Zwei Mineralien – eine Farbe, die sich zum Verwechseln ähnlich sieht. Ein Vergleich von Blautopas und Aquamarin.
Die Mineralien Aquamarin und Blautopas können auf den ersten Blick leicht miteinander verwechselt werden, was nicht zuletzt an der Ähnlichkeit der Farbe, Reinheit und des Glanzes liegt. Obendrein finden bei beiden Mineralien dieselben Schliffe Anwendung.
Aus Sicht der Mineralogie handelt es sich bei Aquamarin und Blautopas jedoch um zwei völlig verschiedene Mineralien.
Während der Name Blautopas "nur" eine genauere Beschreibung der Farbe von Topas und eine Erfindung der Schmuckbranche ist, steht hinter dem Namen Aquamarin eine Varietät von Beryll. Die Beryllgruppe umfasst neben Aquamarin auch die Mineralien Goldberyll/Heliodor, Rosterit, Vorobyevit, Smaragd, Morganit, Goshenit, Bixbit/Roter Beryll, die sich in puncto Farbe und farbgebender Elemtente voneinander unterscheiden.
Eigenschaft | Aquamarin | Blautopas |
---|---|---|
Chemische Zusammensetzung | Al2Be3(Si6O18) | Al2(F,OH)2SiO4 |
Mineralklasse | Silikatmineral | Silikatmineral |
Farbe | hellblau, grünblau | hellblau, mittelblau, petrolblau |
Strichfarbe | weiß | weiß |
Glanz | glasartig | glasartig |
Transparenz | durchsichtig, durchscheinend bis undurchsichtig | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | spröde, muschelig | muschelig-spröde |
Spaltbarkeit | unvollkommen | vollkommen |
Mohshärte | 7,5 bis 8 | 8 |
Dichte | 2,63 bis 2,91 g/cm³ | 3,53 bis 3,56 g/cm3 |
Kaum einem anderen Mineral wird mehr Ähnlichkeit mit Aquamarin zugeschrieben wie Blautopas. Der Vergleich beider Mineralien miteinander liegt nahe. Dass helle Blau des Aquamarins gleicht dem Blauton von Blautopasen – im Idealfall.
Naturbelassener Aquamarin ist – wie die Bedeutung des aus dem Lateinischen stammenden Namen „Wasser des Meeres“ verrät – von hell- bis mittelblauer Farbe, teilweise auch mit einem Stich in Grüne gehend.
Die Ursache für das typische Aquamarinblau ist zweiwertiges Eisen im Mineral. Mitunter wird der Farbe nachgeholfen, indem farblich blasse Aquamarine durch das sog. Brennen (Erhitzen bei ca. 400 °C) intensiviert oder Unreinheiten korrigiert werden. Ebenso können durch das Brennen gelbliche oder grünliche Nuancen entfernt werden.
Hinter dem Namen Blautopas verbirgt sich blaue Variante des Minerals Topas, der sowohl farblos wie auch in zahlreichen Farben vorkommt. Blaue Topase sind unter allen Topasen diejenigen mit der höchsten Seltenheit.
Um der Nachfrage nach dem blauen Mineral gerecht werden zu können, werden die meisten der im Handel angebotenen Blautopase farblich behandelt. Mittels Erhitzen und abschließender Bestrahlung mit Gamma- oder Elektronenbestrahlung werden weißblaue oder gelbe Topase in den gewünschten blauen Farbton gebracht. Laut den Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) geht von derart bestrahlten Schmucksteinen dennoch keine gesundheitliche Gefährdung aus.
Anders als beim Aquamarin ist das Blau von Blautopas genau skaliert, da der Farbe eine technische Erzeugung zugrunde liegt und drei genau definierte Farben üblich sind. Abweichungen der standardisierten Farben sind nicht üblich; im Gegensatz zu Aquamarin, dessen Farbe trotz möglicher Farbbehandlung von charakterlicher Einzigartigkeit ist.
Die drei Blaunuancen von Blautopas
Aquamarin und Blautopas einzig aufgrund der Farbe zu unterscheiden, ist sehr schwer. Lediglich die dunkleren Nuancen von Blautopasen sind bei Aquamarinen nicht bekannt.
Wobei! Eine Ausnahme hält die Natur parat: tiefblauer Maxixe-Aquamarin, der farblich durchaus mit London Blue Topas konkurriert.
Die Frage, ob die Farbe das Ergebnis einer nachträglichen Behandlung ist, erfährt man in vielen Fällen beim Kauf. Mineralien, deren Farbe durch Brennen oder Bestrahlung verändert oder erzeugt wurde wie "Aquamarin gebrannt" oder "Blautopas bestrahlt", müssen gekennzeichnet werden, beispielsweise im Rahmen des Zertifikats, das die Echtheit des Steins bescheinigt.
