Heulandit
Heulandit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: heulandite | französisch: heulandite
Heulandit und Euzeolith
Lange Zeit wurde das Mineral Heulandit für Stilbit gehalten, bis der deutsche Mineraloge Johann Friedrich August Breithaupt (1791 bis 1873) das Mineral im Jahr 1817 genauer untersuchte. Während seiner Arbeit stellte Breithaupt fest, dass das bis dato unbekannte Mineral, in die Flamme gehalten, stärker schäumt als Stilbit und andere Zeolithe. Jene Eigenschaft gab schließlich Anlaß für den Namen Euzeolith, was aus dem Griechischen wortwörtlich mit schöner Sprudelstein übersetzt wird bzw. wie Breithaupt meinte: "Euzeolith, weil derselbe unter diesen am stärksten aufschäumt".
1822 wurde Euzeolith in Heulandit umbenannt. Der englische Mineraloge Henry James Brooke (1771 bis 1857) benannte das Mineral in seinen Ausführungen "On the Comptonite of Vesuvius the Brewsterite of Scotland, the Stilbite and the Heulandite" nach dem Sekretär der Geologischen Gesellschaft in London/England und Mineraliensammler John Henry Heuland (1778 bis 1856).
Eigenschaften von Heulandit
Heulandit ist mit der Zusammensetzung (A)Al2Si7O18·6H2O ein Mineral der Mineralklasse der Silikate und im Speziellen ein Vertreter der Zeolithgruppe, konkret: Blätterzeolithe, und bildet innerhalb deren die Heulandit-Gruppe.
Die Minerale der Heulandit-Gruppe werden unterschieden in
- Heulandit-Ba
- Heulandit-Ca
- Heulandit-K
- Heulandit-Na
- Heulandit-Sr
Heulandit kann farblos, aber auch von weißer, oranger, rosa, roter, grauer oder brauner Farbe sein, oder wie der Mineraloge Carl Hartmann (1796 bis 1863) im Jahr 1831 schreibt: "wasserhell, gelblich-, graulich-, röthlichweiss, fleisch- und ziegelroth, gelblichgrau bis haarbraun".
Die Strichfarbe ist weiß.
Das Zeolithmineral kristallisiert im monoklinen Kristallsystem. Die Kristalle sind kurzsäulig, dünn- oder dicktafelig oder blättrig. Die Aggregate sind fächerförmig, schuppig, massig, derb oder spätig, vergleichbar mit Baryt.
Der Glanz von Heulandit ist glasartig, auf Spaltflächen auch perlmuttartig bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz. Die Spaltbarkeit des Minerals ist sehr vollkommen, der Bruch ist spröde und uneben.
Die Mohshärte von Heulandit beträgt 3,5 bis 4 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Minerale nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839), die Dichte wird mit 2,1 bis 2,2 g/cm³ angegeben.
Entstehung und Verbreitung von Heulandit
Heulandit als Mineral magmatischen Ursprungs geht aus hydrothermalen Lösungen hervor und kristallisiert bevorzugt in Hohlräumen von magmatischen Gesteinen wie Basalt, Diabas oder Andesit, wird aber auch in Erzgängen gefunden werden. Mitunter ist Heulandit auch Bestandteil von kristallinen Schiefern oder entsteht aus der Eindampfung von salzhaltigen Seen.
Die Vorkommen von Heulandit werden von weiteren Zeolith-Mineralen wie Yugawaralith, Goosecreekit, Stilbit, Amicit, Phillipsit, Analcim, Natrolith, Skolezit, Chabasit, Mordenit oder Laumontit sowie Calcit, Opal und Chalcedon/Quarz, Dolomit, Pyrit, Hydroxylapatit, Klinochlor, Celadonit, Gyrolith, Smectit und Apophyllit begleitet.
Nennenswerte Heulandit-Vorkommen existieren u.a. in Berufjörður, Hvalfjördur, Teigarhorn, Reydarfjördur/Island; Streymoy, Eysturoy/Färöer; Isle of Skye, Isle of Mull, Aberdeenshire/Schottland; Shropshire, Cornwall/England; Kongsberg/Norwegen; Limousin/Frankreich; Eifel, Siebengebirge, Odenwald, Kamsdorf (Thüringen), St. Andreasberg /Harz)/Deutschland; Niederschlesien/Polen; Böhmen, Mähren/Tschechien; Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg/Österreich; Wallis/Schweiz; Toskana, Sardinen, Fassatal/Italien; Ungarn; Borév/Rumänien; Kasachstan; Poona/Indien; Honshu/Japan; Südafrika; New South Wales/Australien; Neuseeland; Rio Grande do Sul/Brasilien; Mexiko; Kalifornien, Washington, Alaska, Hawaii, Colorado, Arizona, Pennsylvania/USA und Nova Scotia, Quebec, British Columbia/Kanada.
Nachweis von Heulandit
Wie alle Zeolithe schäumt und bläht auch Heulandit vorm Lötrohr auf.
Zudem gibt Heulandit bei Erwärmung kontinuierlich Kristallwasser frei, das durch Wasserdampf anschließend wieder eingelagert wird. Bei der Aufbewahrung von Heulandit wird empfohlen, neben dem Mineral ein befeuchtetes Wattebällchen oder Taschentuch zu positionieren.
Weiterhin ist Heulandit in Salzsäure löslich.
Verwendung und Bedeutung von Heulandit
Heulandit ist der Seltenheit wegen vor allem für Mineraliensammlungen von Bedeutung. Vereinzelt wird das Zeolith-Mineral auch als Geruchsbinder in Katzenstreu oder Ställen verwendet.
Teilweise wird Heulandit auch als Heilstein verkauft, ohne dass die Heilwirkung von Heulandit in klinischen Untersuchungen bestätigt werden konnte.
Auch interessant:
- Kristallwasser
- Die Funktion von Zeolithen in Waschmittel
- Zeolithe - Mineralisches Molekularsieb gegen Radioaktivität
Quellen:
- Breithaupt, A. (1817): Euzeolith. IN: Handbuch der Mineralogie, Band 4
- Brooke H. J. (1822): On the comptonite of Vesuvius, the Brewsterite of Scotland, the Stilbite and the Heulandite. IN: Edinburgh Philosophy Journal
- Hartmann, C. (1831): Heulandit. IN: Conversations-Lexikon der Berg- Hütten- und Salzwerkskunde, Band 3
- Blum, J. R. (1874): Heulandit. IN: Lehrbuch der Mineralogie (Oryktognosie)
- Bauer, M. (1886): Heulandit. IN: Lehrbuch der Mineralogie
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2010): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- Hochleitner, R. (2020): Welcher Stein ist das? Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Company KG
- www.mindat.org - Heulandite