Pyromorphit
Klassifikation: | 8.BN.05 |
Klasse: | Phosphate, Arsenate und Vanadate |
Unterklasse: | Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O |
Familie: | Mit ausschließlich großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 0,33 : 1 |
Pyromorphit - Ein grünes Bleimineral
Die älteste Überlieferung des Minerals Pyromorphit stammt aus dem Jahr 1693 und geht auf Johann Martin Michealis zurück. Er erwähnt es in einer Auflistung der Mineraliensammlung des Physikers und Mathematikers Johann Jacob Spener (1630 bis 1692) – allerdings noch unter dem historischen Namen „Grün Bley-Ertz von der Tschopa“. Tatsächlich befindet sich die Typlokalität von Pyromorphit in der Grube „Heilige Dreifaltigkeit“ bei Zschopau in Sachsen.
1Im Jahr 1747 setzte sich der schwedische Mineraloge und Chemiker Johan Gottschalk Wallerius (1709 bis 1785) ebenfalls mit dem Mineral auseinander und bezeichnete es als „Plumbum arsenico mineralisatum, minera solida et crystallisata viridi“ – „Mit Arsen mineralisiertes Blei, ein festes und grün kristallisiertes Erz“.
Tatsächlich enthält Pyromorphit jedoch kein Arsen; Wallerius schloss aufgrund der grünlichen Farbe, die ihn an das arsenhaltige Mimetesit erinnerte, fälschlicherweise auf einen Arsengehalt.
Den Namen Pyromorphit erhielt das Mineral schließlich im Jahr 1809 durch den deutschen Mineralogen Friedrich Hausmann (1782 bis 1859).
Ausschlaggebend für den aus dem Griechischen stammenden Namen, der sinngemäß mit „feuerförmig“ übersetzt wird, war das Verhalten des Minerals vor dem Lötrohr. Der Theologe und Naturwissenschaftler Franz Lorinser (1821 bis 1893) konkretisierte den Namensursprung: Pyromorphit "schmilzt leicht, zuletzt bleibt eine Kugel, die beim Erkalten eine polyedrische, aber auf keine bestimmte Kristallform zurückführbare Facette zeigt.“
Eigenschaften von Pyromorphit
Pyromorphit ist mit der chemischen Zusammensetzung Pb(PO4)3Cl ein Vertreter der Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate.
Das bleihaltige Phosphatmineral ist überwiegend von grüner Farbe, kann aber auch farblos, schwarz, rotgelb oder braun sein.
Die Strichfarbe ist weiß.
Pyromorphit kristallisiert dem hexagonalen Kristallsystem folgend und bildet langprismatische, tafelige oder prismatische Kristalle. Die Aggregate erscheinen traubig, nierenförmig, radialstrahlig angeordnet.
Das Mineral ist von harz- bis diamantartigem Glanz bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz. Der Bruch von Pyromorphit ist muschelig bis uneben, die Spaltbarkeit ist vollkommen.
Die Mohshärte beträgt 3,5 bis 4 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839), die Dichte beläuft sich auf 6,7 bis 7 g/cm³.

Entstehung und Verbreitung von Pyromorpit
Pyromorphit ist ein Sekundärmineral, das im Zusammenhang mit der Verwitterung in bleihaltiger Lagerstätten hervorgeht. Neuen Erkenntnissen zufolge wird Pyromorphit aber auch mittels bestimmter Pilzkulturen, die im Boden leben, gebildet; diese wandeln Blei, welches beispielsweise in kontaminierten Böden enthalten ist, in Pyromorphit um. Auf diese Weise liegt Blei als unlösliches Mineral vor und wird an einer weiteren Verlagerung in die Umwelt gehindert (Quelle: www.cell.com).
Die Vorkommen von Pyromorphit können mit weiteren Mineralen vergesellschaftet sein, darunter u.a. Descloizit, Vanadinit, Mimetesit, Limonit, Malachit, Fluorit, Goethit, Anglesit, Quarz, Wulfenit, Baryt, Krokoit, Galenit, Cerussit und Hemimorphit.
Bedeutende Funde von Pyromorphit wurden bspw. in Cornwall/England; Erzgebirge, Rheinland-Pfalz/Deutschland; Böhmen/Tschechien; Ural, Sibirien/Russland; Frankreich; Sardinien/Italien; Spanien; Belgien, Kongo; Sambia; Mexiko; Argentinien; Idaho, Pennsylvania, Nord Carolina/USA bestätigt.

Bedeutung und Verwendung von Pyromorphit
In der Vergangenheit war Pyromorphit aufgrund der Gehalte an Blei für die Verhüttung des Schwermetalls von Interesse. Heutzutage sind die globalen Vorräte selten, deshalb gilt Pyromorphit als begehrtes Mineral für Sammlungen.
Nachweis und Beobachtung von Pyromorphit
Pyromorphit ist sowohl in Säuren als auch in der Flamme löslich. In letzterer schmilzt das Mineral wie andere Bleiminerale zunächst zusammen und kristallisiert nach der Abkühlung wieder aus.
Gut ausgebildete Pyromorphite lassen sich aufgrund ihrer hexagonalen (sechseckigen) Form meist problemlos ausfindig machen. Es gibt jedoch auch Ausbildungen, die eine spitzzulaufende und teils nadelige Form haben.
Kleinstufen und Micromounts zeigen oftmals besonders ästhetische Pyromorphite.

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Quellen:
- Michaelis, J. M. (1693): Bley-Ertze. IN: Museum Spenerianum, sive catalogus rerum
- Wallerius, J. G. (1747): Grön Blyspat. IN: Mineralogia, Eller Mineralriket, Indelt och beskrifvit
- Hausmann, F. (1809): Unterordnung Bleisalze. Pyromorphit. IN: Entwurf eines Systems der unorganisirten Naturkörper
- Blum, J. R. (1854): . IN: Lehrbuch der Oryktognosie
- Lorinser, F. (1880): Pyromorphit. IN: Minerologie und Chemie
- Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2013): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- www.mindat.org - Pyromorphite