In ganz Deutschland gibt es zahlreiche Bergwerke und Gruben, in denen teilweise seit Jahrhunderten untertage Mineralien und Erze abgebaut werden. Ein Fundort, der sich mit dem Mineral Topas einen Namen gemacht hat und wo der Edelstein direkt aus dem Gestein geschlagen werden konnte, ist der Topasfelsen vom Schneckenstein.
Der Schneckenstein ist ein topashaltiger Felsen von "turmartiger Gestalt" (Kern, 1776), bei Karl Emil Kluge ist es eine "ruinenähnliche Felsmasse", nahe der gleichnamigen Ortschaft Schneckenstein bei Tannenbergsthal im Vogtland gelegen.
Der Name Schneckenstein wiederum geht auf die Überlieferungen zurück, dass sich am Fuße des Felsens besonders viele Schnecken tummelten.
In späteren Jahren wurde der Schneckenstein auch "Königs-Crone" genannt - ob wegen der Ähnlichkeit des Felsens mit einer Krone oder weil die Steine in Königskronen platziert wurden, erwähnt Johann Hübner (1668 bis 1731) 1729 nicht.
Während der Bergbau, insbesondere die Gewinnung von Erzen wie Zinn in der Region Muldenhammer, Tannenbergsthal und Klingenthal schon lange eine wichtige Rolle in der Geschichte spielte, wurde mit dem Abbau des Schneckensteintopas´ im mittleren 18. Jahrhundert erst recht spät begonnen.
Wie der Bergbauingenieur Johann Gottlieb Korn 1776 schreibt, ist das dem Umstand geschuldet, dass der Schneckenstein seinerzeit sehr versteckt im Wald lag und auch aus der Ferne nicht zu sehen war. Die Einwohnenden wussten zwar von dem Felsen, schenkten ihm aber keinerlei Aufmerksamkeit.
Als aber ein Berghauptmann namens Hanno Karl von Kirchbach den Felsen genauer unter die Lupe nahm, wurden die Schneckensteintopase unter der Erlaubnis von August III. (1696 bis 1763), Kurfürst und Herzog von Sachsen, aktiv und professionell gewonnen.
In alten Mineralogiebüchern findet man den Topas vom Schneckenstein häufig auch unter dem Begriff Sächischer Diamant gelistet.
Dass der Topas vom Schneckenstein als Diamant aus Sachsen genannt wurde und wird, ist der Tatsache zu verdanken, dass die Mineralien geschliffen und in Schmuck oder Kronen eingefasst Diamanten sehr ähnlich sind. Allen voran werden die Reinheit, Farbe und insbesondere der intensive Glanz - der durch die Politur, damals üblich mittels Zinn- oder Kupferscheiben und "Trippel" bzw. Kieselgur gesteigert werden konnte - als Argument herangezogen.
Der sächsische Topas war im 18. und 19. Jahrhundert sehr begehrt und zählte zeitweise unter allen in Europa vorkommenden Edelsteinen zum teuersten Edelstein überhaupt - "wegen ihrer besonderen Härte und Schimmers" und "jemehr der sächsische Topas bekannt wurde, je mehr stieg er auch im Preise" (Kern, 1776). So verwundert es wenig, dass sich auch Könige und Wohlhabende mit den Diamanten aus Sachsen schmückten. Ein großer Bewunderer war unter anderem August der Starke. Sein mit sächsischen Topasen verzierter Schmuck wird heute im Grünen Gewölbe in Dresden aufbewahrt; andere Sächsische Diamanten sind Teil der Kronjuwelen von England.
Der Topas vom Schneckenstein ist von gelber Farbe, die auch ins Goldgelbe bis Grüngelbe übergehen kann. Daneben gibt es Steine, die nahezu farblos sind, genau wie hellgelbe oder "bleichgelbe" Steine (Cronstedt, 1775) üblich sind, wobei Kern 1776 festhielt, dass die Farbe an der Kristallspitze intensiver und dunkler sei.
In der Vergangenheit wurde probiert und experimentiert, die Farbe des Schneckensteintopas´ durch Brennen zu verändern bzw. der Farbtiefe zuverstärken. Dazu wurden die Steine erhitzt; allerdings überzeugt das Ergebnis wenig, denn durch die Wärme verlieren die Sächsischen Diamanten ihre Farbe gänzlich (Schröter, 1784).
Beim Fassen der geschliffenen Topase wurde mit weiteren Tricks der Juwelierskunst gespielt, oder wie Kern meint, da es "den Jubelieren ebenfalls nicht an geschickten Handgriffen mangelt, die natürliche Schönheit des Steins betmöglich zu erheben", wurde unter farbschwache Exemplare weiße oder gelbe Folie positioniert, sodass die Steine in der Aufsicht deutlich weißer bzw. gelber erschienen.
Die Transparenz der Sächsischen Diamanten reicht von durchsichtig und klar bis hin zu deutlich sichtbaren Einschlüssen anderer Mineralien, die die Reinheit der Topase beeinträchtigen. Vor allem Turmaline konnten als Einschluss in den Topasen von Sachsen nachgewiesen werden.
