Logo steine-und-minerale.de

Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 08.07.2024


Hornblende

Hornblende - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: hornblende | französisch: hornblende


Hornblende
Eine Hornblendekristall (hier: Ferro-Hornblende)

Hornblende - Ein Mineral aus der Amphibol-Supergruppe

Das Mineral Hornblende ähnelt nicht nur farblich den Geweihen von Hirschen, auch die Oberfläche von Hornblende fühlt sich entfernt wie die von Horn an - daher der Name Hornblende. Der Begriff Blende dahingegen stammt aus der Sprache mittelalterlicher Bergleute, die unter Blenden metallisch glänzende Mineralien zusammenfassten, deren Erzgehalt allerdings zu gering, nicht vorhanden oder nur schwer gewinnbar war.

Auf wen der Name Hornblende zurückgeht, ist nicht überliefert. 1750 findet sich bei Johan Gottschalk Wallerius (1709 bis 1785) einer der ältesten Einträge zum Begriff Hornblende. Der schwedische Mineraloge zieht dabei den optischen Vergleich von Hornblende und "Schörlblende".

Eine genaue Beschreibung von Hornblende findet sich wenige Zeit später bei dem deutschen Mineralogen Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) in seinem Werk "Oryktognosie oder Handbuch für die Liebhaber der Mineralogie", wobei allerdings im Magazin für Bergbaukunde von 1787 der Mineraloge Axel Cronstedt (1722 bis 1765) als Namensgeber des Minerals Hornblende gilt.


braune Hornblende
Eine Magnesio-Hornblende (Fundort: Nickenicher Sattel)

Eigenschaften von Hornblende

Hornblende ist Reihe von Silikatmineralien bestehend aus
(Ca,Na,K)2-3(Mg,Fe,Al)5[(OH)2(Al,Si)8O22]. Mitunter variiert die chemische Zusammensetzung des Minerals, da der Platz der metallischen Elemente im Kristallgitter beliebig ausgetauscht werden kann, z.B. als

  • Aluminohornblende
  • Ferrohornblende
  • Magnesiohornblende
  • Tremolit
  • Tschermakit
  • Ferro-Tschermakit

Innerhalb der Silikate zählt Hornblende zur Gruppe der Amphibole.

Die Farbe von Hornblende variiert zwischen grün, graugrün, schwarzgrün, braungrün, braun oder schwarz. Etwas detaillierter fällt die Beschreibung der Farbe von Hornblende bei dem Mineralogen Johann Reinhard Blum (1802 bis 1883) aus: "raben-, pechschwarz, schwärzlich-, dunkel-, lauch-, pistazien-, blaulichgrün, grünlichweiss".
Wegen der Farbe und auch dem Habitus der Kristalle kann Hornblende deshalb mit Augit, Ägirin, Moldavit und der Turmalinvarietät Schörl verwechselt werden.
Die Strichfarbe von Hornblende ist graubraun bis graugrün bzw. zeichnet sich nach Cronstedt und Werner 1792 Hornblende durch einen "grünlichgrauen, auch wohl berggrünen Strich" aus.

Hornblende kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und bildet prismatische, kurz- oder langsäulige oder nadelige Kristalle. Die Aggregate sind faserig-stengelig, körnig, massig oder derb.

Der Glanz von Hornblende reicht von matt bis gläsern und fettig bei undurchsichtiger bis durchscheinender Transparenz. Hornblende weist einen muschelig-unebenen Bruch auf, die Spaltbarkeit ist vollkommen.
In der Vergangenheit wurde bei der Bestimmung von Mineralien auch der Geruch bewertet, den Blum nach dem "Anhauchen oder Befeuchten" als "einen bitterlichen Geruch" wahrnahm.

Die Mohshärte beträgt 5 bis 6 bei einer Dichte von 2,8 bis 3,5 g/cm³.


Ein Hornblendekristall
Ein dunkler Hornblendekristall (Fundort: Laach / Eifel)

Entstehung und Verbreitung von Hornblende

Hornblenden können sowohl magmatisch aus entsprechend der Zusammensetzung führenden Lösungen auskristallisieren oder durch metamorphe Vorgänge aus anderen Mineralen, die im Zuge dessen aufgeschmolzen und in anderer Zusammensetzung rekristallisieren, hervorgehen.

