissen von undurchsichtiger, durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz sind.

Den Zusatz Edelstein haben sich Rubine nicht nur wegen ihrer Schönheit und Seltenheit verdient, vor allem die Härte ist es, was Edelsteine auszeichnet.
In der Mineralogie werden alle der weltweit über 5300 bekannten Mineralien nach in zehn Härtegrade unterschieden; beginnend von sehr weichen Mineralien der Härte 1, zum Beispiel Talk, aufsteigend bis sehr hart, Mohshärte 10, repräsentiert durch Diamanten. Rubine gehören mit einer Mohshärte 9 zu den härtesten Mineralien der Welt. Lediglich Diamanten sind noch härter.



Die Farbe von Rubinen

Rubine sind nicht nur einfach rot. Bei genauerer Betrachtung kann das Rot von Rubinen Nuancen aufweisen, die ins Braune, Blaue oder Violette gehen, die mit dem Gehalt des farbgebenden Chroms oder Eisens erklärt werden. So lassen beispielsweise braunstichige Rubine auf einen erhöhten Eisenwert schließen.

In vielen Fällen wird der Farbe von Rubinen künstlich nachgeholfen. Durch vorsichtiges Erhitzen ist es möglich, die Farbe zu intensivieren bzw. abzudunkeln oder farblich ungleichmäßigen Rubinen zu einem einheitlichen Rot zu verhelfen.


Pigeon´s Blood Ruby – Taubenblut-Rubin

Ein Blick in die historische Literatur zum Thema Mineralien zeigt, dass der Begriff Pigeon´s Blood Ruby ca. Mitte des 19. Jahrhunderts aufkam und vorrangig von US-amerikanischen Juwelieren verwendet wurde, um die Farbqualität zu betonen.

Pigeon´s Blood Ruby wird aus dem Englischen mit Taubenblutrubin übersetzt, da diese spezielle Rotnuance in der Vergangenheit mit den Bluttropfen von Tauben verglichen wurde. Später wurde der Begriff auch im Deutschen übernommen, sodass historische Mineralogen teilweise auch von Taubenblut-Rubin oder taubenblutroter Rubin sprechen.

In Frankreich war stattdessen die Rede vo "Sang de boeuf" - Ochsenblut, während Aussagen des Juweliers Eugen Friedeberg aus dem Jahr 1894 zufolge in Deutschland keine "Tierblutfarbe" gewählt wurde, um die wertvollste Farbe von Rubinen zu umschreiben.

Eine der ältesten Definitionen der Farbe Taubenblut findet sich bei Karl Karmarsch (1803 bis 1879), der Taubenblutrot als den "reinen und tief rothen Farbton ohne die nicht seltene, bläuliche oder gelbliche Nuance" definiert.

Lange Zeit galt Birma bzw. Burma, das heutige Myanmar, als weltweit einziges Vorkommen, das Taubenblutrubine produzierte. Mittlerweile hat der südostasiatische Rubin Konkurrenz bekommen, insofern Rubine aus Montepuez/Mosambik ebenfalls in dem begehrten Farbton vorkommen, genau wie in Tansania und Vietnam Pigeon´s Blood Rubine gefunden werden.


Der teuerste Taubenblut-Rubin der Welt

Unter allen Rottönen, die für Rubine typisch sind, werden reinrote Rubine zu Höchstpreisen gehandelt - vor allem dann, wenn die Farbe von Pigeon´s Blood-Rubinen naturbelassen und unbehandelt ist, sodass ein Preis zwischen 15.000 und 75.000 Euro pro Karat (= 0.2 Gramm) durchaus üblich ist.
Da taubenblutrote Rubine sehr gefragt sind, werden blaßrote Rubine oftmals nachträglich veredelt, um den beliebten Farbton zu erzeugen. Einen entsprechenden Hinweis, dass einen Behandlung des Stein erfolgt ist, erhält man beim Kauf des Rubin in Form eines Expertise/eines Gutachtens.

Der teuerste, taubenblutrote Rubin der Welt trägt den Namen Sunrise Ruby. Und wie könnte es anders sein? Der rote Edelstein stammt aus Myanmar. Eingefasst in einen Ring und verziert mit Diamanten wurde der wertvolle Sunrise-Rubin im Jahr 2015 für 30,42 Mio. US-Dollar versteigert. Das Gewicht des Sunrise Rubins: 25,59 Karat, was einem Gewicht von 5,118 Gramm entspricht und bedeutet, dass ein Karat dem Wert von 1,18 Mio. US-Dollar entspricht.


Rubinrote Mineralien

Im Reich der Mineralien existieren neben Rubinen zahlreiche Mienralien, deren Rot dem Pigeon´s Blood Ruby ähnelt; allen voran Almandin und Pyrop – zwei Vertreter der Granatgruppe, Spinell, HyazinthRubellit/Turmalin, Alexandrit, Cuprit, Erythrin oder Feueropal. Synthesen aus Glas, Strass oder Zirkonia können ebenfalls im Farbton Taubenblutrot hergestellt werden, sind aber leicht aufgrund der geringeren Härte und dem Preis von echten Taubenblutrubinen zu erkennen.


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Quellen:
  • Karmarsch, K. (1879): Rubin. IN: Technisches Lexikon für Gewerbe und Industrie
  • Merck, K. (1884): Rubin. IN: Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe. Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
  • Gordon, R. (1888): On the Ruby Mines near Mogok, Burma. IN: Proceedings of the Royal Geographical Society and Monthly Record of Geography
  • Friedeberg, E. (1894): Über Edelsteine und Perlen. IN: Zeitschrift für deutsche Sprache. Band 8
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Schumann, W. (2009): Ruby. IN: Gemstones of the World

Letzte Aktualisierung: 8. April 2024



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