Die Qualität der Topase vom Schneckenstein war zu Beginn des Abbau höher. Die Kristalle, die in späteren Jahren entdeckt wurden, wiesen zahlreiche Unreinheiten auf und waren rissig und spröde – für die Bearbeitung und Fertigung zu Schmuck ein nicht zu vernachlässigender Nachteil. Ein Grund, weshalb die Gewinnung der Sächsischen Diamanten am Schneckenstein eingestellt wurde.
Hinsichtlich der weiteren Eigenschaften sind Topase mit Diamanten nicht zu vergleichen. Beide Mineralien unterscheiden sich wesentlich vom Glanz (Topas; glasartig; Diamant: diamanten), der Zusammensetzung (Diamant: C/reiner Kohlenstoff; Topas: Al2(F,OH)2SiO4) und der Mohshärte. In der Mineralogie ist es gängig, Mineralien der Härte nach auf einer Skala von 1- sehr weich bis 10 – sehr hart einzuteilen. Mit einer Mohshärte von 8 zählen Topase zu den sehr harten Mineralien. Noch höher ist die Härte von Diamanten mit einer Mohshärte von 10.
Eine Gemeinsamkeit von Topas und Diamant ist die Vielfalt der Farben. Diamanten können weiß bzw. farblos und farbig sein. Die als Fancy Diamanten bezeichneten farbigen Diamanten gibt es in gelb, orange, rot, rosa/pink, violett, grün, blau, braun und schwarz. Die Farben von Topas reichen von farblos (Silbertopas) über gelb, grün, braun und blau (Blautopas) bis zu rot.
Es war das Jahr 1722, als die ersten Funde von Topaskristallen am Schneckenstein erwähnt wurden. Ein Tuchmacher und Kürschner namens Christian Kraut fand die gelbe Edelsteine am Schneckenstein. Kern nennt ihn 1776 einen „eigenen seltsamen Menschen“, zitiert aber auch Johann-Friedrich Henkel (1678 bis 1744; Arzt, Mineraloge und Metallurg), der ihn als einen „Manne, der nicht im besten Rufe gestanden“ habe, beschrieb und begründet das, weil selbiger die Steine heimlich außer Landes gebracht hatte.
Wenige Jahre später wurde unter der Genehmigung des sächsischen Kurfürsten August III. mit der fachmännischen Gewinnung der Steine begonnen, für die eigens 1734 die Zeche Königskrone gegründet wurde. Im Jahr 1800 wurde der Betrieb eingestellt.
Der Abbau der sächsischen Diamanten erfolgte übertrage. Entsprechend der damaligen Praxis wurde mittels Bohrungen und Schießen in den Felsen Löcher ´gesprengt´ und der Felsen stückweise so zerlegt, dass der Topas aus den Fragmenten nur noch herausgelöst werden musste. Da die Qualität der Topase sehr unterschiedlich war, waren die Kristalle zum einem sehr gut „in säulenförmigen, achteckigen Crystallen gewachsen, mit dergleichen stumpfen Pyramiden“ (Schröter, 1784) oder lagen als Bruchstücke vor – dem Umstand geschuldet, dass Schneckensteintopas entstehungsbedingt häufig spröde und rissig ist.
Obendrein spielten die Kräfte der Natur dem Abbau in die Hände. Infolge der Verwitterung war der Felsen laut Kern sehr zerklüftet, stellenweise wie ein Puzzle zusammengesetzt, die Spalten mit Moos, Heidelbeersträuchern und Blättern gefüllt.
Der Topas wiederum lag im Schneckenstein wiederum in Nestern, rundlichen Ansammlungen, vor, wobei die Kristalle häufig mit Bergkristalle verwachsen und zusätzlich mit Glimmer und Schörl/Turmalin vergesellschaftet waren.
Im Jahr 1800 wurde der Betrieb am Schneckenstein eingestellt. Die Kristalle erwiesen sich in der Verarbeitung des spröden Charakters als schwierig und wiesen zu viele die Reinheit beeinträchtigende Unreinheiten und Fehler auf. Stattdessen wurde der topashaltige Felsen für Forschungszwecke der Bergakademie Freiberg überlassen.
Auch wenn die Zeit, in der die Topaskristalle vom Schneckenstein abgebaut wurden, verhältnismäßig kurz war, war die Veränderung hinsichtlich der Größe und Gestalt des Schneckensteins enorm. Ursprünglich brachte es der Felsen bei einer Höhe von 36 m auf eine Breite von 12 m. 1776 war der Schneckenstein nach Johann Gottlieb Kern nur noch „80 Fuß hoch“ (ca. 25 m) und „250 Schritte im Umfange“, was der heutige Höhe von 23 m nahekommt.
Seit 1938 ist die Suche nach den Schneckensteintopasen verboten; der Schneckenstein wurde unter Naturschutz gestellt. Um „Wildereien“ am Schneckenstein zu unterbinden, wurde der Felsen 1973 eingezäunt.
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Quellen: