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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 17.04.2024


Azurit

Azurit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: azurite | französisch: azurite


Azurit Mineral
Azuritstufe (Fundort: Laurion, Griechenland)

Kupferlasur, Bergblau und Azurit

Der Name Azurit wird in der mineralogischen Literatur erstmals im Jahr 1824 erwähnt, als der französische Geologe und Mineraloge Francois Sulpice Beudant (1787 bis 1850) in seinen Abhandlungen zum Thema „Hydrocarbonate Bleu de Cuivre, ou Azurite“ den Begriff Azurit einführte. Bei der Namensgebung bezog sich Beudant direkt auf die Farbe des Minerals, insofern Azurit aus dem Arabischen hergeleitet mit blau übersetzt wird.

In der Zeit davor war das blaue Mineral unter den Namen Kupferblau, Bergblau, Azurspath oder Kupferlasur bekannt – bezugnehmend auf die Farbe, den Kupfergehalt und die Vorkommen untertage, wobei die Bezeichnung Kupferlasur von Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817, deutscher Mineraloge) 1785 in seinem Werk „Von den äußerlichen Kennzeichen der Foßilien“ geprägt wurde.

Georgius Agricola (1494 bis 1555, deutscher Mineraloge) befasste sich seinerseit ebenfalls mit Azurit bzw. damals Bergblau, das zusätzlich unter dem Armenisch Blau bekannt war und „bey Augen- und Leberkrankheiten“ als Arznei Verwendung fand.


Eigenschaften von Azurit

Das Mineral Azurit ist mit der chemischen Zusammensetzung Cu3(CO3)2(OH)2 ein Vertreter der Klasse der kristallwasserhaltigen Carbonatmineralien.

Azurit kristallisiert dem monoklinen Kristallsystem folgend und bildet dabei kurzprismatische sowie tafelige Kristalle, die auch zu Zwillingen miteinander verwachsen können.
Der Habitus von Azurit ist vielfältig; wie bereits 1803 der Mediziner und Naturforscher Christian Friedrich Ludwig (1757 bis 1823) erkannte: „ derb, eingesprengt, angeflogen, nierförmig, traubig, tropfsteinartig, ungestaltet, in vierseitigen Säulen, Linsen, welche Krystalle traubig, büschelförmig u.s.w. zusammengehäuft sind“. Besonders häufig sieht man Azurit in Form von massigen, knolligen, stalaktitischen, erdigen Aggregaten, als Überzug oder in kugeliger Gestalt, die besonders gut in K2-Azurit ausgeprägt ist. Aufgrund der optischen Ähnlichkeit mit Heidelbeeren wird kugelförmiger Azurit insbesondere im englischsprachigen Raum blueberry azurite (Blaubeer-Azurit) genannt.

Azurit zeichnet sich durch einen muschelig-spröden und unebenen Bruch sowie eine sehr vollkommene Spaltbarkeit aus. Der Glanz von Azurit ist glasartig bis fettig, teilweise auch diamantartig und matt bei durchsichtiger, durchscheinender bis undurchsichtiger Transparenz.

Die Mohshärte von Azurit beträgt 3,5 bis 4 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 3,7 bis 3,9 g/cm³.


Azurit mit Malachit
Azurit ist oft mit Malachit vergesellschaftet

Die Farbe von Azurit

Die Farbe von Azurit variiert zwischen hell- und mittelblau bis hin zu einem kräftigen, dunklen Azurblau oder blauschwarz.
Im Wörterbuch der Naturgeschichte von 1832 wird das Blau von Azurit als „lasurblau, oft ins Schwärzlichblaue, auch ins Berliner- und Smalteblau übergehend“ beschrieben.

Das farbgebende Element von Azurit ist Kupfer. In der älteren Literatur wird Azurit bisweilen auch als blauer Malachit bezeichnet, was nicht verwundert, da Azurit und Malachit sehr häufig miteinander vergesellschaftet sind und auch eine chemisch vergleichbare Zusammensetzung aufweisen (Azurit: Cu3(CO3)2(OH)2 , Malachit: Cu2[(OH)2|CO3]).

Im Laufe der Zeit kann sich die Farbe von Azurit verändern. Sonnenlicht und Sauerstoff als die wichtigsten Einflussgrößen verwandeln Azurit in grünen Malachit um. Um zu vermeiden, dass die Farbe von Azurit verblasst oder verloren geht, sollte das blaue Mineral lichtgeschützt aufbewahrt werden.
Azurit, der zu Schmuck verarbeitet wird, wird aus diesem Grund stabilisiert, d.h., mit einer dünnen Schicht aus Kunstharz (z.B. Resin) überzogen.

Azuritkristalle in einem Micromount
Azuritkristalle in einem Micromount (Fundort: Grube Clara)

Aufgrund der blauen Farbe kann Azurit mit anderen blauen Mineralen wie Hauyn, Sodalith, Dumortierit, Lapislazuli und Lazulith verwechselt werden.

