Magnesit
Magnesit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: magnesite | französisch: magnésite
Bitterspat und Magnesit
Der Name Magnesit ist Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768 bis 1810), seines Zeichens Mineraloge, zu verdanken, wobei er sich bei der Namensgebung auf die Magnesiumgehalte des Mineral bezog, da das Metall Magnesium wesentlicher Bestandteil des Minerals ist.
In der Vergangenheit war Magnesit auch unter der Bezeichnung Bitterspat bekannt, was auf den bitteren Geschmack von Magnesium zurückzuführen ist, der sich ebenfalls bei Mineralwasser mit hohen Magnesiumgehalten bemerkbar macht.
Der Mineraloge Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) nannte das Mineral hingegen reine Kalkerde.
Eigenschaften von Magnesit
Magnesit ist mit der chemischen Zusammensetzung MgCO3 (Magnesiumcarbonat) ein Vertreter der Mineralklasse der Carbonate.
Die Farbe von Magnesit reicht von farblos und weiß bis hin zu gelb, braun, und schwarz oder mit den Worten des Chemikers Joseph Redemt Zappe (1817): "Die Hauptfarben sind die gelbe und weiße und zwar meistens blaß graulichgelb, oder schmutzig gelblichweiß, das ins blaß Isabellgelb übergeht", aber auch "blaß blaulichgrau, gelblichgrau, zuweilen (...) marmorähnlich gefleckt" sind mögliche Farbe von Magnesit – wobei intensive Braun- und Schwarzfärbungen des Minerals auf hohe Eisengehalte schließen lassen. Häufig ist Magnesit von grauen bis schwarzen Adern, "schwarzen Flecken und dendritischen Zeichnungen" durchzogen. Weitere Metalle, die Einfluss auf die Färbung von Magnesit haben, sind Calcium und Mangan.
Die Strichfarbe von Magnesit - d.h., die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird - ist dennoch weiß.
Magnesit kristallisiert dem trigonalen Kristallsystem folgend und bildet rhomboedrische, tafelige und spatige (rautenförmig, siehe Synonym Bitterspat) Kristalle aus. Die Aggregate sind körnig, nierig, massig oder weisen die Form einer Knolle (sog. Magnesitknolle).
Der Glanz von Magnesit ist matt bis glasartig bei durchsichtiger bis undurchsichtiger Transparenz. Der Bruch ist muschelig bis uneben, die Spaltbarkeit ist sehr vollkommen.
Die Beschreibungen von Mineralien in historischen Mineralogiebüchern sind weitaus detaillierter, insofern Mineralien mit allen Sinnen untersucht wurden. So schreibt Werner 1804, dass Magnesit "weich wie Käse (ist), sie erhärtet erst an der Luft". Zappe bemerkt einen "Erdgeruch" bei Magnesit und stellt zudem fest, dass Magnesit Wasser aufsaugt und deshalb an der Zunge festklebt, sich zudem pulverisiert und mit Wasser vermischt, zu einem "schwach zusammenhaltenden Teig" formen lässt.
Mit einer Mohshärte von 3 bis 4 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ist Magnesit ein weiches Mineral, dessen Dichte 3,0 bis 3,1 g/cm3 beträgt.
Entstehung und Verbreitung von Magnesit
Magnesit kann sowohl hydrothermalen als auch metamorphen und metasomatischen Ursprungs sein; deshalb ist Magnesit häufig in Gängen und Pegmatiten zu finden.
Die weltweit sehr häufigen Vorkommen von Magnesit sind mit einer Vielzahl weiterer Mineralien vergesellschaftet, darunter unter anderem Brucit, Dravit/Turmalin, Dolomit, Calcit, Talk, Chlorit, Antigorit und Ankerit vergesellschaftet.
Die bedeutendsten Lagerstätten von Magnesit befinden sich in Schweden, England, Frankreich, Göttingen, Fichtelgebirge, Eifel, Bensheim, Hegau und Oberwolfach/Deutschland, Schweiz, Zillertal, Hohe Tauern, Salzburg, Gurktaler Alpen, Leoben, Weiz, Mitterdorf, Erzberg und Mostviertel/Österreich, Spanien; Italien, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Griechenland, Türkei, Russland, Ägypten, Äthiopien, Tansania, Kongo, Namibia, Südafrika, Saudi-Arabien, Kasachstan, Afghanistan, Mongolei, China, Japan, Australien, Neuseeland, Argentinien, Chile, Brasilien, Mexiko, Kanada und in den USA.
