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Farbwechselfluorit - Das Chamäleon unter den Fluoriten



Das Mineral Fluorit ist wegen der Vielfalt an Farben zweifelsohne der Regenbogen unter den Mineralien. Grün, weiß, rot, gelb, blau, violett, rosa, schwarz oder farblos sind die für Fluorit typischen Farben, die einzeln oder in Kombination miteinander vorkommen können. Einige Fluorite präsentieren je nach Lichtquelle zudem wechselnde Farben: Farbwechselfluorite – eine Laune der Natur, deren Geheimnis im Inneren der Kristalle verborgen liegt.



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Fluorit mit Alexandrit-Effekt

Viele Mineralien verfügen über faszinierende Lichteffekte. Während einige Steine unter UV-Licht eine andere Farbe haben (Lumineszenz), genügt bei anderen schon eine Veränderung der Lage oder des Betrachtungswinkels, dass die Zweit- oder Drittfarbe erscheint (Pleochroismus; Di- oder Trichroismus).

Mineralien mit Alexandrit-Effekt hingegen sprechen auf die Wellenlängen des Lichts an. Benannt wurde dieses optische Phänomen nach dem Mineral Alexandrit, bei der Effekt erstmals beobachtet wurde. Als die ersten Alexandrit-Kristalle im Ural gefunden wurden, gingen die Mineralogen davon aus, dass es sich bei dem Fund um den Edelstein Smaragd handle, denn das Mineral war grün und wurde in einer Region zutage gefördert, die für ihre Smaragdvorkommen bekannt war. Bei späterer Betrachtung unter künstlichem Licht erstrahlte das Mineral hingegen rubinrot.
Derselbe Effekt wurde dann auch bei anderen Mineralien festgestellt; darunter Spinell, Granat, Turmalin und Fluorit.


Color-Change-Fluorit Fluorit-Farbwechsel Fluorit_blau Farbwechselfluorit
Regenbogenfluorit wird aufgrund des Farbwechsels häufig zu Schmuck verarbeitet

Fluorit mit Farbwechsel

Im Sonnen- bzw. Tageslicht ist die Farbe von Farbwechselfluorit grünblau, indigoblau oder reinblau – vergleichbar mit dem Blau von Tansanit, Kyanit, Iolith oder Saphir. Ändern sich die Lichtverhältnisse und der Stein wird unter Kerzenlicht betrachtet, ist Farbwechselfluorit violett wie Amethyst oder violetter Saphir.

Die Änderung der Farbe von Fluorit unter verschiedenen Lichtquellen tritt allerdings nicht bei jedem Fluorit auf. Besonders häufig kommt der Farbwechsel bei Fluoriten vor, die aus Brasilien oder China stammen.
Hinter der Ursache des Farbwechsels von Fluorit steckt der Aufbau des Kristallgitters bzw. die Atome, aus denen das Mineral besteht.

Die chemische Zusammensetzung von Fluorit wird als Calciumfluorit (CaF2) definiert. Sofern keinerlei Verunreinigungen in Form von Fremdelementen oder organischen Verbindungen vorhanden sind, ist reiner Fluorit farblos. Im Fall von blauem Fluorit sind es zwei- oder dreiwertiges Eisen, Calcium, Yttrium oder Seltene Erden, die das Mineral einfärben – und die verantwortlich für den Farbwechseleffekt sind.

Im Tageslicht werden andere Wellenlängen des Lichts im Fluorit absorbiert als unter Kerzenlicht, d.h., unter Sonnenlichtverhältnissen werden von den Atomen die vorrangig blauen Anteile des Lichts angesprochen, während im Kerzenlicht die Atome auf die blauen und roten Anteile des Lichts, die Addition violett ergeben, ansprechen, sodass der einst blaue Fluorit im Kerzenschein lila wird.


Farbwechsel-Fluorit als Schmuckstein

Der Chamäleon-Effekt von Farbwechsel-Fluorit ist nicht nur für Sammlungen interessant. Auch die Schmuckbranche hat das Potential von diesem spannenden Stein erkannt.

Bedingt durch die geringe Mohshärte (Mohshärte 4, mit einem Messer können Kratzer auf der Oberfläche hinterlassen werden) wird Fluorit nicht oft zu Schmuck verarbeitet; Farbwechselfluorit ist eine Ausnahme.

Um das Farbenspiel bei Tag und im Kerzenschein zu unterstreichen, wird Farbwechselfluorit vorrangig in facettenreichen Schliffen, z.B. Ovalschliff, Tropfenschliff, Kissenschliff, Rundschliff, angeboten, die dem Stein mehr Tiefe verleihen und die verschiedenen blauen und violetten Nuancen von Farbwechselfluorit zum Vorschein bringen.

Damit der empfindliche Stein mehr Härte gewinnt und als Schutz vor Schrammen, Kratzern oder Bruchstellen, wird Farbwechselfluorit mit einer hauchdünnen Schicht aus Wachs, Harz oder Kunststoff oberflächlich versiegelt.

In Hinblick auf den Preis ist Farbwechselfluorit teurer als „gewöhnlicher“ Fluorit, wobei etwa 5 bis 35 Euro pro Karat veranschlagt werden.


Auch interessant:


Quellen:
Agricola, G. (1530): Bermannus sive de re metallica dialogus
⇒ Cronstedt, A. (1770): Cronstedts Versuch einer Mineralogie. Copenhagen und Leipzig
⇒ Napione, C. A. (1797): Elementi di mineralogia esposti a norma delle più recenti osservazioni e scoperte
⇒ Gmelin, J. F. (1790): Flußspat. IN: Grundriß der Mineralogie
⇒ Kluge, K. E. (1860): Flußspath. IN: Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Steinschneider und Juweliere
⇒ Kenngott, G. A. (1866): Die Minerale der Schweiz nach ihren Eigenschaften und Fundorten
⇒ Naumann, C. F. und Zirkel, F. (1877): Fluorit oder Flussspath. IN: Elemente der Mineralogie
⇒ Tschermak, G. v. (1884): Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mineralienatlas.de - Fluorit

Letzte Aktualisierung: 4. April 2024



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