Die Strichfarbe von Azurit – die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen (Strichtafel) gestrichen wird – ist hellblau.

Entstehung und Verbreitung von Azurit

Azurit ist ein Sekundärmineral, das in der Oxidationszone von kupferhaltigen Lagerstätten entsteht. Erst durch die Zufuhr von sauerstoffreichem Wasser - in Form von Grund- oder Sickerwasser -bei zeitgleicher Abgabe von einem Kohlendioxidmolekül entsteht das Sekundärmineral Azurit aus bereits vorhandenen Mineralien, insbesondere aus Kupfermineralien.

Die Vorkommen von Azurit werden von vielen weiteren Mineralien begleitet, darunter zum Beispiel Malachit, Clarait, Olivenit, Limonit, Cuprit, gediegen Kupfer, Chalkopyrit, Aragonit und Chrysokoll.
Mineralaggregate, bei denen Azurit mit Malachit verwachsen sind, werden unter der Bezeichnung Azurit-Malachit geführt. Mitunter werden im Handel Azurit-Malachit-Imitationen bzw. Rekonstruktionen angeboten.

Azurit ist ein Mineral, das weltweit sehr häufig zu finden ist. Bedeutende Azurit-Vorkommen befinden sich u.a. in Schweden; Finnland; Irland; Schottland; England; Frankreich; Belgien; Erzgebirge, Harz, Sauerland, Odenwald, Westerwald, Eifel, Kamsdorf in Thüringen, Schwarzwald, Spessart/Deutschland; Graubünden und Wallis/Schweiz; Hohe Tauern, Brixlegg, Villach, Bad Eisenkappel, Fischbacher Alpen, Sattlerkogel, Industrieviertel, Waldviertel/Österreich; Tschechien; Slowakei; Ungarn; Rumänien; Bulgarien;Spanien; Italien; Griechenland; Türkei; Russland; Kongo; Tsumeb/Namibia; Sibirien/Russland; Kasachstan; Pakistan; Afghanistan; Indien; China; Japan; Kambodscha; Philippinen; Australien; Argentinien; Chile; Bolivien; Brasilien; Mexiko; USA und Kanada.


Azuriet - Aufnahme des Minerals
Azurit und Malachit


Chessylith und Azurit

Neben Bergblau, Kupferblau und Kupferlasur ist Chessylith ein weiteres Synonym für Azurit; benannt nach der gleichnamigen Stadt Chessy in Frankreich, wo das Mineral in größeren Mengen auftritt.


Verwendung und Bedeutung von Azurit

Bereits im Mittelalter erkannten Maler die Schönheit des Minerals und pulverisierten Azurit, um es als blaues Pigment unter dem Namen Azurblau zu verwenden. Unter Zufuhr von Sauerstoff verwandelte sich Azurit jedoch im Laufe der Zeit in Malachit um, so dass beispielsweise das Werk „Il compianto delle clarisse“ von Giotto di Bondone (1267 bis 1337) heute einen grünen statt blauen Himmel zeigt. Auch in der historischen Klosterliteratur wurden Details und Ornamente in Büchern mit Azurblau angefertigt.

Weiterhin dient Azurit als Mineral für Sammlungen und für Schmuck. Trotz der Tatsache, dass Azurit ein weiches, empfindliches Mineral ist, wird Azurit in Ringe, Ketten, Ohrringe, Anhänger und Armbänder eingefasst. Um dem Mineral eine höhere Härte zu verleihen und vor der Verwitterung bzw. Umwandlung in Malachit zu bewahren, wird Azurit zu diesem Zweck mit Harzen und Wachsen versiegelt.

Aufgrund des Kupfergehaltes stellt Azurit eine Quelle für die Kupfergewinnung dar, die Ausbeute ist aber zu gering.

Daneben wird Azurit als Heilstein verkauft, ohne dass die Heilwirkung von Azurit in klinischen Studien belegt wurde.



Nachweis von Azurit

Azurit reagiert durch die Beigabe von Salz- und Salpetersäure, indem sich das Kupfermineral schäumend auflöst. Unter der Flamme verfärbt sich Azurit schwarz.
Azurit verfügt über einen ausgeprägten Pleochroismus, der in hell- sowie dunkelblau erscheint; Azurit fluoresziert aber nicht.



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Auch interessant:



Quellen:
⇒ Beudant, F. S. (1824): Traité élémentaire de minéralogie: par F.-S. Beudant
⇒ Wörterbuch der Naturgeschichte, dem gegenwärtigen Stande der Botanik, Mineralogie und Zoologie angemessen. Achter Band. Justicia - Lepuropetalon, 1832
⇒ Ludwig, C. F. (1803): Handbuch der Mineralogie nach A. G. Werner. Erster Theil: Oryctognosie
⇒ Werner, A. G. (1785): Von den ausserlichen Kennzeichen der Foßilien
⇒ Lehmann, E. (1809): Georg Agricola´s Oryktognosie, (De Natura Fossilium), übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen und Exkursen. Erster Band
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München

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