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Der Wert von Spinell



Edelsteine aller Couleur faszinieren seit Jahrhunderten. In der Vergangenheit wurden die wertvollen Steine vorzugsweise zu Schmuck verarbeitet oder in wissenschaftlichen Sammlungen aufbewahrt. Heute konzentriert sich das Interesse für Edelsteine zunehmend auf einen anderen Bereich: Edelsteine als Investment mit Wertsteigerungspotential in der Zukunft. Das Mineral Spinell wird in diesem Zuge nur am Rande erwähnt. Dabei handelt es sich bei diesem Edelstein um einen Geheimtipp in der Branche.



Der Edelstein Spinell

Dass Spinell den Titel Edelstein zurecht verdient hat, zeigt ein Blick auf die Definition Edelstein.
Damit ein Mineral als Edelstein bezeichnet wird, sind drei Kriterien entscheidend: die Seltenheit der Vorkommen, die Schönheit des Steins sowie dessen Härte.

Spinell kommt weltweit an zahlreichen Fundorten vor, so zum Beispiel in Grönland, Russland, Algerien, Pakistan, Afghanistan, Kongo, Tansania Mosambique, Namibia, Südafrika, Madagaskar, Indien, Sri Lanka, Kambodscha, Myanmar/Burma, Australien, Brasilien und in den USA. Trotzdem liegt die Menge der abgebauten Steine weit hinter anderen Mineralien.

Da der Maßstab, was als schön betrachtet wird, höchst individuell ist, werden zur objektiven Einschätzung der Schönheit die Eigenschaften Farbe, Reinheit und Glanz eines Minerals eingehend betrachtet.
Spinell ist ein Mineral mit einem breit gefächerten Potpourri an Farben: von farblos in der reinsten Form bis hin zu durch Beimengungen von Chrom, Eisen, Mangan, Kobalt sowie Kupfer gefärbte Steine in orange, rosa und rot bis hin zu violett mit einem Rotanteil bzw. auberginefarben, lila, blau, grün, braun und schwarz. Das Spektrum ist schier unendlich, da die Farbe sowohl in der reinen Variante möglich ist, feine, andersfarbige Nuancen in den Untertönen den Farbcharakter des Spinells ebenfalls beeinflussen können. Nicht selten erscheint lilafarbener Spinell mit grauen Untertönen, blauer Spinell weist einen Hauch von Blau auf oder rosa Spinell trägt einen Stich ins Orangefarbene in sich.

Unter allen Farben des Spinells waren schon vor Jahrhunderten rubinrote Spinelle besonders begehrt. Spinell von kristallklarer Reinheit und „mannigfacher Abänderung der rothen Farbe“ wurde in historischen Mineralogiebüchern als Echter Spinell bezeichnet, während „schmutzig graulichblauer“ Spinell unter dem Begriff Gemeiner Spinell zusammengefasst wurde (Zappe, 1817).

1860 schlüsselte der Mineraloge Carl Emil Kluge (1830 bis 1864) die Farben des Edlen Spinells etwas genauer auf: „wasserhell, karmin-, karmoisin-, cochenille-, rosenroth bis röthlichweiß, kirsch-, blut-, hyacinth-, bräunlich-rot, röthlichbraun, gelblichbraun, orangegelb“.
Blauer Spinell, den Kluge zufolge ein „mattes Blau, pflaumen-, viol-, indigo-, smalteblau bis bläulichweiß“ ausmacht, der aber auch „ins Entenblaue und Seladongrüne“ gehen kann, wurde im 19. Jahrhundert noch als „halbedel“ eingestuft.

Da sich die Farbe von Spinell in vielen anderen Mineralien wiederfindet, wurde Spinell in der Vergangenheit mit vielen Synonymen belegt, die zum einen die farbliche Nähe zu anderen Mineralien widerspiegeln und auch Verwirrung stifteten.

Der Glanz von Spinell wird als glasartig beschrieben. Die Reinheit variiert zwischen durchsichtig und durchscheinend, wobei Einschlüsse von Apati0t sowie Heilungsrisse zu Einbußen in der Transparenz führen können. Genauso wurde beobachtet, dass Spinelle in besonders kräftigen Farben etwas weniger durchsichtig sind.

Dass diese Merkmale auch auf zahlreiche andere Mineralien zutreffen, steht außer Frage. Was Spinell letztendlich zum Edelstein kürt, ist die Härte. 1822 veröffentlichte der Mineraloge Friedrich Mohs (1773 bis 1839) eine Skala, die alle Mineralien der Härte nach aufsteigend in zehn Stufen einteilte. Talk gilt mit einer Mohshärte 1 als besonders weich, während Diamant auf Platz 10 das härteste Mineral des Welt ist. Spinell rangiert auf Platz 8. Das heißt: nur noch Diamanten, Saphir und Rubin sind härter als Spinell. Mit der Mohshärte eng verbunden ist die Begrifflichkeit der Edelsteinhärte, die auf alle Mineralien zutrifft, deren Mohshärte höher als 7 ist.
Die Begründung dafür ist simpel: umso härter ein Stein ist, desto langlebiger und beständiger ist ein Mineral. Der Stein neigt weniger zu Kratzern auf der Oberfläche oder abgebrochenen Ecken. Deshalb steigt der Wert eines Edelsteins mit zunehmender Härte.


Spinell kaufen – Worauf ist zu achten?

Bei der Einschätzung des Wertes von Spinell werden – analog zu den 4C von Diamanten - neben der Farbe, Reinheit und der geographischen Herkunft zusätzlich das Gewicht und die Qualität des Schliffs genauer unter die Lupe genommen.
Edelsteine, die als Wertanlage verkauft werden, werden immer geschliffen angeboten.

Abzüge in der B-Note gibt es zum Beispiel, wenn die Farbe und Reinheit im Nachhinein verändert oder korrigiert wurde. Zu helle Nuancen oder eine nicht homogene Farbverteilung wird im Preis ebenfalls berücksichtigt.
Im Fall von Spinell ist die Farbe im Gegensatz zu einigen anderen Farbedelsteinen zu 100 Prozent das Werk von Mutter Natur. Die Farbe von Spinell kann zwar durch Erhitzen/Brennen verändert werden, doch das Ergebnis ist nur von kurzer Dauer, da die Farbe schnell wieder in die ursprüngliche Farbe umschlägt.

Tatsächlich ist eine Schönheitsbehandlung zur Verbesserung der Farbe bei Spinell nicht vonnöten. Dem Mineralogen Max Bauer (1844 bis 1917) zufolge ist die Farbe von Spinell im Gegensatz zum Rubin „beinahe immer vollkommen gleichmäßig“. Flecken oder eine ungleichmäßige Farbverteilung wie beispielsweise beim Amethyst sind die Ausnahme.

Einzig bei der Reinheit wird etwas nachgeholfen, indem mögliche Hohlräume in den Kristallen mit Öl aufgefüllt werden. Dadurch dass ein Öl mit ähnlichem/gleichem Brechungsindex wie dem von Spinell gewählt wird, fällt diese Methode der Reinheitsbehandlung nicht auf. Der Stein wirkt allerdings in der Gesamtheit farblich einheitlicher und klarer in der Transparenz. Eine solche Behandlung muss den Leitlinien der CIBJO (Confederation Internationale de la Bijouterie, Joallerie, Ofevrie, des Diamantes, Perles et Pierres) zufolge beim Kauf kenntlich gemacht werden.

Parallel zur Reinheit ist die Farbe die größte Variable in der Bewertung von Spinellen.
Lupen- und augenreine gelten als das Nonplusultra gepaart mit kräftigen, möglichst puren Farben ohne erkennbare Nuancen anderer Farben. Verwässerte Farbe, die beinahe farblos erscheinen, entsprechen nicht dem Ideal. Spezielle standardisierte Farbkarten, in denen die Farbtiefe, Farbsättigung und die Farbe per se abgebildet sind, erleichtern diesbezüglich die Arbeit.

Nicht zuletzt ist auch die Größe der geschliffenen Steine von tragender Bedeutung. Spinell mit einem Gewicht von mehr als 10 Karat ist eine absolute Rarität. Das Gros der Stein bewegt sich im Rahmen zwischen 2 und 4 Karat – ein Gewicht und damit auch eine Größe, an der sich Interessierte beim Kauf von Spinell orientieren sollten. Kleinere Steine sind als Anlage-Edelstein weniger spannend und werden stattdessen eher zu Schmuck verarbeitet.

Aber auch im Hinblick auf den Schliff geht die Preisspanne weit auseinander. Facettenreiche Schliffe wie der Brillantschliff, Oval- oder Marquiseschliff, die viel Geschick und Erfahrung der Edelsteinschleifenden verlangen, fließen mit mehr Punkten in das Gutachten ein als Glattschliffe (z.B. Cabochon) oder Schliffe mit wenigen Facetten (z.B. Baguette- oder Smaragdschliff).


Der „Wert des Spinells hängt im allgemeinen von der Lebhaftigkeit und Reinheit der Farben, von der Fehlerlosigkeit, vom starken Glanz und der größe desselben ab“.
Karl Emil Kluge, 1860


Der Preis von Spinell

Spinelle hatten sich schon vor mehr als 250 Jahren einen Namen als beliebter und kostspieliger Edelstein gemacht. Im Jahr 1780 betonte Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804, Naturwissenschaftler), dass roter Spinell besonders hoch im Kurs stünde.
Daran hat sich auch heute nichts geändert: rubinroter Spinell ist besonders hoch angesehen, gefolgt von reinblauem Spinell von saphirähnlicher Farbe .

1790 wurde ein einkarätiger Spinell mit acht Talern gewertet (Funke). Umgerechnet auf die heutige Zeit entspräche der Preis etwa 163 Euro. Der durchschnittliche Verdienst betrug damals abhängig vom Beruf übrigens 200 bis 1500 Euro pro Jahr. 1860 wurden für 1 Karat Spinell 1000 Franc verrechnet (Kluge), was etwa 200 Euro entspricht. Das Jahresgehalt im mittleren 10. Jahrhundert belief sich auf 700 bis 1200 Euro. 1896 stieg der Wert von Spinell weiter, sodass ein Karat „100 bis 150 Mark“ wert war – etwa 800 Euro. Allerdings galt diese Angabe nach Bauer nur für Rubinspinell bis zu einem Gewicht von 4 Karat. Größere Steine würde überproportional teurer.

Weshalb das Mineral Spinell in den vergangenen Jahren als Investmentstein immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückte und trotzdem als Insider gilt, ist die farbliche Nähe zu Klassikern wie Rubin und Saphir sowie der Rarität Tansanit, die ungemein teurer sind. Ungeachtet dessen kann Spinell mit den beiden Vertretern der Korundgruppe und dem blauen Edelstein aus Afrika allein wegen der Seltenheit und Schönheit mithalten. Apropos Seltenheit: Spinell ist seltener als Rubin und Saphir, was den Wert zukünftig zusätzlich in die Höhe schnellen lässt. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Preis von Spinell in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird.

Abhängig von der Farbe, deren Untertönen, und der Reinheit gibt es eine große Schwankung beim Preis von Spinell.

Tab. 1: Der Preis von Spinell nach Farbe pro 1 Karat (näherungsweise Werte)
FarbePreis
rot 2000 bis 3000
rotorange 700 bis 900
rot mit Violett 800
orange 300 bis 500
pink 800 bis 3000
flieder 900 1200
violett mit Grauanteil 400 bis 700
reines violett 500 bis 700
helles/mittleres blau 400 bis 800
blau mit Grauanteil 400 bis 500
dunkelblau 400

Seriöse Anbieter und Anbieterinnen, die mit Edelsteinen zwecks Vermögensaufbaus arbeiten, überreichen den jeweiligen Edelstein immer mit eine Expertise. Renommierte Edelsteingutachterinnen und -gutachter wie GIA, Gübelin oder SSFE halten in diesen Zertifikaten die Echtheit und die detaillierte Beschreibung der oben genannten Parameter fest, denn: ein Edelstein, dessen Echtheit in einem gemmologischen Labor bestätigt wurde, ist mehr wert als einer ohne.

Stichwort echter Spinell: genau wie viele andere Mineralien ist auch Spinell nicht davor gefeit, imitiert und synthetisiert zu werden. Nachahmungen aus Zirkonia oder Glas sowie synthetischer Spinell sind als Wertanlage nicht geeignet, da der Faktor natürliche Entstehung fehlt.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Gmelin, J. GF. (1780): Spinell. IN: Einleitung in die Mineralogie zum Gebrauch akademischer Vorlesungen
⇒ Funke, C. P. (1792): Naturgeschichte und Technologie für Lehrer in Schulen und für Liebhaber dieser Wissenschaften : Zur allgemeinen Schulencyklopädie gehörig. Welcher einige Zusätze und Berichtigungen und ein vollständiges Register über alle drei Bände enthält · Band 3
⇒ Kluge, C. E. (1860): Spinell. IN: Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Steinschneider und Juweliere
⇒ Seubert, K. (1883): Spinell. IN: Handbuch der Allgemeinen Warenkunde für das Selbststudium wie für den öffentlichen Unterricht von Karl Seubert und Moritz Seubert
⇒ Wünsche, O: (1887): Spinell. IN: Das Mineralreich
⇒ Doelter y Cisterich, C. (1893): Werth und Schleifform des Spinelles. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Bauer, M. (1896): Spinell. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 1
⇒ Newman, R. (2016): Gemstone Buying Guide. How to Evaluate, Identify, Select and Care for Colored Gems
⇒ Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke
⇒ Arem, J. E., Clark, D., Smigel, B. und Wykoff, G.: Spinel Value, Price, and Jewelry Information | International Gem Society
www.gia.edu: Spinel quality factors Letzte Aktualisierung: 14. März 2024



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