Die international gültige Maßeinheit für das Gewicht von Edelsteinen ist das metrische Karat. Bereits 1907 legte das Comité International des Poids et Mesures fest, dass der Wert, der einem Karat entspricht, überall auf der Welt gleich ist: 1 Karat = 0,2 Gramm. Warum eine eigene Gewichtseinheit für Edelsteine? Ein Blick auf die Dimensionen vieler Schmucksteine genügt: Häufig sind sie kaum größer als ein Hirsekorn oder eine Linse, können jedoch einen beträchtlichen Wert besitzen. Das Karat ist daher nicht nur eine praktische Maßeinheit, sondern auch Ausdruck der besonderen Wertschätzung für diese kleinen Kostbarkeiten.
Diamanten mit einem Gewicht zwischen 0,06 und 0,14 Karat werden im Handel als Melée-Diamanten bezeichnet. Noch kleinere Steine – oft kaum größer als ein Punkt auf einem Blatt Papier – tragen die Bezeichnung Punktdiamanten. Grundlage dieser Bezeichnung ist die Einteilung des Karats in 100 Punkte:
In der historischen Fachliteratur, etwa bei dem Mineralogen Max Bauer (1844–1917), finden sich für Punktdiamanten noch andere Bezeichnungen. Er spricht von sogenannten „Stückrosen“: „Kleine Rosen, von denen 100 bis 160 und noch mehr Stück ein Karat wiegen.“
Namensgebend ist hierbei der Rosenschliff, der als Vorläufer des modernen Brillantschliffs gilt.
Eine weitere gängige Form der Gewichtsangabe bei größeren Diamanten sind Viertelkarat, Halbkarat und Dreiviertelkarat. Auch diese Angaben lassen sich durch das Punkte-System verdeutlichen.
Diamanten, die auf der Waage mehr als ein Karat erreichen, werden als Hochkaräter bezeichnet.
Der Schliff von Diamanten und anderen Edelsteinen ist neben der Qualität der Farbe, des Gewichts und der Reinheit (auch bekannt als die 4C (Color, Clarity, Carat, Cut)) ein bedeutender Faktor für den Wert.
Nicht jeder Schliff ist gleich gelungen. Um eine objektive Bewertung zu ermöglichen, orientiert man sich international an festgelegten Standards, die im Zusammenspiel die Schliffqualität bestimmen. Dazu gehören etwa:
Dass dem Schliff eine derart hohe Bedeutung zuteil wird, hängt mit dem aus der aus dem Schliff resultierenden Brillanz und Farbwahrnehmnung zusammen. So kann beispielsweise ein weißer Diamant in Hochfeinem Weiß (River, River+) oder Feinem Weiß (Wesselton) durch einen ungünstig hohen Schliff deutlich dunkler erscheinen..
Auch die Proportionen sind entscheidend: Sowohl bei zu hoch als auch zu flach proportionierten Schliffen verschieben sich die Dimensionen und das optimale Verhältnis von Höhe zu Durchmesser. Ein zu hoch geschliffener Stein wirkt in der Aufsicht kleiner, während ein zu flach geschliffener Stein bei gleichem Gewicht im direkten Vergleich aufgrund der verschobenen Proportionen um wenige Zehntelkarat größer wirkt, aber nicht das Spiel mit dem Licht bzw. die Zerlegung in die Spektralfarben ausstrahlt wie das Optimum des Schliffs.
| Schliff (mm)/Gewicht (Karat) | 0,25 | 0,5 | 0,75 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Brillantschliff | 4,1 | 5,1 | 5,8 | 6,3 | 8,1 | 9,3 | 10,2 | 11 |
| Ovalschliff | 5x3 | 6x4 | 7,5x5 | 8,5x5 | 10,5x7 | 11,5x7,5 | 13x5 | 14,9,5 |
| Marquise-Schliff | 6,5x3 | 8,5x3 | 9,5x4,5 | 10,5x5 | 13x6,5 | 14x7 | 16x8 | 17x8,5 |
| Tropfenschliff | 5,5x3,5 | 7x4,5 | 8x5 | 8,5x5 | 10,5x7 | 12,5x8 | 13,5x9 | 15x10 |
| Princess-Schliff | 3,5 | 4,4 | 5 | 5,5 | 7 | 8 | 9 | 9,5 |
| Smaragd-Schliff | 4,5x3 | 5,5x4 | 6x4,5 | 6,5x5 | 8,5x6 | 9,5x7 | 10,5x7,5 | 11,5x8,5 |
| Asscher-Schliff | 3,7 | 4,4 | 5 | 5,5 | 7 | 8,1 | 9 | 9,6 |
Die Schliffqualität beeinflusst somit nicht nur die Brillanz, sondern auch die Wahrnehmung der Größe.
