Die Grube Clara ist wohl die bekannteste Mineralienhalde für Sammlerinnen und Sammler. Gleichzeitig blickt die Grube im Schwarzwald auf eine umfangreiche Geologie und Bergbaugeschichte zurück.
Die Grube Clara im Rankachtal bei Oberwolfach (Mittlerer Schwarzwald) ist einer der mineralreichsten aktiven Ganglagerstätten Europas. Abgebaut werden seit Jahrzehnten Baryt und Fluorit. Als Nebenprodukt fällt gelegentlich auch Silber an.
Betrieben wird die Grube Clara von der Firma Sachtleben Bergbau GmbH & Co. KG. Insgesamt wurden seit dem späten 19. Jahrhundert mehrere Millionen Tonnen Baryt und Fluorit gewonnen. Die Grube gilt zugleich als internationaler Hotspot der Mineralienvielfalt. Heute sind mehr als 500 verschiedene Minerale gefunden und nachgewiesen wurden, darunter mehrere Typlokalitäten.
Eine schriftliche Erwähnung des Bergbaus in der Region um die Grube Clara geht bis zurück ins Jahr 1652.
Zu jener Zeit wurden vor allem Kupfer- und andere Buntmetallfunde erwähnt. Einige andere Quellen erwähnen sogar, dass die Bergbauaktivitäten bis in das Mittelalter zurückgehen, auch wenn mit ziemlicher Sicherheit davon ausgegangen werden muss, dass es sich nicht auf den Bereich der heutigen Grube Clara bezieht. In den Bereich der Grube Clara fällt zum Beispiel auch die Grube Wenzel, die für den Abbau von Silbererzen weit bekannt war.
Im Jahr 1726 wurde erstmals Bergbau unter dem heutigen Namen Grube Clara nachgewiesen.
Der Schwerpunkt jener Zeit war der Abbau von Silbererzen, die das Versuchsstadium aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit jedoch wohl kaum verlassen haben. Auch benachbarte Gruben wie die Grube Wenzel oder due Grube Friedrich-Christian wurden eröffnet bzw. erweitert, um das zu jener Zeit begehrte Silber abzubauen. Die Gruben der Region wurden zum Ende des 18. Jahrhunderts zunächst geschlossen.
Ein Meilenstein war der Pachtvertrag vom 30. Mai bzw. 1. Juni 1898 zur Förderung von Schwer- und Flussspat. Diese Minerale, die vor allem als Flussmittel in der Metallurgie und der Glasindustrie immer häufiger benötigt wurden, legten den Startpunkt für die heute über hundert Jahre ununterbrochene Nutzung. Zu dieser Zeit lag das Eigentum der Grube bei der standesherrschaftlichen Fürstenbergischen Familie in Donaueschingen.
Im Jahr 1899 wurde die Gesellschaft Schwarzwälder Barytwerke H. von Verschuer & Cie GmbH gegründet, die den Pachtvertrag übernahm. Im frühen 20. Jahrhundert folgte der Bau einer Drahtseilbahn, die ein Strecke von etwa 3 Kilometer einnahm, um Erz und Material effizient ins Tal zu transportieren. Diese Seilbahn wurde bis ins Jahr 1967 betrieben.
Ab 1901 begannen auch motorisierte Transporte mit frühen Lastautos zwischen Grube und Verladeanlage. Durch Beteiligung der Firma Sachtleben wandelte sich die Gesellschaftsstruktur. 1901 verkaufte schließlich von Verschuer alle Anteile an die Sachtleben & Cie.
Bereits 1908 bescheinigte ein Besuch des großherzoglichen Bergmeisters den guten Zustand des unterirdischen Betriebs. In den Jahrzehnten danach wurden infrastrukturelle Modernisierungen vorgenommen. Zu nennen sind hier vor allem Kläranlagen, moderne Verladestationen und Absackmaschinen.
In den 50 und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts konzentrierte sich der Abbau auf die oberen Sohlen des Bergwerks, teils aber auch im Tagebau.
Insbesondere in der frühen Zeit war der Abbau noch stark manuell und mit einfachen Geräten. Später wurden mechanisierte Methoden wie z.B. Swings eingeführt. Ab 1978 begann man, zusätzlich zum Barytabbau, gezielt Flussspat (Fluorit) zu fördern.
In den 1980er Jahren wurden ausgebeutete Hohlräume unter Tage mit Beton bzw. Anthrazit-Flugasche verfüllt, um Stabilität zu gewährleisten. Das führte lokal zur Bildung von künstlichen Mineralen wie Ettringit oder blauen Calciten.
Seit 1997 werden als Nebenprodukte kupfer- und silberreiche Erzkonzentrate gewonnen, die in Schmelzwerken außerhalb weiterverarbeitet werden. Im Jahre 1998 wurde schließlich 100 Jahre ununterbrochener Bergbau gefeiert. Der Betrieb läuft bis heute mit moderner Technik weiter.
Im heutigen Betrieb, der einen hohen technischen Standard hat, werden jährlich um die 100.000 Tonnen Roherz gewonnen. Der Abtransport erfolgt über Sturzrollen auf LKW, die das Erz direkt zur Aufbereitung in Wolfach bringen.
