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Cabochonschliff und Cabochon



Schmuck mit Edelsteinen und Mineralien wird nicht nur mit den unterschiedlichsten Steinen angeboten, auch die Auswahl der Schliffe ist groß. Ein Schliff, der vor allem bei Steinen angewendet wird, deren Farbe, optische Besonderheiten oder Muster im Vordergrund stehen, ist der Cabochonschliff.



Definition Cabochon

Der Name Cabochon wird aus dem Französischen mit Köpfchen (caboche = Kopf) übersetzt und bezieht sich auf die Form des Schliffs, die aufgrund der gewölbten Form des Schliffs an einen kleinen Nagelkopf erinnert.

Der Mineraloge Max Bauer (1844 bis 1917) beschrieb den Cabochonschliff seinerzeit als ein Schliff mit einer "ebenen Grundfläche von kreisförmigem oder elliptischen Umriss erhebt sich eine runde, mehr oder weniger steile Wölbung".


Mineralien im Cabochonschliff

Glattschliff, Facettenschliff und gemischter Schliff

Der Schliff von Schmuck- und Edelsteinen wird in Glattschliff, Facettenschliff und gemischter Schliff unterschieden.

Das Hauptmerkmal von Glattschliffen ist die glatte Oberfläche und die Form.
Kanten, Ecken oder Facetten sind nicht vorhanden. Die Steine können – je nach Art des Glattschliffs – verschiedene Formen aufweisen: rund, oval, herzförmig, gewölbt, flach und eckig/quadratisch mit abgerundeten Kanten. Ebenfalls zu den Glattschliffen werden Kugelsteine, zu Perlen geschliffene Steine und Handschmeichler gezählt.

Facettenschliffe zeichnen sich durch die namensgebenden Facetten aus, wobei Facetten als Seitenflächen oder Schleifflächen definiert werden, an denen das Licht reflektiert wird. Sowohl die Form als auch die Größe der Facetten variiert.
Charakteristisch für Facettenschliffe ist neben einer Vielzahl von Facetten die Tafel – eine zentrale, große Facette, die im Mittelpunkt des Steins steht. Vertreter des Facettenschliffs sind unter anderem der Brillantschliff, Smaragdschliff, Navette, Pendeloque-/Tropfenschliff, Princess-Schliff und der Ovalschliff.

Der gemischte Schliff Merkmale von Facettenschliffen mit denen von Glattschliffen. So kann beispielsweise die Ober- und Unterseite glatt gearbeitet sein, wohingegen das Unter- bzw. Oberteil facettiert ist.

Die Form der Schliffe ist auch immer ein Abbild bzw. Zeugnis der technischen Möglichkeiten der Vergangenheit. Simple Schliffe, die auf keine oder nur wenige Facetten setzen, sind quasi der Beginn der Kunst des Edelsteinschleifens, weshalb der Cabochonschliff zu den ältesten bekanntesten Schliffen zählt, wobei es zu Cabochons geschliffene Steine schon seit dem Mittelalter gibt (Bucher, 1875). Im Laufe der Geschichte kamen neue Geräte hinzu, mit denen sich Steine mühelos(er) schleifen ließen, sodass das Repertoire der Schliffe stetig erweitert wurde.


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Der Cabochonschliff

Eine der ältesten Beschreibungen eines Cabochons aus dem Jahr 1787 stammt aus der Feder von Christian Friedrich Schwan (1733 bis 1815). Cabochon: "So nennt man einen zwar polirten, aber nicht ordentlich geschliffenen Edelstein".
Zugegeben: diese Worte wirken auf den ersten Blick wenig respektvoll, aber in Anbetracht der Tatsache, dass zu dieser Zeit das Handwerk des Edelsteinschleifens noch in den Kinderschuhen steckte und die Entwicklung kunstfertiger Schliffe erst geboren wurde, mag der Cabochonschliff wenig Beachtung gefunden haben.

Der Cabochonschliff bzw. der "mugelige Schnitt" (Hartmann, 1840) ist ein Vertreter der Glattschliffe mit einer einer glatten, polierten Oberfläche. Facetten fehlen.

Das wesentliche Merkmal eines Cabochons ist die gewölbte, mugelige Form in der Seitenansicht, die der Mineraloge Paul Groth (1843 bis 1927) als "halbkugelig" beschrieb. In der Aufsicht sind Cabochons oval oder rund gehalten. Die Unterseite ist eben, mitunter aber auch leicht gewölbt.

Neben dem klassischen Cabochonschliff gab es in der Vergangenheit Cabochons, die mit zusätzlichen schmückenden Elementen verziert wurden, oder wie der Mineraloge Carl Hartmann (1796 bis 1863) meinte, ist ein Cabochon "entweder einfach, oder es sind zwei, drei oder vier Reihen Facetten an der Rundiste angebracht".
Das heißt: der historische Cabochonschliff wurden in das einfache Cabochon "cabochon simple" und das Cabochon "mit einfacher oder reicherer Facettierung" "cabochon à dentelles" und "cabochon facettes à sa base" unterschieden.

Zudem war es vor 200 bis 300 Jahren durchaus üblich, die Steine zusätzlich mit einer Aushöhlung an der Unterseite zu versehen, "so dass der Stein gleichsam eine umgekehrte Schale darstellt".
Der Erklärung dafür ist einfach: zum einen konnten damit kleinere Fehler im Stein förmlich herausgeschnitten werden und zum anderen kam diese Methode vor allem bei sehr dunklen farbigen Steinen zur Anwendung, um diese durch die geringe Dicke des Steins heller erscheinen zu lassen.


Klassisches Cabochon und historische Cabochonschliffe (Quelle: Johann Reinhard Blum, "Die Schmucksteine", 1828)

Sugarloaf Cut - Zuckerhutschliff

Eine Weiterentwicklung bzw. ein Subtyp des Cabochons ist der Zuckerhutschliff. Quadratisch in der Aufsicht wölbt sich der Stein von allem Ecken ausgehend zur Mitte hin auf.


Mineralien und Edelsteine im Cabochonschliff

Der Stein bestimmt den Schliff. Die Frage, welcher Schliff zu welchem Stein am besten passt, beantwortet einzig und allein der Stein.
Der Cabochonschliff ist insbesondere bei Steinen von Bedeutung, wenn die Farbe, optische Effekte oder Muster von Steinen die Hauptrolle spielen sollen und der Stein als Schmuck eingefasst im Vordergrund steht.

Auch wenn sich jeder Stein in die Form eines Cabochons bringen lässt, wird dieser Glattschliff fast ausschließlich bei Mineralien eingesetzt, die von undurchsichtiger Transparenz sind. Steine mit durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz sind als Cabochon weniger geeignet. Dementsprechende Mineralien wie Diamant, Musgravit, Tansanit, Smaragd, Spinell oder Saphir wirken als Cabochon matt. Erst durch das Herausarbeiten von Facetten gewinnen transparente Steine an Leuchtkraft.

So sind beispielsweise vielmehr Rosenquarz, Citrin, Milchquarz, Mondstein, Aventurin, Almandin, Spessartin, Grossular, Jadeit, Amazonit, Rhodonit, Oregon-Sonnenstein, Azurit, Diopsid, Obsidian, Howlith sowie Aragonit farbige und undurchsichtige Mineralien, die zu Cabochons geschliffen werden.

Mineralien mit optischen Effekten sind ebenfalls beliebte Steine für den Cabochonschliff, wie beispielsweise:

Nicht alle Mineralien weisen derartige Effekte auf, eine Ausnahme sind Beispiel Mondstein, Adular, Tigerauge, Falkenauge, Opal, Katzenaugenquarz, Labradorit, Spektrolith, Sternrubin und Sternsaphir.

Daneben gibt es Mineralien, deren Besonderheit Muster, bänderartige Zeichnungen oder Einschlüsse sind. Durch den Cabochonschliff werden bspw. Einschlüsse von Fossilien in Bernsteinen, in Quarz eingelagerte Rutilnadeln, das Farbenspiel von Ammolit, Perlmutt und Abalone betont, aber auch Achat, Malachit, Rhodochrosit, Jaspis, Karneol, Lapislazuli, Larimar, Chalcedon, Moosachat, Sugilith, Charoit, Schneeflockenobsidian und Andalusit überzeugen als Cabochon.

Der Cabochonschliff ist längst nicht nur Mineralien und Steinen natürlichen Ursprungs vorbehalten. Zirkonia, Strass, Edelsteinimitationen aus Glas oder Kunststoff werden ebenso zu Cabochons verarbeitet.


Der Preis von Cabochons

Der Cabochonschliff ist einer der ältesten Schliffe. Erst mit der Weiterentwicklung der Technik und den Werkzeugen zum Bearbeiten von Steinen wurden andere, facettenreiche Schliffe entwickelt.

Im Vergleich zu Facettenschliffen ist die Bearbeitung von Rohsteinen zu Cabochons einfach, was sich im Wert von Cabochons niederschlägt. Ein Amethyst im Cabochonschliff wird zu einem geringeren Preis angeboten als ein Amethyst im aufwendigen, facettenreichen Smaragdschliff.

Hinzu kommt bei der Preisbildung der Stein an sich. Viele Mineralien sind eine Seltenheit, von denen weltweit zum Teil nur ein einziges Vorkommen bekannt ist. Beispiele hierfür sind Larimar und Charoit. Cabochons dieser Art kosten ein Vielfaches mehr als häufig vorkommende Mineralien wie Karneol, Rosenquarz oder Obsidian.


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Quellen:
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⇒ Schwan, C. F. (1787): Cabochon. IN: Nouveau dictionnaire de la langue françoise et allemande
⇒ Blum, J. R. (1828): Der muschelige oder mugelige Schnitt. IN: Die Schmuck-Steine und derenBerbeitung
⇒ Blum, J. R. (1840): Lithurgik oder Mineralien und Felsarten nach ihrer Anwendung in ökonomischer, artistischer und technischer Hinsicht systematisch abgehandelt
⇒ Hartmann, C. F. A. (1840):
Edelsteine. Muscheliger oder mugeliger Schnitt. IN: Conversations-Lexikon der Berg-, Hütten- & Salzwerkskunde und ihrer Hülfswissenschaften - endhaltend: die Beschreibung und Erklärung aller in der Mineralogie, Geologie, Versteinerungskunde, unorganischen Chemie, allgemeinen Naturlehre, Berg-, Hütten- und Salzwerkskunde, dem Bergrechte, der Verarbeitung der Metalle und dem Bergmaschinenwesen vorkommenden Gegenstände und Begriffe, nebst englischen und französischen Synonymen und nebst Registern in diesen Sprachen
⇒ Seubert, M. (1867): Muscheliger (mugeliger) Schnitt (franz. taille en cabochon).. IN: Handbuch der allgemeinen Waarenkunde für das Selbststudium wie für den öffentlichen Unterricht
⇒ Groth, P. (1887): Grundriss der Edelsteinkunde
⇒ Bauer, M. (1896): Schliffformen. Mugelige Formen. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 1
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München

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Letzte Aktualisierung: 3. November 2023




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