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Wie Tiffany´s Edelsteingeschichte schrieb



Seit dem 19. Jahrhundert prägt Tiffany & Co. die Welt der Edelsteine wie kaum ein anderes Haus. Was im Jahr 1837 als in New York ansässiger Juwelier begann, wurde schon bald zu einer weltweiten Anlaufstelle, in der wissenschaftliche Neugier, handwerkliche Präzision und ästhetische Vision zu einer einzigartigen Symbiose verschmolzen.



Bei Tiffany & Co. trafen und treffen sich Mineralogie und Kunsthandwerk, Forschung und Faszination. Die Entdeckung neuer Edelsteine, deren kunstvolle Verarbeitung, zeitlose und avantgardistische Designs unter einem Dach anbieten zu können, machten Tiffany´s nicht nur zu einem Symbol für Luxus, sondern zu einem Mitgestalter der Edelsteingeschichte selbst.


tiffany & Co edelsteine
Von Tiffany & Co. kreiert: der Verlobungsring mit sechs Krappen. Von Tiffany & Co. entdeckt, benannt oder berühmt gemacht: Tansanit, Tsavorit, Kunzit und Morganit

Tiffany´s und die Wissenschaft von den Edelsteinen

Tiffany & Co. war (und ist) nicht nur ein Luxusjuwelier. Im Laufe der Jahrzehnte trugen zahlreiche Gemmologinnen und Gemmologen sowie Mineraloginnen und Mineralogen im Auftrag des Hauses dazu bei, neue Edelsteinvorkommen zu erforschen und über die Schmuckwerkstätten von Tiffany & Co. hinaus bekannt zu machen.


George Frederick Kunz

George Frederick Kunz (1856 bis 1932) war der wohl bekannteste Haus-Gemmologe von Tiffany & Co. Seine Karriere begann 1879, als Kunz noch persönlich vom Gründer Charles Lewis Tiffany (1815 bis 1902) eingestellt wurde. Kunz arbeitete sich schnell zum Chef-Gemmologen hoch und wurde später Vizepräsident des Hauses. Über vier Jahrzehnte hinweg blieb er Tiffany & Co. verbunden und machte das Unternehmen zu einem internationalen Kompetenzzentrum für Farbedelsteine.

Kunz baute die interne Edelsteinsammlung des Hauses auf, beriet bei Ankäufen außergewöhnlicher Steine und trug entscheidend dazu bei, neu entdeckte Mineralien zu angesagten Steinen der Schmuckbranche zu etablieren. Zwei Edelsteine sind untrennbar mit seinem Namen verbunden: die rosa Beryll-Varietät Morganit, die er zu Ehren des Finanzmagnaten und Mineraliensammlers John Pierpont Morgan (1837 bis 1913) benannte, und der zart violett-rosafarbene Kunzit, eine Spodumen-Varietät, die nach ihm selbst benannt wurde.

Neben seiner Arbeit als Edelsteinexperte war Kunz auch wissenschaftlich aktiv. Er veröffentlichte zahlreiche Fachartikel und Bücher, war Mitglied internationaler Fachgesellschaften und setzte sich für eine Vereinheitlichung der Maßeinheiten im Edelsteinhandel ein. Bis ins frühe 20. Jahrhundert war das Karatgewicht weltweit uneinheitlich definiert. In London entsprach ein Karat etwa 205 Milligramm, in Amsterdam 206, in Lissabon 215 Milligramm. Kunz und andere Juweliere sowie Gemmologen rund um das Comité International des Poids et Mesures erkannten die handelstechnischen Probleme dieser Unterschiede und engagierten sich für ein international gültiges Maß. Auf einer Konferenz in Paris wurde 1907 schließlich das metrische Karat offiziell festgelegt: 1 Karat = 200 Milligramm (0,2 Gramm); eine bis heute gültige Definition, an deren Durchsetzung Kunz maßgeblich beteiligt war.


Tansanit und Tsavorit – zwei Edelsteine, ein Kontinent

Was der tiefblaue Tansanit und der leuchtend grüne Tsavorit gemeinsam haben? Beide Edelsteine wurden im selben Jahr in Afrika entdeckt.

1967 war der Prospektor Manuel d’Souza (1913–1969) in den Merelani Hills im Norden Tansanias eigentlich auf der Suche nach Gold, als er saphirblaue Kristalle fand. Je nach Lichteinfall zeigten diese violette bis purpurne Reflexe. Zunächst hielt man das Mineral für Dumortierit oder Saphir, doch Analysen bestätigten, dass es sich um ein bislang unbekanntes Mineral handelte: eine Varietät von Zoisit.

Ursprünglich als blauer Zoisit bezeichnet, erhielt der Stein erst durch Tiffany & Co. den heutigen Namen Tansanit. Henry B. Platt (1924 bis 2015), damaliger Tiffany-Präsident und Urenkel von Charles Lewis Tiffany, erkannte das Potenzial des außergewöhnlichen Edelsteins und gab ihm 1968 den Namen Tansanit.

Im selben Jahr entdeckte der schottische Geologe Campbell R. Bridges (1937 bis 2009) im Tsavo-Nationalpark in Kenia ein weiteres spektakuläres Mineral: einen intensiven, smaragdgrünen Grossular-Granat. Auch diesen Stein machte Tiffany & Co. berühmt. Abermals war es Henry Platt, der den Edelstein 1974 nach seinem Fundort Tsavo benannte: Tsavorit.


Die großen Designerinnen und Designer von Tiffany & Co.

Die gestalterische Geschichte von Tiffany & Co. ist untrennbar mit namhaften Künstlerinnen und Künstlern verbunden, die den Edelsteinen Leben einhauchten und den Schmuck des Hauses zu Kunst werden ließen.

