Ursprünglich als Denkmal der historischen Ereignisse in Florenz geschaffen und heute ein Wahrzeichen der Stadt – die Statue des David von Michelangelo.
Das Gestein, das der italienische Bildhauer Michelangelo für die Figur des Davids auswählte, ist Marmor.
Der Marmor der Statue stammt aus dem nahe gelegenen Miseglia in der Toskana. Miseglia - ein Ort, dessen Umgebung weltbekannt durch die reichhaltigen Marmorvorkommen wurde, der sog. Carrara-Marmor.
Miseglia befindet sich in den Apuanischen Alpen. Bereits seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. wurde erlangte die Region Bekanntheit aufgrund der abbauwürdigen Mengen an Marmor. Viele Bau- und Kunstwerke der Antike wurden aus dem Marmor von Carrara gefertigt.
Wegen der Beliebtheit für die Verwendung historischer Kunstwerke wird der Marmor von Miseglia auch Statuario-Marmor genannt. Eine wesentliche Eigenschaft des toskanischen Gesteins ist die weiße Farbe, die mitunter von feinen Adern durchzogen ist, und die Feinkörnigkeit des Gesteins. Zudem erleichtert die geringe Härte des Natursteins (Mohshärte 3) die Bearbeitung. Ein Nachteil, und schon im frühen 19. Jahrhundert erkannt, ist die Porosität des Statuario-Marmors. Zahlreiche, kleinste Poren in diesem metamorphen Gestein erleichtern die Aufnahme von Wasser und somit auch die Verwitterung.
Der genaue Abbauort des David-Marmors befindet sich in ca. 630 m Höhe am Berg Fantiscritti, in der direkten Nähe von Carrara. Carrara ist ein bekanntes, weitläufiges Marmorabbaugebiet in Italien und zeitgleich das größte Marmorvorkommen der Welt. Neben der Menge ist Carrara vor allem wegen der unterschiedlich gefärbten Marmore von Interesse, die sowohl von weißer als auch gräulicher, rötlicher oder grünlicher Farbe sein können.
Die Farbe des schimmernden Gesteins wird durch Beimengungen verschiedener Mineralien verursacht. Während reine, weiße Marmore nur aus Calcit bestehen, sind es Serpentin und Chlorit bzw. Pyrit, Muskovit oder Graphit, die das Gestein grün bzw. gräulich färben. Am begehrtesten hingegen sind rein-weiße Marmore, die auf dem Weltmarkt zu entsprechend hohen Preisen gehandelt werden.
Die Entstehung des italienischen Marmors ist auf gebirgsbildende Prozesse vor Jahrmillionen zurückzuführen.
Noch vor 200 Mio. Jahren (Obere Trias) befand sich im Bereich der heutigen Alpen ein Flachmeer, in welchem zahlreiche Organismen lebten. Nach dem Ableben der Lebewesen, schichteten sich deren kalkhaltige Schalen, sonstige Reste und kalkige Ausscheidungen auf dem Meeresgrund. Durch die Auflast weiterer kalkiger Schichten wurde das Material zu Kalkstein verfestigt.
Mit der Jahrmillionen später folgenden Hebung der Alpen, beginnend in der Kreide (vor 135 Mio. Jahren) und endend im Tertiär (vor 35 bis 30 Mio. Jahren), infolge des Subduzierens der Afrikanischen unter die Eurasische Platte wurde der ursprüngliche Kalkstein unter hohen Druck- und Temperaturverhältnissen umgeformt, die aufbauenden Gemengteile des Gesteins neu eingeregelt und mit der Metamorphose einhergehend entstanden auch neue Mineralien wie Glimmer und Granat, so dass letztendlich ein neues Gestein entstand – Marmor.
Zeitgleich mit der sogenannten alpidischen Orogenese wurde das Gebirge um die Apuanischen Alpen bis auf 1.900 m emporgehoben und ein nahezu 400 m breites Marmor-Vorkommen auf einer Länge von 10 km gebildet.
