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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 05.04.2024


Enstatit

Enstatit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: enstatite | französisch: enstatite


Enstatit - Ein Pyroxenmineral

Erstmals erwähnt wurde Enstatit 1855 von dem Mineralogen Gustav Adolf Kenngott (1818 bis 1897) in seinen Ausführungen "Über den Enstatit, eine neue Species in dem Geschlechte der Augit-Spathe", in denen Kenngott von den Eigenschaften des bei Ruda nad Moravou im Norden Tschechiens, "eingewachsen im Serpentin vom Berge Zdjár", gefundenen Minerals berichtet.

Bei der Namensgebung bezog sich Kenngott auf das Verhalten von Enstatit in der offenen Flamme, insofern Enstatit von schwerer Schmelzbarkeit ist, weshalb er sich beim Namen der griechischen Vokabel für Widersacher bediente.


Eigenschaften von Enstatit

Mit der chemischen Zusammensetzung Mg2Si2O6/Magnesiumsilikat zählt Enstatit zu den Mineralen der Klasse der Silikate, untergeordnet ist Enstatit ein Vertreter der Pyroxengruppe (kurz: Pyroxene).

Die Farbe von Enstatit variiert zwischen gelbgrün, olivgrün, grün, braun oder grau, oder wie der Mineraloge Max Bauer (1844 bis 1917) im Jahr 1896 schrieb, hat Enstatit die "Farbe des grünen Bouteillenglases".
Unter allen bekannten grünen Mineralien ist die Farbe von Enstatit dennoch nicht einmalig. Bauer zufolge "gleicht er sehr dem Olivin", aber auch die Beryllvarietät Smaragd oder Epidot sind Enstatit sehr ähnlich.
Anhand der Farbe können ersten Rückschlüsse auf die Eisenwerte von Enstatit gezogen werden. So spricht ein besonders dunkler Grünton für einen hohen Eisenwert im Mineral, wobei besonders eisenreiche Exemplare als Enstatit-Varietät Bronzit bezeichnet werden.
Die Strichfarbe von Enstatit ist weiß, d.h. wird Enstatit über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen, erscheint ein weißer, pulverisierter Abrieb

Enstatit kristallisiert im rhombischen Kristallsystem. Die Kristalle sind prismatisch, dicktafelig, säulenförmig bis nadelig. Die Aggregate von Enstatit erscheinen in Form von Körnern, die laut Bauer "haselnussgross" werden oder als derbe Massen.

Der Eisengehalt in Enstatit wirkt sich nicht nur auf die Farbe des Minerals aus, sondern hat auch Einfluss auf die Transparenz. Diese kann durchsichtig sein, hohe Eisengehalte bewirken eine undurchsichtige Transparenz. Der Glanz von Enstatit ist matt bis glasartig, auf frischen Spaltflächen weist Enstatit Perlmuttglanz auf. Der Bruch ist schalig bis uneben, die Spaltbarkeit zeigt sich unvollkommen.

Die Mohshärte von Enstatit beträgt 5,5 bis 6 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 3,26 bis 3,4 g/cm³.


Entstehung und Verbreitung von Enstatit

Enstatit wird sowohl in magmatischen Gesteinen mit basischem bis ultrabasischem Chemismus als auch in metamorphen Gesteinen gebildet.

Als Gemengteil bzw. gesteinsbildendes Mineral ist Enstatit daher in vielen Gesteinen wie beispielsweise in Troktolith/Forellenstein, Harzburgit, Lamproit, Pyroxenit, Norit, Peridotit, Gabbro, Kimberlit oder Marmor, aber auch in Meteoriten beispielsweise vom Typ Aubrit, vorhanden.

Die Vorkommen von Enstatit sind unter anderem mit Spinell, Bronzit, Apatit, Phlogopit/Glimmer, Diopsid, Pyrop/Granat und Diamanten vergesellschaftet, insbesondere an Fundorten im südafrikanischen Kimberley.

Nennenswerte Enstatit-Vorkommen wurden in Südgrönland; Rogaland/Norwegen; Lappland/Schweden; Finnland; Derbyshire und Cornwall/England; Frankreich; Eifel, Maroldsweisach, Großer Teichelberg, Erzgebirge/Deutschland; Tessin/Schweiz; Hohe Tauern, Leoben, Bad Radkersburg, Pauliberg/Österreich; Tschechien; Slowakei; Ungarn; Rumänien; Italien; Ukraine; Türkei; Südafrika; China; Japan; Australien; Neuseeland; Argentinien; Chile; USA und Kanada dokumentiert.


Verwendung und Bedeutung von Enstatit

Neben der Verarbeitung zu Schmuck ist Enstatit auch für die Fertigung von Ziergegenständen von Bedeutung.


Nachweis von Enstatit

Enstatit ist nicht in Säuren löslich und wegen des Schmelzpunktes von 1570 °C nur schwer schmelzbar. Der Pleochroismus erscheint in Grün bis Gelbgrün.


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Quellen:
⇒ Kenngott, A. (1855): Über den Enstatit, eine neue Species in dem Geschlechte der Augit-Spathe. In: Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Band 16
⇒ Bauer, M. (1896): Edelsteinkunde eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 1
⇒ Rosenbusch, H. (1896): Mikroskopische Physiographie der Mineralien und Gesteine. Ein Hilfsbuch bei mikroskopischen Gesteinsstudien · Band 2
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
www.mindat.org - Enstatite

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