Sie tragen Namen wie Botticino, Cleopatra, Rosso Verona, Travertin chiaro, Travertin gold, Bianco Carrara, Bianco Gold, Dore Royal oder Nero – Steine, die es im Baumarkt oder Steinfachhandel unter dem Namen Antikmarmor zu kaufen gibt. Doch trotz des Namens steht hinter diesen Begriffen nicht immer Marmor, und antik ist nur Alter der Steine.
Der Name Antikmarmor ist kein gängiger Begriff aus der Petrologie (Lehre der Entstehung, Eigenschaften und Verwendung von Gesteinen), sondern wird insbesondere im Zusammenhang mit Steinmetzen oder dem Fachhandel für Natursteine verwendet.
Hinter der Bezeichnung Antikmarmor steht kein eigenständiges Gestein, sondern der irreführende Handelsname für Gesteine mit einer marmorierten Optik, die scheinbar zur gleichen Zeit abgebaut wurden wie historisch bedeutende Kunst- und Bauwerke aus demselben Material, bspw. die Akropolis in Athen, der David von Michelangelo, der Dom von Florenz, der Petersdom zu Rom, Sacré-Coeur Montmatre in Paris oder der Trevi-Brunnen.
Vielmehr werden mit der Umschreibung Antikmarmor Gesteine zusammengefasst, die von marmorgleichem Aussehen sind, deren Farbe an Marmor erinnert und die mittels verschiedener technischer Methoden einen antiken, urigen Charakter erhalten haben. Neben Marmor sind das vor allem Travertin und Kalkstein.
Antikmarmore sind helle Gesteine – bedingt durch die mineralische Zusammensetzung von Marmor, Kalkstein und Travertin, die als monomineralische Gesteine definiert werden. D.h., Gesteine, bei denen der Großteil der Zusammensetzung (95 %) von einem Mineral repräsentiert wird – namentlich Calcit, Aragonit und Dolomit. Alle drei Mineralien sind von sehr heller bis weißer Farbe.
Farbgebend und musterbildend wirken die sogenannten Nebengemengteile, die mit bis zu 5 Prozent im Mineralbestand des Gesteins vertreten sind (siehe Tabelle weiter unten im Text).
Typisch für Travertin sind weiße, creme- oder elfenbeinfarbene, hellbraune, hell- bis dunkelgraue, silbrig-graue, gelbliche bis goldbraune, rotbraune bis korallenrote Farben. Die Farbe von Marmor variiert zwischen weiß, silber, rot, grün, gelbbraun, grau und violett. Kalkstein in der Reinform ist weiß; infolge mineralischer Beimengungen kann das Gestein aber auch gelblich-braun bis grau sein.
Das prägnanteste Merkmal von Marmor ist die Marmorierung, die nicht nur Marmor vorbehalten ist, sondern auch bei anderen Gesteinen vorkommen kann. Helle oder dunklere Streifen, Maserungen, unregelmäßig verteilte Flecken oder Adern, wellenartige Zeichnungen und Bänder: die Vielfalt ist schier grenzenlos.
Eigenschaft | Kalkstein | Marmor | Travertin |
---|---|---|---|
Gesteinsart | Sedimentgestein | Metamorphit | Sedimentgestein |
Hauptgemengteile | Aragonit, Calcit | Aragonit, Calcit, Dolomit | Calcit |
Nebengemengteile | Dolomit, Feldspat, Glimmer, Quarz, Siderit, Tonminerale | Chlorit, Epidot, Glimmer (Muskovit, Phlogopit), Granat, Graphit, Hämatit, Limonit, Markasit, Pyrit, Quarz, Serpentin | Hämatit, Limonit, Tonminerale, Quarz |
Mohshärte | 3 | 3 | 3 |
Dichte | 2,7 bis 2,9 g/cm³ | 2,7 bis 2,9 g/cm³ | 2,69 bis 2,72 g/cm³ |
Sowohl Kalkstein als auch Marmor und Travertin werden weltweit in Steinbrüchen abgebaut, in denen zum Teil auch schon vor Jahrhunderten Natursteine zur Errichtung bekannter historischer Bauwerke gewonnen wurden.
Das Besondere am Antikmarmor ist der angewitterte, antik wirkende Charakter – so als würde das Gestein noch von den Restbeständen des Pantheons in Rom oder von der Akropolis in Athen stammen.
Das Geheimnis hinter dem Aussehen ist die Bearbeitung, wobei drei Methoden Anwendung finden:
Gebürsteter Antikmarmor entsteht, indem stahl- bzw. metallbesetzte Bürstenköpfe immer wieder über den in Platten zurecht geschnittenen Naturstein gestrichen bzw. gebürstet werden.
Getrommelter Antikmarmor entsteht über das gleiche Prinzip wie Trommelsteine. Die zu behandelnden Steine werden in eine rotierende Trommelmaschine gegeben – zusammen mit kleineren Steinen, die von höherer Härte sind. Durch die Bewegung der Steine aneinander werden nicht nur die Kanten abgerundet, sondern auch Oberfläche abgeschmirgelt, geebnet und poliert. Der Stein erhält einen satinierten Glanz.
Beim gesandstrahlten Antikmarmor setzt man auf die abrasive Wirkung von Sand. Sand besteht hauptsächlich aus Quarz, einem Mineral, das deutlich härter ist als Travertin, Marmor und Kalkstein. Unter Druckluft – gleichsam wie mit einem Wasserstrahl – wird der Sand auf die Steinoberfläche gestrahlt. Infolge des hohen Drucks und der leicht abtragenden Kraft der fein zermahlenen Quarzkörnchen wird die Oberfläche geschliffen und poliert.
Im Ergebnis gleichen die behandelten Antikmarmore Steinen, die vor Jahrhunderten verbaut wurden, von vielen Sohlen betreten wurden, gealtert sind und nun eine antike Patina haben.
Antikmarmor ist im Trend. Ob Bodenfliesen, Fassadenverkleidungen, Steinplatten, Bordüren oder Sockelleisten – Antikmarmor kann sowohl im Haus (auch in Bad und Küche) als auch im Garten eingesetzt werden. Die verschiedenen Farben und Muster ermöglichen zahlreiche, einzigartige Kombinationsmöglichkeiten und die Gestaltung in Form von Mosaiken und sind dabei ebenso belastbar und robust wie andere Natursteine.
Siehe auch:
⇒ Olivinsand – Technischer Strahlsand
⇒ Der Marmor von Carrara
⇒ Schwarzer Granit
Quellen:
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München*
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Schumann, W. (1994): Steine und Mineralien sammeln; finden, präparieren, bestimmen. BLV Verlag München
Letzte Aktualisierung: 2. März 2021