...wenn der Bergmann grüßt.
Eine der ältesten schriftlichen Erwähnungen von „Glück auf“ stammt aus der Feder von Christoph Herttwig, seines Zeichens „Stadt-Syndico (…) des Berg-Schöppen-Stuhls zu Freyberg. 1710 schreibt er, „Glück auf“ „ist der Bergleute gewöhnlicher Gruß“. Weiter heißt es: „Indeme die Klüfte und Gänge sich nicht zu- sondern auffthun müssen“.
Mit dem Gruß „Glück auf“ wünschten sich die Bergleute nicht nur Gesundheit, sondern vor allem eine reiche Ausbeute an Bodenschätzen. Jede neu entdeckte Erzader versprach Glück – und nicht zuletzt auch Wohlstand.
Noch vor rund 300 Jahren verlief die Erkundung von Lagerstätten mineralischer Rohstoffe ganz anders als heute. Geologisches Fachwissen, Werkzeuge und technische Hilfsmittel waren begrenzt, sodass sich die Bergleute an Zeigermineralien und Zeigerpflanzen orientierten. So galt etwa das Galmeiveilchen oder die Alpen-Lichtnelke als Hinweis auf mögliche Erzvorkommen. Auch die Erfahrung mit bestimmten Gesteinsarten führte die Bergleute zu Erzgängen, und geübte „Nasen“ konnten sogar einzelne Metalle am Geruch erkennen. So war die Hoffnung, in den Tiefen des Gebirges erzreiche Klüfte und Gänge aufzuspüren, ein ständiger Begleiter im Alltag der Bergleute und im Gruß „Glück auf“ verdichtete sich dieser Wunsch nach Erfolg und Glück bei der harten Arbeit unter Tage.
Wie der Mediziner und Naturforscher Franz Ernst Brückmann (1697 bis 1753) festhielt, war der Gruß aber nicht nur von wirtschaftlichem Interesse. Auch sollte „Glück auf“ „behütet vor Gefahr“. Die Arbeit unter Tage war in der Vergangenheit und auch heute nicht einfach und ungefährlich.
Christoph Gottlob Grundig (1707 bis 1780; Mineraloge) beschrieb, vor welchen Gefahren der Gruß schützen sollte bzw. wünschte, dass „kein Unglück ihn berührte“. Zu den ständigen Bedrohungen gehörten „wilde Wasser-Falls“, plötzlich in die Gänge tosende unterirdische Wasserläufe oder ebenso wie das unvermittelte Hereinbrechen von Grundwasser, das ganze Stollen und Schächte binnen kürzester Zeit unpassierbar machen konnte..
„Glück auf“ bedeutete nach Grundig aber auch „laß Gutes Wetter durch Grub und Stollen streichen“. Wetter allerdings nicht in der Bedeutung von angenehmen Arbeitstemperaturen, sondern als die Luftverhältnisse unter Tage. Gute Wetter bezeichneten frische, sauerstoffreiche Luft, während böses oder schlagendes Wetter für gefährliche Gase stand – etwa Kohlenmonoxid, Schwefelwasserstoff, Stickoxide oder Methan. Diese konnten nicht nur zum Ersticken führen, sondern auch verheerende Explosionen auslösen.
Die Gesundheit spielte somit eine zentrale Rolle in der Bedeutung des Spruchs „Glück auf“. Die Arbeit unter Tage war mit enormen Belastungen verbunden: die Bergleute mussten oft viele Meter über Strickleitern in die Tiefe steigen, stets mit der Gefahr konfrontiert, dass Schächte einstürzten oder Gruben plötzlich zusammenbrachen. Der Gruß war daher ebenso ein Wunsch nach Schutz und körperlichem Wohlergehen wie nach Glück und Erfolg beim Erzfund.
Wo genau der Ursprung des Grußes „Glück auf“ liegt, ist nicht eindeutig belegt. In der Operette „Die treuen Köhler“ wird im Lied „Ein Bergsänger“ jedoch Sachsen als Geburtsort genannt. Nach Christoph Herttwig war der Gruß ohnehin nicht nur den Bergleuten unter Tage vorbehalten, sondern richtete sich an alle, die im Bergbau tätig waren. Er zählte ausdrücklich „Bergmeister, Geschworene, Steiger, Schlegel, Gesellen“ auf, die sich bei Zusammenkünften mit „Glück auf“ begrüßten und wer es nicht tat, „ist kein ehrlicher Bergmann“.
Auch heute noch hört man „Glück auf“. Sei es in Bergbaubetrieben, in Universitäten mit montangeologischer Ausrichtung sowie in Besucherbergwerken. Dort prangt "Glück auf" häufig über dem Eingang, oft zusammen mit dem traditionellen Symbol des Bergbaus: Hammer und Schlägel, einander überkreuzend.
Es ist anzunehmen, dass auch Frauen im Bergbau mit dem Gruß „Glück auf!“ begrüßt wurden und bis heute begrüßt werden.
Dennoch ist ihre Rolle in der Geschichte des Bergbaus längst nicht so sichtbar wie die der Männer. Schon die gängigen Berufsbezeichnungen wie „Bergmann“ oder „Kumpel“ spiegeln diese einseitige Wahrnehmung wider und verdeutlichen, wie sehr die Arbeit unter Tage traditionell mit Männlichkeit verbunden wurde.
Dass im Bergbau über Jahrhunderte nur wenige Frauen tätig waren, hing nicht nur mit den harten Arbeitsbedingungen zusammen, sondern auch mit Aberglauben und gesetzlichen Regelungen. So hielt sich lange die Vorstellung, Frauen brächten unter Tage Unglück. Diese Haltung fand sogar Eingang ins Recht: Im „Allgemeinen Berggesetz für die preußischen Staaten“ von 1865 hieß es zwar, dass keine ausdrückliche Bestimmung für die Tätigkeit von Frauen in der Grubenarbeit vorliege, jedoch gelte „eine durch die Sitte allgemeine Regel, daß Frauen beim Bergbau nur über Tage beschäftigt werden dürfen“. Entsprechend beschränkte sich ihr Arbeitsfeld meist auf Tätigkeiten über Tage, etwa bei der Verhüttung von Erzen oder als Kohlewäscherinnen.
In der DDR gestaltete sich die Situation etwas anders. 1959 kam es zu Protesten gegen einen Beschluss des Zentralvorstandes der IG Bergbau, der Frauen die Arbeit unter Tage untersagte. Als Begründung wurde vor allem die Gesundheitsgefährdung angeführt; Stichwort Staublunge und radioaktive Belastung. Ein Folgebeschluss von 1977 lockerte die Regelungen und erlaubte Frauen, bis zu elf Tage pro Monat unter Tage zu arbeiten, allerdings nicht in allen Gruben und auch weiterhin mit Einschränkungen.
Bis zu einer geschlechterübergreifenden Gleichstellung im Bergbau vergingen jedoch noch viele Jahre. Erst mit dem „Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union“ von 2009 wurde in Artikel 8 festgelegt: „Bei allen ihren Tätigkeiten wirkt die Union darauf hin, Ungleichheiten zu beseitigen und die Gleichstellung von Männern und Frauen zu fördern.“
Seither können auch Frauen offiziell wieder Berufe im Bergbau erlernen und ausüben – auch solche, die unter Tage stattfinden. Interessant ist dabei ein sprachlicher Aspekt: Während der Begriff „Bergfrau“ inzwischen gebräuchlich ist, gilt das vermeintliche Pendant „Kumpeline“ nicht als offizielle Berufsbezeichnung. Laut Duden ist er vielmehr umgangssprachlich scherzhaft und spiegelt die traditionelle Sprachprägung des männlich dominierten Bergbaus wider.
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Quellen: