Logo steine-und-minerale.de

Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 24.04.2024


Saphir

Saphir - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: sapphire | französisch: saphir


Saphir im Muttergestein
Saphir im Muttergestein (Quelle: Edwin William Streeter, 1892, Precious Stones and Gems; "Sapphire in the Matrix")

Saphir = Blauer Korund

Saphir - der Name ist Programm. Sappheiros wird aus dem Griechischen mit blau übersetzt.

Der Lexikograph Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796) fand während seiner Recherchen zum Saphir aber auch heraus, dass der Name Saphir auch aus dem Hebräischen stammen könnte und mit "schön seyn" übersetzt wird, "weil uns die Edelsteine aus den Morgenländern zugeführt worden sind, und sie auch noch jetzt daselbst am schönsten gefunden werden". Alternativ könnte eine Insel namens "Sophor oder Sapheir im Arabischen Meer" die Bedeutung hinter dem Namen Saphir sein.

Eines ist jedoch sich: Lange Zeit, noch bis in das Mittelalter hinein, wurde nahezu jedes blaue Mineral oder Gestein allein aufgrund der blauen Farbe als Saphir bezeichnet, auch wenn es sich um andere Mineralien oder Gesteine wie bspw. Lapislazuli handelte. Erst nachdem mehr Wissen und Erkenntnisse über die chemische Zusammensetzung und kristallographsiche Eigenschaften Einzug in die Mineralogie hielt, konnte Saphir als eigenständiges Mineral identifiziert werden.

Saphir_briefmarke - Mineral und Kristalle
Bild 1: Wohlfahrtsmarke Saphir


Inhaltsverzeichnis Saphir


Eigenschaften von Saphir

Das Mineral Saphir wird mit der chemischen Zusammensetzung Al2O3 zur Klasse der Oxidmineralien gezählt. Zusammen mit rotem Rubin und farblosem Leukosaphir bilden Saphire die Korundgruppe.

Saphire kristallisieren dem trigonalen Kristallsystem folgend und bilden tafelige, pyramidale und rhomboedrische Kristalle. Die entsprechenden Aggregate erscheinen körnig oder massig. deren Gewicht teilweise sehr hoch sein kann. So wurde im Sommer 2021 in Ratnapura ein 510 kg schwerer Brocken eines Sternsaphirs gefunden und im Dezember 2021 machte die Entdeckung eines 310 kg schweren Saphirs, der ebenfalls in Sri Lanka zutage gefördert wurde, unter dem Namen "Queen of Asia" Schlagzeilen.

Kristallform Korund
Kristallformen des Korunds (Quelle: Max Bauer - Die Edelsteinkunde, 1896)


Saphire weisen keine Spaltbarkeit auf, der Bruch des Minerals ist splittrig und muschelig. Die Transparenz von Saphir ist durchsichtig bis durchscheinend. Der Glanz ist glas- oder diamantartig, teilweise auch seidig infolge im Kristall eingelagerten Mineralien wie feine Rutilnadeln. Jene Einschlüsse bewirken auch den sogenannten Asterismus von Saphiren, die sich in Form eines sechsstrahligen Sterns äußern. Der Grund: im Saphir eingewachsene Rutilnadeln, die einander überkreuzen und im Handel als Sternsaphir verkauft werden.

Saphire sind mit einer Mohshärte von 9 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Carl Friedrich Christian Mohs (1773 bis 1839) sehr harte Mineralien, die das Kriterium der Edelsteinhärte erfüllen. Nicht jedes Mineral ist gleichzeitig ein Edelstein. Lediglich Mineralien mit einer Mohshärte höher als 7 werden als Edelstein definiert. Die Dichte von Saphir beträgt 3,9 bis 4,1 g/cm3.



