Antigorit
Antigorit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: antigorite | französisch: antigorite
Antigorit alias Blätterserpentin
Das Mineral Antigorit wird erstmals im Jahr 1840 in den Ausführungen "Ueber den Antigorit, ein neues Mineral" von Eduard Schweizer (Chemiker, 1818 bis 1860) erwähnt und detailliert beschrieben. Schweizer führt hierbei auch den Ursprung des Namens auf, wonach der Name Antigorit für die Typlokalität - Ort der Erstentdeckung - Domo d´Ossola im Valle Antigorio steht.
Mitunter ist Antigorit in der historischen Literatur auch unter dem Eintrag Genthit, benannt nach dem Mineralogen Friedrich August Genth (1820 bis 1893) zu finden, der in den 1880er Jahren in Texas ein vermeintlich unbekanntes Mineral fand, das zunächst Genthit genannt wurde, sich später aber als Antigorit herausstellte.
Eigenschaften von Antigorit
Antigorit ist mit der chemischen Zusammensetzung (Mg,Fe2+)3Si2O5(OH)4 ein Mineral, das der Systematik der Minerale zufolge den Silikaten zugeordnet wird. Innerhalb der Silikate ist kristallwasserhaltige Antigorit ein Vertreter der Serpentin-Gruppe - daher auch das Synonym Blätterserpentin für Antigorit. Weitere Mineralien der Serpentingruppe sind Talk und Chrysotil.
Die Farbe von Antigorit kann weiß, grau, gelb, braun, gelb- oder blaugrün sein; Schweizer beschrieb seinerzeit Kristalle von "schwärzlich-grüner" Farbe, die gegen das Licht gehalten "lauchgrün" sind.
Die Strichfarbe ist weiß bis hellgrün.
Antigorit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem. Antigorit sind von geringer Größe und erscheinen lattenförmig flach. Die Aggregate des Blätterserpentins sind blättrig, aber auch radialstrahlig angeordnet oder massig.
Der Glanz von Antigorit variiert zwischen perlmuttartig und seidig, kann aber auch wachsig sein. Antigorit ist von durchsichtiger bis undurchsichtiger Transparenz, der Bruch ist muschelig bis splittrig, die Spaltbarkeit ist vollkommen.
Die Mohshärte von Antigorit beträgt 3,5 bis 4 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 2,5 bis 2,6 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Antigorit
Antigorit ist ein Sekundärmineral, das aus der Umwandlung von Mineralien wie beispielsweise Enstatit und Olivin hervorgeht, die durch den Kontakt mit Eisen, Wasser und Sauerstoff reagieren.
Dementsprechend sind die Vorkommen von Antigorit an Gesteine mit ultrabasischem Chemismus gebunden. Das Mineral wird aber auch in Metamorphiten wie Marmor gefunden.
Begleitet werden die Funde von Antigorit unter anderem von Olivin, Gehlenit, Stichtit, Magnetit, Chromit und Chrysotil.
Antigorit, der kristalline Einschlüsse von Chromit und Magnetit aufweist, wird unter dem Namen Williamsit geführt.
Antigorit ist weltweit verbreitet, so zum Beispiel in Südostgrönland; Nordland/Norwegen; Värmland und Västmanland/Schweden; Halbinsel Kola und im mittleren Ural/Russland; Wales; Cumbria und Cornwall/England; Sauerland, Eifel und Odenwald/Deutschland; Hohe Tauern, Saalfelden, Leoben und Weiz/Österreich; Slowenien; Böhmen und Mähren/Tschechien; Marokko; Ägypten; Äthiopien; Südafrika; Myanmar; China; Australien; Neuseeland; USA und Kanada.
Verwendung und Bedeutung von Antigorit
Große Antigoritaggregate werden teilweise im Kunsthandwerk zu Figuren, Schmucksteinen oder Gefäßen verarbeitet, weiterhin wird Antigorit in Isolatoren eingesetzt.
Nachweis von Antigorit
Antigorit ist Säuren gegenüber unempfindlich, reagiert aber auf Salzsäure und ist nur schwer schmelzbar.
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Quellen:
⇒ Schweizer, E. (1840): Ueber den Antigorit, ein neues Mineral. IN: Journal für praktische Chemie. Band 21
⇒ Kenngott, G. A. (1859): Antigorit. IN: Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen
&rArr, Walker, P. H. (1888): Analyse des "Genthit" von Nord-Carolina. IN: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie
⇒ Hintze, C. A. (1897): Antigorit. IN: Handbuch der Mineralogie
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ www.mindat.org - Antigorite