Eisenblüte
Eisenblüte - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: flowers of iron, coralloidal aragonite | französisch: Chaux carbonatée coralloide
Eisenblüte – Korallenartiger Aragonit
Der Name Eisenblüte wird seit dem frühen 18. Jahrhundert in der mineralogischen Literatur verwendet. Eine der ältesten Beschreibungen von Eisenblüte stammt aus der Feder von Paul Jacob Marperger (1656 bis 1730) aus dem Jahr 1708, wobei die Eisenblüte seinerzeit noch „Eisen-Blum“, alternativ in der lateinischen Übersetzung Flos ferri, genannt wurde und als Arznei „bei „Blutstürtzungen und der rothen Ruhr“ verabreicht wurde.
Im Laufe der Zeit erhielt das Mineral immer wieder neue, andere Namen, die allesamt auf die Gestalt der Kristalle oder die Vorkommen im Zusammenhang mit Eisenerzen anspielen. Der Historiker Leonhard-David Hermann (1670 bis 1736) bezeichnete die Eisenblüte als „stalagmites coralloides albus“ - weißer, korallenartiger Stalagmit, während der Mineraloge Johan Gottschalk Wallerius (1709 bis 1785) von „korallenförmigem, gesinterten Kalk“ sprach und der Chemiker Friedrich August Cartheuser (1734 bis 1796) den Begriff „corallinischer Tropfstein“ verwendete.
Krünitz et al. (1839) zufolge war die Eisenblüte in Bergwerken in der Vergangenheit ein gern gesehenes Mineral, „weil die Bergleute (…) auf reiche Funde von Eisenerz schließen“. Ein Trugschluss, insofern Eisenblüte entgegen dem Namen kein Eisen aufweist, aber aufgrund der Entstehung häufig zusammen mit Eisenerzen vorkommt und dort blütenartige Aggregate bildet.
Eigenschaften von Eisenblüte
Eisenblüte wird in der Mineralogie als eine Varietät von Aragonit definiert, die chemisch betrachtet neben Calcit und Vaterit eine der drei bekannten Calciumcarbonat-Modifikationen darstellt.
Die Besonderheit an Eisenblüte ist der Habitus der Kristalle, der für Begeisterung unter den historischen Mineralogen sorgte. So schreibt der Chemiker und Mineraloge Axel Cronstedt (1722 bis 1765), dass Eisenblüte „wegen seiner vorzüglichen Gestalt und Weisse ohnstreitig eines der schönsten Gewächse im Mineralreiche“ sei.
Wallerius konkretisiert das Aussehen von Eisenblüte 1783: Eisenblüte „bildet bald mehr oder weniger längliche, in eine spitze auslaufende, unter sich divergirende, mitunter gabelförmige Cylinder, bald nach verschiedenen Richtungen krum gebogene und einander durchkreuzende Aeste“ von „schneeweißer zu weilen silber-färbiger“ Farbe (Marperger), die optisch entfernt an Korallen erinnern. Der Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 1778) beschrieb einst auch Eisenblüten, die von hellem Blau-Grün, hellrot bis hellgelb waren – bedingt durch „Verunreinigungen“ mit Metallen wie Kupfer.
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | CaCO3/Calciumcarbonat |
Mineralklasse | Carbonate |
Kristallsystem |
|
Farbe | weiß bis hellgrau, blaustichiges Weiß |
Strichfarbe | weiß |
Glanz | matt, mitunter seidig |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Bruch | muschelig |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte | 2,94 bis 2,95 g/cm³ |
Entstehung und Verbreitung von Eisenblüte
Eisenblüte ist ein Sintermineral, das aus carbonatreichen Lösungen, die durch kalkhaltiges Gestein sickern, vornehmlich auf Eisenlagerstätten entsteht, oder wie der Mineraloge René-Just Haüy (1743 bis 1822) es beschrieb: „in Gängen von eisenhaltigem kohlengesäuerten Kalke“, wobei Eisenblüte hierbei unter anderem mit Chrysokoll, Gips, Malachit, Magnetit und Olivin vergesellschaftet sein kann.
Axel Cronstedt nannte 1780 als Typlokalität, d.h. Ort der Erstentdeckung, die „Schatzkammer zu Eisenerz in Unter-Steyermark“. Seitdem wurden weitere Eisenblüte-Vorkommen rund um den Globus entdeckt, so zum Beispiel in England, Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweiz, Österreich, Slowakei, Spanien, Griechenland, China, Australien, Argentinien, Mexiko und in den USA.
Bedeutung und Verwendung von Eisenblüte
Während Eisenblüte vor mehr als 300 Jahren noch von medizinischem Interesse war, ist Eisenblüte heute lediglich aufgrund der optisch ansprechenden Aggregate für Sammlungen von Bedeutung.
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Quellen:
- Marperger, P. J. (1708): Eisen-Blum. Flos ferri. IN: Das in Natur- und Kunst-Sachen neu-eröffnete Kauffmanns-Magazin
- Hermann, L. D. (1711): Maslographia. Oder Beschreibung des Schlesischen Massel Im Oelß-Bernstädtischen Fürstenthum mit seinen Schauwürdigkeiten. Theils so wohl Heydnischer als Christlicher Antiquitaeten, Monumenten. Theils Auf dem Töppelberge gefundener Reliquien
- Adelung, J. C. (1729): Von den Stalactiten. Flos ferri. IN: Mineralogische Belustigungen, zum Behuf der Chymie und Naturgeschichte des Mineralreichs
- Cartheuser, F. A. (1771): Weisse Eisenblüthe. IN: Mineralogische Abhandlungen
- Linné, C. v. (1779): Eisenblüthe, corallenförmiger Kalksinter. IN: Vollständiges Natursystem des Mineralreichs
- Cronstedt, A. (1780): Versuch einer Mineralogie
- Wallerius, J. G. (1783): Tropfstein. IN: Mineralsystem worin die Fossilien nach Klassen, Abtheilungen, Gattungen, Arten und Spielarten angeordnet, beschrieben und durch Beobachtungen, Versuche und Abbildungen erläutert werden. Erze und Steinwüchse.
- Haüy, R.-J. (1804): Gesinterter kohlengesäuerter Kalk. IN: Lehrbuch der Mineralogie
- Geiger, P. L. (1829): Dichter Kalk. IN: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen und zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker und Droguisten. 2. Band., welcher die pharmaceutische Naturgeschichte und Waarenkunde enthält; 1. Hälfte, enthaltend die pharmaceutische Mineralogie, die Einleitung in die pharmaceutische Botanik und die 11 ersten Linné'schen Klassen
- Krünitz, J. G., Floerken, F. J., Flörke, H. G., Korth, J. W. D., Kossarski, L. und Hoffmann, C. O. (1839): Stein. IN: Ökonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft, und der Kunst-Geschichte in alphabetischer Ordnung. Welcher die Art. Statut bis Stein
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- www.mineralienatlas.de - Eisenblüte
- www.mindat.org - Flos ferri