Lupenreine Diamanten von hochfeinem Weiß, das ins Zartblaue übergeht, zählen zweifelsohne zu den begehrtesten Edelsteinen. Entsprechend hoch ist der Preis für Diamanten höchster Qualität. Doch auch farbige Diamanten können preislich mit weißen Diamanten mithalten. Ein Beispiel dafür ist der Tiffany Yellow Diamond, der mit einem geschätzten Wert von 30 Mio. US-Dollar zu den teuersten gelben Diamanten der Welt zählt.
In der Welt der Diamanten werden Diamanten in weiße (mit Abstufungen der Nuancen vom Diamantweiß) und in Fancy Diamanten unterschieden. Während bei klassischen Diamanten eine möglichst farblose, „weiße“ Farbe als das Nonplusultra gilt, steht bei Fancy Diamonds die Farbe im Mittelpunkt. Das englische Wort fancy wird dabei mit modisch oder auffällig übersetzt und beschreibt den Charakter der farbigen Steine sehr treffend.
Fancy Diamonds kommen in einer Vielzahl von Farben vor: von gelb, braun und grün über rosa, pink und blau bis hin zu orange oder schwarz.
Die Ursache der jeweiligen Farbgebung liegt in feinsten Veränderungen der Kristallstruktur oder in minimalen chemischen Beimengungen. In einigen Fällen wird die Farbe mit Störungen im Bau des Kristallgitters erklärt (z.B. bei braunen oder roten Diamanten), andere Diamanten verdanken ihre Farbe dem Einfluss radioaktiver Strahlung (z.B. grüne Diamanten). Bei gelben Diamanten wiederum sind Verunreinigungen mit Stickstoff verantwortlich, wohingegen Bor das farbgebende Element von blauen Diamanten ist.
Der Name des Diamanten ist Programm und deutet sowohl auf den Eigentümer als auch die gelbe Farbe (englisch: yellow) und das Mineral an sich (Diamant) hin. Seit 1878 ist der US-amerikanische Luxusjuwelier Tiffany & Co. Eigentümer des gelben Diamanten.
Der Tiffany Yellow Diamond wurde vor allem wegen der außergewöhnlichen Größe berühmt. Der Rohstein wog beeindruckende 287,42 Karat, was einem Gewicht von rund 57,5 Gramm entspricht.
Geschliffen wurde der Diamant laut Kunz schließlich in Paris. Mit der Verarbeitung zu dem Schmuckstein, wie er heute bekannt ist, ging mehr als die Hälfte des einstigen Gewichts verloren. 126,54 Karat (25,108 Gramm) wiegt der Edelstein seitdem.
Statt im üblichen Brillantschliff ist der gelbe Diamant im Antikschliff, genauer im Kissenschliff (Cushion Cut), gehalten. Der Kissenschliff zeichnet sich durch eine quadratische bis rechteckige Form mit abgerundeten Ecken und einer Vielzahl kleiner Facetten aus, die an die Struktur eines Kissens mit Steppnähten erinnern.
Der Entwurf dieses Schliffs stammt von George Frederick Kunz (1856 bis 1932), dem deutschstämmigen Edelsteinexperten von Tiffany & Co., der den Stein 1879 bearbeitete. Der Tiffany Yellow Diamond besitzt 82 Facetten – deutlich mehr als die 57 oder 58 Facetten eines klassischen Brillanten – und misst 27 × 28,5 × 22,2 Millimeter.
Die Farbe des Tiffany Yellow Diamond ist ein intensives, warmes Honiggelb, das je nach Beleuchtung ins Orangestichige übergeht. In der gemmologischen Bewertung entspricht sie der Klassifikation „Fancy Vivid Yellow“, der höchsten Farbintensitätsstufe bei farbigen Diamanten.
Je nach Lichteinfall entfaltet der Tiffany Yellow Diamond eine außergewöhnliche Brillanz mit goldenen und bernsteinfarbenen Reflexen.
Umso wenig verwundert es, dass Kunz den gelben Diamanten 1887 als "absolutely perfect" beschrieb.
Der Tiffany Yellow Diamond wurde im Jahr 1877 in der Kimberley Mine in Südafrika entdeckt, die sich einen Namen als einer der ältesten und berühmtesten Diamantminen der Welt gemacht hat.
Im späten 19. Jahrhundert war die südafrikanische Diamantenmine rund um den Globus bekannt und kristallisierte sich zu einem bedeutenden Zentrum des internationalen Diamantenhandels heraus.
Bereits ein Jahr nach der Entdeckung erwarb Tiffany & Co. den Stein für 18.000 US-Dollar. Der Juwelier entschied sich aber bewusst dagegen, den Edelstein weiterzuverkaufen. Stattdessen sollte der gelbe Diamant als Symbol für die Exklusivität und Handwerkskunst des Hauses Tiffany dienen und wurde Teil der "Tiffany Gem Collection".
Nur selten wurde der Tiffany Yellow Diamond öffentlich gezeigt oder getragen. Eine Ausnahme bildeten die Werbeaufnahmen für den Film „Breakfast at Tiffany’s“ (Frühstück bei Tiffany) aus dem Jahr 1961, in denen Audrey Hepburn in ihrer Rolle als Holly Golightly den Diamanten an einer Halskette präsentierte.
1965 wurde der Stein in eine neue Fassung des französischen Schmuckdesigners Jean Schlumberger (1907–1987) integriert. Sein Entwurf mit einem Edelsteinvogel auf dem Diamanten erhielt den Namen „Bird on a Rock“ und zählt heute zu den berühmtesten Schmuckkreationen der Welt. Das Original ist im Stammhaus von Tiffany & Co. auf der 5th Avenue in New York zu sehen.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Tiffany Yellow Diamond zu einem Symbol zeitloser Eleganz, das immer wieder neu interpretiert wurde. 2019 trug Lady Gaga den Diamanten bei der 91. Oscar-Verleihung in Los Angeles und sorgte damit für weltweite Schlagzeilen. Zwei Jahre später, 2021, war der Stein erneut Mittelpunkt einer internationalen Kampagne: Beyoncé trug den Tiffany Yellow Diamond in einer Werbeaktion des Hauses Tiffany & Co.
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