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Die Mineralien vom Gottlob



Der Gottlob: Der Hausberg von Friedrichroda, idyllisch am südlichen Rand der kleinen Stadt in Thüringen gelegen, blickt auf eine geschichtsträchtige Bergbauvergangenheit zurück. Fünf Mineralien wurden hier zum ersten Mal entdeckt, weshalb es nicht verwundert, dass der Gottlob im 19. Jahrhundert Anlaufpunkt vieler damals führender Mineralogen war



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Die Sage vom Gottlob

Wie ein Kegel erhebt sich der Gottlob mit einer Höhe von 573 m am Ortsrand von Friedrichroda und war, wenn man der Sage glauben kann, in der Vergangenheit Schauplatz eines romantisch-traurigen Ereignisses.

Dem Schriftsteller Richard Roth (1835 bis 1915) zufolge entstand die Sage vom Gottlob zur Zeit von Ludwig dem Bärtigen, der um das Jahr 1000 n. Chr. Lebte und dem die Errichtung der nahe gelegenen Schauenburg zu verdanken war, von der heute allerdings nur die Reste einer Ruine erhalten geblieben sind.

Ludwig der Bärtige hatte einst zu einem Fest geladen. Unter den Feiernden waren zahlreiche heiratswillige Töchter und etliche Ritter, darunter auch ein Ritter von „gewaltiger Körperkraft“ und ein „Edelfräulein von bedeutender Körperfülle“. Jener Ritter wollte um ihre Hand anhalten und fand in Ludwig dem Bärtigen einen Fürsprecher. Der Vater der Braut knüpfte die Verlobung jedoch an eine Bedingung: Der Ritter sollte seine Muskelkraft unter Beweis stellen und die zukünftige Braut auf die Spitze des bis dato namenlosen Berges tragen. Alle Gäste versammelten sich alsdann an besagtem Kegelberg und sahen zu, wie der Ritter seine Geliebte auf den Arm nahm und sich in Richtung Gipfel begab. Der Weg war anstrengend. Mit hochrotem Kopf kam der Ritter schon bald aus der Puste, wollte aber die Schmach des Schwiegervaters in spe nicht über sich ergehen lassen und nahm alle Kraft zusammen. Als er schließlich oben ankam, sprach er: „Gottlob – nun bist du mein!“.

Ende gut – alles gut? Nein, der „Schlagfluss“ beendete sein Leben abrupt. Die Braut wurde bei diesem Anblick ohnmächtig, woraufhin Ludwig der Bärtige dem Berg den Namen Gottlob gab, um an die letzten Worte des Ritters zu erinnern.[5]


Die Mangan- und Eisenerze vom Gottlob

Dass der Untergrund vom Gottlob reich an Erzen ist, wusste man schon im späten 15. Jahrhundert.
Westlich vom Gottlob wurde am Abtsberg seit 1479 Silber abgebaut.[2]
Dem folgte 1539 schon bald das Schürfen nach Eisenerzen am Wolfsstieg, wobei die Ausbeute derart erfolgreich war, dass der Mineraloge Johann Carl Wilhelm Voigt (1752 bis 1821) im Jahr 1789 schrieb, dass in Friedrichroda seit jeher ein „alter wichtiger Bergbau auf Eisenstein“ betrieben wird.[3]

Dem vorangegangen war die Entdeckung einer an Eisen- und Manganerzen reichen Gangschar, die vom Ungeheuren Grund bis zum Gottlob streicht und ein zusätzlicher Gang mit Baryt, der in den Gruben Sperrweger und Wolfsstieger Gang in den Gottlob abgebaut wurde.

Teilweise erreichten die Gänge eine Mächtigkeit von zehn Metern auf einer Länge von mehreren Lachtern (Voigt), wobei ein Lachter als das historische Längenmaß im Bergbau definiert wird, das je nach Region einem Wert zwischen 1.750 und 2.200 Metern entsprach.

Der Mineraloge Heinrich Credner (1809 bis 1876) setzte sich seinerzeit ebenfalls mit den Mineralvorkommen des Gottlob auseinander und stellte fest, dass hauptsächlich Wad und Brauneisenstein bzw. Limonit, der von Quarzader durchzogen wird, vorherrschen, genau wie Drusen gefüllt mit „schwarzem Glaskopf, schaumigem Brauneisenstein und Schwerspath bekleidet“ typisch für den Gottlob sind.[4] Auch Voigt waren jene Drusen mit „langspießigem, schwarzem Glaßkopf“, der von „ungemeiner Schönheit“ war, ein Begriff.

Noch bedeutender und bekannter ist allerdings der Abbau von Gips im Friedrichrodaer Ernst-Herzog-Stollen, dem sich die Marienglashöhle anschließt.[2] Vom ursprünglichen Plan, Kupfer im Ernst-Herzog-Stollen abzubauen, wurde angesichts zu geringer Ressourcen abgesehen, stattdessen wurden von 1775 bis 1903 20.000 Tonnen Gips und die zum Schutz für ökumenische Heiligenbilder, allen voran Darstellungen von Maria, verwendete kristallklare Gipsvarietät Marienglas abgebaut.

Daneben wurde am Gottlob von 1885 bis 1940 plattenartiger Sandstein abgebaut, der in der näheren Umgebung von Friedrichroda vor allem als Gehwegplatten Verwendung fand und auf ein Alter von 390 Mio. Jahren datiert wird. 1968 wurde die 25 Meter hohe Aufschlußwand unter Schutz gestellt und ist heute ein geologisches Naturdenkmal.
Die Mächtigkeit der Sandsteinschichten vom Gottlob erstreckt sich auf zehnt Meter, die auf einer Sohle von schwarzem Tonstein lagern, der wiederum Zeugnis der erdgeschichtlichen Vergangenheit der Region vor Jahrmillionen ist. Die Gegend um Friedrichroda war vor Jahrmillionen mit Wasser bedeckt. Spurenfossilien von Ichniotherium cottae – 1847 von Bernhard von Cotta (1808 bis 1879; Geologe), Saurier Diadectes und Brachiosauriern sowie Fossilien von Fischen aller Couleur, konserviert im Sandstein, zeugen von der Vielfalt der einstigen Fauna.[6]

Dem Schwarzschiefer auflagernd schließt sich eine 100 m mächtige Schicht aus Gottlobkonglomerat an, das aus grobklastischen Partikeln, teilweise mit einer Korngröße von bis zu 50 cm im Durchmesser und vorwiegend vulkanischen Ursprungs bestehend, zusammengesetzt ist. Verkittet wurden die einzelnen Bestandteile durch Magma, von der angenommen wird, dass diese einst sehr dünnflüssig bzw. niedrigviskos gewesen sein muss und schnell erkaltete, da einige Zwischenräume des Konglomerats vollständig ausgefüllt sind, während andere „flatschenartig“ vom Gesteinsbrei überzogen wurden und bei wieder anderen Abschnitten die Magma als Kittmittel fehlte.[7]

Zu den wichtigsten Mineralien, die am Gottlob abgebaut wurden, zählen Hausmannit, Braunit, Manganit, Hämatit, Siderit, Baryt und Goethit, wobei hier auch Achat, Andradit, Ankerit, Calcit, Chrysokoll, Crednerit, Delessit, Phlogopit, Pyrobelonit, Pyrolusit, Rhodochrosit, Romanechit, Tirolit, Vésignieit, Wakefieldit-(La) und Vanadanit vorkommen, während das Gestein – je nach Abschnitt des Gottlobs – von Melaphyr, Rhyolith, Sandstein oder Schiefer geprägt ist.[1]

Tab. 1: Mineralien mit Typlokalität Gottlob
MineralJahr der EntdeckungNamenspate
Crednerit 1847 Heinrich Credner; Geologe
Gottlobit 2000 Berg Gottlob
Vésignieit 1955 Louis Paul Louis Vésignié; Mineraliensammler
Wakefieldit-(La) 2008 See Wakefield bei Yorkshire/UK


Auch interessant:


Quellen:

  1. www.mineralienatlas.de - Gottlob/Friedrichroda
  2. www.bergmannsverein-erfurt.de - Revier Friedrichroda
  3. Voigt, J. C. W. (1789): Von Friedrichroda über den Wolfsstieg in den Kesselsgraben und zurück. IN: Mineralogische und bergmännische Abhandlungen
  4. Credner, H. (1841): Übersicht der geognostischen Verhältnisse zwischen Schmalkalden und Friedrichrode. IN: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde
  5. Roth, R. (1876): Gottlob, Körnberg, Schauenburg, Wolfsstieg mit Gänsekoppe, Abtsberg, Schorn, Büchig und lange Wiese. IN: Friedrichroda und seine nächste und weitere Umgebung. Wegweiser und Gedenkbuch für Kurgäste, Touristen und Freunde des Thüringer Waldes
  6. www.geopark-thueringen.de - Plattenbruch am Gottlob
  7. Mühlenberg, A. (1908): Das Konglomerat des Gottlob bei Friedrichroda in Thüringen, ein Rhyakkumulat, Typus einer neuen Gesteinsart: mit 3 Tafeln
  8. Freyberg, B. v. (1923): Erz- und Minerallagerstätten des Thüringer Waldes
  9. Buch, L. v. (1877): Ueber den Thüringer Wald. IN: Gesammelte Schriften
  10. Zerrenner, C. M. (1861): Grube Glücksstern Friedrichroda. IN: Die Braunstein- oder Manganerz-Bergbaue in Deutschland, Frankreich und Spanien. Ein monographischer Versuch für Geologen, Bergleute, Glashüttenbesitzer, Leiter von Chemikalien-Fabriken u.s.w. ; mit zwei lithographirten Tafeln
  11. Regel, F. (1892): Thüringen. Grenzen, Bodengestalt und Gewässer, Schichtenaufbau und Entstehungsgeschichte, Klima. Das Land. 1
  12. Müller, H. H. (1988): Reisehandbuch Thüringer Wald und Randgebiete. Arnstadt, Gotha, Eisenach, Bad Salzungen, Meiningen, Hildburghausen, Eisfeld, Sonneberg, Saalfeld, Rudolstadt
  13. Wagenbreth, O. und Steiner, W. (1990): Geologische Streifzüge, Landschaft und Erdgeschichte zwischen Kap Arkona und Fichtelberg
  14. Vollstädt, H., Schmidt, R. und Weiss, S. (1991): Mineralienfundstellen Thüringen und Vogtland



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