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Fulgurit - Versteinerte Blitze



Gesteine und Mineralien an der Erdoberfläche sind ständig den Einflüssen der Umwelt ausgesetzt. So können beispielsweise Wasser, Wind, Säure, Hitze und Kälte die Form und Zusammensetzung von Gesteinen und Mineralien verändern – genau wie Blitze „neue“ Gebilde schaffen können: Fulgurite.



Definition Fulgurit

Unter dem Begriff Fulgurit werden durch den Einschlag von Blitzen in Lockermaterialien wie Sand oder in feste Gesteine verursachte Röhren mit glasartiger Oberfläche verstanden.


fulgurit Foto
Fulgurit (Quelle: Johann Gottlob Kurr, 1858, "Blitzröhre aus der Senner Heide")

Angelehnt an die Entstehung und Form werden Fulgurite auch bisweilen als Blitzröhren bezeichnet, wobei auch der aus dem Lateinischen stammende Name Fulgurit (fulgur = Blitz) auf die Entstehung verweist.


Merkmale von Fulguriten

Fulgurite sind unregelmäßig bis gradlinig geformte Körper, die im Inneren hohl sind. Der Durchmesser von Fulguritröhren beträgt ca. zwei Zentimeter, die Länge variiert zwischen wenigen Zentimetern bis Metern. Der längste, bislang bekannte Fulgurit misst 5,40 m in der Länge.

Neben geraden und gebogenen Fulguriten weisen einige Fulgurite eines verästelte Form auf, die das zu Stein gewordene Abbild eines Blitzes darstellen.

Ein weiteres Merkmal von Fulguriten ist das verglaste Innere von Fulguriten, d.h. die Oberfläche ist glasatig glatt und eben. Der äußere Teil hingegen ist rau und körnig (Sandfulgurit) bzw. gleicht dem Gestein, in das der Blitz eingeschlagen ist.



Entstehung und Verbreitung von Fulguriten

Die ersten Beschreibungen von Fulguriten stammen aus dem Jahr 1805 und beziehen sich auf Funde der Senne, einer Landschaft in Ostwestfalen-Lippe/Deutschland. Mit den Fulguriten von Senne befasste sich 1819 ebenfalls Karl Gustav Fiedler (1791 bis 1853), seines Zeichens Bergkommissar, in seinen Ausführungen „Ueber die Blitzröhren und ihre Entstehung“.

Demnach entstehen Fulgurite, wenn ein Blitz in Sand oder Gesteine eindringt. Aufgrund der Stromstärke von ca. 100.000 Ampere entstehen beim Blitzeinschlag Temperaturen von ca. 30.000 °C. Dieser Hitzeeinwirkung können Gesteine und Mineralien nicht standhalten und werden aufgeschmolzen. Bedingt durch den hohen Temperaturunterschied zwischen der Umgebungstemperatur und der Temperatur des Blitzes erkaltet das aufgeschmolzene Material sehr schnell. Sowohl die gesteinsbildenden Mineralien als auch loser Sand (= i.d.R. Quarz) können innerhalb dieser Zeitspanne nicht zu dem ursprünglichen Mineral rekristallisieren und erstarren zu einem amorphen, nicht kristallinen Glas.

Entsprechend des Materials, auf das der Blitz trifft, wird zwischen Sand- und Felsfulguriten unterschieden. Sandfulgurite sind das Resultat eines Blitzeinschlags in lockeren Sand, genau wie Blitze in der Lage sind, im Fall von Felsfulguriten röhrenartige Hohlräume in festen Gesteinen zu hinterlassen. Die Besonderheit von Sandfulguriten ist zudem, dass die einzelnen Sandkörner wegen der hohen Temperaturen und des Schmelzvorgangs miteinander verbacken (schmelzgesintert) sind.

Bedeutende Vorkommen von Fulguriten befinden sich unter anderem in den Ländern der Sahara, genau wie Funde aus Russland und Deutschland belegt wurden.


Tektit und Fulgurit

Tektite zählen zu den sog. Gesteinsgläsern. Der wesentliche Unterschied zwischen Tektiten und Fulguriten ist die Entstehung. Während Fulgurite das Resultat eines Blitzeinschlags sind, entstehen Tektite durch Meteoriten. Infolge des Aufpralls eines Meteoriten auf die Erde und den damit verbundenen hohen Temperaturen kommt es ebenfalls zur Aufschmelzung bereits bestehender Gesteine und Mineralien, die nach der Abkühlungszeit zu einem nicht kristallinen Glas von brauner, grauer oder grüner Farbe erstarren.


Donnerkeil und Fulgurit

Volkstümlichen Überlieferungen zufolge sind Donnerkeile in Sand versteinerte Blitze, die Donar, der germanische Gott des Wetters, auf die Erde schickte. Angesichts der länglichen Form und der feinen, zentralen Röhre im Inneren von Donnerkeilen liegt die Vermutung nahe, Donnerkeile sind Fulgurite. Tatsächlich handelt es sich bei Donnerkeilen um Fossilien, speziell das erhalten gebliebene Rostrum bzw. Ruder von Kopffüßern, die vor 358 bis 70 Mio. Jahren lebten.


Siehe auch:
Lößkindel, Lößpuppen und Lößmännchen
Steinmännchen
Regenbogen-Calsilica

Quellen:
⇒ Fiedler, K.G. (1819): „Ueber die Blitzröhren und ihre Entstehung“
⇒ Kurr, J. G. (1858): Blitzröhre. IN: Das Mineralreich in Bildern. Naturhistorisch-technische Beschreibung und Abbildung der wichtigsten Mineralien
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
www.mineralienatlas.de - Fulgurit


Letzte Aktualisierung: 25. Oktober 2023



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