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Der Wert von Paraíba-Turmalin



Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Edelsteine nicht nur zu Schmuck verarbeitet werden, sondern auch eine ernstzunehmende Wertanlage darstellen. Alljährlich werden Ranglisten der derzeit teuersten Edelsteine veröffentlicht, genau wie einigen Steinen eine vielversprechende Karriere als Investment vorhergesagt wird.



Oft handelt es sich dabei um Edelsteine einer bestimmten geographischen Herkunft wie Tansanit, Mahege-Spinell, Burma-Saphir oder Rubin aus Mosambik, oder aber Steine in selten vorkommenden Farben wie Padparadscha-Saphir, blauer Spinell oder Pigeon Blood Ruby. Im Jahr 2024 eroberte erstmals ein Turmalin die Spitze der exklusivsten Edelsteine: neonblauer oder blaugrüner bis grüner Paraíba-Turmalin, der den Edelsteinmarkt wortwörtlich elektrisierte.


Paraiba Turmalin
Ein grünblauer Paraíba-Turmalin als Imitation aus Zirkonia

Inhaltsverzeichnis "Der Wert von Paraíba-Turmalin"


Paraíba-Turmalin

Die Entdeckung der ersten Paraíba-Turmaline wird auf das Jahr 1988 datiert. Der Minenbetreiber Heitor Dimas Barbosa (1933/34 bis 2024) war in der Sao José da Batalha Mine bei Salgadinho ursprünglich auf der Suche nach Gold, als er zufällig die türkisblauen Kristalle fand. Die Mine wiederum liegt im brasilianischen Bundesstaat Paraíba, der zum Namenspaten der Turmalin-Varietät Paraíba-Turmalin auserkoren wurde.

Der Fund des Edelsteins wurde weltweit gefeiert. Der Abbau von Edelsteinen aller Couleur spielt seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle in der Geschichte Brasiliens, doch der Fund der Turmaline von Paraíba sorgte wegen der faszinierende Farbe für Aufmerksamkeit. Turmaline sind neben Diamanten, den Quarzmineralien Amethyst und Bergkristall, den Beryllvarietäten Smaragd und Aquamarin keine Seltenheit in Brasilien. Allerdings sind hauptsächlich die Turmalin-Varietäten schwarzer Schörl, rotgrüner Elbait und brauner Dravit, die größtenteils in den brasilianischen Minen abgebaut werden. Umso größer war die Überraschung, als in den späten 1980er Jahren ein neonartig leuchtender Turmalin entdeckt wurde, dessen Farbpalette von aquatischen Nuancen wie lagunen- oder karibikblau bis hin zu himmelblauen und radioaktiv-grün leuchtenden Farben reicht.

Schon kurze Zeit später eroberte Paraíba-Turmalin den Weltmarkt. Ein erster Meilenstein war die Tucson Gem Show in den USA, wo Paraíba-Turmaline im Jahr 1990 erstmals vorgestellt wurden.

Gut zehn Jahre später wurden 2001 in der Eduku-Mine in Nigeria Paraíba-farbene Turmaline zutage gefördert, deren Farbe in puncto Sättigung nicht ganz mit den brasilianischen Verwandten konkurrieren konnte, als Material für Schmuck aber bestens geeignet war.
2003 wurde in Muyane-Mine in Mosambik ein weiteres Vorkommen erschlossen, das ebenfalls über Turmaline vom Typ Paraíba verfügt und der Nachfrage nach dem immer beliebter werdenden Edelstein nachkommen konnte.

Seitdem wurden rund um den Globus keine weiteren Standorte entdeckt, in denen Paraíba-Turmaline bzw. Paraíba-farbene Turmaline zu finden sind. Eine Tatsache, die sich letztendlich auch im Preis von Paraíba-Turmalin niederschlägt, der seit Jahrzehnten in astronomische Höhen steigt.


Der Preis von Paraíba-Turmalin

Eine allgemein gültige Formel zur Berechnung des Preises von Paraíba-Turmalin und anderen Edelsteinen gibt es nicht. Der Preis eines jeden Schmuck- und Edelsteins wird individuell ermittelt, wobei vier Größen eine entscheidende Rolle spielen – und im Casus Paraíba-Turmalin zusätzlich noch die Herkunft als kostenprägendes Argument.

