Milchopal
Milchig schillernder Opal
Es gibt vermutlich kein zweites Mineral, das mit so vielen Namen versehen ist, wie Opal. Ob zur Unterscheidung der Muster - Harlekin-Opal, Mosaik-Opal, Pinfire-Opal, usw., der Herkunft (z.B. Welo-Opal oder Anden-Opal) oder der Farbe wie beim Feueropal, schwarzen und weißen Kristallopal.
In die Riege der Farbbezeichnungen von Opalen reiht sich auch der Milchopal ein. Der Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 1778) verglich die Farbe von Milchopal einst mit einem "Tropfen magerer Milch", unter dessen dünner Haut sich das für Opale typische Farbenspiel "abwechselnd in blau, goldgelb, grün und purpurrot" zeigt.
Eigenschaften von Milchopal
Milchopal ist genau wie andere Opale eine Varietät der Quarzgruppe, kurz Quarz, die u.a. auch die Mineralien Amethyst, Citrin, Bergkristall, Rauchquarz, Rosenquarz und Tigerauge umfasst.
Innerhalb der Quarze wird Milchopal den amorphen Quarzen zugeordnet, d.h. Kristalle in geometrischen Formen sind bei Opalen nicht anzutreffen, da die Atome von Opalen keine Ordnungsstruktur aufweisen. Vielmehr liegt das Mineral als Masse oder Füllung in Rissen oder Adern im Muttergestein vor.
Eine weitere Besonderheit von Milchopalen bzw. Opalen generall und der wesentliche Unterschied zu anderen Quarzen ist das enthaltene Kristallwasser. Mit einem Anteil von 9 bis 20 Prozent wirkt sich der Kristallwassergehalt nicht nur auf die Dichte und Brillanz der Farben aus, sondern auch auf die "Festigkeit" des Minerals. Bei falscher Lagerung, bspw. im Sonnenlicht oder wenn Opale ständig hohen Temperaturen ausgesetzt werden, verlieren Milchopale Kristallwasser, werden blass und rissig.
Die Farbe von Milchopal ist ein namensgebendes milchig-weißes, zartes Blau. Der Botaniker Friedrich Wilhelm Leysser (1731 bis 1815) ergänzt zusätzlich noch "schmutzigweiß und blaulichgrau" und "fleischröthlich" als mögliche Farbe von Milchopalen. Seiner Beobachtung nach sind die Steine hauptsächlich undurchsichtig mit Ausnahmen an den Kanten, die milchweiß durchscheinend sind.
Da Milchopal wegen der reinen Farbe an feines Porzellan erinnert, ist der Stein in der historischen Literatur auch unter dem Namen Porzellanopal gelistet.
Ein weiterer Name, der im Zusammenhang mit Milchopal in älteren Mineralogiebüchern erwähnt wird, ist Kacholong oder Cacholong. Der Mineraloge Ernst Friedrich Germar (1786 bis 1853) definierte Milchopal seinerzeit als halbdurchsichtigen milchweißen Opal, während er unter dem Begriff Cacholong einen undurchsichtigen weißen Opal verstand. Andreas Stütz (1747 bis 1806) hingegen beschrieb Kacholong als einen "verwitterten Milchopal, der in Kazedon übergeht".
Im Gegensatz zu den sogenannten Edelopalen fehlt Milchopalen das markante irisierende Schillern in pastelligen Regenbogenfarben - die Opaleszenz. Solche Opale werden in der Mineralogie unter der Bezeichnung Gemeiner Opal zusammengefasst.
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | SiO2·nH2O |
Mineralklasse | Oxidmineral |
Farbe | weiß mit Blauschimmer |
Strichfarbe | weiß |
Kristallsystem |
|
Glanz | wachs- bis glasartig |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Bruch | splittrig, muschelig |
Spaltbarkeit | keine |
Mohshärte | 5,5 bis 6,5 |
Dichte | 1,98 bis 2,5 g/cm³ |
Entstehung und Verbreitung von Milchopal
Milchopale werden der Entstehung nach als Sekundärmineral eingestuft und gehen häufig durch die Zersetzung silikatischer Mineralien oder Gesteine infolge der Zufuhr heißer, mineralstoffhaltiger Lösungen, sog. Fluide hervor. Diese verändern das Ausgangsmaterial chemisch, sodass im Fall der Milchopal-Entstehung zunächst ein wässriges Kieselgel übrig bleibt. Im Laufe der Zeit verdunstet ein Teil des Gels, sodass ein festes Mineral daraus resultiert. Bisweilen können Milchopale auch biogenen Ursprungs sein, d.h., Knochen oder andere Skelettteile von einstigen Lebewesen, aber auch Holz, dienen als Kieselsäurelieferant.
Je nach Fundort sind Milchopale mit weiteren Quarzmineralien, allen voran Chalcedon, Chrysopras, Edelopal und Feueropal, aber auch mit Wollastonit vergesellschaftet.
Bedeutende Milchopal-Vorkommen befinden sich zum Beispiel in Blauenthal/Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Australien, Argentinien sowie in den USA.
Verwendung und Bedeutung von Milchopal
Milchopale werden genau wie andere Opale hauptsächlich zu Schmuck verarbeitet, wobei die Steine mit Glattschliffen, z.B. Cabochonschliff, versehen werden, um die Farbe und das Monstein-artige Changieren zu betonen.
Um zu vermeiden, dass Milchopale rissig und trüb werden, sollten diese bestmöglich vor Sonnenlicht geschützt aufbewahrt werden. Teilweise werden Milchopale mit einer Schicht aus Harz oder Resin versiegelt, damit das opaleigene Kristallwasser erhalten bleibt. In der Vergangenheit wurde Milchopale oberflächlich mit Öl bestrichen, was aber nicht den gewünschten Effekt brachte. Das Öl wurde im Laufe der Zeit abgetragen und konnte den Stein nicht nachhaltig vor dem Vertrocknen schützen.
Alternativ wird eine weitere Technik praktiziert, um Milchopale bestmöglich vor äußeren Einflüssen zu bewahren: das Anfertigen von Dubletten oder Tripletten. Eine dünne Schicht natürlicher Milchopal wird unter einen "Deckel" aus geschliffenen Glas oder Quarz oder als Mittelstück zwischen ein Ober- und Unterteil aus Glas oder einem anderen Mineral gelegt. Die einzelnen Komponenten werden anschließend miteinander verkittet und geschliffen, so dass der Eindruck eines optisch hochkarätigen, einheitlichen Steins entsteht. Diese Methode wird vor allem in der Herstellung von Schmuck angewendet, da die Fassungen potentiell sichtbare Klebenähte geschickt verstecken.
Daneben werden Milchopale als Heilsteine verkauft, ohne dass die Heilwirkung von Milchopal in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt wurde.
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Quellen:
- Linné, C. v. (1777): Milchweiß. Milchpal. IN: Vollständiges Natursystem des Mineralreichs
- Fichtel, J. E. (1791): Milchopal. IN: Mineralogische Bemerkungen von den Karpathen
- Stütz, A. (1793): Milchopal. IN: Neue Einrichtung der k.k. Naturalien Sammlung zu Wien
- Leysser, F. W. (1806): Milchopal. IN: Verzeichniss der von ihm gesammelten Mineralien mit mineralogischen Bemerkungen
- Germar, E. F. (1837): Perlmutteropal, Milchopal. IN: Lehrbuch der gesammten Mineralogie
- Blum, J. R. (1845): Milchopal. IN: Lehrbuch der Oryktognosie
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2014): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Soringer Verlag Berlin Heidelberg
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine: Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke. BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
- www.mindat.org - Milk opal