Spaltbarkeit und Bruch sind zwei Eigenschaften von Mineralen, die besonders bei der Bearbeitung z.B. zu Schmucksteinen beachtet werden müssen. Bei Unachtsamkeit kann das Mineral zerfallen oder entstehen Risse, die den Wert mindern. Andererseits wird sich diesem Umstand bedient, um mangelhafte Kristalle von fehlerfreien zu trennen.
Mit der Spaltbarkeit von Mineralen - englisch: cleavage - wird die Eigenart von Mineralen infolge von mechanischer Belastung in Spaltstücke zu zerspringen definiert, oder mit den Worten des Mineralogen Ferdinand Senft (1808 bis 1893): "läßt sich ein körperlich regelmäßig entwickeltes Mineralinidividuum nach gewissen Richtungen hin leicht und in ebenflächige geometrisch regelmäßige Bruchstücke zertheilen", ist die Rede von der Spaltbarkeit von Mineralen.
Die Spaltbarkeit wird sowohl durch den Bau des Kristallgitters als auch durch Kohäsionskräfte zwischen den mineralbildenden Atomen bestimmt. Stellen geringer Kohäsion ("schwache Kohärenz", Bauer 1896) oder Fehler bzw. Schwachstellen im Gitterbau von Mineralen wirken sich günstig auf die Spaltbarkeiten aus, häufig bereits anhand von Spaltrissen bzw. Kristallflächen im Mineral erkennbar. Gelegentlich wird die Spaltbarkeit in einigen Quellen mit Attributen näher erläutert, insofern, dass der Spaltkörper beschrieben wird.
Abhängig von der Ausprägung der Spaltbarkeit werden verschiedene Arten unterschieden:
Spaltbarkeit | Beschreibung | Minerale |
---|---|---|
höchst vollkommen | die Spaltflächen stehen parallel zueinander und zeichnen sich durch ebene Oberflächen aus | Muskovit, Fuchsit und Biotit/Glimmer, Gips |
vollkommen | die Spaltflächen sind leicht voneinander zu trennen, jedoch nicht vollständig, es entstehen Begrenzungsflächen | Calcit, Diamant, Disthen, Fluorit, Galenit, Graphit, Halit, Krokydolith, Labradorit, Malachit, Topas |
gut | die Spaltflächen der spaltbaren Minerale weisen keine ebene Oberfläche auf | Alexandrit, Amphibole, Hiddenit/Spodumen, Olivin, Türkis |
deutlich | sichtbarer Übergang zum Bruch, die Bruchstellen sind den Spaltflächen untergeordnet vorhanden | Apatit, Kassiterit |
undeutlich/unvollkommen | Spaltbarkeit ist nur erschwert möglich, Spaltrisse sind nicht vorgezeichnet | Granat, Saphir, Rubin und Leukosaphir/Korund, Buntkupferkies, Magnetit, Beryll (u.a. Smaragd, Morganit, Aquamarin), Akanthit |
keine | diese Minerale zeichnen sich durch deren Bruch aus, Spaltung ist nicht möglich | Chromit, Quarz (u.a. Bergkristall, Opal, Tigerauge, Amethyst, Citrin), Turmalin |
Minerale, die keine Spaltbarkeit aufweisen, bilden bei Druckbelastung nicht regelmäßige Flächen (Bruch/engl. Fracture). Die Entstehung von Bruchstellen ist im Gegensatz zu den Spaltflächen nicht durch den Kristallgitterbau vorgeschrieben.
Einige Mineralien weisen zudem zeitgleich Spaltbarkeit und Bruch auf, mitunter ist der Bruch vieler Minerale mehrfach ausgeprägt. In diesen Fällen wird der Bruch bspw. als muschelig-spröde angegeben.
Der Bruch von Mineralen nach dem Aussehen der Bruchstelle wird in folgende Brucharten unterschieden:
Bruch | Beschreibung | Minerale |
---|---|---|
muschelig | kreisförmige Riefen an der Bruchstelle | Olivin, Kunzit, Diamant, Saphir, Quarz, Schwefel, Cinnabarit, Realgar, Pyrit, Proustit, Chalcedon, Fluorit |
uneben | keine Regelmäßigkeit der Bruchkanten | Topas, Turmalin, Sylvin, Akanthit, Antimon, Markasit, Auripigment, Halit, Hausmannit |
erdig | Bruchstelle ist glanzlos und stumpf | Aluminit, Kaolinit, Limonit |
glatt | ebene Bruchstellenoberfläche | Baryt |
faserig | Bruchstelle gleicht kleinen Härchen | Tigerauge, Selenit, Gips, Krokydolith |
splittrig | Mineral sondert kleine Teilstücke/Splitter ab | Jadeit, Wollastonit, Granat, Saponit, Variscit, Zunyit, Amblygonit |
hakig | an der Bruchstelle bilden sich kleine, scharfe Widerhaken | Kupfer, Silber, Gold, Platin |
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Die Eigenschaften von Mineralen
Quellen:
⇒ Leonhard, G. (1860): Cohäsions-Eigenschaften. IN: Grundzüge der Mineralogie
⇒ Kluge, K. E. (1860): Verschiedene Vollkommenheit der Spaltbarkeit. IN: Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen,
Steinschneider und Juweliere
⇒ Senft, F. (1869): Spaltbarkeit und Bruch. IN: Lehrbuch der Mineralien- und Felsartenkunde
⇒ Rosenbusch, H. (1885): Eigenschaften von Cohäsion. IN: Mikroskopische Physiographie der Mineralien und Gesteine
ein Hülfsbuch bei mikroskopischen Gesteinsstudien. Mikroskopische Physiographie der petrographisch wichtigen Mineralien · Band 1
⇒ Haushofer, K. (1892): Spaltbarkeit und Bruch. IN: Leitfaden für die Mineralbestimmung
⇒ Bauer, M. (1896): Spaltbarkeit. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 1
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
Letzte Aktualisierung: 18. Oktober 2022