  1. Farbe
  2. Reinheit
  3. Größe/Gewicht
  4. Schliff

Die Farbe von Paraíba-Turmalin

Das Alleinstellungsmerkmal von Paraíba-Turmalin ist die unverwechselbare Farbe, die beim Preis von höchster Bedeutung ist. Selbst Abstriche in der Qualität des Schliffs und der Reinheit werden zugunsten der Farbe in Kauf genommen.

Paraíba-Turmalin wartet mit einem Potpourri an Blau- und Grüntönen in verschiedenen Intensitätsstufen auf, die pur und rein sein können, genau wie die Grundfarbe ins Blaugrüne oder Grünblaue gehen kann. Oftmals wird die Farbe mit beinahe poetischen Attributen versehen. Begriffe wie „electric“ und „neon“ als Suffix in der Beschreibung der Farbe verdeutlichen die Strahlkraft von Paraíba-Turmalinen, die in der Gemmologie als Szintillation beschrieben wird – das Aufblitzen der Farbe im Licht, das zu neonartigen Lichteffekten führt. In Verbindung mit den häufig enthaltenen Einschlüssen wirkt die Farbe der Kristalle teilweise frostig und eisig, dann wieder samtig und matt.

Unter allen Farben zählen reinblaue Nuancen zu den begehrtesten Paraíba-Farben. Schon ein My an Grün im Paraíba-Blau führt zu Abzügen in der B-Note und im Wert.
Eine Überblick über die einzelnen Farbtöne von Paraíba-Turmalinen und deren Farbsättigung erleichtern skalierte Farbtafeln, die von Gemmologinnen und Gemmologen zur Hand genommen werden, um die Farbe objektiv einzuordnen.

Auch wenn die Farbe von Paraíba-Turmalin aus Brasilien, Nigeria und Mosambik zum Verwechseln ähnlich und vergleichbar ist, gibt es Unterschiede, die allerdings nur in gemmologischen Laboren erkannt werden können. Das Element, das für die Farbe von Paraíba-Turmalin verantwortlich ist, ist Kupfer, wobei der Kupfergehalt der mosambikanischen Paraíba-Turmaline etwas geringer ist. Dafür ist der Gehalt an Blei, Beryllium, Gallium und Bismut höher. Bei der Graduierung der Qualität der Farbe kommt auch die Frage nach möglichen Schönheitsbehandlungen auf. In der Gemmologie gehört die Korrektur von Farbe und Reinheit zum Tagesgeschäft. Abhängig vom jeweiligen Stein werden verschiedene Methoden angewandt, um blasse oder kräftige Farben zu harmonisieren, ungleichmäßige Farbverteilungen auszugleichen, Steine gänzlich umzufärben oder entstehungsbedingt vorhandene und störende Einschlüsse von Fremdmineralien, Gasen oder Flüssigkeiten sowie Mikrofissuren zu beseitigen. Im Fall von Paraíba-Turmalin ist die Behandlung mit Hitze, das sogenannte Brennen, gängige Praxis. Paraíba-Turmaline, die einen Stich ins Rosafarbene, Violette oder Gelbe aufweisen, werden durch das sogenannte Brennen in das begehrte Paraíba-Blau umgefärbt. Trotzdem wird die Farbe idealtypischer, naturbelassener Paraíba-Turmaline höher gewertet als die im Nachhinein erzeugte perfekte Farbe.


Die Reinheit von Paraíba-Turmalin

Paraíba-Turmaline sind Mineralien mit Charakter. Nicht nur wegen der Farbe, sondern ebenso wegen der Einschlüsse, die den Kristallen etwas Besonderes verleihen. Kristallklare Paraíba-Turmaline ohne jegliche Fehler sind ohnehin die absolute Ausnahmen. So ist von 100.000 Paraíba-Turmalinen nur ein einziger Kristall mit einer lupenreinen Transparenz gesegnet.
Aufgrund der Entstehung enthalten Turmalien zahlreiche Einschlüsse von anderen Mineralien oder weisen haarfeine Risse und mikroskopisch kleine Hohlräume auf. Aber genau das ist es, wofür Paraíba-Turmalin bekannt geworden ist: die strahlende Farbe kombiniert mit dem geheimnisvollen Schillern und weißen zarten Schleiern, die ein neonartiges Glühen im Kristall erzeugen.

Wenn die Makel zu sehr ins Auge fallen, kann die Reinheit bis zu einem gewissen Grad verbessert werden. Durch das sogenannte Brennen können Fremdmineralien förmlich aufgelöst oder Hohlräume infolge der Hitze zusammengeschmolzen werden. Eine andere Methode setzt auf Kunststoff oder Kunstharz, welches gezielt in die Risse geleitet wird und dort aushärtet. Da diese einen vergleichbaren Brechungsindex haben wie Turmalin, bleibt die Auffüllung oberflächlich betrachtet unerkannt.


Schliff von Paraíba-Turmalin

Mit einem Anteil von bis zu 40 Prozent fließt zudem die Art und Qualität eines Schliffs eines Edelsteins mit in den Preis – und das trotz der Tatsache, dass infolge des Schleifprozesses bis zu 60 Prozent vom Ursprungsgewicht des Rohsteins verloren gehen können.
Ein optimaler Schliff zeichnet sich durch eine präzise Arbeit aus. Die Facetten sind wie für den jeweiligen Schliff typisch korrekt angelegt, überlappen einander nicht, sind optimal angelegt und in der richtigen Anzahl vorhanden.

Das Schleifen erfolgt sowohl manuell wie auch maschinell bzw. lasergetrieben und ist immer auf den geringstmöglichen Materialverlust ausgelegt. Vor dem Schleifen wird jeder Stein ausführlich untersucht und überlegt, welcher Schliff aufgrund der naturgegeben Form am besten geeignet ist, umso wenig Karat wie möglich zu verlieren.

Die Frage, welcher Schliff für welchen Rohstein in Betracht kommt, beantwortet einzig und allein der Stein. Lupen- und augenreine Paraíba-Turmaline werden mit facettenreichen Schliffen wie Trillantschliff, Ovalschliff, Rundschliff, Oktagonschliff, Tropfenschliff, Marquiseschliff oder Kissenschliff versehen, dank denen die Reinheit und Farbe betont wird.
Steine, die von samtig-opakem Charakter sind, werden zu minimalistischen Cabochons mit ebener Unterseite und gewölbter Oberseite ohne jegliche Facetten verarbeitet. Hier liegt der Fokus auf der Farbe.


Größe und Karat von Paraíba-Turmalin

In den Anfangsjahren der Paraíba-Turmalin-Historie wurde Kristalle in allen erdenklichen Größen gefunden. Mittlerweile sind die Ressourcen weitestgehend erschöpft. Größere Paraíba-Turmaline sind eine Seltenheit geworden. Der Großteil der Kristalle, die heute in Brasilien abgebaut werden, wiegen weniger als 0,1 Karat (1 Karat = 0,2 Gramm), wobei das Gewicht mit dem Schliff weiter reduziert wird.

Aus diesem Grund wurden für Paraíba-Turmaline unterschiedliche Preisstufen eingeführt, die sich auf definierte Gewichtsklassen der Steine beziehen. Das heißt: Steine mit einem hohen Karatgewicht werden anders eingestuft als das leichtere Pendant.

Abhängig von der Farbe, Reinheit sowie Herkunft kosten Paraíba-Turmaline aus Brasilien mit einem Gewicht von bis zu einem Karat zwischen 150 bis 15.000 €/Karat. Bei Paraíba-Turmalinen bis zu zwei Karat steigt der Wert auf 500 bis 30.000 €/Karat, während Kristalle, die zwischen zwei und drei Karat auf die Feinwaage bringen, mit 950 bis 40.000 €/Karat veranschlagt werden. Sind die Steine bis zu fünf Karat schwer, kann der Preis 1.000 bis 55.000 €/Karat betragen. Bei noch größeren Exemplaren sind derzeit 3.000 bis 58.000 €/Karat üblich.

Etwas weniger hoch verhält sich der Preis bei Turmalinen vom Paraíba-Typ, die in Mosambik oder Nigeria abgebaut werden. Turmaline bis zu drei Karat werden zwischen 70 und 5.500 €/Karat gehandelt, während Kupferturmaline mit einem Gewicht von bis zu fünf Karat bis zu 14.000 €/Karat kosten. Preise bis zu 16.000 €/Karat sind bei Paraíba-Typ-Turmalinen mit einem Gewicht von bis zu zehn Karat gängig. Dahingegen liegt der Preis für Turmaline mit mehr als zehn Karat bei etwa 20.000 €/Karat.