Jean Schlumberger

Jean Schlumberger (1907 bis 1987), ein französischer Schmuckdesigner, übersetzte seit 1955 für Tiffany & Co. die Formen der Natur in luxuriöse, verspielte Juwelen. Sein wohl berühmtestes Werk, „Bird on a Rock“ (1965), zeigt einen diamantbesetzten Vogel – einen Kakadu – auf einem großen gelben Diamanten im Cushion Cut. Das Motiv wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder neu interpretiert, mit Schmuck- und Edelsteinen wie Türkis, Tansanit, Amethyst oder Turmalin.


Elsa Peretti

Mit ihrer unverwechselbaren Formensprache brachte die italienische Schmuckdesignerin Elsa Peretti (1940 bis 2021) Minimalismus in das Potpourri von Tiffany & Co. Seit 1974 stehen ihre Entwürfe für organische Linien und eine reduzierte Eleganz. Peretttis Kreationen mit den Namen Bone Cuff, Open Heart, Bean und Bottle haben längst Museumsstatus erreicht.

Paloma Picasso

Als Tochter von Pablo Picasso liegt Paloma Picasso (geb. 1949) die Liebe zur Kunst im Blut. Ihr Debüt feierte sie 1980 mit der Linie Paloma´s Graffiti, später folgte Olive Leaf, dessen Design von den Olivenhainen rund um ihr Haus in Marokko inspiriert wurde.

George Paulding Farnham

Die Arbeiten des Schmuckdesigners und Metallurgen Farnham (1859 bis 1927) fielen bei Tiffany & Co. durch die gelungene Verbindung präziser Handwerkskunst und der ausgeprägten Faszination für die Formen der Natur auf. Berühmt wurde er durch seine opulenten Orchideen-Broschen und die kunstvolle Iris-Corsage, wofür Farnham hauptsächlich US-amerikanische Edelsteine wie Montana-Saphir, Conch-Perlen, Feueropale und Demantoid verwendete.

Louis Comfort Tiffany (1848 bis 1933)

Der Sohn des Gründers übernahm 1902 die Leitung der Designabteilung von Tiffany & Co. und prägte die Ästhetik des Hauses über Jahrzehnte hinweg. Als Meister des Art Nouveau – des amerikanischen Jugendstils – arbeitete Louis Comfort Tiffany mit Emaille, Opalen, Granaten und farbigen Glassteinen, inspiriert von Motiven aus der Natur und Mythologie sowie dem Wirken von Licht. Sein Interesse galt zwar weniger dem Schmuck, doch mit seinen charakteristischen Lampen, Glasfenstern und Mosaiken schuf Louis Comfort Tiffany Kunstwerke von zeitloser Schönheit und machte den Namen Tiffany zu einem Synonym für künstlerische Eleganz jenseits des Schmucks.


Die Edelsteine von Tiffany & Co.

Seit jeher sind weiße oder farbige Diamanten das Herzstück des Hauses Tiffany. Eine nicht minder bedeutende Rolle spielen aber auch Farbedelsteine, die Tiffany im Laufe der Geschichte von Tiffany & Co. entdeckt, benannt oder berühmt geworden sind: Kunzit, Morganit, Tansanit und Tsavorit zählen ebenso dazu wie Rubin, Saphir, Smaragd, Aquamarin, Rosafarbener Saphir, Jade, Onyx, Citrin, Blautopas, Turmalin, Türkis und Opal.


Der Tiffany Yellow Diamond

Der Tiffany Yellow Diamond gehört zu den berühmtesten Edelsteinen der Welt. Der mit einem ursprünglichen Gewicht von 287,42 Karat außergewöhnlich große Diamant wurde 1877 in der Kimberley-Mine in Südafrika entdeckt. Ein Jahr später erwarb Tiffany & Co. den Hochkaräter für 18.000 US-Dollar und ließ den gelben Diamanten in den hauseigenen Werkstätten zu einem 128,54 Karat schweren Cushion-Brillant mit 82 Facetten schleifen.

Getragen wurde der Tiffany Yellow Diamond nur zu wenigen, legendären Anlässen: Audrey Hepburn trug den Diamanten bei den Werbeaufnahmen zum Filmklassiker „Frühstück bei Tiffany’s“. Die Sängerin Lady Gaga führte den Diamanten bei den Oscars im Jahr 2019 aus und Beyoncé wurde im Zuge einer Kampagne von Tiffany & Co. mit dem Edelstein abgelichtet. Den Großteil seiner Geschichte verbrachte der Diamant jedoch als Ausstellungsstück im Flagship Store in New York.

Jean Schlumberger, einer der großen Designer des Hauses, setzte den gelben Diamanten 1965 außerdem in seiner ikonischen Kreation „Bird on a Rock“ in Szene.


Tiffany -Setting

Im Jahr 1886 stellte Charles Lewis Tiffany ein Modell eines Verlobungsrings vor, das die Welt des Schmucks für immer verändern sollte: das Tiffany Setting. Sechs filigrane Krappen heben den runden Brillanten über die Ringschiene empor, sodass der Stein aus allen Richtungen strahlen kann. Die Fassung selbst tritt optisch in den Hintergrund, das Funkeln dominiert: mehr Feuer, weniger Metall.

Mit dieser klaren, revolutionären Idee setzte Tiffany einen neuen Standard. Der Solitär-Ring wurde zum Symbol für Liebe, Licht und Ewigkeit und das Tiffany Setting zum ikonischen Engagement-Verlobungsring-Design, das bis heute weltweit Maßstäbe setzt.


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Quellen:


Letzte Aktualisierung: 01.10.2025



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