Brasilien und Kolumbien – Zwei Länder, in denen die meisten Smaragde abgebaut werden. In keinem anderen Land der Welt werden so viele hochqualitative Exemplare des grünen Edelsteins zutage gefördert. Doch mit etwas Glück kann man Smaragde auch in Österreich finden. Genau genommen im Habachtal; die Anlaufstelle vieler, wo schon seit Jahrhunderten nach Smaragd gesucht wird.
Im Westen Österreichs, im Bundesland Salzburg, befindet sich das Habachtal. Das Tal ist Teil des Gebirgszug Hohe Tauern und wurde nach nahe gelegenen Ortschaft Habach benannt, die wiederum zur Gemeinde Bramberg am Wildkogel gehört.
Europaweit bekannt geworden ist das Habachtal aufgrund der hiesigen Smaragdvorkommen. Um an die Geschichte des Habachtaler Smaragds aufmerksam zu machen, wurde vor Ort eigens der Smaragdweg initiiert, der das Wandern mit Informationen zum Habachtal-Smaragd verbindet.
Dass es im Habachtal Smaragdvorkommen gibt, ist schon lange bekannt. Schriftliche Überlieferungen belegen, dass schon zu Kaiser Neros Zeiten und im Mittelalter der Klassiker unter den Edelsteinen hier gefunden und abgebaut wurde. Die Hochzeit erlebte der Smaragd vom Habachtal, nachdem im Jahr 1859 ausführlich im „Mineralogischen Lexicon Österreichs“ über die Funde des grünen Minerals im Habachtal berichtet wurde.
Darin dokumentiert der Mineraloge Victor Leopold von Zepharovich (1830 bis 1890) 1859 den genauen Fundort der Smaragde: „in einem Graben oberhalb der Sedi-Alpe im Habach-Thale“ bzw. befindet sich der Habachtal-Smaragd laut des Geologen Marko Vincenc Lipold (1816 bis 1883) am „Fundort „Smaragd-Palfen“, eine Felswand, von welcher man die Smaragde mit einiger Lebensgefahr gewann“, fügt als weiteren Fundort noch das „Hollersbachthal“ hinzu.
Das Besondere am Habachtaler Smaragd ist die Farbe, die nach den Beschreibungen von Lipold „vorherrschend eine matte, schwärzlichgrüne oder apfelgrüne, selten die smaragdgrüne Farbe“ haben. Ähnliches hielt Zepharovich über die Farbe des Smaragds fest: „dunkel smaragdgrüne sechsseitige Säulen, an Seiten- und Endflächen oft mit Glimmer überdeckt, … blass-grasgrün ins Grünlichweisse“ gehend.
Auch der schweizer Gemmologe Eduard Gübelin (1913 bis 2005) setzte sich mit dem Smaragd vom Habachtal auseinander. 1956 schreibt Gübelin in seinem Ausführungen zum Thema "The Emerald from Habachtal", dass das Grün der hiesigen Smaragde bedingt durch mineralische Einschlüsse wolkig-trüb ("cloudiness") ist.
Internationale Aufmerksamkeit über die Landesgrenzen der Alpennation Österreich hinaus erreichte der Habachtal-Smaragd im Jahr 1862, als mehrere der wertvollen grünen Edelsteine auf der Industrieausstellung in London der Öffentlichkeit präsentiert wurden.
Das lockte Investoren an. 1862 wurde die Fundstelle im Habachtal von Samuel Goldschmidt, seines Zeichens Juwelier aus Wien, gekauft. Er professionalisierte den Abbau, Stollen wurden in den Berg getrieben, um gezielt nach den Smaragden zu suchen. Aber schon wenige Jahre später fielen die Minen in britische Hände und die in London ansässige Emerald Mines Ltd. wurde 1896 neuer Eigentümer.
Über all die Jahre hinweg wurden im Habachtal viele zehntausend Karat Smaragd geborgen. Trotzdem konnten die Funde der „Habachtaler“ mengenmäßig wie auch in puncto Qualität nicht mit der Konkurrenz aus Südamerika mithalten. Die Farbe entsprach nicht dem idealen Smaragdgrün und die österreichischen Smaragde enthielten sehr viele Einschlüsse. Smaragde sind ohnehin Mineralien, die aufgrund der Entstehung zahlreiche Inklusionen und interne Risse aufweisen, die in Fachkreisen mit der romantischen Bezeichnung Jardin (Garten) versehen werden, weil sie an kleine Gärten mit Ästen und Moosen erinnern. Aus diesem Grund fiel die Eignung als Schmuckstein aus, auch wenn einige Habachtaler Smaragde zum Repertoire der britischen Kronjuwelen zählen.
Kurzum: Der Abbau des Smaragds im Habachtal war wirtschaftlich nicht rentabel. Hinzu kommen die Bedingungen vor Ort; unwegsames Gelände und fehlende Infrastruktur erschwerten die Gewinnung der grünen Edelsteine zusätzlich.
So gingen 1913 schließlich die letzten Lichter im Smaragdbergwerk Habachtal aus. Seitdem ist die Geschichte der Smaragde vom Habachtal die Geschichte immer wieder wechselnder Eigentümer; heute ist die Smaragdmine in Privatbesitz.
Trotz der Schließung der Smaragdminen vom Habachtal ist es heutzutage noch immer möglich, Smaragde zu finden, insbesondere in den höheren Abschnitten der Leckbachrinne.
Allerdings sind nicht alle Steine des Habachtals smaragdhaltig. Lediglich der talk- und biotitreiche Glimmerschiefer - als Muttergestein - führt Smaragde, die Umgebungsgesteine Gneis und Amphibolit hingegen nicht. Andere Mineralien, die man zusätzlich zum Smaragd im Habachtal findet,Pyrit, Bergkristall, Aquamarin, Citrin, Granat und Schörl (eine Turmalinvarietät).
Auch interessant:
Mehr zum Thema Smaragd
Quellen: