Dass so manchen Schmuck- und Edelsteinen in puncto Farbe und Reinheit nachträglich auf die Sprünge geholfen wird, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Dass geschliffene Steine aber nicht immer das sind, wie es auf den ersten Blick scheint, ist weniger bekannt. Eine seit mehr als 400 Jahren praktizierte Technik, um größere Schmuck- und Edelsteine zu geringen Kosten anzubieten und auch um empfindliche Steine zu schützen oder optisch aufzuwerten, ist die Fertigung von Dubletten und Tripletten.
Der Begriff Dublette wird erstmals 1689 im Nouveau dictionnaire Allemand-Francais erwähnt und als „zwey Steine an einander gefügt mit Folien dazwischen, falscher Edelstein, unterlegter Stein“ definiert.
Gut 100 Jahren später setzte sich der Lexikograph Carl Günther Ludovici (1707 bis 1778) ebenfalls mit Dubletten auseinander und beschreibt diese als „Doppelstein“, als „ein falscher Edelstein von Crystall, welcher doppelt liegt und zwischen beyden Hälften eine farbige Folie hat, welche die Farbe eines ächten giebt“.
Kurzum: Eine Dublette ist ein zusammengesetzter, geschliffener Schmuck- oder Edelstein, der aus einem Ober- und Unterteil besteht, die im Bereich der Rundiste – dem Gürtel, der den oberen Teil, die Krone, vom unteren Teil, dem Pavillon, voneinander trennt – durch Kleber miteinander verbunden sind. In einigen Fällen sind Dubletten und Tripletten auch zusammengeschmolzen, mit eingefärbtem Kleber verkittet oder mit farbiger Folie unterlegt.
Während Dubletten typischerweise aus zwei Einzelsteinen zusammengefügt sind, weisen Tripletten drei Schichten auf, von denen die mittlere flach und scheibenartig gearbeitet ist.
In der Regel handelt es sich bei Dubletten um eine Kombination aus einem Schmuck- oder Edelstein und einem weniger wertvollen Material wie Glas, Quarz oder Synthesen, um den Hauptstein optisch aufzuwerten oder um die mineraleigene Härte bzw. Kratzfestigkeit zu verstärken.
Schon Ludovici berichtete im späten 18. Jahrhundert, dass es damals verschiedene Arten von Dubletten gab – genau wie heute. Er nennt solche, die aus „bloßem Glas“ bestehen sowie „zwei auf einander gelegte Crystalle“ und solche, bei denen die Krone aus Diamant oder anderen Echtsteinen und der untere Teil aus Kristall, alternativ einem passenden Glasgegenstück besteht.
Notiz am Rande: Als Kristall wurden nach dem damaligen Verständnis als Sammelbegriff diverse farblose Mineralien wie Bergkristall/Quarz, Topas, Leukosaphir oder farbloser Beryll zusammengefasst.
Ebenfalls gängig waren in der Vergangenheit Hohldubletten, bei denen das Oberteil leicht ausgehöhlt, mit einer gefärbten Flüssigkeit aufgefüllt und abschließend mit Bergkristall oder Glas an der Unterseite versiegelt wurde.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Paris eine weitere Methode des Doublierens erfunden: Flüssige Glasschmelze, sogenannter Glasfluss, wurde auf das Echtsteinoberteil aufgeschmolzen.
Dubletten wurden und werden aus allen erdenklichen Mineralien angefertigt. In der Vergangenheit standen Diamanten, Rubine, Saphire und Smaragde im Fokus; heute sind es Morganit, Rubellit, Bicolor-Edelsteine wie Wassermelonenturmalin oder andere zweifarbige Turmaline und Parti-Saphir.
Abhängig von den verwendeten Materialien, die verwendet werden, wird zwischen echten, halbechten und unechten Dubletten unterscheiden. Echte Dubletten setzen auf zwei natürliche Steine. Bei halbechten Dubletten besteht ein Teil aus einem natürlichen Stein, während der andere Teil aus Glas oder einer Synthese besteht. Unechte Dubletten hingegen bestehen vollständig aus Glas und/oder synthetischen Edelsteinen.
Besonders häufig sind Opal-Dubletten im Umlauf, was der Art und Weise der natürlichen Vorkommen von Opalen geschuldet ist.
Opale kommen im Muttergestein oftmals nur als hauchfeine Schicht vor, die in vielen Fällen zu dünn ist, um als Schmuckstein verwendet werden zu können.
Da Opale für ihr Farbenspiel, die Opaleszenz, berühmt sind, wird mit Opal-Dubletten oder Tripletten das Schillern in den Farben des Regenbogens optimiert. Als Basisstein dienen oft schwarze Mineralien wie Onyx oder Obsidian, aber auch schwarzes Glas, die den farbstarken Kontrast hinter der hauchdünnen Opallage maximal zur Geltung bringen.
Häufig sind Opale als Tripletten gehalten. Der Grund: Opale sind sehr sensible Edelsteine, die leicht zerkratzen können und deren Opaleszenz im Wesentlichen vom Kristallwassergehalt des Steins abhängt. Eine zusätzliche dritte Schicht im Oberteil schützt Opale vor dem Verlust des Kristallwassers.
Quarzdubletten sind ebenfalls viel zu sehen – insbesondere im Zusammenhang mit der Imitation hochpreisiger und seltener Steine wie Padparadscha-Saphir, Paraiba-Turmalin, Morganit, Aquamarin oder Smaragd. Im Grunde genommen bestehen Quarzdubletten nur aus Bergkristall, Amethyst oder Citrin, deren Ober- und Unterteil mit in der jeweiligen „Edelsteinfarbe“ eingefärbtem Kleber verbunden wurde. Mitunter wird zusätzlich eine Perlmuttschicht als Glanzverstärker aufgebracht.
Die Tricks, mit denen bei der Herstellung von Dubletten und Tripletten gearbeitet wird, werden immer raffinierter. So werden Einschlüsse und Fehler im Stein nachgeahmt, damit Dubletten und Tripletten möglichst echt aussehen und dem Original aus der Natur nahe kommen.
Im Magazin „Der aufrichtige Jubelier“ aus dem Jahr 1772 wurde genauer auf die Fertigung von Dubletten eingegangen: „zwey Steine, welche accurat auf einander passen“, die Edelsteinschleifer „schleifen die Steine alsdann ab, damit beyde Stücke bey den Fugen recht zusammenpassen“.
Als Kitt dienten in der Vergangenheit Harze. In der historischen Literatur ist die Rede von Mastix – das Harz der Mastixsträuche – und Terpentin – das Balsamharz von Kiefern und Lärchen, die durchaus auch eingefärbt wurden, um dem Stein zusätzlich auf einfache Art und Weise eine Farbe zu verleihen oder um die naturgegebene Farbe zu intensivieren.
Gefärbt wurde der Kitt mit mineralischen, künstlich hergestellten und pflanzlichen Pigmenten, wie beispielsweise Florentiner Lack, der aus Cochenilleschildläusen gewonnen wurde und dem Kitt eine intensiv rote Farbe verlieh, die das Mittel der Wahl zur Imitation von Rubinen war. Flores Aeris, die Kupferblüte, ein grünblaues Vitriol, diente im Kitt als smaragdgrünes Pigment, während Grünspan beziehungsweise Kupferacetat zum Einsatz kam, um Chrysolith nachzuahmen und das rotbraune Pigment des Drachenbaums (Dracaena) zur Imitation von Hyacinth diente.
Die Anfertigung von Dubeletten erfordert viel Präzision, damit der Schwindel der zusammengesetzten Steine nicht sofort erkannt wird und möglichst beständig ist.
Nachdem zunächst die Materialien der einzelnen Komponenten ausgewählt wurden – abhängig davon, ob Dubletten oder Tripletten geplant sind, werden die echten Steine und das untere Trägermaterial passend zueinander in Form geschliffen, damit Ober- und Unterteil perfekt aufeinander passen.
Die beiden Schichten werden anschließend mit einem haltbaren und optisch unauffälligen Kleber miteinander verbunden, wobei die Schicht laut Hänni (2015) zwischen 0,1 und 0,05 mm dünn sein kann.
Im letzten Schritt werden die Ränder poliert, sodass die Kittstellen nahezu unsichtbar wirken und die Dublette bzw. Triplette wie ein hochkarätiger, einheitlicher Schmuck- oder Edelstein aussieht.
Die Motive, weshalb Schmuck- und Edelsteine jedweder Art seit Jahrhunderten als Dubletten und Tripletten angeboten werden, sind vielgesichtig.
Ludocivi brachte 1798 das Argument an, ein größerer Stein könne zu einem höheren Preis verkauft werden, führt im gleichen Atemzug aber auf, dass die Herstellung von Dubletten „Betrug“ sei, da die „Schönheit, die er an und für sich hätte“, nicht den Tatsachen entspricht.
Nach wie vor wird Technik des Doublierens vor allem in der Schmuckherstellung eingesetzt, um den Eindruck eines massiven Edelsteins zu erwecken. Tatsächlich aber besteht nur ein Teil des Steins einem hochwertigen Material. Das heißt: seit Jahrhunderten stehen ökonomische als auch ästhetische Gründen im Vordergrund.
Dubletten ermöglichen es Juwelieren, kostengünstigen Schmuck mit dem Aussehen hochwertiger Edelsteine anzubieten.
Der Großteil aller Steine, die zu Dubletten oder Tripletten verarbeitet werden, sind von minderwertiger Qualität oder zu geringer Mächtigkeit, um als Schmuckstein von Bedeutung zu sein. Dubletten sind eine Möglichkeit, Steine, die in der Regel für Schmuck uninteressant wären, aufzuwerten, indem eine Dublette den Anschein eines Steins mit einem höheren Karatgewicht vorgibt.
Dubletten sind außerdem eine Option, angesagte, aber seltene und exquisite Edelsteine zu erschwinglichen Preisen zu imitieren und nicht zuletzt sind Dubletten sowie Tripletten eine Art Schutzschicht für weichere, empfindliche Steine. Opale werden mit jedem Prozent verloren gegangenen Kristallwassers brüchiger und büßen an Opaleszenz ein. Als Dublette oder Triplette gewinnen Opale an zusätzlicher Stabilität.
Schon zu Ludocvicis Zeiten waren Dubletten gang und gäbe. Vor allem kastenförmige Fassungen oder Fassungen, die den geschliffenen Stein wie ein Ring vollständig umschließen, erschweren das Erkennen von Dubletten. Ludovici gab damals aber schon den Tipp, den Stein seitlich bzw. horizontal zu betrachten, da ein dublettierter Stein in dieser Perspektive farblich weniger intensiv ist – im Gegensatz zu natürlichen, gänzlich gefärbten Steinen.
Der Lexikograph Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796) verwies 1787 auf einen Test mit heißem Wasser. Durch die Hitze wird das Kittharz weich, sodass die „beyden zusammengekitteten Theile sich mit den Fingern gar leicht von einander schieben lassen“.
Dem Mineralogen Max Bauer (1844 bis 1917) zufolge können Dubletten anhand der seitlichen „Verbindungsnaht“ entlarvt werden, d.h. die Stelle, an der Ober- und Unterteil miteinander verklebt wurde. Oftmals zeigen sich an der Kittschicht auch mit Luft gefüllte Bläschen oder poröse Stellen, da der Kleber mit den Jahren zum Austrocknen neigt.
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