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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 19.04.2024


Wulfenit

Wulfenit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: wulfenite | französisch: wulfénite


Wulfenite - Mineral und Kristalle
Wulfenit

Wulfenit, Gelbbleierz und Molybdänbleierz

Den Namen Wulfenit verdankt das Mineral Franz Xaver von Wulfen (1728 bis 1805).
1781 berichtete der Mineraloge, noch in lateinischer Sprache, unter dem Titel "Minera Plumbi Spatosa Carinthiaca" - das spatige Bleierz aus Kärtnen von der Entdeckung eines gelbgrünen Minerals aus Villach am Bleiberg in Österreich.
1785 folgte die Veröffentlichung "Abhandlung vom Kärthnerischen Bleyspate".
Dass es sich bei dem bis dato unbekannten Mineral um ein eigenständiges handelt, war den führenden Mineralogen der damaligen Zeit noch nicht bewusst. Vielmehr wurde Wulfenit bzw. bis weit ins 19. Jahrhundert in den Mineralogiebüchern unter dem Eintrag Gelbbleierz zu finden, als "bloße Varietät des Weißbleierzes" (Steffens, 1824) betrachet, bis "Molybdänsäure" als Bestandteil analysiert wurde.

Der alternative Name Gelbbleierz, geprägt von Abraham Gottlob Werner (1740 bis 1817; Mineraloge), diente zu den Anfangszeiten der Entdeckung des Minerals der Unterscheidung anderer bleihaltiger Minerale.


Eigenschaften von Wulfenit

Das Mineral Wulfenit ist der chemischen Zusammensetzung PbMoO4/Molybdänbleierz bzw. "Molybdänsaures Bleioxyd" (Berzelius, 1828) ein Vertreter der Mineralklasse der Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate.

Die Farbe von Wulfenit ist vorwiegend gelb-orange, kann aber auch gelb, orangebraun, braun, farblos, braungrün oder rot sein, bzw. mit den Worten des Mineralogen Carl August Siegfried Hoffmann (1760 bis 1813) ist die "gewöhnliche Farbe (...) die wachsgelbe", geht aber auch ins "zitronen-, pomeranzen- und honiggelbe, anderseits ins gelblich-graue und gelblichbraune".
Aufgrund der Farbe kann Wulfenit vor allem mit Krokoit, Pyromorphit, Vanadinit oder Baryt verwechselt werden.
Die Strichfarbe des Minerals ist weiß.

Wulfenit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem, deren aufgewachsene Kristalle kurzsäulig, tafelig und pyramidal sind, wobei Steffens 1824 festhielt, dass die "Korngestalt ein flaches, rechtwinkliges Oktaeder mit gleichschenklichen Flächen" aufweist. Der Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743, bi 1817) beobachtte, dass Wulfenit "meistens (...) in vier- bis achtseitigen Tafeln krystallisirt". Die Aggregate sind dicht, körnig, derb oder krustig, häufig auch zu Zwillingen miteinander verwachsen.

Der Glanz von Wulfenit ist harzig bis diamantartig bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz. Der Bruch ist muschelig, die Spaltbarkeit ist unvollkommen.
Klaproth merkte 1795 zudem an, dass Wulfenit einen "schwachen metallischen Geschmack" hat.

Wulfenit ist mit einer Mohshärte von 2,5 bis 3 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ein weiches Mineral, die Dichte beträgt 6,5 bis 7,0 g/cm³.


Wulfenit Foto
Wulfenit

Entstehung und Verbreitung von Wulfenit

Wulfenit ist ein Sekundärmineral, das entsteht, wenn sulfidhaltige Erzlagerstätten durch wässrigen Fluide überprägt werden. Begleitend können als Minerale Galenit, Vanadinit, Mimetit, Malachit, Limonit, Sphalerit, Siderit, Hydrozinkit, Smithsonit, Anglesit, Dolomit, Cerussit, Calcit, Shattuckit und Pyromorphit zusammen mit Wulfenit vorkommen.

Bedeutende Vorkommen von Wulfenit befinden sich zum Beispiel in Garmisch-Patenkirchen (Bayern)/Deutschland; Bleiberg (Kärnten)/Österreich; Pribram/Tschechien; Norwegen; Belgien; Französisches Zentralmassiv/Frankreich; England; Sardinien/Italien; Baita/Rumänien; Mezica/Slowenien; Tsumeb/Namibia; Marokko; Kongo; Zaire; Algerien; Argentinien; Chile; Bolivien; Los Lamentos, Chihuahua/Mexiko; Nevada, Arizona, New Mexiko, Pennsylvania, Massachusetts, Utah/USA; Kanada und Australien.


Wulfenita - Aufnahme des Minerals
Wulfenit

Bedeutung und Verwendung von Wulfenit

Wulfenit ist hauptsächlich für die Gewinnung von Molybdän von Interesse. Der Anteil an Molybdän in Wulfenit beträgt bis zu 24 %. Molybdän wird vor allem in Katalysatoren und Legierungen eingesetzt.
Mitunter wird Wulfenit auch als Schmuckstein verwendet, auch wenn die Verarbeitung, insbesondere das Schleifen, durch den splitternden Charakter des Minerals erschwert wird. Gelegentlich wird Wulfenit pulverisiert auch als Farbpigment genutzt.


Nachweis von Wulfenit

Wulfenit ist problemlos in der offenen Flamme schmelzbar und ist außerdem in Schwefel- und hochtemperierter Salzsäure löslich. In kalter Salzsäure vollzieht sich der Vorgang der Auflösung langsamer.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Wulfen, F. X. (1781): Minera Plumbi Spatosa Carinthiaca. IN: Nicolai Josephi Jacquin Miscellanea Austriaca ad botanicam, chemiam, et historiam naturalem spectantia
⇒ Wulfen, F. X. (1785): Abhandlung vom Kärnthnerischen Bleyspate
⇒ Klaproth, M. H. (1795): Chemische Untersuchung des Gelb-Bleierzes vom Bleiberg. IN: Beiträge zur chemischen Kenntniss der Mineralkörper
⇒ Hoffmann, C. A. S. (1817): Gelbbleierz, Plomb Molybdate. IN: Handbuch der Mineralogie
⇒ Berzelius, J. J. (1828): Molybdänsaures Bleioxyd. IN: Die Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und Mineralogie
rArr; Steffens, H. (1824): Oxydirte Metallreihe. IN: Vollständiges Handbuch der Oryktogenose
⇒ Walchner, F. A. (1829): Gelbbleierz. IN: Handbuch der gesammten Mineralogie in technischer Beziehung
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - Wulfenite


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