Eine weitere Gemeinsamkeit von Aquamarin und Blautopas ist die gleiche Art des Glanzes, der als glasartig beschrieben wird.
Daneben gleichen sich beide Mineralien in puncto Lichtdurchlässigkeit der Kristalle.
Blautopas ist von durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz, Aquamarine kommen als augenreine, durchsichtige Kristalle vor, können aber auch von undurchsichtiger Transparenz sein.
Tatsächlich spielt hier die Frage nach einer möglichen Schönheitsbehandlung eine Rolle. Durch das Brennen werden infolge der Hitze Unreinheiten förmlich ausgeschmolzen, eventuelle Hohlräume zusammengeschmolzen.
Im direkten Vergleich haben Aquamarine an dieser Stelle das Nachsehen. Infolge der Entstehung enthalten die Kristalle oftmals zahlreiche Einschlüsse von Gasen oder Flüssigkeiten sowie Fremdmineralien wie Glimmer oder Rutil, die sich in der Trübung der Aquamarinkristalle zeigen.
Vergleichbar ist auch die Mohshärte von Blautopas und Aquamarin. In der Mineralogie werden Mineralien in zehn Härtegrade unterschieden, beginnend von sehr weich – Mohshärte 1, bspw. Talk – aufsteigend zum härtesten Mineral der Welt – Mohshärte 10, Beispiel Diamant.
Sowohl Aquamarin wie auch Blautopas rangieren gleichauf mit einer Mohshärte 8 und erreichen damit das Maß der Edelsteinhärte.
Wenn ein Mineral zerbricht, zeigt sich an der Bruchstelle sowie im Bruchverhalten ein charakteristisches Muster, das von Mineral zu Mineral variiert. Der Bruch und die Bruchstellen von Aquamarin und Blautopas sind gleichermaßen spröde und muschelig.
Der größte Unterschied zwischen Aquamarin und Blautopas ist die chemische Zusammensetzung der beiden blauen Edelsteine.
Aquamarin Al2Be3(Si6O18) versus Blautopas Al2(F,OH)2SiO4.
Blautopas hat mit einer Dichte von 3,53 bis 3,56 g/cm3ein wesentlich höheres Gewicht als Aquamarin mit 2,63 bis 3,56 g/cm3.
Aquamarin kristallisiert dem hexagonalen Kristallsystem folgend und bildet tönnchen- oder säulenförmige Kristalle mit sechseckigem Grundriß. Die Rohkristalle von Blautopas sind ebenfalls säulig oder nadelförmig, weisen aber als Mineral des orthorhombischen Kristallsystems zusätzlich Merkmale prismatischer, an den Enden spitz zulaufender Kristalle auf.
Aquamarine reihen sich seit Jahrhunderten in die Riege der beliebtesten Edelsteine ein, die ihren Preis haben. Vor allem Steine mit brillanten und naturbelassenen Farben werden zu astronomischen Preisen gehandelt. Hinzu kommt der Faktor Reinheit. Viele Aquamarine erscheinen aufgrund von Einschlüssen von Gasen, Flüssigkeiten oder anderen Mineralien milchig-opak. Solche Steine werden im Glattschliff gehalten, um die Farbe zu betonen, während lupen- und augenreine Exemplare mit Facettenschliffen versehen werden, um die Farbe und den klaren Charakter der blauen Steine hervorzuheben.
Der Wert von Blautopasen hingegen ist im direkten Vergleich deutlich geringer. Der Edelsteinmarkt wird derzeit regelrecht mit blauen Topasen überschwemmt; Blautopas als ein Massenprodukt, dessen in den meisten Fällen das Ergebnis einer Farbbehandlung ist. In der Anfangsjahren, in den 1970er Jahren, als die ersten farbbehandelten Blautopase aufkamen, galten blaue Topase als eine luxuriöse Kostbarkeit. Eine Tatsache, die heute nur noch für die seltenen natürlich gefärbten Blautopase gilt.
Aquamarin und Blautopas anhand der optischen Merkmale zu unterscheiden, ist nahezu unmöglich, insbesondere wenn beide Mineralien von dem für Aquamarine typischen hellen Blau sind. Sind die Steine zudem geschliffen und in Schmuck eingefasst, ist der Vergleich aufgrund der Form der Kristalle unmöglich. Die Bestimmung der Zusammensetzung mittels Spektrometer im Labor sowie die Ermittlung der Dichte sind die besten Möglichkeiten, die Echtheit zu prüfen.
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Quellen: