Milchquarz
Milchquarz, Schneequarz und Quarzum lacteum
Der Name Milchquarz wird in der mineralogischen Literatur erstmals im Jahr 1750 erwähnt. Der schwedische Mineraloge Johan Gottschalk Wallerius (1709 bis 1785) beschreibt im Kapitel „Quarzarten“ unter der Überschrift „Milchadericher Quarz“ Milchquarz folgendermaßen: „... sieht wie fette Milch aus, die mit Wasser aufgespühlet, und nicht genug vermenget ist“.
Johann Daniel Denso (1708 bis 1795; Naturwissenschaftler) charakterisiert 1754 in einer Aufzählung der Quarze „weisser Kiesel, Quarzum lacteum“ das Mineral als „halbdurchsichtig und milchfarben“.
Bis sich der Name Milchquarz durchsetzen konnte, waren vor allem lateinsche und französische Begriffe für Milchquarz und auch andere Mineralien gängig. So führt Wallerius 1781 MIlchquarz unter der Bezeichnung „Quarzum laceteum“ und „Quarz laiteux“, Mohs schreibt 1804 von „Quarz hyalin rose“.
Kurzum: Der Name Milchquarz ist auf die milchig-weiße, trübe Färbung der Quarzvarietät zurückzuführen.
Lange Zeit war anstelle von Milchquarz auch der Ausdruck Bergmannsflinte (Bergmansflinta bei Gmelin 1777; Bergsmanzflinta bei Denso 1754)üblich; Eine Anspielung auf die Vermutung, dass Milchquarz – von Bergleuten unterirdrisch in Stollen entdeckt - zu den Feuersteinen, Flinten, zähle. Angesichts der derben Massen und den typischerweise gut ausgebildeten Kristallen von Amethyst und Bergkristall lag der Vergleich nicht fern.
Eigenschaften von Milchquarz
Milchquarz, bestehend aus SiO2/Siliciumdioxid, ist ein Vertreter der Mineralklasse der Oxide.
Im Speziellen wird Milchquarz als eine Varietät der Quarz-Gruppe definiert.
Die für Milchquarz typische und namensgebende Farbe ist ein milchig-reines bis gräuliches Weiß – weshalb das Mineral mitunter auch als Schneequarz bezeichnet wird.
Der Mineraloge Friedrich Mohs (1773 bis 1839) beschrieb Milchquarz 1804 als "von milchweißer, ein wenig ins aschgraue fallender Farbe". Christian August Siegfried Hoffmann (1760 bis 1813; Mineraloge) ergänzend dazu: "Milchweiß und rosenroth, und beyde gehen durch eine Art perlgrau in einander über" und die Farbe von Milchquarz "fällt zuweilen stark ins blaue, und spielt auch gegen das Licht gehalten ins gelbe".
Hinter der milchig-weißen Trübung von Milchquarz stehen viele Erklärungen: neben im Kristall eingelagerte Gase können auch Flüssigkeiten oder Einschlüsse von anderen Mineralen der Grund für den milchig-opaken Charakter von Milchquarz sein.
Die Strichfarbe ist weiß.
Milchquarz kristallisiert im trigonalen Kristallsystem. Milchquarzkristalle sind kurz- oder langprismatisch, häufig auch mit pyramidal auf den Kristallspitzen endend. Die Aggregate können traubig, massig oder körnig sein.
Der Glanz von Milchquarz ist harz- bis glasartig, insbesondere auf frischen Bruchflächen. Die Transparenz ist durchscheinend bis nahezu undurchsichtig. Der Bruch von Milchquarz ist muschelig, die Spaltbarkeit ist nicht vorhanden.
Die Mohshärte von Milchquarz beträgt 7 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 2,65 g/cm³.

Entstehung und Verbreitung von Milchquarz
Milchquarze sind vor allem magmatischen Ursprungs, d.h., das Mineral kristallisiert aus silikatischen Lösungen.
Deshalb ist Milchquarz Bestandteil zahlreicher magmatischer Gesteine wie bspw. Granit, kann aber auch in metamorphen Gesteinen wie Gneis, Glimmerschiefer oder Quarzit als Hauptgemengteil in Erscheinung treten.