Die Herkunft von Paraíba-Turmalin

Der Name Paraíba-Turmalin hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr oder weniger verselbstständigt. Ähnlich wie bei Deep Russian Amethyst – einst eine Bezeichnung für intensiv violette Amethyste aus Sibirien – werden nun auch Paraíba-farbene Turmaline anderer Vorkommen fernab von Brasilien Paraíba-Turmalin genannt.

Lange Zeit stiftete der Name Paraíba-Turmalin deshalb Verwirrung, da bei der Kennzeichnung nicht auf die Herkunft eingegangen wurde. 2006 wurde auf der International Gemstone Laboratory Conference beschlossen, dass Paraíba-Turmalin als Handelsname unabhängig von der geographischen Herkunft zulässig ist. In der Realität verhält es sich anders. Für Steine, die aus Nigeria oder Mosambik stammen, hat sich der Name Kupfer-Turmalin vom Typ Paraíba etabliert.

Tatsächlich kommt die Mehrzeit aller Turmaline, die unter dem Namen Paraíba verkauft werden, heutzutage aus Mosambik, was sich auch im Preis niederschlägt. Brasilianische Paraíbas gelten nach wie vor als das Nonplusultra.

Woher ein Paraíba-Turmalin im Einzelnen stammt, klärt das Zertifikat, das beim Kauf von Edelsteinen häufig ausgehändigt wird. Neben der Herkunft ist auch die genaue Beschreibung der Farbe, Reinheit, Art und Qualität des Schliffs sowie das Karatgewicht im Gutachten festgehalten.


Die Preisentwicklung von Paraíba-Turmalin

Wer die Entwicklung von Paraíba-Turmalin in den letzten 35 Jahren verfolgt hat, kann die Frage „Warum ist Paraíba-Turmalin so teuer?“ beantworten. In den vergangen drei Jahrzehnten erlebte Paraíba-Turmalin einen Höhenflug, sowohl in Hinblick auf die Popularität als auch den Wert. Preise wie heute waren in der Vergangenheit unvorstellbar.

In den Jahren kurz nach der Entdeckung in Brasilien lag der Preis für exklusiven Paraíba-Turmalin bei etwa 200 €/Karat. Gut zehn Jahre später schnellte der Wert auf fünfstellige Beträge, da Paraíba-Turmalin vor allem in der Schmuckbranche beliebt geworden war. Ein Ende der Preissteigerung ist nicht in Aussicht. Die meisten Abbaugebiete von Paraíba-Turmalin sind erschöpft. Hinzu kommt, dass helle, pastellige Farben und Kristalle mit vielen Einschlüssen aktuell an der Tagesordnung stehen und nicht mehr die Qualität erzielen wie noch vor Jahren.


Paraíba-Turmalin als Anlagestein

All diese Faktoren sind Grund genug, dass Paraíba-Turmalin zunehmend als Investment interessant geworden ist. Die Kurve des Wertzuwachses verlief in den vergangenen Jahren stetig nach oben; Preissteigerungen von mehr als 800 Prozent sprechen eine deutliche Sprache pro lukratives Investieren. Angesichts der immer knapper werdenden Ressourcen und minderwertiger Qualitäten ist ein Ende des Kurses in Zukunft nicht absehbar.
Dabei spielt es keine Rolle, ob Paraíba-Turmaline lose in Sammlungen aufbewahrt oder als Schmuckstein getragen und möglicherweise über Generationen hinweg weitergegeben werden.

Aber Vorsicht: Leider sind auch Fälschungen und Imitationen im Umlauf. Paraíba-farbene Kristalle, die scheinbar günstig und als Sonderangebot in online Shops aus dem asiatischen Raum angeboten werden, verlocken. Im Kleingedruckten findet sich dann gut versteckt der Hinweis auf Synthesen oder Materialien wie Zirkonia, Strass oder Hydroquarz. Die Imitationen sind oft gut gemacht und sehen dem Original aus der Natur verblüffend ähnlich. Als Wertanlage taugen die Imitationen allerdings nichts, da die mineralogischen Eigenschaften von Paraíba-Turmalinen fehlen.


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Quellen:


Letzte Aktualisierung: 04.02.2025




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