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Opale aus Ungarn und der Slowakei



Wenn ein Land mit dem Mineral Opal in Zusammenhang gebracht wird, dann ist es Australien. Doch lange Zeit, bevor in Down Under nach Opalen geschürft wurde, war eine Region in der heutigen Slowakei Marktführer auf dem Gebiet Opal: Kosice, Dubnik und Presov.



Opal Ungarn
Der Edelstein - Opal. In der Opalgrube in Ungarn (Quelle: Liebig´s Fleisch-Extract Sammelkarten)


Opal in Ungarn

Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts Opale aus Australien die Welt eroberten, hatte ein Land in Europa als das Opalvorkommen bereits Geschichte geschrieben: Ungarn und im Besonderen die Region im Städtedreieck Dubnik, Kosice und Presov. Die Städte liegen etwa 35 km voneinander entfernt und befinden sich rund 400 km östlich der slowakischen Hauptstadt Bratislava.

Das älteste Zeugnis des Opalabbaus in Ungarn ist laut dem Mineralogen Johann Ehrenreich von Fichtel (1732 bis 1795) eine Urkunde von 1400 des „Kammeralarchivs zu Raschau“, das den Bergbau von Quecksilber und Opal bezeugt. In einem späteren Schreiben vom 13. Mai 1597 erteilt Rudolf II. (1552 bis 1612), König von Böhmen und Ungarn sowie Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die Erlaubnis, dass die hiesigen Opale in den Minen um Kosice auch weiterhin abgebaut werden dürfen.

1609 fanden die Opale aus Ungarn bei Anselmus de Boodt, alternativ: Anselm Boetius (1550 bis 1632) Beachtung. In seinem Werk „Gemmarum et Lapidum Historia“ befasste sich der flämische Chemiker, Mineraloge und Arzt neben den ungarischen Opalen auch mit den mineralogischen Eigenschaften und Verwendungszwecken diverser Mineralien und Gesteine aus Europa, Asien und Afrika.

Im Kapitel Ca. XII. De Opalo führt Boetius in einer Aufzählung die damals bekannten Vorkommen von Opal auf: Zypern bzw. Griechenland, Ägypten und übriges Arabien, Indien und Asien generell. Kosice, Dubnik und Presov werden nicht erwähnt, vielmehr wird Ungarn als weiterer Fundort von Opal genannt: „Praeter loca autem a Plinio indicata, oberservat Boetius & in Hungaria nasci“. Dass Ungarn anstelle der Slowakei genannt wird, ist mit der Historie beider Länder zu begründen. Vom 11. Jahrhundert bis zum Zerfall des Königreichs Österreich-Ungarn im Jahr 1918 befanden sich Kosice, Dubnik und Presov auf ungarischem Territorium.

Der Mineraloge Christoph Traugott Delius (1728 bis 1795) war seinerzeit eigens in Ungarn, um sich ein Bild von den ungarischen Opalen zu machen In seiner „Nachricht von ungarischen Opalen und Weltaugen“ schreibt er von „uralten verfallenen Schächten und Stollen“, den Erzählungen und Erinnerungen der Einwohner aus längst vergangenen Tagen und dass bei Regen Opale auf den Feldern aufgelesen werden können.

Die Blütezeit der ungarischen Opale wird auf den Zeitraum von 1843 bis 1880 datiert. Das Mineral wurde damals vor allen für die Fertigung von Schmuck verwendet, wie auch Johann Ehrenreich von Fichtel wusste: „Der alte ungarische und siebenbürgische Nationalschmuck der Damen prangt gemeiniglich (…) mit schönen Opalen“, so sind aber auch „Pokale, verschiedentliche Waffen und andere Familienstücke, mit Opalen von grossem Werthe besetzt“. Um 1770 kristallisierte sich neben dem Opalbergbau in der Region ein weiterer Wirtschaftszweig heraus: die Bearbeitung von Opalen, d.h.: Edelsteinschleifereien wurden gegründet, die die Opale kunstfertig schliffen.

Der Opal aus Ungarn galt über viele Jahrhunderte hinweg zu den schönsten Opalen der Welt. Kein Wunder, dass das Mineral deshalb auch über die Landesgrenzen hinaus gehandelt wurde. In historischen Mineralogiebüchern ist im Zusammenhang mit ungarischem Opal immer wieder die Rede von orientalischem Opal. Johann Ehrenreich von Fichtel klärt das Missverständnis auf, denn tatsächlich handelt es sich bei orientalischem Opal keineswegs um Opal, der in Südostasien gefunden wurde, sondern um Opal aus Ungarn, der über Edelsteinhändler den Weg nach Asien fand, dort zusammen mit anderen Edelsteinen verkauft wurde und schließlich wider zurück nach Europa gelangte.