Von besonderem Interesse ist natürlich die Mineralienhalde Grube Clara in Wolfach, die regelmäßig mit neuem Material beliefert wird. Hier dürfen Sammler und Sammlerinnen für einen relativ kleinen Preis und kontrollierten Bedingungen Material und Bruch absuchen. Das Material unterscheidet sich mitunter stark, je nach dem, was und wo gerade abgebaut wurde. Neben einer kleinen Halde, die vom Frühjahr bis Herbst geöffnet ist, gibt es auch an einigen wenigen Wochenenden die großen Halden. Hier wird frisches Material angefahren, das bei Sammlern und Sammlerinnen national wie international für reges Interesse sorgt.
Oberwolfach liegt im mittleren Schwarzwald ist damit geologisch Teil des kristallinen Grundgebirges der südwestdeutschen Varisziden. Diese werden von Resten buntsandsteinhaltiger Sedimente als Deckgebirge in den Randbereichen überlagert. Das Grundgebirge besteht überwiegend aus metamorphen Gesteinen wie Gneisen und Graniten, die im Laufe der variszischen Faltung vor etwa 350 Millionen Jahren gebildet wurden.
In den Gebieten um Oberwolfach sind darüber hinaus Reste von Trias-Buntsandsteinsedimenten erhalten, die als Wirtsschichten für bestimmte Gangverzweigungen dienen.
Die Region liegt zudem im Einzugsgebiet tektonischer Störungen und Bruchzonen, die den Aufstieg hydrothermaler Lösungen erleichterten. Im direkten Bereich der Grube Clara spielt die Friedrich-Christian-Herrensegen-Störungszone eine wichtige und zentrale Rolle.
Die mineralführenden Gänge der Grube Clara durchschneiden vorwiegend Gneis und gelegentlich Übergangsbereiche zu Sandsteinschichten, vor allem Buntsandstein. Die Gänge stehen oft steil bis vertikal und verlaufen bzw. streichen meist in etwa Nordwest-Südost bzw. Nordost-Südwest. Aktuell werden in untergängiger Förderung Tiefenlagen von 700 bis 850 Meter erreicht.
Gangtypologie und MächtigkeitenMan unterscheidet hauptsächlich zwei Hauptgangtypen in der Grube Gänge:
Die Barytgänge können lokal Mächtigkeiten von bis zu 12 Metern erreichen.
Die Grube Clara zählt mittlerweile mehr als 500 verschiedene Minerale. Immer wieder werden zudem neue Minerale entdeckt, die sowohl das Herz von Sammlern und Sammlerinnen höher schlagen lassen, aber auch für Wissenschaft spannend sind. Einige davon gelten heute als Typlokalitäten, da sie in der Grube Clara zuerst entdeckt wurden.
Neben alten Bekannten wie wunderbaren würfeligen Fluoriten oder tafeligen Baryten finden sich auch zahlreiche Raritäten. Darunter auch viele Silberminerale, Uranminerale, Bleiminerale oder Kupferminerale.
Sowohl Sammler von größeren Mineralienstufen als auch von Micromounts kommen in den Mineralienhalden auf ihre Kosten.
Die Grube Clara ist bekannt für ihre Typlokalitäten und seltenen Minerale. Hierzu zählen z.B.:
Besonders erwähnenswert ist der würfelartige Bariopharmosiderit, der oft in grünen, orangenen oder roten Farben auftritt. Dieser bildet sich sekundär aus arsenreichen Sulfid- oder Arsenid-Vorstufen.
Besonders unter Sammlern begehrt ist der Klinoklas, ein sekundäres Kupferarsenat. In der Grube Clara tritt er in kleinen, aber ausgesprochen gut ausgebildeten tiefblaugrünen, prismatischen bis nadeligen Kristallen auf. Das Mineral findet sich gelegentlich vergesellschaftet mit Chrysokoll oder Olivenit in barytreichen Stufen.
Neben Klinoklas sind vor allem diese Minerale begehrt und treten in unterschiedlichen und oft gut kristallisierten Aggregaten auf:
Erwähnt werden müssen auch die immer wieder zu Tage tretenden Vorkommen von gediegenem Kupfer, die teils gute Bleche und sogar Locken darstellen können.
In der Grube Clara können immer wieder auch verschiedenartige Bleiminerale gefunden werden. Die Mineralisation in der Grube Clara konzentriert sich dabei auf bestimmte Abschnitte der Gangsysteme, in denen sich hydrothermale Lösungen mit erhöhter Blei- und Arsenführung abgelagert haben. Diese Bleizone liegt meist im Übergangsbereich zwischen baryt- und fluoritdominierten Gangabschnitten und ist oft an fein geklüftete, stärker oxidierte Bereiche gebunden.
Primär treten dort Galenit sowie vereinzelt Bournonit und Tetraedrit auf, die später in einer langen Reihe supergener Prozesse in Sekundärminerale umgewandelt werden.
Erwähnenswert sind insbesondere die folgenden Minerale:
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Quellen: