Regenbogenfluorit
Regenbogenfluorit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: rainbow fluorite, multiple colored fluorite
Mehrfarbiger Fluorit
In der Liste der International Mineralogical Association (IMA), deren Aufgabe die Erfassung aller weltweit bekannten Mineralien ist, existiert kein Mineral mit dem Namen Regenbogenfluorit.
Auch in der historischen Literatur finden sich keine Hinweise auf Regenbogenfluorit; stattdessen schreiben die Mineralogen der vergangenen Tage von mehrfarbigem oder zoniertem Fluorit.
Der Begriff Regenbogenfluorit wurde gegen Ende des 20. Jahrhunderts/Beginn 21. Jahrhunderts vom Handel geboren und definiert Fluorite als Regenbogenfluorit, die eine Vielfarbigkeit gepaart mit geometrischen Mustern (Streifen, Zacken, Bogen oder Rechtecke) präsentieren.
So steht beispielsweise im Mineralogischen Lexicon für das Kaiserthum Österreich im Jahr 1859 über die Funde von Fluorit aus Harrachsdorf in Böhmen: „violetter Kern mit grünen Ecken oder umgekehrt“.
Eine Farbzonierung, die auch der Mineraloge Gustav Tschermak (1836 bis 1927) 1894 beobachtete: „oefter zeigen sich verschiedene Farben am selben Krystall, indem die Ecken anders gefärbt oder verschiedenfarbige Schichten bemerkbar sind oder endlich die Erscheinungen der Kernkrystalle hervortreten“.
Dem schließt sich August Frenzel (1842 bis 1902; Mineraloge) 1874 an: „zwei oder mehrere Farben an einem Krystall“ und hebt die Kombinationen der Farben gelb und weiß, gelb und violett, farblos und blauviolett hervor.
Eigenschaften von Regenbogenfluorit
Regenbogenfluorit ist keine Varietät von Fluorit, sondern eine mehrfarbige Ausprägung des Minerals. Fluorite gelten in der Mineralogie als sehr farbenfroh und können sowohl einfarbig wie auch mehrfarbig, bunt vorkommen.
Hinter den Farben von Fluorit stehen farbgebende Elemente als auch Störungen im Kristallgitterbau des Minerals als ursächliche Begründung der Farben von Fluorit.
- farblos: Fluorit in der Reinform
- gelb: Sauerstoff und Ozon
- gelbgrün: Cer und Yttrium
- grün: Samarium
- hellblau: Yttrium
- dunkelblau: Calcium
- violett: Kristallgitterdefekt
- rot/rosa: Sauerstoff (O23-)
Die Mehrfarbigkeit von Regenbogenfluorit ist wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge auf wechselnde Zusammensetzung der Lösungen, aus denen Fluorit auskristallisiert, zurückzuführen, d.h., jede einzelne Farbe von Regenbogenfluorit weist eine andere farbgebende Zusammensetzung auf.
Derartige Veränderung in der Mineralstoffzusammensetzung stehen in engem Zusammenhang mit der Entstehung von Regenbogenfluorit, der oftmals in Hohlräumen von Gesteinen kristallisiert, die wiederum beispielsweise durch tektonische oder vulkanische Vorgänge von der Zufuhr mineralstoffhaltiger Lösungen abgeschnitten wurden sind.
Als sich zu einem späteren Zeitpunkt das Kristallwachstum fortsetzte, ist die für Regenbogenfluorit typische Zonierung der Farben Ausdruck der veränderten Mineralstoffzusammensetzung.
Die Vielfalt der Muster von Regenbogenfluorit ist dabei ebenso abwechslungsreich wie die Farbkombinationen: neben bandartigen, achatähnlichen Strukturen sind gezackte Versionen/Zickzackmuster wie bei Chevron-Amethyst ebenso möglich wie quadratisch-geometrische Ausprägungen.
Eigenschaft | Fluorit |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | CaF2 |
Mineralklasse | Halogenide |
Kristallsystem | kubisch |
Farbe | |
Strichfarbe | weiß |
Glanz | glasartig |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend, undurchsichtig |
Bruch | splittrig, muschelig |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Mohshärte | 4 |
Dichte | 3,2 g/cm³ |
Entstehung und Vorkommen von Regenbogenfluorit
Regenbogenfluorit geht aus sauren, fluidreichen Restschmelzen im Zuge der Entstehung von Magmatiten hervor, wobei das Kristallwachstum von Regenbogenfluorit bevorzugt in hydrothermalen Gängen, Hohlräumen oder Gesteinsklüften stattfindet.
Dabei sind die Vorkommen von Regenbogenfluorit unter anderem mit Coelestin, Turmalin, Baryt, Topas, Apatit, Quarz, Calcit, Dolomit, Galenit, Zinkblende, Pyrit, Siderit, Phenakit oder Chalkopyrit vergesellschaftet.
Regenbogenfluorit ist keine Seltenheit und wird an denselben Fundorten gefunden wie „konventioneller“ Fluorit.
Verwendung und Bedeutung von Regenbogenfluorit
Regenbogenfluorit ist ein wichtiges Industriemineral, das als Fluss- und Trübungsmittel in der Produktion von Glas, aber auch in der Herstellung von Keramik Verwendung findet. Ebenso dient Regenbogenfluorit als Rohstoff für Flusssäure.
Daneben wird Regenbogenfluorit zu Schmuck verarbeitet; der Fokus liegt auf der Betonung der Farben und Muster, sodass die Rohsteine zu Donuts, Trommelsteinen oder Cabochons mit glatten Oberflächen geschliffen werden.
Auch die Alternativheilkunde hat sich Regenbogenfluorit angeeignet und verwendet Regenbogenfluorit als Heilstein, ohne dass die Wirkung von Regenbogenfluorit auf die Gesundheit in medizinischen Untersuchungen bestätigt werden konnte.
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Quellen:
⇒ Zepharovich, V. L. und Becke, F. (1859): Mineralogisches Lexicon für das Kaiserthum Österreich. Band 1
⇒ Frenzel, A. (1874): Fluorit. IN: Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen
⇒ Tschermak, G. (1894): Fluorit oder Flussspath. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Cronstedt, A. (1770): Cronstedts Versuch einer Mineralogie. Copenhagen und Leipzig
⇒ Napione, C. A. (1797): Elementi di mineralogia esposti a norma delle più recenti osservazioni e scoperte
⇒ Agricola, G. (1530): Bermannus sive de re metallica dialogus
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
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