Anglesit
Von Anglesit, Bleivitriol und Diorylith
Der Name Anglesit ist seit dem Jahr 1832 Teil der mineralogischen Literatur und geht auf den Geologen Francois Sulpice Beudant (1787 bis 1850) zurück.
Unbekannt war das Mineral in den Jahren davor dennoch nicht, stattdessen wurde das Mineral unter vielen verschiedenen Namen geführt, darunter beispielsweise Bleisulfat, prismatoidischer Bleibaryt, Diorylith, Bleiischer Thiodinspath oder Bleivitriol.
Die Bezeichnung Anglesit wählte Beudant in Anspielung an die Vorkommen auf der Insel Anglesey in Wales: „On l´a d´abord reconnue dans les mines d´Anglesea, mais elle a été trouvée ensuite dans beaucoup d´autres“ - Es wurde erstmals in den Minen von Anglesea entdeckt, später jedoch auch an vielen anderen Orten gefunden.
Eigenschaften von Anglesit
Eine Besonderheit von Anglesit ist die Formenvielfalt der Kristalle. 1894 waren dem Mineralogen Gustav Tschermak (1836 bis 1927) zufolge „31 verschiedene Formen“ der Kristalle bekannt, wobei die Größe der Kristalle mit etwa 2 cm als recht klein gilt. Typisch für Anglesit sind laut Naumannn Kristalle, die „theils kurz säulenförmig, theils pyramidal, theils tafelig“ sind.

In der Vergangenheit wurde Anglesit auch „Bleiglas“ (siehe Tschermak) genannt, was der wasserklaren Reinheit und Farblosigkeit vieler Kristalle zu verdanken ist.
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | PbSO4 |
Mineralklasse | Sulfate
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Kristallsystem |
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Farbe | Farblos, weiß, gelb, orange, hellgrau, grünlich, blau |
Strichfarbe | weiß |
Glanz | Diamantglanz, Fettglanz |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Bruch | muschelig-spröde |
Spaltbarkeit | gut bis unvollkommen |
Mohshärte | 2,5 bis 3 |
Dichte | 6,38 bis 6,38 g/cm³ |

Entstehung und Verbreitung von Anglesit
Anglesit „ist ein Zersetzungsprodukt des Bleiglanzes“, hielt der Mineraloge August Frenzel (1842 bis 1902) einst fest, denn tatsächlich entsteht Anglesit, indem Galenit bzw. Bleiglanz oxidiert.
Die Vorkommen von Anglesit sind mit einer Reihe weiterer Bleimineralien vergesellschaftet, darunter unter anderem Elyit, Wulfenit, Cerussit, Brianyoungit, Pyromorphit, Lanarkit, Leadhillit und Mimetesit, genau wie Gips, Malachit, Caledonit, Brochantit und Linarit zu den Begleitmineralien von Anglesit zählen.
Anglesit kommt an zahlreichen Fundorten rund um den Globus vor; neben der Typlokalität in Wales kann man Anglesit ebenso in Norwegen, Schweden, Finnland, England, Frankreich, Deutschland, Österreich, in der Schweiz, in Polen, Tschechien, in der Slowakei, in Spanien, Portugal, Italien, Rumänien, Ungarn, Griechenland, Rumänien, Kasachstan, Russland, Tunesien, Marokko, Namibia, im Kongo, Madagaskar, in Indien, Indonesien, Papua-Neuguinea, Thailand, China, Japan, Australien, Neuseeland, in der Antarktis, in Argentinien, Chile, Peru, sowie in den USA finden.
Bedeutung und Verwendung von Anglesit
Anglesit ist mit einem Bleianteil von etwa 66 % ein potentiell interessantes Bleierz, doch wie schon Carl Friedrich Naumann (1797 bis 1873) im Jahr 1859 schrieb, wird Anglesit als Erz nur dann abgebaut, sofern die Menge entsprechend groß bzw. rentabel erscheint.

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Quellen:
- Beudant, F. S. (1832): Anglesite. Plomb Sulfaté. IN: Traité Élémentaire de Minéralogie
- Bayerische Akademie der Wissenschaften (1835): Uebersicht der neuesten Leistungen in der Mineralogie zur Bezeichnung ihres Standpunctes im Jahre 1835. IN: Gelehrte Anzeigen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Naumann, C. F. (1859): Anglesit. IN: Elemente der Mineralogie
- Frenzel, A. (1874): Anglesit, Beudant. Vitriolbleyspath, Werner. IN: Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen
- Liweh, T. (1884): Anglesit, Cerussit und Linarit von der Grube "Hausbaden" bei Badenweiler
- Tschermak, G. (1894): Anglesit. IN: Lehrbuch der Mineralogie
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- www.mindat.org - Anglesite