Schliffe mit großer, zentraler Tafelfacette – etwa Marquise- oder Ovalschliff – lassen einen Diamanten größer wirken als runde Steine. Der runde Brillantschliff gilt dennoch als klassisches Optimum. Demgegenüber erscheinen Diamanten im Prinzess- oder Asscherschliff im direkten Vergleich meist etwas kleiner und weniger „hochkarätig“.

Damit das Gewicht von geschliffenen Diamanten und anderen Edelsteinen präzise bestimmt werden kann, muss der Stein lose vorliegen. Bei eingefassten Steinen – etwa in Ringen, Ketten, Anhängern oder Ohrringen – würde das Trägermaterial das Messergebnis verfälschen.
Die einfachste und zugleich zuverlässigste Methode ist die Karatwaage bzw. Feinwaage, die das Gewicht direkt und präzise misst, vorausgesetzt, der Stein liegt lose vor.
Ein weiteres Werkzeug, das in Juwelierwerkstätten oder Goldschmieden genutzt wird, sind sogenannte Brillantlehren. Das Utensil kommt in verschiedenen Ausführungen vor; entweder fächerförmig oder als einzelne Schablone. Die Blätter der Brillantlehren enthalten runde und/oder andere geometrische Aussparungen, die den Durchmessern bestimmter Karatzahlen entsprechen.
Der Vorteil: Auch eingefasste Diamanten können eingeschätzt werden, indem man sie in die passende Aussparung legt. Allerdings sind die Ergebnisse nur Richtwerte, da Fehler im Schliff, eine fehlende Rundiste oder eine abweichende Kalette zu falschen Ergebnissen führen können.
Brillantlehren lassen sich ausschließlich für Diamanten im Brillantschliff verwenden. Der Grund liegt in der unterschiedlichen Dichte der Mineralien. Zwei Steine mit identischem Durchmesser und Proportionen, aber unterschiedlicher Dichte, können ein völlig abweichendes Gewicht haben.
Ein Karat-Kalkulator ist ein digitales Werkzeug, mit dem sich das ungefähre Gewicht eines Edelsteins berechnen lässt, ohne ihn tatsächlich wiegen zu müssen. Grundlage der Berechnung sind die Maße des Steins (z. B. Durchmesser, Höhe, Länge oder Breite, abhängig vom Schliff) sowie die Dichte des jeweiligen Minerals.
Zunächst werden die exakten Maße des Steins mit einer Schieblehre oder einem Mikrometer ermittelt.
Anschließend wählt man im Karat-Kalkulator das entsprechende Mineral bzw. gibt dessen Dichte an.
Auf Basis dieser Angaben berechnet das Programm das voraussichtliche Karatgewicht.
Die Methode ist besonders hilfreich, wenn ein Stein bereits in Schmuck eingefasst ist und nicht auf einer Waage gemessen werden kann. Allerdings ist das Ergebnis stets als Schätzung zu verstehen, da selbst kleine Abweichungen in den Maßen oder natürliche Dichteschwankungen innerhalb eines Minerals das Resultat verfälschen können.
In der unten stehenden Tabelle wurde ein Diamant im Brillantschliff mit exzellentem Schliff, einem Durchmesser von 6,3 mm und einer Höhe von 3,98 mm, was einem Gewicht von einem Karat entspricht, als Referenz genommen. Die gleichen Maße – berechnet mit einem Karat-Kalkulator – ergaben der individuellen Dichte wegen erstaunliche Ergebnisse.
| Mineral | Gewicht (ct.) | Mineral | Gewicht /ct.) |
|---|---|---|---|
| Diamant | 1 | Peridot | 0,95 |
| Alexandrit | 1,05 | Rhodolith | 0,81 |
| Almandin | 1,16 | Rosenquarz | 0,76 |
| Amethyst | 0,75 | Roter Beryll | 0,77 |
| Aquamarin | 0,76 | Rubin | 1,14 |
| Bergkristall | 0,75 | Saphir | 1,14 |
| Citrin | 0,75 | Smaragd | 0,77 |
| Demantoid | 1,09 | Spinell | 1,02 |
| Iolith | 0,72 | Tansanit | 0,95 |
| Kunzit | 0,9 | Topas | 1,01 |
| Moissanit | 0,92 | Turmalin | 0,98 |
| Morganit | 0,77 | Zirkon | 1,22 |
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Quellen:
Letzte Aktualisierung: 08.09.2025