Sanidin
Glasiger Feldspat und Sanidin
Die ersten schriftlichen Erwähnungen von Sanidin stammen aus dem Jahr 1789, damals noch unter der Bezeichnung „Glasiger Feldspath“. Geprägt wurde dieser Begriff von dem Mineralogen Karl Wilhelm Nose (1753–1835) in seinem Werk „Orographische Briefe über das Siebengebirge“. Als Typlokalität des Minerals gilt das Siebengebirge, insbesondere der Drachenfels bei Königswinter.
Im Jahr 1808 verwendete der Mineraloge Jacob Nöggerath (1788–1877) in seiner Abhandlung „Mineralogische Studie über die Gebirge am Niederrhein“ erstmals den Namen Sanidin. Er leitete den Namen von der

Eigenschaften von Sanidin
Sanidin ist mit der chemischen Zusammensetzung KAlSi3O8 ein Vertreter der Silikatminerale und im Speziellen ein Mineral der Feldspat-Gruppe, konkret: Alkali-Feldspäten, und ist innerhalb der Feldspäte eine Varietät von Orthoklas.
Die Farbe von Sanidin reicht von farblos über weiß und grau bis hin zu hellen Gelb- oder Rosatönen. Vor allem die farblosen Kristalle wirken durch die Transparenz oft wie filigrane Eiskristalle, weshalb in der älteren Literatur auch die Bezeichnung Eisspat für diese Varietät gebräuchlich ist.
Die Strichfarbe von Sanidin ist stets weiß.
Sanidin kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und bildet prismatische, tafelige oder nadelförmige Kristalle, oder wie Martin Heinrich Klaproth (1743 bis 1817; Mineraloge) 1810 schreibt, sind Sanidinkristalle von "glasiges Ansehn und gestreifter Oberfläche" in "Tafelgestalt" und in "vierseitigen rechtwinklichen und schiefen Säulen", wobei die Kristalle häufig zu Zwillingen miteinander verwachsen sind. Die Aggregate sind körnig oder massig.
Der Glanz von Sanidin ist glasartig, die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend. Der Bruch des Feldspat-Minerals ist muschelig bis uneben, die Spaltbarkeit ist wie für Feldspäte typisch sehr vollkommen.
Die Mohshärtevon Sanidin beträgt 6 bis 6,5 bei einer Dichte von 2,56 bis 2,62 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Sanidin
Sanidin als Mineral magmatischen Ursprungs kristallisiert aus magmatischen Schmelzen bei Temperaturen zwischen etwa 870 bis über 1000 °C im Hochtemperaturbereich aus. Entsprechende Entstehungsbedingungen sind mitunter auch bei kontaktmetamorphen Vorgängen – aufsteigende Magma verändert durch bis zu 1300 °C heiße flüssige Gesteinsschmelzen den existenten Mineralbestand, der aufgeschmolzen wird und anschließend rekristallisiert – gegeben.
Sanidin ist deshalb als gesteinsbildendes Mineral in zahlreichen Gesteinen wie Trachyt, Rhyolith oder Phonolith vertreten.
Daneben sind die Vorkommen von Sanidin unter anderem mit Biotit und Muskovit/Glimmer, Hämatit, Titanit, Zirkon, Plagioklas, Orthoklas, Nephelin, Quarz sowie Amphibolen wie Hornblende vergesellschaftet.
Nennenswerte Fundorte von Sanidin befinden sich bspw. in Schweden; Schottland; England; Frankreich; Oberwiesenthal, Großer Teichelberg und Eifel/Deutschland; Italien; Österreich; Tschechien; Slowakei; Türkei; Namibia; Myanmar/Burma; China; Australien; Bolivien; Paraguay; Mexiko; Kanada und in den USA.
Bedeutung und Verwendung von Sanidin
Auch wenn viele Feldspat-Mineralien in der Herstellung von Porzellan zum Einsatz kommen, ist Sanidin nicht von wirtschaftlichem Interesse.
Allenfalls wird Sanidin als Schmuckstein verarbeitet, was aufgrund der sehr vollkommenen Spaltbarkeit des Minerals schwierig ist.
Nachweis von Sanidin
Sanidin ist in Flusssäure löslich.
Auch interessant:
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Quellen:
- Nose, K. W. (1789): Orographische Briefe über das Siebengebirge und die benachbarten zum Theil vulkanischen Gegenden beyder Ufer des Nieder-Rheins
- Nöggerath, J. (1808): Sanidin. IN: Mineralogische Studien über die Gebirge am Niederrhein
- Klaproth, M. H. (1810): Chemische Untersuchung des glasigen Feldspaths vom Drachenfels. IN: Beiträge zur chemischen Kenntnis der Mineralkörper, Band 5
- Hartmann, C. F. A. (1860): Sanidin. IN: Handwörterbuch der Berg-, Hütten- u. Salzwerkskunde, der Mineralogie und Geognosie
- Koksharov, N. (1866): Sanidin. IN: Materialien zur Mineralogie Russlands
- Bauer, M. (1886): Sanidin. IN: Lehrbuch der Mineralogie
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2013): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke. BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
- www.mindat.org - Sanidine