Verwendung und Bedeutung von Magnesit
Bedingt durch die Tatsache, dass Magnesit bis zu 29 % aus Magnesium besteht, ist das Mineral ein wertvoller Rohstoff in der Magnesiumgewinnung.
Ferner dient Magnesit als mineralischer Rohstoff in der Herstellung von Papier, Glas und feuerfestem Porzellan und Ziegeln.
Magnesit zeichnet sich durch eine äußerst hohe Hitzebeständigkeit bis zu 3.000 °C aus, weshalb Magnesit zum Einsatz bei der Fertigung von feuerfesten Sintermagnesit-Ziegeln verwendet werden. Mit derartigen Ziegeln werden nicht nur Hochtemperaturöfen ausgekleidet, sondern auch in Nachtspeicherheizungen verwendet.
Magnesit ist auch im Schmuckbereich von Interesse. Bedingt durch den porösen Charakter ist Magnesit in der Lage, färbende Flüssigkeiten aufzusaugen. Am häufigsten wird Magnesit mit blaugrüner Farbe geimpft, und als Türkis-Imitation- bisweilen unter dem Namen Türkinit - verkauft, das dem Mineral täuschend ähnlich sieht. Nicht zuletzt aufgrund der braun-schwarzen Adern, die Magnesit durchziehen. Da Magnesit per se sehr empfindlich ist und sehr weich ist, wird Magnesit, der zu Handschmeichlern, Trommelsteinen oder Schmuck (Kette, Ringe, Ohrringe, Armbänder, Anhänger, Donuts) mit Wachsen, Harzen und Ölen behandelt, um den Mineral eine Schutzschicht zu verleihen.
Aufgrund der geringen Härte gilt Magnesit auch nicht als Edelstein, sondern als Schmuckstein. Schmucksteine wurden bis vor wenigen Jahren noch als Halbedelsteine gehandelt, wurden aber wegen des negativen Beigeschmacks in Schmucksteine umbenannt.
Magnesit wird vor allem zu Steinen mit glatt polierter Oberfläche verarbeitet. Facettenschliffe sind der Härte wegen selten und finden nur bei durchsichtigen Exemplaren Anwendung.
Daneben wird Magnesit als Wasserstein für die Zubereitung von Kristallwasser/Edelsteinwasser verwendet und als Heilstein verkauft, ohne dass die Heilwirkung von Magnesit in klinischen Untersuchungen nachgewiesen werden konnte.
Magnesit und Howlith
Magnesit und Howlith sind diejenigen Mineralien, die am häufigsten zur Imitation von Türkisen verwendet werden. Beide Steine sind porös und nehmen die grüne, blaue oder türkise Farbe von Türkisen sehr gut an.
Die Unterscheidung von Magnesit und Howlith ist auf den ersten Blick schwierig. Naturbelassener Howlith und Magnesit sind durch die gleichen Farben und eine feine Äderung bzw. Marmorierung gekennzeichnet. Eingefärbt ist zudem der Unterschied zu echtem Türkis nur schwer auszumachen.
Das Mineral Howlith ist mit einer Mohshärte von 3 bis 3,5 geringfügig weicher als Magnesit mit 3,5 bis 4.
Gewissheit, um welches Mineral es sich handelt, liefert der Test in Salzsäure. Während Howlith sich unter der Säure in ein Gel verwandelt, schäumt Magnesit unter Gasbildung auf.
Nachweis von Magnesit
Magnesit ist in Salzsäure löslich, schäumt dabei auf, da enthaltenes CO2 freigesetzt wird. Unter UV-Licht fluoresziert Magnesit grünlich bis bläulich.
Auch interessant:
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Quellen:
⇒ Werner, A. G. und Ludwig, C. F. (1804): Handbuch der Mineralogie nach A.G. Werner
⇒ Karsten, D. L. G. (1808): Mineralogische Tabellen: mit Rüksicht auf neuesten Entdekkungen
⇒ Zappe, J. R. (1817): Magnesit. IN: Mineralogisches Hand-Lexicon
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ www.mindat.org - Magnesite