Milchquarz ist entstehungsbedingt häufig mit Erzen vergesellschaftet, so dass eine Marmorierung entstehen kann. Weitere Minerale, die zusammen mit Milchquarz zu finden sind, sind Pyrit, Galenit, Chalkopyrit, Malachit, Rutil, Turmalin, Feldspäte, Fluorit, Calcit, Beryll, Hämatit, Muskovit und Spodumen.
Milchquarz ist weltweit häufig verbreitet, nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass Quarze nach den Mineralien der Feldspatgruppe die am häufigsten auf der Erde vorkommenden Mineralien sind.
Bedeutende Vorkommen von Milchquarz befinden sich z.B. in Irland; Cornwall/England; Sauerland, Hunsrück, Oberwolfach, Harz, Erzgebirge, Saalfeld, Oberpfälzer Wald/Deutschland; Polen; Niederösterreich, Kärnten/Österreich; Spanien; Portugal; Indien; Pakistan; Afghanistan; China; New South Wales/Australien; Kalifornien, Washington, Missouri, Wisconsin, Arizona, Utah, North Carolina und Maine/USA.
Verwendung und Bedeutung von Milchquarz
Die Nutzung als Stein zur Herstellung von Schmuck, als Grundstoff für die Glas- und Porzellanherstellung sind die Hauptverwendungszwecke von Milchquarz.
Nachweis von Milchquarz
Milchquarz ist in Flußsäure löslich.
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Mineral | Farbe |
---|---|
Achat | weiß, grau, schwarz, orange, braun, rot und grün |
Amethyst | hellrosa, rotviolett und violett |
Ametrin | gelb und violett in einem |
Aventurin | braun, rot, blau und grün |
Bergkristall | farblos |
Blauquarz | hell-, mittel und dunkelblau |
Citrin | gelb bis orange |
Eisenkiesel | gelb, rotbraun oder braun |
Falkenauge | bläulich,dunkelgrau oder -grün |
Jaspis | rot, braun, gelb, grün oder gräulich |
Karneol | orange-rot, rot bis rotbraun |
Milchquarz | weiß |
Onyx | schwarz und schwarz-weiß gebändert |
Opal | regenbogenfarben-schillernd |
Prasem | lauchgrün |
Prasiolith | lauchgrün, mittel- bis graugrün |
Rauchquarz | hell- bis dunkelbraun, grau und schwarz |
Rosenquarz | zart- über intensivrosa bis pfirsichfarben |
Tigerauge | goldgelb bis goldbraun |
Quellen:
- Wallerius, J. G. (1750): Quarzarten. Milchadericher Quarz. IN: Der Weltweisheit und Arzneikunst Doktors auf der königl. Akademie zu Upsala, der medicinischen Facultät Adiunctus, der römisch-kaiserlichen Akademie der Naturforscher, wie auch des königl. medicinischen Collegii zu Stockholm Mitgliedes, Mineralogie, Oder Mineralreich
- Denso, J. D. (1754): Weisser Kiesel (Quarzum lacteum, Bergsmanzflinta). . IN: Anzeige einer physikalischen Bibliothek
- Gmelin, J. F. (1777): Milchadericher Quarz. IN: Linné, Carl von: Des Ritters Carl von Linné Königlich Schwedischen Leibarztes vollständiges Natursystem des Mineralreichs. Band 1
- Wallerius, J. G.; Leske, N. G. und Hebenstreit, E. B. G. (1781): Gemeiner Quarz. Milchquarz. IN: Mineralsystem worin die Fossilien nach Klassen, Abtheilungen, Gattungen, Arten und Spielarten angeordnet, beschrieben und durch Beobachtungen, Versuche und Abbildungen erläutert werden. Erd- und Steinarten. 1
- Mohs, F. (1804): Sippschaft des Quarzes. Milchquarz. IN: Des Herrn J. F. von der Null Mineralien - Kabinett nach einem durchaus auf äußere Kennzeichen gegründeten Systeme geordnet. Handbuch der Oryktognosie
- Hoffmann, C. A. S. (1811): Milchquarz. IN: Handbuch der Mineralogie Band 2, Teil 1
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2013): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- www.mindat.org - milky quartz