Travertin
Travertin - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: travertine | französisch: travertin
Travertin - Ein vielseitiges Gestein
Ursprünglich wurde das Gestein Travertin Lapis Tiburtinus genannt - Stein von Tibur. Der Name Tibur ist die frühere Bezeichnung für die Stadt Tivoli in Italien, wo in der Vergangenheit Travertin abgebaut wurde. Mit der Zeit wandelte sich der Begriff Lapis Tiburtinus in den Namen Travertin um.
So schreibt beispielsweise der französische Reiseschriftsteller Maximilien Misson (1650 bis 1722) in seinerm Werk "Reise nach Italien" aus dem Jahr 1813 über Travertin: "Es ist vor undencklichen jahren der meiste Stein, den man zu Rom gebrauchet (...) und nennet man ihn mit einem verderbten worte Travertino, an statt daß man Tybertino sagen sollte".
Die Brüder Jacob und Johann Adler schreiben in ihrer "Luftreise nach Tivoli" 1784, Travertin "ist nichts weiter als der Tartarus (Anm. Weinstein) des Wassers. Der Bodensatz des Waßers, von Schwefel, Alkali und Kalkerde geschwängert".
Inhaltsverzeichnis Traverzin
- Eigenschaften von Travertin
- Entstehung und Verbreitung von Travertin
- Bedeutung und Verwendung von Travertin
- Travertin und Marmor
Eigenschaften von Travertin
Definition Travertin: Travertin ist ein Sedimentgestein, im Speziellen ein Vertreter der Kalksteine, oder wie der Mineraloge Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768 bis 1810) im Jahr 1800 schreibt, wird Travertin der Klasse der "Aufgeschwemmten Gebirgsarten" und zur "Formation Kalktuff" zugeordnet.
Travertin zählt zu den sogenannten monomineralischen Gesteinen, d.h., das Gestein besteht zum größten Teil aus einem bestimmten Mineral – dem Hauptgemengteil, namentlich Calcit.
Mit einem Anteil von bis zu fünf Prozent sind Tonminerale, Hämatit, Limonit und Quarz als Nebengemengteile an der mineralischen Zusammensetzung von Travertin beteiligt.
Das Gefüge von Travertin ist porös, stalaktitisch oder stalagmitisch. Ein auffälliges Merkmal von Travertin sind die Zeichnungen: hellere und dunklere „Lagen“, die in Form von mehr oder weniger gleichmäßigen Bändern, Marmorierungen, Wellen, Streifen oder Flecken zutage treten und Ausdruck der Entstehung sowie der mineralischen Komponenten des Gesteins sind.
Trotz der hohen Porosität gilt Travertin als frostsicher und resistent gegen die Frostsprengung als Verwitterung bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Deshalb kann das Gestein auch als Fassadenverkleidung im Außenbereich eingesetzt werden. Dennoch kann es nach Jahren zu Veränderungen der Farbe und Oberfläche kommen. Unter dem Einfluss der Verwitterung wird Travertin dunkler und matter, siehe Reuss 1805.
Dass sich Travertin bereits seit Jahrhunderten als Werkstein bewährt hat, ist auch der Härte des Gesteins zu verdanken. Mit einer Mohshärte von 3 ist Travertin vergleichsweise weich und lässt sich leicht bearbeiten. Die Dichte von Travertin beträgt 2,69 bis 2,72 cm³.
Die Farbe von Travertin
Travertin ist ein sehr abwechslungsreiches Gestein: nicht nur, was die Muster und Zeichnungen betrifft, sondern auch die Farbe.
In der Petrologie wird Travertin den hellen Gesteinen zugeordnet, wobei die Farbe ursächlich auf die gesteinsaufbauenden Minerale zurückzuführen ist.
Neben weiß, creme, elfenbein und beige kann Travertin auch von brauner, hell- und dunkelgrauer, silbrig-grauer, gelblicher bis goldbrauner, rotbrauner bis korallenroter Farbe sein.
Während die Beige- und Brauntöne von Travertin mit Eisenverbindungen im Gestein begründet werden, färben Tonminerale das Gestein gräulich, gelblicher Travertin entsteht infolge von Limonit, Hämatit bewirkt eine rotbraune Färbung und Quarze verleihen Travertinen eine helle, fast weiße Farbe.
Anhand der Farbe können nicht nur Rückschlüsse auf die farbgebenden Minerale oder organischen Beimengungen gezogen werden, sondern bisweilen auch auf den Fundort.
Entstehung und Verbreitung von Travertin
Als Gestein sedimentären Ursprungs wird Travertin vor allem im Bereich um heiße und kalte Quellen oder kleine Seen ausgeschieden, kann aber auch aus der Zersetzung von Marmor oder Kalkstein, die als Calciumlieferant dienen, hervorgehen.
Voraussetzung für die Entstehung von Travertin ist saures Wasser, das über die Kohlensäureverwitterung Calcium aus dem Ursprungsgestein löst. Bei Sättigung der zirkulieren Lösung oder über die Verdunstung von Wasser wird der Süßwasserkalk (Sinter) schließlich ausgefällt und bildet mit der Zeit ein kompaktes Gestein. Entstehungsbedingt gleichen viele Lagerstätten Kaskaden, Kegeln oder Terrassen. Im Vergleich zu anderen Gesteinen ist Travertin ein junges Gestein, das ca. 2 Mio. Jahre alt ist.
Wie bereits erwähnt, weist Travertin mitunter ein sehr ausgeprägtes porenreiches Gefüge auf, das an einem Schwamm erinnert. Die Hohlräume im Travertin sind auf Unterwasserpflanzen wie Cyanobakterien, Moose und Algen zurückzuführen, die zum Zeitpunkt der Entstehung von Travertin Bestandteil der kalkhaltigen Lösungen waren, förmlich eingeschlossen waren und sich zersetzten und als Zeugnis ihrer Existenz die markanten Hohlräume hinterließen.
Bedeutende Travertin-Vorkommen existieren vielerorts weltweit; auch wenn Römische Travertin (Handelsname Romana Classico oder Travertino Classico), der auch heute noch in der Gegend um Tivoli abgebaut wird, als der Inbegriff von Travertin gilt. Weitere bedeutende Travertin-Steinbrüche befinden sich u.a. in Sliac/Slowakei; Bregenzerwald/Österreich; Auvergne/Frankreich; Latium (Tivoli), Toskana, Sizilien/Italien; Kroatien; Bulgarien; Armenien; Türkei; China; Oklahoma, Texas, Wyoming (Yellow Stone Nationalpark)/USA und Guatemala.
Travertin in Deutschland
Die Vorkommen von Travertin in Deutschland sind auf zwei Bundesländer beschränkt:
- Baden-Württemberg
- Bad Cannstatt (Canstatter Travertin), Blumberg, Gauingen und Riedöschingen
- Thüringen
- Bad Langensalza (Langensalzaer Travertin), Clingen, Gräfentonna, Greußen und Mühlhausen
- Bad Tennstedt
- Ehringsdorf
- Jena
- Klein-Ballhausen
- Kindelbrück
- Mühlberg
- Taubach
- Weimar
Bedeutung und Verwendung von Travertin
Travertin ist vor allem für die Bauindustrie von Interesse, wird insbesondere als Naturstein für Steinplatten, als Fassadenstein, Fliesen, Bodenplatten oder Arbeitsplatten verwendet (teilweise unter dem Handelsnamen Antikmarmor), wobei die Peterskirche und das Kolosseum in Rom, die Marktkirche St. Bonifacius in Bad Langensalza sowie die Fassadenverkleidung des Auswärtigen Amts in Berlin als Beispiele zu nennen sind, bei denen Travertin verbaut wurde. Weiterhin nutzen Steinmetze Travertin als Werkstein für Grabsteine und Skulpturen.
Travertine sind ebenso in der Geochronologie für die Datierung von Lagerstätten von Bedeutung. Aufgrund des schichtartigen bzw. gebänderten Aufbaus des Gestein kann anhand der „Baumringe“ das Alter von Travertinen bestimmt werden.
Travertin und Marmor
Travertin und Marmor sind zwei Steine, die sich auf den ersten Blick sehr ähnlich sind.
Im Vergleich zu Travertin ist die Farbvielfalt von Marmoren wesentlich größer. Marmor kann sowohl von grauer wie auch cremeweißer, roter, grüner, blauer und silberartiger Farbe sein. Genau wie bei Travertin ist die Farbe von Marmor auf das Vorhandensein von bestimmten Mineralen zurückzuführen. Im Gegensatz zu Travertin enthält Marmor eine Vielzahl von Mineralen, die metamorphen Ursprungs sind, darunter zum Beispiel diverse Glimmer (Muskovit, Biotit, usw.) und Granat.
Die chemische Zusammensetzung ist dennoch leicht ähnlich. Wie Travertin auch besteht Marmor zum Großteil aus Calcit.
Eine weitere Gemeinsamkeit von Marmoren und Travertinen ist dieselbe geringe Härte und Dichte.
Der Hauptunterschied beider Gesteine ist die Klassifikation. Travertin ist ein Sedimentgestein, Marmor ist ein metamorphes Gestein, das aus der Umwandlung anderer Gesteine unter hohen Druck- und Temperaturbedingungen hervorgegangen ist.
Deshalb ist Travertin auch keine Varietät oder Art von Marmor.
Ist Travertin eine Marmorart?
Nein. Travertin zählt zur Familie der Kalksteine, kann aber durch Verwitterung aus Marmor hervorgehen.
Wie robust ist Travertin?
Travertin ist kein empfindlicher Naturstein. Auch wenn Travertin mit einer Mohshärte 3 weicher ist als Granit, Quarzit oder Basalt kann Travertin genauso belastet werden wie andere Natursteine. Marmor ist übrigens ebenso "weich" wie Travertin.
Auch interessant:
⇒ Gestein des Jahres - Wirtschaftlich bedeutende Steine
⇒ Schwarzer Granit
⇒ Steine für den Steingarten
Quellen:
⇒ Misson, M. (1713): Reise nach Italien
⇒ Adler, J. und Adler, J. (1784): Luftreise nach Tivoli. IN: Reisebemerkungen aus einer Reise nach Rom
⇒ Karsten, D. L. G. (1800): Mineralogische Tabellen mit Rüksicht auf die neuesten Entdekkungen
⇒ Reuss, F. A. (1805): Der Travertin. IN: Lehrbuch der Mineralogie nach des Herrn O.B.R. Karsten mineralogischen Tabellen ausgeführt
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München*
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart