Weltweit wurden bislang über 5300 Mineralien entdeckt. So verwundert es nicht, dass lange Zeit von Land zu Land andere Mineralien den zwölf Monaten im Jahr zugeordnet wurden. Im Jahr 1912 veröffentlichten die Juweliere von Amerika eine Liste von Mineralien, die seitdem als Orientierung für die Monatssteine bzw. Geburtssteine für die im jeweiligen Monat Geborenen steht. Bei der Auswahl der Monatssteine konzentrierten sich die Jury auf besonders bekannte Mineralien, die vor allem für Verarbeitung zu Schmuck von hoher Bedeutung sind. Neben dem Blutjaspis gilt der meerwasserblaue Aquamarin als Stein des Monats März.
Aquamarin – Der blaue Beryll. Eine Bezeichnung, die nicht von ungefähr kommt. Der Name Aquamarin setzt sich aus den lateinischen Vokabeln Aqua und Mare zusammen, die mit Wasser des Meeres übersetzt werden. Die Umschreibung Beryll wiederum bezieht sich auf die Familie, zu der Aquamarine zählen: die Beryll-Gruppe, weshalb Aquamarin unter anderem mit Goshenit und Morganit verwandt ist.
Ebenso abwechslungsreich wie die aquatischen Farben des Meeres ist das Blau von Aquamarinen, das von hellen, nahezu farblosen Farben über grünblau bis hin zum typischen Aquamarinblau reicht. Interessanterweise ist die Farbe der blauen Edelsteine um so intensiver und kräftiger, desto größer die Kristalle sind.
Verursacht wird die Farbe durch zweiwertiges Eisen, wobei die tiefblauen, dunkleren Aquamarine aus der Maxixe-Mine in Brasilien (sog. Maxixe-Aquamarin) eine Ausnahme darstellen, insofern diese ihre Farbe dem Einfluss radioaktiver Strahlung zu verdanken haben.
Gegen das Licht gehalten, erscheinen Aquamarine von durchsichtiger, durchscheinender bis undurchsichtiger Transparenz. Die Trübungen in Aquamarin sind vielfältiger Natur. Viele Aquamarine weisen mikroskopisch kleine Kanäle auf, die als Streifen, Fissuren oder Wölkchen erkennbar sind. Teilweise sind es aber auch Flüssigkeiten, Gase oder Einschlüsse der Mineralien Muskovit, Ilmenit und Hämatit, die die Reinheit der Kristalle beeinträchtigen.
Dass Aquamarin als Edelstein bezeichnet wird, liegt an der Mohshärte des Minerals. Auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nimmt Aquamarin eine Mohshärte von 7,5 bis 8 und erfüllt so die notwendig Edelsteinhärte (< 7,5).
Aquamarin ist seit jeher ein beliebter Stein für Schmuck jedweder Art. Die blauen Edelsteine werden sowohl mit Facetten- wie auch Glattschliffen versehen. Welcher Schliff Anwendung findet, bestimmt der Stein selbst.
Während kristallklarer Aquamarin facettenreich geschliffen wird, wird die Farbe von trüben Aquamarinen mit Glattschliffen (bspw. Cabochonschliff) betont.
Aufgrund des spröden Charakters neigt Aquamarin beim Schleifen zum Splittern. Um im Zuge der Schleifarbeiten so wenig Druck wie notwendig auf den Stein auszuüben, fokussieren sich Steinschleifer bei Aquamarinen auf Facettenschliffe mit möglichst wenigen Schleifflächen, wie Baguetteschliff, Smaragdschliff und Oktagonschliff.
Üblich sind aber auch Aquamarine im Rundschliff, Ovalschliff, Carréschliff, Marquiseschliff, Tropfenschliff, Herzschliff und Antikschliff.
Um Aquamarinen mehr Stabilität zu verleihen, werden die Steine teilweise mit Bleiglas oder Harz aufgefüllt. Bedingt durch den vergleichbaren Brechungsindex fallen die Füllungen mit dem bloßen Auge nicht auf, der Stein wirkt im Gesamten aber reiner und leuchtender in der Farbe.