Die Farbe von Saphir

Die Farbe von Saphiren ist nicht ausschließlich blau, auch wenn der Chemiker Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804) im Jahr 1790 noch schrieb, Saphir "ist blau, meistens Berliner Blau, bald heller (weißlicher), bald etwas dunkeler (männlicher Saphir), und zuweilen indig- oder lasurblau, auch veielblau".
Noch ausführlicher fällt die Beschreibung der Farbe von Saphir bei dem Mineralogen Cornelio August Doelter y Cisterich (1850 bis 1930) aus, der "Berliner Blau, Kornblumenblau, indigoblau, grünlichblau, violettblau, sowie auch himmelblau und sehr helle blassblaue Nüancen" zur Farbpalette des Edelsteins zählt.
Die schönste und teuerste Farbe von Saphir ist laut dem Mineralogen Max Bauer (1844 bis 1917) tintenblau und samtblau, wobei er beobachtete, dass die Farbe von Saphir nicht immer gleichmäßig verteilt ist. Stattdessen ist der blaue Edelstein "ausserordentlich häufig fleckig, indem rein weisse oder gelblichweisse und blaue stellen miteinander abwechseln".

Auch wenn der Großteil aller zutage geförderten Saphire von blauer Farbe ist, kommt das Korundmineral auch in farblos, schwarz, rotviolett, grün, gelb und orange vor, die unter dem Namen Fancy Saphire geführt werden.

In vielen Fällen gibt die Farbe von Saphiren bzw. der Blauton einen Aufschluss über den Fundort.

Fundort Farbe
Thailand grünblau
Montana/USA hell- bis graublau
Kaschmir/Indien kornblumenblau
Sri Lanka hellblau, violett, gelb, farblos, grün, rosa
Australien dunkelblau bis schwarz, gelbgrün

Der farblichen Ähnlichkeit wegen können blaue Saphire insbesondere mit Zirkon, Cordierit, Kyanit, Spinell, Indigolith/Turmalin, Topas sowie Tansanit verwechselt werden.

Rosafarbene Saphire werden ebenfalls als Saphire bezeichnet - trotz der farblichen Ähnlichkeit mit Rubinen. Entscheidend ist die Basisfarbe, die bei Rubinen rot ist, während bei rosafarbenem Korund pink bzw. rosa dominiert.
Dass rosa Saphire als Saphire gewertet werden, wird mit dem Wert der Edelsteine begründet. Die Farbe Rot ist das wichtigste Qualitätsmerkmal von Rubinen. Rubine in einem ausgeprägtem Rosa würden als Steine von geringer Farbqualität und dementsprechend weniger wertvoll gewertet werden.

Um eine Verwechslung mit anderen farbigen Mineralien und Edelsteinen auszuschließen bzw. um darauf hinzuweisen, dass Saphire nicht nur in der bekannten blauen Farbe existieren, wird bei andersfarbigen Saphiren zur Identifizierung im Namen zusätzlich die Farbe erwähnt, z.B. Pink Saphir.

Die farbgebenden Elemente, die ursächlich für das typische Saphirblau sind, sind Titan und Eisen.
Bei vergleichsweise geringem Eisengehalt ist Saphir grün oder orange. Dahingegen färbt Vanadium färbt Saphire violett.

Trotz der vielen verschiedenen Farben ist die Strichfarbe bei allen Saphiren weiß, d.h., wird Saphir über ein unglasiertes Porzellantäfelchen (sog. Strichtafel) gestrichen, entsteht ein weißer pulverisierter Abrieb.

Die Farben von Saphir im Überblick


Korund Saphir Rubin
Der Edelstein - Korundsucher in Ceylon (Quelle: Liebig´s Fleisch-Extract Sammelkarten)


Farbveränderung und -korrektur von Saphir

Nicht jeder intensiv blaue Saphir ist das Werk von Mutter Natur. Zu hell, zu dunkel oder eine ungleichmäßige Farbverteilung: Die Gründe, warum Saphire nicht verkaufsfähig sind oder als minderwertig eingestuft werden, sind vielfältig.
Um Saphire wie aus dem Lehrbuch zu kreieren, kommen seit Jahrhunderten verschiedene Methoden zum Einsatz.

Das älteste Verfahren, um das Blau besonders heller Saphire in das begehrte samtige Tintenblau umzuwandeln oder blauschwarzen Saphir aufzuhellen, ist das Brennen. Dazu werden die blauen Edelsteine auf eine Temperatur von etwa 1.700 °C erhitzt – eine Temperatur, die dem Schmelzpunkt des Minerals nahe kommt. Infolge der Hitzezufuhr werden die farbgebenden Elemente Eisen und Titan auf ein anderes Oxidationslevel gebracht, was sich in der Harmonisierung und Intensivierung einst hellerer Saphire äußert. Sollen die blauen Steine dahingegen aufgehellt werden, beträgt die Brenntempertatur ca 1.600 °C. < br>e Parallel zur Farbverbesserung tritt ein weiterer Effekt ein: störende Einschlüsse von Fremdmineralien oder gas- oder flüssigkeitsgefüllte Bläschen werden förmlich aufgeschmolzen, sodass der Saphir nach Abschluss der Schönheitsbehandlung zudem eine deutlich höhere Reinheit aufweist.

Mit farbiger oder silbriger Folie wird ebenfalls seit Jahrhunderten geschummelt, um die Farbintensität zu erhöhen – wie u.a. der Paläontologe Johann Samuel Schröter (1735 bis 1808) schon 1784 berichtete. In der Aufsicht erscheint der Saphir im perfekten Saphirblau. Der „Betrug“ fällt nur in der seitlichen Ansicht auf: der Stein ist nahezu farblos bzw. von einem hellen Blau.
Folierter Saphir ist im Vergleich zu gebranntem Saphir deutlich günstiger, da der Aufwand der Farbveränderung sehr gering ist. Auch pfiffig: im 18. und 19. Jahrhundert wurde nicht nur Folie verwendet, sondern auch auf die „Unterlage von blauen Tauben-, Enten- oder Pfauenfedern“ gesetzt (Schröter, 1784).

Seit dem Ende der 1970er Jahre wird ein technisch aufwändigerer Verfahren praktiziert.1975 wurde das Patent zur Farbveränderung via Diffusionsbehandlung erteilt. Wie Kane et al. (1990) schreiben, erfolgt die Farbverbesserung in mehreren Stufen. Als Basis dienen vorrangig weißblaue Saphire, deren Oberfläche zunächst mit Titan und Eisen als Farbgeber beschichtet wird. Im nächsten Schritt werden die Steine einer Temperatur von 1.700 °C ausgesetzt – mit der Folge, dass sich das Kristallgitter durch die Hitze ausdehnt und so das Eindringen von Titan und Eisen in den Kristall ermöglicht. In ihren Untersuchungen konnten Kane et al. zeigen, dass die färbende Schicht nur die äußerste Oberfläche erreicht und der Kristallkern die ursprünglich hellere Farbe beibehält. Eine Tatsache, der sich EdelsteinschleiferInnen bewusst sein müssen, insofern die gefärbte Schicht mit dem Schliff abgetragen werden kann.

Für den Laien ist diese Behandlung, genau wie die Frage, ob das Blau von Saphiren natürlichen Ursprungs ist oder das Ergebnis der Farbkorrektur unter Hitzezufuhr, nur schwer zu erkennen, wobei Kane et al. betonen, dass diffusionsbehandelter Saphir gegen das direkte Sonnenlicht gehalten, ein wässriges Erscheinungsbild präsentiert („watery appearance“).


Entstehung und Verbreitung von Saphir

Saphire kommen sowohl unter magmatischen wie auch metamorphen Bedigungen entstehen (Näheres siehe: Entstehung von Mineralien.
Saphir magmatischen Ursprungs geht aus silikatischen Gesteinsschmelzen magmatischer Tiefengesteine hervor.
Voraussetzung für metamorph gebildete Saphire sind aluminiumreiche Ausgangsgesteine, die infolge von hohen Temperaturen und hohem Druck, beispielsweise bei tektonischen oder gebirgsbildenden Prozessen, aufgeschmolzen werden und anschließend rekristallisieren.

Saphire zeichnen sich durch eine hohe Verwitterungsresistenz aus, d.h. Saphir gilt als besonders beständig gegenüber dem Einfluss der chemischen und/oder physikalischen Zersetzung. Deshalb lagern sich Saphire oftmals in Form von Seifen ab - nach vorheriger Verwitterung des saphirhaltigen Muttergesteins. Seifen werden in der Geologie als Anreicherung von Mineralien in Sand oder anderen lockeren Sedimenten verstanden.

Neben Granat und Rubin sind Zirkon sowie Spinell die häufigsten Begleitmineralien von Saphir.

Bedeutende Saphir-Vorkommen befinden sich in Norwegen; Finnland; Schottland; Irland; England; Frankreich; Eifel/Deutschland; Iserwiese/Tschechien; Tessin/Schweiz; Griechenland; Slowakei; Russland; Kenia; Malawi; Tansania; Mosambique; Südafrika; Madagaskar; Afghanistan; Pakistan; Indien; Sri Lanka; Burma; Kambodscha; China; Australien; Neuseeland sowie in den USA.


Handelsnamen und weitere Namen von Saphiren

Im Handel werden bisweilen Saphire im Namen um die Herkunft ergänzt, und andere Mineralien, bei denen es sich nicht um Saphire handelt, als Saphire ausgegeben.
Hinter diesen sog. Handelsnamen steckt die Idee, einem Mineral mit einem geringerem Wert ein scheinbar kostbareres Image zu verleihen, z.B. Cordierit, der als Wassersaphir bezeichnet wird.



Verwendung und Bedeutung von Saphir

Saphire zählen zu den bedeutendsten Industriemineralien der Welt.
Der blaue Edelstein wird nicht nur als Stein für Schmuck verwendet; auch in Uhren und vielen elektrischen Präzisionsgeräten werden Saphire als Stabilisator eingesetzt. Weiterhin findet das Mineral aufgrund der Infrarot- und UV-Durchlässigkeit Einsatz in optischen Geräten wie z.B. in Lasern oder LED-Leuchten.

Die Porzellanindustrie nutzt mitunter pulverisierten Saphir zusammen mit Silikaten, um feuerfeste Keramik zu fertigen.
Die Härte künstlich hergestellter Saphirkristalle macht sich die Industrie schon lange zunutze. Vor allem für Uhren wird synthetisches Saphirglas verwendet, um das Uhrenglas vor Kratzern zu schützen, aber um auch Displays von Smartphones mit kratz- und stoßfesten Bildschirmen aus synthetischem Saphir auszustatten.


Berühmte Saphire

Viele bekannte und geschichtsträchtige Saphire befinden sich in den Sammlungen des American Museum of Natural History in New York/USA, wie bspw. „Stern von Indien/Star of India“, der mit 536,35 Karat weltweit größte geschliffene Sternsaphir.

Der größte ovalförmig geschliffene Sternsaphir trägt den Namen Star of Adam. Nahezu handtellergroß bringt der Sternsaphir ein Gewicht von 1404,49 Karat auf die Feinwaage, was einem Gewicht von 280,89 Gramm entspricht.


Saphir und Schmuck

Saphir, Rubin, Smaragd und Diamanten gelten in der Schmuckbranche seit Jahrhunderten als die klassischen Farbedelsteine. Die vier großen Edelsteine werden seit jeher zu Schmuck verarbeitet und die Beliebtheit hält immer noch an.

Abhängig von der Reinheit finden bei Saphiren sowohl Facetten- wie auch Glattschliffe Anwendung. Trübe Saphire oder Sternsaphire werden bevorzugt zu Cabochons, Trommelsteinen oder Donuts verarbeitet.