Die Vorkommen von Hornblende sind u.a. mit Magnetit, Feldspat wie Orthoklas, Sanidin und Albit, Quarz, Epidot, Biotit und Almandin und Grossular/Granat, Eklogit, Kyanit, Omphacit, Titanit und Scheelit vergesellschaftet.

Daneben ist Hornblende als gesteinsbildendes Mineral, d.h. Gemengteil, an der Zusammensetzung vieler magmatischer und metamorpher Gesteine wie bspw. Syenit, Gabbro, Granodiorit, Amphibolit, Diabas, Ignimbrit, Monzonit, Yooperlith, Trondhjemit, Troktolith, Norit, Larvikit, Granit, Tonalit, Glimmerschiefer, Anorthosit, Peridotit, Harzburgit, Pyroxenit, Lherzolith, Dacit, Trachyt, Andesit, Gneis, Dolerit, Lamprophyr, Granulit, Grauwacke, Garbenschiefer und Diorit beteiligt.

Nennenswerte Fundorte von Hornblende befinden sich z.B. in Kragerö, Arendal/Norwegen; Nordmarken, Stockholm/Schweden; Perniö, Pargas/Finnland; Süden von Grönland; Ukraine; Kaiserstuhl, Eifel/Deutschland; Böhmen/Tschechien; Auvergne/Frankreich; Schweiz; Zillertal/Österreich; Siebengebirge/Rumänien; um die Vulkane Ätna und Vesuv/Italien; Japan; Indien; Kongo; Tansania; Namibia; Tasmanien, Südaustralien, Queensland/Australien; Bahia/Brasilien; New York, Kalifornien/USA und Ontario/Kanada.


Bedeutung und Verwendung von Hornblende

Hornblende ist insbesondere für Mineraliensammlungen von Bedeutung. Vor allem als Micromounts, Mineralien im mikroskopischen Kleinformat, und Kleinstufen stehen unter Sammelnden wegen der ästethischen und variantenreichen Exemplare hoch im Kurs. Beliebt sind v.a. Hornblenden aus Vulkangebieten, z.B. der Vulkaneifel.


Nachweis von Hornblende

Verwechslungen mit Augit können bei genauerer Betrachtung der Kristalle ausgeschlossen werden, da Hornblende einen hexagonalen Querschnitt aufweist.
Bis auf Fluorwasserstoffsäure ist Hornblende gegenüber Säuren resistent und schmilzt in der Flamme zu einem grünen Glas zusammen.


Magnesio-Hornblende
Braune Magnesio-Hornblende aus Uedersdorf (Vulkaneifel)

Auch interessant:


Quellen:

  • Wallerius, J. G. (1750): Hornblende. IN: Mineralogie
  • Cronstedt, A. und Werner, A. G. (1780): Hornblende. IN: Versuch einer Mineralogie
  • Magazin für Bergbaukunde (1787)
  • Wiegleh, C. (1787): Chemische Untersuchung der Hornblende. IN: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufakturen
  • Humboldt, A. (1790): Etwas über den Syenites des Alten. IN: Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein mit vorangeschickten, zerstreuten Bemerkungen über den Basalt der ältern und neuern Schriftsteller
  • Werner, Abraham Gottlob (1792): Hornblende. IN: Oryktognosie oder Handbuch für die Liebhaber der Mineralogie: vermittelst welchem die Mineralien aus ihrer äußerlichen Beschaffenheit leicht zu erkennen, von einander zu unterscheiden, und von anderen kenntlich zu machen sind
  • Blum, J. R. (1874): Hornblende. IN: Lehrbuch der Mineralogie (Oryktognosie)
  • Tschermak, G. (1888): Hornblende. IN: Lehrbuch der Mineralogie
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
  • Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Hornblende. IN: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
  • Hochleitner, R. (2024): Welcher Stein ist das? Über 350 Mineralien, Edelsteine & Gestein, mehr als 1.300 Abbildungen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Company KG
  • www.mindat.org - hornblende

Mineralien-Steckbriefe