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Millerit

Millerit und Haarkies

Nachdem das Mineral Millerit 1845 erstmals im böhmischen Jáchymov in Tschechien vom österreichischen Mineralogen und Geologen Wilhelm Ritter von Haidinger (1795 bis 1871) gefunden wurde, erfolgte die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung durch William Hallowes Miller (1801 bis 1880) - der englische Mineraloge, nach dem das Millerit benannt wurde.


millerit_kristall Foto
Millerit (Quelle: Johann Gottlob Kurr, 1858, "Haarförmiger Nickelkies in kleinen Nadelbündeln (sechsseitigen Säulen), auf derbem Quarz oder Hornstein, vo Johanngeorgenstadt in Sachsen")

Eigenschaften von Millerit

Millerit ist ein Nickelsufid (NiS), das Mineral, das der Mineralklasse der Sulfide zugeordnet wird. In der historischen Literatur ist Millerit auch unter dem Eintrag Nickelkies zu finden - in Anspielung auf die chemische Zusammensetzung, wobei die Silbe kies ein althergebrachter Begriff für Sulfidmineralien ist.

Die Farbe von Millerit variiert zwischen bronze- und messinggelbe, kann aber auch bräunlich oder schwarz sein, mitunter auch grünlichgrau oder "bunt angelaufen" (Naumann, 1850).
Die Strichfarbe ist grünlichschwarz.

Millerit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und bildet typischerweise dünne, längliche Kristalle, die an feine Haare erinnern - daher auch das Synonym Haarkies. Die Aggregate können massig, körnig, faserig oder radialstrahlig bis büschelig angeordnet sein. Der Mineraloge Max Bauer (1844 bis 1917) verglich Millerit seinerzeit mit Filz, insofern die einzelnen Kristalle filzartig "durcheinandergewachsen" sind. Sein Kollege Johann Reinhar Blum (1802 bis 1883) hingegen spricht von einem "netzartigen Gewebe" der Kristalle.

Millerit ist von metallischem Glanz, die Transparenz ist undurchsichtig. Der Bruch ist uneben, die Spaltbarkeit ist sehr vollkommen ausgeprägt.

Mit einer Mohshärte von 3 bis 3,5 zählt Millerit zu den weichen Mineralen, dessen Dichte 5,3 bis 5,5 g/cm3 beträgt.


Entstehung und Verbreitung von Milerit

Als Mineral magmatischen Ursprungs kristallisiert Millerit im Niedrigtemperaturbereich aus. Millerit kann aber auch durch die Verwitterung nickelhaltiger Mineralien, sehr häufig bspw. aus Heazlewoodit, gebildet werden.

Neben Erzlagerstätten ist Millerit auch in Meteoriten sowie in karbonathaltigen Mineralien und Gesteinen wie z.B. Dolomit und Kalkstein zu finden.

Mit Millerit sind u.a. Baryt, Ankerit, Calcit, Garnierit, Fluorit, Polydymit, Magnetit, Siderit, Pentlandit, Chalkopyrit (Kupferkies), Sphalerit (Zinkblende), Pyrrhotin, Cubanit, Pyrit und Nickelin vergesellschaftet.

Nennenswerte Vorkommen von Millerit befinden sich z.B. in Rogaland/Norwegen; Ayrshire/Schottland; Cornwall, Cumbria/England; Lorraine/Frankreich; Saarbrücken, Eifel, Westerwald, Mansfelder Revier, Kamsdorf, Erzgebirge (Johanngeorgenstadt)/Deutschland; Steiermark, Kärnten/Österreich; Böhmen/Tschechien; Košice, Banská Bystrica/Slowakei; Bulgarien; Ukraine; Taimyr, Ural/Russland; Marokko; Südafrika; Tsumeb, Kuene/Namibia; Zaire, Ghana; Oman; Orissa/Indien; China; Tasmanien, New South Wales, Westaustralien/Australien; Westkanada, Quebec, Ontario/Kanada; Kentucky, Ontario, Kalifornien, Oregon, Washington, Virginia, Missouri, Maryland, Montana, Arkansas, Missouri, Alaska/USA.


Bedeutung und Verwendung von Millerit

Millerit ist weltweit verbreitet, abbauwürdige Mengen sind dennoch selten, auch wenn Millerit das Mineral mit dem höchsten Gehalt an Nickel ist.


Nachweis von Millerit

Beim Erhitzen setzt Millerit schwefelige, nach Knoblauch riechende Dämpfe frei. Ferner wird Millerit ein elektrischer Leiter bei Erhitzung und ist in Salpetersäure löslich. Der Pleochroismus erscheint in hellgelben bis gelbbraunen Farbtönen.


Auch interessant:


Quellen:

  • Haidinger, W. (1845): Millerit. IN: Handbuch der bestimmenden Mineralogie
  • Naumann, C. F. (1850): Millerit. IN: Elemente der Mineralogie
  • Kurr, J. G. (1858): Nickelkies. IN: Das Mineralreich in Bildern. Naturhistorisch-technische Beschreibung und Abbildung der wichtigsten Mineralien
  • Blum, J. R. (1874): Schwefelnickel (Syn. Millerit, Haarkies). IN: Lehrbuch der Mineralogie (Oryktognosie)
  • Bauer, M. (1886): Millerit (Haarkies, Nickelkies). IN: Lehrbuch der Mineralogie
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
  • Okrusch, M. und Matthes, S. (2013): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
  • Hochleitner, R. (2024): Welcher Stein ist das? Über 350 Mineralien, Edelsteine & Gestein, mehr als 1.300 Abbildungen EXTRA: Die interessantesten Fundgebiete - mit Kosmos-plus-App. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Company KG
  • www.mindat.org - Millerite

Autor: (steine-und-minerale.de)

Letzte Aktualisierung: 10.01.2025

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