Die Farbpalette von Mineralien ist groß: einfarbig, mehrfarbig und in mannigfaltigen Abstufungen. Während einige Mineralien in verschiedenen Farbe daher kommen, wie etwa Achat, der von Natur aus grün, gelb, orange, braun oder rot sein kann, sind für andere Mineralien eine bestimmte Farbe typisch, violett bei Amethyst, rosa bei Rosenquarz, schwarz bei Onyx oder grün bei Smaragd. Und auch wenn Smaragd als Inbegriff eines grünen Edelsteins gilt, werden von Zeit zu Zeit gelbe Smaragde angeboten. Doch was ist gelber Smaragd?
Dass Smaragd mit der Farbe grün assoziiert wird, hängt nicht zuletzt mit der Wortherkunft zusammen. Smaragdos wird aus dem Griechischen mit grüner Stein übersetzt.
Lange Zeit, bevor sich die Gelehrten der frühen Mineralogie mit der Zusammensetzung von Mineralien und der daraus resultierenden Unterscheidung auseinandersetzten, war es durchaus üblich, alle grünen Steine der Einfachheit halber unter dem Begriff Smaragd zusammenzufassen. Ähnliches galt für rote Steine, die als Rubin oder alternativ Karfunkelstein bezeichnet wurden oder blaue Steine, die mit dem Namen Lapislazuli oder Saphir versehen wurden.
In der Mineralogie werden als Smaragd ausschließlich die grünen Vertreter der Beryll-Gruppe definiert, zu der unter anderem auch blauer Aquamarin, rosafarbener Morganit oder farbloser Goshenit zählen.
Trotz der vergleichbaren chemischen Zusammensetzung unterscheiden sich alle Berylle in Hinblick auf die farbgebenden Elemente, die in Spuren im Kristallgitter vorhanden sind – im Fall von Smaragd ist es Chrom und teilweise auch Eisen sowie Vanadium, das den unverwechselbaren smaragdgrünen Farbton hervorruft; wenngleich Smaragd ebenfalls von gelb-, blau- oder braungrüner Farbe sein kann.
Um so verwirrender ist deshalb der Begriff Gelber Smaragd (englisch: yellow emerald).
Auch wenn das Grün von Smaragd teilweise einen mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Stich ins Gelbe aufweisen kann, ist die Grundfarbe des Beryll-Minerals grün. Mitunter kann die Bestimmung von Smaragd allein aufgrund der Farbe Schwierigkeiten bereiten – vor allem für das ungeschulte Auge, weshalb zur eindeutigen Klärung neben der chemischen Analyse zum Teil auch Farbtabellen herangezogen werden, die das Farbspektrum der Grüntöne von Smaragd detailliert aufschlüsseln.
Mit dem Namen Gelber Smaragd ist trotzdem kein gelbgrüner Smaragd gemeint, vielmehr steht hinter der Umschreibung Gelber Smaragd ein Verwandter von Smaragd: die Beryll-Varietät Heliodor.
Die ersten Heliodor-Kristalle wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Rössing in Namibia entdeckt. In seinem Aufsatz „Der neue deutsche Edelstein“ beschreibt Dr. Paul Wolfgang die Entdeckung in der einstigen deutschen Kolonie. Zunächst wurden vor Ort blaue Aquamarine gefunden, die zur Bestimmung nach Cranach und später auch nach Idar-Oberstein verschickt wurden. Die Kristalle animierten sodann, an selbiger Stelle nach weiteren Mineralien zu schürfen. Schon bald wurden weitere „Berylle verschiedener Färbung“ gefunden, hauptsächlich Aquamarin, aber auch eine „goldgelbe Varietät“, die „nicht zu verwechseln sei mit dem längst bekannten Goldberyll“, aber dennoch ein „naher Verwandter des Smaragds“ ist und welcher der Farbe wegen den Namen Geschenk der Sonne erhielt.
Auf dem internationalen Edelsteinmarkt fand Heliodor trotzdem wenig Aufmerksamkeit. Der Bekanntheitsgrad war im Vergleich zu Aquamarin, Rubin, Smaragd, Saphir, Topas, Amethyst oder Diamant zu gering. Hinzu kommt die geringe Nachfrage nach gelben Edelsteinen.
Aus diesen Gründen wurde Heliodor zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Synonym Goldener Smaragd versehen, da man vor allem gelbe, ins Grünliche gehende Exemplare für eine farblich dezentere Variante von Smaragd halten kann und der Name Smaragd größere Begehrlichkeiten sowie Aufmerksamkeit erweckt. Mineralien mit kreativen Handelsnamen zu versehen, ist kein Novum. Dahinter steht die Idee, die Verkaufsfähigkeit und den Wert scheinbar „unliebsamer“ Steine zu steigern.
Im Fall von Gelbem Smaragd hat sich 2019 sogar die Federal Trade Commission, die US-Wettbewerbs- und Verbraucherschutzzentrale, eingeschaltet. Unter dem Titel „Misuse of Gemstone Names“ wird auf die Falschbezeichnung hingewiesen, weshalb man richtigerweise fortan den Begriff Goldener Beryll oder Heliodor verwenden sollte.
Auch interessant:
⇒ Der Smaragdschliff – Ein Schliff eigens für Smaragd
⇒ Der Smaragd vom Habachtal
⇒ Grüner Amethyst alias Prasiolith
Quellen:
⇒ Wolfgang, P. (1914): Der neue deutsche Edelstein. IN: Gartenlaube Kalender 1914
⇒ www.ftc.gov (July 2019) - Misuse of Gemstone Names. In the loupe: advertising diamond, gemstones and pearls
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
Letzte Aktualisierung: 23. Juni 2021