Lasurit
englisch: lazurite | französisch: lazurite
Lasurit = Blauer Stein
Viele Jahre, bevor das Mineral den heutigen Namen Lasurit erhielt, wurde der Stein in den Mineralogiebüchern unter dem Eintrag Lasurstein geführt. Bei der Namensgebung bezog sich der Mineraloge Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) auf die lasurblaue Farbe des Minerals, wobei der Begriff Lasur aus dem Persischen stammt und mit blauer Stein übersetzt wird.
1855 führte der Geologe Carl Friedrich Naumann (1797 bis 1873) in seinem Werk „Elemente der Mineralogie“ den Namen Lasurit ein, wenngleich die Bezeichnung Lasurit nicht unbekannt war, insofern auch andere blaue Mineralien vormals als Lasurit bezeichnet wurden, wie bspw. Azurit – siehe „Azurit/Kupferlasur“ bei Kobell, 1853.
Eigenschaften von Lasurit
Lasurit ist ein Silikatmineral bestehend aus (Na,Ca)8[S2|(AlSiO4)6], das im Speziellen zur Gruppe der Foide zählt, die neben Lasurit auch die Mineralien Analcim, Afghanit, Cancrinit, Haüyn, Kalsilit, Leucit, Nephelin, Nosean, Sodalith, Tugtupit und Vishnevit umfasst.
Wie schon erwähnt, enthält der Name Lasurit einen Hinweis auf die Farbe des Minerals: blau. Die meisten Exemplare sind von ultramarinblauer Farbe, können aber auch dunkelblau oder mit einem Stich ins Violette oder Grüne gehen, oder mit den Worten des Geologen und Mineralogen Heinrich Fischer (1868), zeichnet sich Lasurit durch eine "tiefultramarinblaue und andere lichtere, etwa himmelblaue, fast etwas ins grünliche ziehende" Farbe aus. Sein Kollege James Dwight Dana (1813 bis 1895) verwendet als Farbbeschreibung der Terminus "Berlin-blue" - Berliner Blau: ein tiefblauer, reiner und kräftiger Blauton, ohne einen Hauch von Violett, Rot oder Grün.
Der Ursprung des charakteristischen Blautons von Lasurit liegt laut dem Geologen und Mineralogen Gustav Leonhard (1816 bis 1878) in den Schwefelgehalten des Minerals begründet. Er beschreibt Lasurit als "mit Schwefel imprägnierter Lasurstein", wobei der Schwefel via Sublimation bzw. "unter dem Einfluß von Schwefeldämpfen" das anfangs zunächst farblose Mineral "blau, grün und violett" eingefärbt wird.
Farblich ist Lasurit Azurit sehr ähnlich.
Die Strichfarbe ist hellblau, d.h., wenn Lasurit über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird, erscheint ein hellblauer, pulverisierter Abrieb.
Lasurit kristallisiert im kubischen Kristallsystem und bildet würfelige, dodekaedrische (zwölfflächige) oder oktaedrische (achtflächige bzw. vierseitige Doppelpyramiden) aus. Die Aggregate sind entsprechend körnig oder massig-kompakt.
Lasurit ist von mattem bis fettigem Glanz, die Transparenz ist durchscheinend bis undurchsichtig. Weiterhin zeichnet sich Lasurit durch einen muscheligen bis spröden Bruch sowie eine unvllkommene Spaltbarkeit aus.
Die Mohshärte von Lasurit beträgt 5 bis 5,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 2,3 bis 2,5 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Lasurit
Lasurit ist ein Mineral metamorphen Ursprungs und entsteht im Zusammenhang mit der Kontaktmetamorphose von kalkhaltigen Gesteinen.
Dabei verändern magmatische Schmelzen infolge der Hitze und Zufuhr von Agentien die bereits bestehenden Gesteine und Minerale, so dass strukturell und chemisch neue Minerale als Resultat hervorgehen. Deshalb ist Lasurit unter anderem als gesteinsbildendes Mineral in Marmor zu finden – einem kalkhaltigen Gestein, das durch Metamorphose entstanden ist, ist aber auch mit einer Reihe von weiteren Mineralen wie Pyrit, Dolomit, Quarz, Andesin, Bystrit, Nephelin, Forsterit, Haüyn, Diopsid, Calcit, Phlogopit und Muskovit/Glimmer vergesellschaftet.
Die Vorkommen von Lasurit sind auf wenige Fundorte weltweit verbreitet und zählt zu den selteneren Mineralen. Im Vergleich dazu sind beispielsweise mehr Abbaugebiete von Diamanten bekannt. Nennenswerte Fundorte von Lasurit befinden sich zum Beispiel in Schweden, Italien, Russland - der Mineraloge und Geologe Heinrich Fischer (1817 bis 1886) konkretisiert die Fundorte "vom Baikalsee und von der Bucharei", im Speziellen entlang der "Flüsschen: Sludjanka, Talaja und Bystraja", die in den Baikalsee münden, Tadschikistan, Grube von Ladjuar Medam nahe Sar-e-Sang im Nordosten von Afghanistan, Burma, Chile, Kanada sowie in den USA.
Verwendung und Bedeutung von Lasurit
Die Mineralogen Waldemar Christofer Brøgger (1851 bis 1940) und Helge Bäckström (1865 bis 1932) nannten Lasurit in ihren Aufzeichnungen "Die Mineralien der Granatgruppe" ein "hübsches Mineral", das ein "geschätzter Edelstein" war und lange Zeit als ultramarinblaues Pigment in der Malerei Verwendung fand, bis Lasurit von künstlichem Ultramarin abgelöst wurde.
Daneben wurde Lasurit "wegen seiner schönen Farbe zu allerlei Geschmeide und Ornamenten verarbeitet" (Naumann; 1855), wie bspw. "Luxus-Gegenstände, zu Nadel- und Ringsteinen, zu Uhrengehäusen, Urnen, Vasen, zur sogenannten Mosaik" (Leonhard; 1860).
Heute ist Lasurit vor allem als Schmuckstein von Bedeutung, wobei Lasurit aus Afghanistan als qualitativ am hochwertigsten einzustufen ist. Mitunter wird Lasurit im Handel als Lapislazuli ausgegeben, da Lasurit und Lapislazuli oft am gleichen Ort vorkommen und abgebaut werden.
Doch im Unterschied zu Lasurit handelt es sich bei Lapislazuli um ein Gestein. Gesteine sind der Definition zufolge aus mehreren Mineralen zusammengesetzt; namentlich sind es bei Lapislazuli Lasurit, Haüyn, Calcit, Diopsid, Muskovit, Sodalith, Pyrit, Afghanit sowie Amphibole und Feldspäte.
Nachweis von Lasurit
Lasurit ist in Salzsäure löslich, wobei gleichzeitig der Geruch nach Schwefel freigesetzt wird.
Auch interessant:
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Quellen:
- Naumann, C. F. (1855): Lasurstein, Werner, oder Lasurit. IN: Elemente der Mineralogie. 3. Auflage
- Kobell, F. v. (1858): Lasurit. IN: Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittelst einfacher chemischer Versuche auf trockenem und nassem Wege
- Leonhard, G. (1860): Lasurstein. IN: Grundzüge der Mineralogie
- Fischer, H. (1868): Lasurit. IN: Chronologischer Ueberblick über die allmälige Einführung der Mikroskopie in das Studium der Mineralogie, Petrographie und Paläontologie
- Brögger, W. C. und Bäckström, H. (1890): Die Mineralien der Granatgruppe. IN: Chemisches Zentralblatt. Band 2
- Dana, J. D. (1892): Lazurite. IN: The System of Mineralogy of James Dwight Dana. 1837-1868. Descriptive Mineralogy
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Okrusch, M. und S. Matthes (2013): Lasurit. IN: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke. BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
- www.mindat.org - Lazurite