Analcim
Analcim - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: analcime | französisch: analcime
Analcim - Ein Zeolithmineral
Im Jahr 1788 berichtet der Mineraloge Déodat de Dolomieu (1750 bis 1801) erstmals von dem Mineral Analcim. Auf einer Reise auf die Zyklopeninseln in Italien, östlich von Sizilien, fand er Lava, deren Hohlräume über und über mit einem bis dato unbekannten Zeolithmineral gefüllt waren: „Lave qui renferme une telle quantité de zéolite dure & transparente, que cette matiere paroît former la moitié de la masse“ - Lava, die so viel harten und transparenten Zeolith enthält, dass dieses Material scheinbar die Hälfte der Masse ausmacht.
Einige Jahre später, 1797, nahm sich René-Just Haüy (1743 bis 1822) jenem durchsichtigen, harten Zeolith an, den Dolomieu bei Catanea entdeckt hatte, und gab dem Mineral den Namen Analcim. Die Namensgebung – Stein ohne Kraft („Analcim, c´est-à-dire, sans vigueur“) begründet Haüy mit der Eigenschaft der geringen elektrostatischen Aufladung bzw. „weil das Fossil nämlich durch das Reiben nur schwach elektrisch wird“. Fossil nicht im Sinne einer Versteinerung, sondern der althergebrachten Bedeutung, dass in der Vergangenheit, alle Mineralien, Gesteine, Pflanzen(-teile) und Versteinerungen als Fossilien definiert wurde; lat. fossilare = ausgraben.
Eigenschaften von Analcim
Analcim zählt mit der chemischen Zusammensetzung Na(AlSi2O6) · H2O zur Mineralklasse der Silikate und ist im Speziellen Vertreter der Würfelzeolithe, wird ferner zusammen mit Afghanit, Cancrinit, Haüyn, Kalsilit, Lasurit, Leucit, Nephelin, Nosean, Sodalith, Tugtupit und Vishnevitauch den Foiden zugeordnet.
Die Farbe von Analcim variiert zwischen farblos, weiß, rosa, hellgelb bis hellgrau oder wie Haüy 1806 meinte: "wasserhell, mattweiß und fleischroth", wobei farbloser Analcim häufiger zu finden ist.
Die Strichfarbe ist weiß.
Analcim kristallisiert in verschiedenen Kristallsystemen: orthorhombisch, tetragonal und monoklin, weit häufiger kristallisiert Analcim im kubischen Kristallsystem. Typisch für Analcim sind würfelartige und isometrische Kristalle, die bis zu 4 cm groß werden können - daher auch die Bezeichnung Würfelzeolith oder Kubizit. Die Aggregate von Analcim sind massig oder körnig.
Analcim ist von glasartigem Glanz, die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend. Der Bruch des Zeolithminerals ist uneben bis muschelig, die Spaltbarkeit ist unvollkommen.
Die Mohshärte von Analcim beträgt 5 bis 5,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 2,2 bis 2,9 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Analcim
Analcim ist ein Mineral hydrothermalen Ursprungs, kann aber auch aus magmatischen Schmelzen hervorgehen und kristallisiert häufig in Blasenhohlräumen von Basalt aus. Ebenso möglich ist die Bildung über die Pseudomorphose nach Sodalith, Leucit und Nephelin.
Die Vorkommen von Analcim sind mit einer Reihe anderer Minerale vergesellschaftet, vor allem mit weiteren Zeolithen wie Gismondin, Natrolith, Chabasit und Philippsit, Apophyllit, Prehnit, Ägirin und Calcit.
Bedingt durch den Habitus der Kristalle kann Analcim durchaus mit einigen Mineralen der Granatgruppe, Faujasit, Leucit, Sodalith und Pollucit verwechselt werden.
Analcim ist weltweit verbreitet. Nennenswerte Fundorte befinden sich zum Beispiel im Süden und Südosten Grönlands; in Island; Färöer-Inseln; Nordirland; Westschottland; Wales und England; Südnorwegen; Södermanland und Smaland/Schweden; Halbinsel Kola und Kamtschatka/Russland; Westerwald, Eifel, Vogelsberg, Dillenburg, Haslach und Höwenegg, Fichtelgebirge sowie im erzgebirgischen Oberwiesental/Deutschland; am Berg Pollux/Schweiz; Steiermark, Kärnten, Burgenland und Niederösterreich/Österreich; Tschechien; Slowakei; Italien; Türkei; Nordafrika; Namibia; Südafrika; Madagaskar; Indien; Japan; Ost- und Südostaustralien; Neuseeland; Argentinien; Brasilien; USA und Kanada.
Recht attraktive Analcimkristalle finden sich in Leucititen des Somma-Vesuv-Komplexes in Italien.Dort bilden sie in der Regel farblose, halbrunde Komplexe aus, die oft in Drusen wachsen. Gelegentlich finden sich Paragenesen mit Thomsonit oder Philippsit.
Verwendung und Bedeutung von Analcim
Wie viele andere Zeolithe wird auch Analcim als Filter eingesetzt. Der Grund dafür ist die hohe Kationenaustauschkapazität der Zeolith-Gruppe (weitere Informationen dazu, siehe: Zeolithe – Minerale im Einsatz gegen Radioaktivität).
Nachweis von Analcim
Analcim ist in Salzsäure löslich und setzt bei Erhitzung im geschlossenen Röhrchen das in den Kristallen enthaltene Kristallwasser in einem kontinuierlichen Strom frei. Zudem schmilzt Analcim in der Flamme schnell und färbt diese der Natriumgehalte wegen gelb ein.
Auch interessant:
Quellen:
- Dolomieu, D. (1788): Mémoire sur les Iles Ponces, et Catalogue raisonné des produits de l'Etna; pour servir à l'histoire des volcans: suivis de la description de l'éruption de l'Etna, du mois de juillet 1787
- Haüy, R. J. (1797): Analcime, c'est-à-dire. sans vigueur. IN: Journal des Mines. Band 5
- Haüy, R.-J. (1806): Analcim. IN: Lehrbuch der Mineralogie
- Kenngott, G. A. (1854): Analcim. IN: Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschunghen im Jahre 1852
- Leonhard, G. v. (1878): Analcim. IN: Katechismus der Mineralogie
- Ben-Saude, A. (1881): Ueber den Analcim
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
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