Auch wenn Marmor in den Steinbrüchen von Fantiscritti das Hauptabbauprodukt ist, sind ebenso Funde von Mineralien möglich, z.B. Albit, Azurit, Boulangerit, Coelestin, Cerussit, Dolomit, Famatinit, Fluorit, Galenit, Hemimorphit, Muskovit, Pyrit, Smithsonit, Schwefel, Tetraedrit, Wulfenit sowie Zinkblende.
Der Schöpfer der David-Statue war der italienische Bildhauer und Maler Michelangelo di Lodovico Buonarotti Simoni (1475 bis 1564).
In der Schaffenszeit vom 13. April 1501 bis zum April 1504 meißelte Michelangelo aus einem Stück Marmor die männliche, unbekleidete und athletische Figur des David, versehen mit anatomischen Details. Die feierliche Aufstellung des Davids fand am 8. September 1504 auf dem Palazzo Vecchio statt.
Die Initiative der bildhauerischen Arbeit des David geht auf die damalige Wollweberzunft zurück, die das biblische Motiv – der Kampf David gegen Goliath – künstlerisch dargestellt haben wollte. Nachdem bereits Jahrzehnte zuvor andere Künstler an der Schaffung selbiger Figur aus einem Marmorblock beschäftigt waren, ging der Auftrag im Jahr 1501 an Michelangelo. Da der Marmorblock bereits Jahre vorab grob bearbeitet wurde, entschied sich der italienische Künstler wegen der Form des Marmorbrockens dafür, David mit einenm angewinkelten Arm, eine Steinschleuder auf der Schulter tragend, abzubilden.
Der geschichtliche Hintergrund für das Kunstwerk der späten Renaissance steht in engem Zusammenhang mit der Geschichte von Florenz. Nachdem Florenz viele Jahre von der einflussreichen, wohlhabenden Familie Medici beherrscht wurde, folgte gegen Ende des 15. Jahrhunderts unter dem Herrscher Girolamo Savonarola (1452 bis 1498) die Vertreibung der Familie Medici aus der mittelitalienischen Stadt. Um den "Sieg" über die Vormacht der Familie Medici bildhaft Ausdruck zu verleihen, wurde entschieden, dass Michelangelo den Kampf Florenz, personifiziert durch David, gegen die Familie Medici, verkörpert durch Goliath, darstellen soll. Im Zuge der Rückkehr der Familie Medici im Jahr 1512 ging der linke Arm infolge von Auseinandersetzungen in Florenz zu Bruch, der bei Restaurationsarbeiten 1543 behoben werden konnte. Auch Jahre später war David abermals Zielscheibe von Übergriffen. 1991 wurde der Zeh vom linken Fuß abgehämmert, jedoch wiederhergestellt.
Aber nicht nur anthropogene Übergriffe machten der Figur zu schaffen, sondern auch die Einflüsse der Umwelt in Gestalt der Verwitterung. Um Schutz vor der weiteren Zerstörung der Marmorfigur zu gewährleisten, wurde eigens für die David-Statur 1873 in der Florentiner Galleria dell´Accademia ein Kuppelbau errichtet, auch um die Figur vor Stoffwechselendprodukten diverser Tiere zu bewahren.
Um David dennoch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde 1910 eine Kopie der eigentlichen Statue, ebenfalls aus Marmor gefertigt, am historischen Ausstellungsort enthüllt.
Siehe auch:
- In, auf und aus Gestein gebaut - Steinmännchen
- Der Marmor von Carrara in Italien
- Goldfluss, Blaufluss, Grünfluss und Purpurfluss: Steine aus Glas und Metall
Quellen:
Informationen zu David und Michelangelo:
- www.statue.com/statue-of-david.html
- www-graphics.stanford.edu
- www.italyguides.it
- www.econ.ohio-state.edu
- www.florentinermuseen.com/
- www.mindat.org
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Schumann, W. (1994): Steine und Mineralien sammeln; finden, präparieren, bestimmen. BLV Verlag München
Letzte Aktualisierung: 5. Juli 2019