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Die Mineralien von Ramsbeck



Ramsbeck war ein bedeutendes Bergbaugebiet, das zahlreiche blei- und kupferhaltige Sekundärminerale hervorgebracht hat.



Ramsbeck ist eines der bekanntesten ehemaligen deutschen Bergbaureviere und berühmt für seine Vielzahl an Mineralien. Der Erzbergbau reicht hier bis ins Mittelalter zurück: Bereits im 11./12. Jahrhundert sind Abbauspuren belegt. Im 16. Jahrhundert war Ramsbeck zeitweise eines der bedeutendsten Erzreviere Westfalens. Ab dem frühen 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ort zu einem industriellen Zentrum, besonders nach Gründung der Rheinisch-Westfälischen Bergwerksgesellschaft im Jahr 1849. Bis zur endgültigen Stilllegung 1974 wurden rund um den kleinen Ort im Hochsauerlandkreis vor allem Blei- und Zinkerze im großen Stil verhüttet.

Zinkblende / Sphalerit aus Ramsbeck
Zinkblende aus Ramsbeck (Grube Dörnberg)

Heute erinnern das Sauerländer Besucherbergwerk sowie zahlreiche erhaltene Mineralienstufen an die lange Bergbaugeschichte. Besonders für Sammler sind die Fundstücke aus Ramsbeck begehrt, da sie oft von außergewöhnlicher Qualität und Vielfalt sind.

Die Geologie von Ramsbeck

Ramsbeck liegt im Hochsauerlandkreis und ist ein Ortsteil der Gemeinde Bestwig, etwa mittig zwischen Dortmund und Kassel. Geologisch gehört es zum Rothaargebirge, das ein Teil des Rheinischen Schiefergebirges ist. Die als Ramsbecker Höhen und Schluchten bekannte Landschaft bildet dabei den nördlichen Rand des Rothaargebirges. Die höchste Erhebung in diesem Bereich ist der 745 m hohe Bastenberg, knapp zwei Kilometer südwestlich des Ortes.

Das Gebiet ist geologisch komplex. Besonders hervorzuheben sind die erzreichen Schichten aus dem Mitteldevon, die vor allem als hydrothermal gebildete Gangerze vorliegen und hohe Anteile an Blei- und Zinkmineralen enthalten.

Während des Mitteldevons kollidierten die alten Kontinente Gondwana und Laurussia. Die dadurch entstandene Auffaltung führte zur Entstehung des variszischen Gebirges, dessen geologischer Zeuge heute der Ostsauerländer Hauptsattel ist. In diesem Prozess entstanden zahlreiche Erzgänge, die überhaupt erst die Bildung der vielfältigen Mineralisation ermöglichten.

Eine große Rolle spielten dabei sogenannte tektonische Solen (engl. tectonic brines). Dabei handelt es sich um salzhaltiges Grundwasser, das während tektonischer Vorgänge in tiefere Gesteinsschichten gelangte und als Transportmedium für Metalle aus den Schwarzschiefern diente.

Typische Primärminerale der Ramsbecker Lagerstätte sind Sphalerit, Galenit, Chalkopyrit und Pyrit. Spätere tektonische Ereignisse führten dazu, dass diese Mineralisationen mehrfach zerbrochen, verschoben und neu verfestigt wurden. Besonders charakteristisch ist das sogenannte Ramsbecker Dichterz, das sich durch sehr hohe Bleigehalte auszeichnet.

Bergbaugeschichte

Der Erzbergbau in Ramsbeck reicht viele Jahrhunderte zurück. Erste Spuren lassen sich bereits im Hochmittelalter, etwa im 11. und 12. Jahrhundert, nachweisen. In späteren Jahrhunderten erlebte der Abbau mehrere Wellen: Mal kam er nahezu zum Erliegen, dann wieder wurde er intensiviert.

Ramsbeck - historischer Bergbau
beispielhafte Abbildung des historischen Bergbaus Ramsbecks

Im 16. Jahrhundert erreichte der Ramsbecker Bergbau eine erste Blütezeit und galt zeitweise als eines der wichtigsten Reviere Westfalens. Hauptsächlich wurden Blei- und Kupfererze gewonnen, die in umliegenden Hüttenwerken verhüttet wurden. Die Arbeiten waren mühsam, wurden meist im Stollenbetrieb durchgeführt und beschäftigten zahlreiche Bergleute aus der Region.

Mit der Industrialisierung gewann Ramsbeck erneut an Bedeutung. 1849 wurde die Rheinisch-Westfälische Bergwerksgesellschaft gegründet, die Ramsbeck zu einem modernen Industriestandort entwickelte. Innerhalb weniger Jahre wuchs die Bevölkerung stark an; Bergleute aus dem Sauerland, aber auch aus anderen Regionen Deutschlands fanden hier Arbeit. Zeitweise entwickelte sich Ramsbeck zu einem regelrechten „Boomtown“.

Doch der wirtschaftliche Erfolg hielt nicht lange an. Schwankende Erzpreise, geologische Schwierigkeiten und technische Probleme führten bald zu Krisen. Trotz verschiedener Investitionen, Zusammenschlüsse und technischer Neuerungen konnte sich der Abbau langfristig nicht behaupten. Im 20. Jahrhundert verlor das Revier schrittweise an Bedeutung.

Die letzte aktive Grube, die Grube Andreas, wurde schließlich 1974 stillgelegt. Damit endete eine fast 900 Jahre währende Bergbautradition. Geblieben sind neben zahlreichen Halden und Relikten vor allem die vielfältigen Mineralstufen, die Ramsbeck weltweit bekannt gemacht haben. Heute erinnert das Sauerländer Besucherbergwerk Ramsbeck an die wechselvolle Geschichte des Ortes und macht die Vergangenheit für Besucher erlebbar.

Die Gruben von Ramsbeck – Eine Übersicht

Gruben um Ramsbeck
Übersichtskarte mit den wichtigsten Gruben rund um Ramsbeck

Grube Alexander

Die Grube Alexander gilt als die mineralreichste und geschichtsträchtigste Grube Ramsbecks. Sie erhielt ihren Namen vom Alexandergang, der durch zahlreiche tektonische Störungen geprägt ist. Hauptsächlich treten Pyrit und Bleiglanz auf, wobei der Bleiglanz hier oft ungewöhnlich silberreich ist.

Für Sammler sind Stücke aus der Grube Alexander besonders wertvoll. Erwähnenswert sind nadelige Boulangerite, hellblaue, rosettenförmige Devilline und die für die Region typischen, intensiv blauen, tafeligen Linarite.

Heute liegt das Grubengebiet in einem Naturschutzgebiet. Auf den Halden hat sich eine besondere Schwermetallflora entwickelt, deren Leitart die sogenannte Erzblume (Noccaea caerulescens) ist. Auch weitere seltene Pflanzen wie Galmei-Veilchen (Viola calaminaria) oder Galmei-Grasnelke (Armeria maritima ssp. halleri) kommen hier vor. Sammeln oder Graben ist in diesem Bereich nicht mehr erlaubt.

Grube Bastenberg

Die Bleizinkerzgrube Bastenberg war eines der ältesten und bedeutendsten Abbaugebiete. Hier traten vor allem Bleiglanz und zahlreiche sekundäre Kupferminerale auf, während die tieferen Teile reich an Sphalerit in unterschiedlichen Farbvarianten waren. Geologisch handelt es sich um zwei getrennte Gänge: Bastenberg 1 und Bastenberg 2

Die Grube wurde 1907 stillgelegt. Erhalten blieb unter anderem der markante Rauchgaskamin als technisches Denkmal. Nach der Stilllegung waren die Halden lange ein beliebtes Ziel für Sammler. Heute ist das Gebiet weitgehend überwachsen, doch die Funde aus der Grube Bastenberg sind in Sammlungen und Museen erhalten.

Typische Mineralien sind blockige Brochantite, tafelige Linarite (oft mit Devillin vergesellschaftet), kugelige Rosasite, nadelige Chalkonatronite sowie Pyromorphite und der seltene Dundasit. Ergänzend treten auch Cerussit, Anglesit, Smithsonit, Malachit, Azurit und seltene Phosphate wie Bayldonit auf.

Grube Dörnberg

Die Grube Dörnberg liegt südwestlich von Ramsbeck und ist neben Alexander und Bastenberg eine der klassischen Fundstellen des Reviers. Der Abbau konzentrierte sich vor allem auf Bleiglanz- und Zinkerze, begleitet von Kupfermineralen. Für Sammler sind die Halden der Grube Dörnberg bekannt geworden, da sie im 20. Jahrhundert lange zugänglich waren.

Mineralogisch hervorzuheben sind Pyrit und Galenit, daneben schöne Stufen mit Sphalerit. Sekundärminerale wie Linarit, Malachit, Azurit, Cerussit und Anglesit sind ebenfalls belegt. Besonders beachtet wurden die Kombinationen von Galenit mit hellblauen Linaritkristallen, die im Vergleich zu Alexander oft etwas kleiner, aber sehr ästhetisch ausgebildet waren.

Grube Aurora

Die Grube Aurora war eine kleinere, aber dennoch interessante Bleierzgrube. Sie erschloss ein Gangsystem mit mittleren Erzgehalten, die vorrangig aus Bleiglanz bestanden. Mineralogisch sind von hier vergleichsweise wenige spektakuläre Stufen erhalten, dennoch lieferte die Grube bemerkenswerte Sekundärmineralien.

Dazu zählen Brochantit, Devillin, Linarit und vereinzelt Pyromorphit. Die Pyromorphite können typisch grün gefärbt aber auch farblos sein. Historisch ist die Grube Aurora bedeutsam, weil sie zeitweise eng mit den großen Grubenbetrieben der Region verbunden war und als Zuliefergrube genutzt wurde.

Grube Juno

Die Grube Juno erschloss einen Teil des weit verzweigten Gangsystems im Ramsbecker Erzrevier. Im Vordergrund stand der Abbau von Zink- und Bleierzen. Typisch ist der hohe Anteil an Sphalerit, oft in Begleitung von Chalkopyrit.

Sekundäre Kupfermineralisationen sind ebenfalls belegt: Azurit, Malachit, Rosasit sowie in kleineren Mengen Linarit. Einige Sammler berichten von gut ausgebildeten Kristallen mit charakteristisch tiefblauer Farbe.

Die Grube Juno wurde vergleichsweise früh stillgelegt und spielte bergbaugeschichtlich keine so zentrale Rolle wie Alexander oder Bastenberg, ist aber für die Mineralienvielfalt der Region wichtig.

Grube Pluto

Die Grube Pluto gehört zu den kleineren, aber dennoch sammlerisch interessanten Abbaustellen im Ramsbecker Revier. Hauptsächlich wurden hier Blei- und Kupfererze gewonnen. Mineralogisch sind Stufen mit Galenit, Pyrit und Chalkopyrit typisch.

Von besonderem Interesse für Sammler sind die sekundären Kupferminerale, die sich auf den Halden finden ließen: hellblaue Linarite, grüne Malachite und kräftig gefärbte Azurite. Seltener traten auch Aurichalcit und Smithsonit auf.

Obwohl die Grube Pluto wirtschaftlich eine eher untergeordnete Rolle spielte, ist sie in Sammlungen durch ihre attraktiven Sekundärmineralien gut vertreten.

Bergbaukultur und Nachwirkung

Die Ramsbecker Bergbaugeschichte ist bis heute sichtbar. Neben den Naturschutzflächen und technischen Denkmälern bietet vor allem das Sauerländer Besucherbergwerk Ramsbeck die Möglichkeit, mit einer Grubenbahn in das ehemalige Stollensystem einzufahren. Viele bedeutende Mineralien aus Ramsbeck sind zudem in Museen wie dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum ausgestellt.

Ramsbeck ist damit nicht nur ein Ort mit bedeutender Geschichte, sondern auch ein bleibendes Beispiel für die enge Verflechtung von Geologie, Wirtschaft, Kultur und Natur.


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Letzte Aktualisierung: 09.10.2025



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