Ebenfalls üblich ist das Brennen von Aquamarinen – eine Methode zur Änderung, Steigerung und Korrektur der Farbe von Mineralien, die bereits seit Jahrhunderten vorgenommen wird. Grün- oder gelbstichiger Aquamarin reagiert genau wie zartblauer oder Aquamarin mit ungleichmäßiger Farbverteilung bei einer Brenntemperatur von 400 °C mit der Änderung der Farbe in ein reines Aquamarinblau – bedingt durch die Reduktion von dreiwertigem Eisen in zweiwertiges Eisen.
Die Blütezeit von Aquamarin setzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein, auch wenn der blaue Beryll schon weitaus länger bekannt ist. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden in Sibirien reiche Aquamarin-Vorkommen entdeckt, wenig später etablierte sich Brasilien als großer Aquamarin-Produzent
Historischen Aquamarinschmuck findet man vor allem in den Epochen des Jugendstils und Art Deco wieder. Beide Stilrichtungen – zum Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre stilprägend - setzten auf Farbedelsteine als zentrales Element, bspw. Zu Zeiten der Prohibition in den USA waren vielerorts Aquamarine in Cocktailringen zu sehen (Weiteres zur Geschichte der Cocktailringe).
Aquamarine erfreuten sich derart großer Beliebtheit, dass auch die Königshäuser nicht um die blauen Edelsteine herumkamen. Anlässlich der Thronbesteigung 1953 erhielt Königin Elizabeth von England eine mit Aquamarinen besetzte Tiara vom damaligen Präsidenten Getúlio Vargas Brasiliens geschenkt. Anscheinend fand die Monarchin so viel Gefallen an den wertvollen Steinen, dass sie bei ihrem Hofjuwelier eine dazu passende Kette und Armschmuck anfertigen ließ.
Über 60 Jahre später geriet 2018 in England ein besonderer Aquamarinring den Fokus der Öffentlichkeit – und animierte zu zahlreichen Kopien, sowohl aus echtem Aquamarin gefertigt wie auch aus blauem Glas, synthetischem Spinell, Blautopas, Zirkonia oder Zirkon.
Der Aquamarinring, den Prinz Harry Meghan Markle als Hochzeitsgeschenk überreichte, besteht aus einem ca. 30 Karat schweren Aquamarin im Smaragdschliff, der beidseitig von insgesamt sechs weißen Diamanten im Brillantschliff akzentuiert wird.
In den folgenden Monaten nach der royalen Hochzeit sah man dieses Design besonders häufig. Doch auch sonst steht bei Aquamarinschmuck der Stein Vordergrund.
Aquamarin harmoniert sowohl mit Sterlingsilber, Weißgold wie auch Gelbgold und Platin. Die Designs sind zurückhaltend, verspielt oder klassisch.
Aquamarin wird als Solitär in Ringe, Ohrringe oder Anhänger eingefasst, genau wie das Halo-Design aufgegriffen wird, bei dem der Aquamarin als Mittelstein von ringförmig eingesetzten kleineren Steinen – zumeist Weißtopas, Zirkon oder weißen Diamanten – umgeben wird. In Kombination mit geschwärztem Silber oder Markasit als Akzentsteinen erhält Aquamarinschmuck eine Vintage-Look, Aquamarin wird aber auch mit anderen farbenfrohen Mineralien wie Almandin, Hessonit, Saphir, Iolith, Rhodolith und Amethyst kombiniert.
Im Vergleich zum farblich ähnlichen Blautopas ist Aquamarinschmuck in der Regel preisintensiver. Hierbei spielt die Entstehung bzw. der Ursprung der Farbe die tragende Rolle. Das Blau von Aquamarin ist naturgegeben, wird durch das Brennen maximal intensiviert oder ausgebessert. Der Großteil aller Blautopase hingegen ist behandelt, indem weißer oder gelber Topas in Massenproduktion mittls radioaktiver Strahlung in den gewünscht blauen Farbton gebracht wird.
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Quellen:
⇒ www.gia.edu - Aquamarine
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Hochleitner, R. (2017): Welcher Stein ist das? Kosmos-Naturführer. Über 350 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh Kosmos Verlag
Letzte Aktualisierung: 26. Februar 2024