Kristallklare Saphire, deren Reinheit, Farbe und den mit Spiel im Licht daraus resultierenden Farbnuancen im Mittelpunkt steht, werden mit Facettenschliffen versehen. Besonders häufig sieht man bei Saphiren folgende Schliffe: Antikschliff, Ovalschliff, Tropfenschliff, Hexagonal-Schliff, Oktagon-Schliff, Brillant-SchliffHerzschliff, Princess-SchliffNavette/Marquise-Schliff, Briolett, quadratischer Schliff, Rundschliff, Smaragdschliff, Kissenschliff oder Asscherschliff.

Saphire galten lange Zeit als der Stein überhaupt, der in Verlobungsringe eingefasst wurde, da die Farbe Blau mit Treue assoziiert wurde.
Einer der populärsten Verlobungsringe mit Saphir ist in England beheimatet. Im Jahr 1981 steckte Prinz Charles Lady Diana einen Ring mit einem 12 Karat schweren Saphir plus 14 ringförmig diesen verzierenden an den Finger. Im Oktober 2010 erlangte das Schmuckstück erneut die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, als Prinz William Kate Middleton den Saphirring überreichte.

Zusaätzlich gelten Saphir, Diamant und Bergkristall als die Monatssteine/Geburtssteine für den Monat April.


Heilstein Saphir

Ebenso lange wie Saphir als Schmuck getragen wird, kommt das Mineral als Heilstein zur Anwendung.

Bereits Hildegard von Bingen setzte ihrer zeit auf die Heilkraft von Saphir. Bei der Auswahl der Heilsteine, die im Rahmen ihrer Heilsteinkunde von Bedeutung waren, bezog sich Hildegard von Bingen auf Steine, die sowohl in der Bibel erwähnt wurden, ihr als auch via Visionen zugetragen wurden.

Im Exodus 28: 17 bis 21 der Bibel wird Saphir neben Rubin, Topas, Smaragd, Türkis, Jaspis, Hyazinth, Achat, Amethyst, Chrysolith, Karneol und Onyx aufgeführt, die den Brustschurz des Hohepriesters Aaron zieren und symbolisch für die zwölf Stämme Israels stehen.

Hildegard von Bingen erweiterte die Steine, sodass sie zusätzlich auch mit der vermeintlichen Heilkraft von Sardonyx, Prasem, Chalcedon, Chrysopras, Karfunkel, Diamant, Magnetit, Ligurius, Kristall, Flußperlen, Perlen, Alabaster, Kalk, Ziegelstein, Gold, Kupfer, Silber, Stahl, Blei und Messing arbeitete.

Aber auch in den Jahren und Jahrzehnten nach Hildegard von Bingen wurde Saphir „bis in die neueste Zeit (…) merkwürdigerweise als Arzneimittel betrachtet und ihm verschiedene geheime Kräfte zugeschrieben“ (Illustriertes Haus- und Familien-Lexikon, 1863). So zählte Saphir seit dem Mittelalter zusammen mit Hyazinth, Granat, Karneol und Smaragd zu den „Fragmenta quinque lapidum pretiosorum“ - zu den fünf kostbarsten Steinen, mit denen alles Böse vertrieben und vom Teufel verursachte Krankheiten behandelt werden konnten, oder mit den Worten von Johann Bartolomäus Trommsdorf (1770 bis 1837; Apotheker und Pharmazeut) 1812: die Steine „der abergläubischen Alten, die ihm wunderbare Arzneikräfte beilegten“.

So berichtet der Mediziner und Mineraloge Johann Wilhelm Baumer (1719 bis 1788), dass in der Vergangenheit “Augenkrankheit und Geschwüre des Eingeweides“ mit Saphiren behandelt wurden. Die Zeitschrift „Der aufrichtige Juwelier“ bewirbt 1801, dass Saphire „Muth machen, gegen Verzauberung und gegen hitzige giftige Krankheiten“ helfen würden. Dem Arzt Adam Lonitzer (1528 bis 1586) zufolge eignet sich Saphir, um „freudig, frisch, mild und andächtig“ zu werden und “stärckt das Gemüth in guten Dingen“ obendrein. Carl Joseph Steiner (1851 bis 1930) nennt Saphir als Stein, der “schützt die Gesundheit gegen die Wassersucht und die Treue des Weibes“, „festigt den Charakter und schützt vor Bissen mancher Tiere“.

Bis weit ins 19. Jahrhundert hielten einige Ärzte und Heilkundige an der heilenden Wirkung von Saphir fest, weshalb Saphir neben zahlreichen anderen Mineralien in Apotheken als Medicinalsteine verkauft wurden. Dass damals auch Scharlatanerie betrieben wurde, geht aus den Aufzeichnungen des Apothekers Trommsdorf hervor, der davor warnte, dass in Apotheken mitunter anstelle von Saphir Blaufluss verkauft würde.

Den überzeugten Anwendenden der Medicinalsteinen standen zu dieser Zeit kritische Stimmen gegenüber. Die Mineralogen der Vergangenheit waren damals in vielen Fachbereichen versiert. Häufig waren die Mineralogen vor 200, 300 oder 400 Jahren gleichzeitig noch Chemiker, Physiker, Mediziner und Apotheker und hatten so einen ganzheitlichen Überblick in das Thema Mineralien und deren feinstoffliche Auswirkungen.

Daher verwundert es wenig, dass Baumers folgendes schreibt: „Die zur Arzney oder zu anders Dingen gebrauchten Edelsteine schicken sich in Wahrheit besser in die Werkstätte der Goldschmiede“. Sein Kollege Johann Friedrich Niemann hielt 1807 fest, dass die „Empyrie ließ an keine Verbesserung der Arzneimittellehre denken“. Das heißt: schon damals konnte keine Verbesserung der Gesundheit über die Therapie mit Mineralien bewiesen werden.

Dass Heilsteine in der Bevölkerung dennoch von großem Interesse waren, ist historischen Umständen und mangelnder Aufklärung zu verdanken. Im Mittelalter regierte die 4-Säfte-Lehre als Erklärung von Krankheiten. Kurz gesagt: sind die Säfte im menschlichen Körper im Ungleichgewicht, hat der Teufel seine Hände mit im Spiel und es entstehen Krankheiten. Die Steine, die zur Behandlung eingesetzt wurden, entsprachen häufig der angedachten Farbe des jeweiligen Saftes und waren deshalb als Medizin prädestiniert. Neben dem farbenpsychologischen Aspekt kam das wirtschaftliche Interesse der Steinhändler hinzu. Ärzte und Heilkundige waren in den vergangenen Jahrhunderten nicht für alle Bevölkerungsschichten finanzierbar. Steine, die in Apotheken verkauft und in Zeitschriften mit ihrer althergebrachten Wirkung beworben wurden, schon eher.


Synthetischer Saphir und falscher Saphir

Nicht jeder Saphir, der auf dem Edelsteinmarkt angeboten wird, ist ein echter Saphir. Ein erster Anhaltspunkt ist der Preis, der bei echten Saphiren wesentlich höher ist als der von Imitationen, Synthesen oder eingefärbten, anderen Mineralien. Auskunft über die Echtheit eines Saphirs bietet ein Zertifikat, das von einem renommierten, unabhängigen Edelsteinlabor ausgestellt wurde.

Sehr häufig werden Saphire imitiert, indem an die Unterseite von Spinell, eingefärbtes Glas, Granat oder Rosenquarz blaue Folie angebracht wird, so dass der Eindruck eines blauen Saphirs entsteht. Eingefasst in Schmuck und verdeckt von Krappen ist es schwer, die Täuschung auf den ersten Blick zu entlarven.

Die erste Saphir-Synthese gelang im Jahr 1902, indem ein Pulver, bestehend aus Korund, Eisen und Titan, zusammengeschmolzen wurden. Der im sogenannten Verneuil-Verfahren gebildete Saphir ist echten Saphiren hinsichtlich Aussehen und Härte sehr ähnlich.


Nachweis von Saphir

Saphire weisen einen ausgeprägten Pleochroismus auf. Blaue Saphire erscheinen grünblau bis intensiv blau, während gelber Saphir gelb bis gelbgrün wird und violette Saphire rotviolett bis hellrot erscheinen. Die Fluoreszenz ist mit Ausnahme von blauen Saphiren gegeben. Gelbe Saphire fluoreszieren orange, farblose Saphire in orange und violett.
Saphire sind in Säuren nicht löslich. Bei Temperaturen von 2.050 °C fängt die Korund-Varietät an zu schmelzen.



Mehr zum Thema Saphir:


Auch interessant:


Quellen:

  • Lonitzer, A. (1593): Von Edelgesteine/derselbigen Beschreibung und fürnehmsten Tugenden. IN: Kräuter-Buch und künstliche Conterfeyungen der Bäumen, Stauden, Hecken, Kräutern, Geträyde, Gewürtzen, etc. mit eigentlicher Beschreibung deroselben Nahmen in sechserley Sprachen
  • Baumer, J. W. (1774): Naturgeschichte aller Edelsteine: wie auch der Erden und Steine, so bisher zur Arzney gebraucht worden sind
  • Schröter, J. S. (1774): Der Sapphir. IN: Vollständige Einleitung in die Kenntniß und Geschichte der Steine und Versteinerungen
  • Schröter, J. S. (1784): Saphir. IN: Lithologisches Real- und Verballexicon
  • Karsten, D. L. G. (1789): Museum Leskeanum. Regnvm Minerale
  • Suckow, G. A. (1790): Saphir. IN: Anfangsgründe der Mineralogie
  • Gmelin, J. F. (1790): Sapphir. IN: Grundriß der Mineralogie
  • Krünitz, J. G. (1796): Saphir. IN: Ökonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft, und der Kunst-Geschichte in alphabetischer Ordnung. Welcher die Artikel Sanamundkraut bis Satyr enthält
  • Der aufrichtige Jubelirer, oder Anweisung alle Arten Edelsteine, Diamanten und Perlen recht zu erkennen. Nebst einer aus dem Englischen of D. Jeffries übersetzten Abhandlung von Diamanten und Perlen (1801): Von den Eigenschaften eines jeden Steins insbesondere
  • Niemann, J. F. (1807): Joh. Friedr. Niemann's Anleitung zur Visitation der Apotheken, und der übrigen Arzney-Vorräthe
  • Trommsdorf, J. B. (1812): Saphir. Lapis Saphirus. IN: Die Apothekerkunst in ihrem ganzen Umfange nach alphabetischer Ordnung. N - S · Band 3
  • Hartmann, C. (1852): Korund. IN: Die Geologie in ihrer Anwendung auf Künste, Gewerbe und Ackerbau
  • Illustriertes Haus- und Familien-Lexikon (1863): Saphir oder orientalischer Saphir
  • Schrauf, A. (1869): Korund: Rubin und Saphir. IN: Handbuch der Edelsteinkunde
  • Streeter, E. W. (1892): Sapphire. IN: Precious Stones and Gems. Their History, Sources and Characteristics
  • Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Saphir. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
  • Bauer, M. (1896): Sapphir. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc
  • Kane, R. E., Kammerling, R. C., Koivula, J. I., Shigley, J. E. und Fritsch, E. (1990): The Identification of blue diffusion-treated sapphires. IN: Gems & Gemology, Summer 1990
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • Hochleitner, R. (2017): Welcher Stein ist das? Kosmos-Naturführer. Über 350 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh Kosmos Verlag
  • www.mindat.org - sapphire

Börsenkalender

Mineralienboersen in Deutschland
Hier gelangen Sie direkt zum Börsenkalender

Unsere Buchmpfehlung

Der neue Kosmos-Mineralienführer: 700 Mineralien, Edelsteine und Gesteine

Kosmos Mineralienführer

Mehr Details


angeboten bei Amazon

Mineralien-Steckbriefe