In puncto Farbe war bis vor 150 Jahren kein anderes Opalvorkommen auf dem Globus bekannt, das mit ungarischen Opalen mithalten konnte. Johann Ehrenreich von Fichtel bezeichnete die Steine als „von der obersten Klasse und Schönheit“ und ein unbekannter Autor schrieb 1773 in der Zeitschrift Allergnädigste dass Opal aus Ungarn „unter allen der schönste, kostbarste, und angenehmste“ sei, der „finde nirgends in der Welt seinesgleichen“. Von Feueropalen in „honig- oder weingelb, hyazinthrot“ über Edelopale in gelblichen und blauweißen Farben „mit ausgezeichnetem Farbenspiel“ oder Gemeine Opale, die „verschieden gefärbt“ sind, bis hin zu Holzopalen, die in versteinertem Holz zu finden sind, ist dem Mineralogen Carl Cäsar von Leonhard (1779 bis 1862) zufolge das gesamte Opal-Potpourri in Ungarn vertreten.

Abhängig von der Farbe, Opaleszenz und Transparenz wurden die Opale schon damals in verschiedene Qualitätsklassen unterteilt. Opale 1. Klasse gleichen dem Ideal aus dem Lehrbuch, erscheinen in den Farben des Regenbogens und sind von intensiver Opaleszenz. Die Farbe von Opal 2. Klasse ist „gelb, gold- oder blaßgelb“, „schön und klar“, aber auch milchig-blau und durchsichtig. 3.-klassige Opale hingegen sind durchscheinend und milchfarben ohne das ausgeprägte Farbenspiel im Licht (Allergnädigst, 1773). Als besonders begehrt und entsprechend teuer galt damals grüner Opal, der laut Delius Reflexionen in „Purpur, Violet und Feuerfarbe“ präsentierte.

Delius stellte außerdem fest, dass es Unterschiede hinsichtlich des Alters der Opale gibt und dass die Farbe des Opals durchaus wandelbar ist. Er hatte beobachtet, dass Opal, der frisch aus dem Muttergestein zutage gefördert wurde, vergleichsweise weich war. Durch Sonneneinstrahlung oder Ofenwärme wurden die Opale härter und auch kleiner, was mit dem Verlust des opaleigenen Kristallwassers zu erklären ist. Diesen Opalen gab Delius den Namen „unzeitiger Opal“, deren Farbe er mit Eis oder „gefrorener Milch“ verglich. Erst durch Wärme ändere sich die Farbe, wobei violette Nuance zuerst das Milchig-Weiße durchbrechen und das für Opale typische Schillern in den Farben des Regenbogens entstehe.

Der Ursprung der Opalvorkommen im einstigen Ungarn liegt in der geologischen Vergangenheit begründet. Vor Jahrmillionen war die Region um Kosice, Dubnik und Presov von vulkanischen Aktivitäten gezeichnet; daher auch die Gesteine magmatischen Ursprungs wie Andesit und Trachyt vor Ort sowie weit verbreiteten Thermalquellen. Mit dem Vulkanismus einhergehend konnte „gelöste Kieselsäure“ (Doelter y Cisterich, 1893), der chemische Baustein von Opal, in Gängen und Schwachstellen im Gestein aufsteigen und in Klüften und Hohlräumen zu Opal, häufig auch mit Pyrit und Chalcedon vergesellschaftet, aushärten.

Dass das einst größte Opalvorkommen Europas in Vergessenheit geraten ist, hängt nicht nur mit den erschöpften Ressourcen zusammen. Vielmehr machte Australien der Ungarn bzw. der Slowakei Konkurrenz. Als geologische Untersuchungen ergaben, dass Australien über vielversprechende, hochkarätige Lagerstätten verfügt, die leicht zugänglich waren, endete die Opal-Ära von Ungarn/der Slowakei offiziell im November 1922. Eine Ende, das der Mineraloge Max Bauer (1844 bis 1917) im Jahr 1896 nicht für möglich gehalten hätte. Seiner Meinung nach, sei Australien „vielleicht ebenfalls im Stande, später mit Ungarn zu konkurrieren, trotzdem die grösste Menge des gegenwärtig gewonnenen Materials nicht den an einen Edelopal zu stellenden Ansprüchen genügt und der Wert des ungarischen Opals nicht erreicht“.


Opal
Edelopal


Das Mineral Opal

Opale werden der in der Mineralogie gängigen Systematik der Mineralien zufolge den kristallwasserhaltigen Oxidmineralien zugeordnet und sind zudem Vertreter der Quarzgruppe.

Der Kristallwasseranteil in Opalen schwankt zwischen neun und 20 %, wobei der Wassergehalt mit der Zeit geringer werden kann und der Stein infolgedessen rissig und spröde wird sowie mit dem Verlust des Farbenspiels zu rechnen ist.

Opale werden in Gemeine Opale und Edelopale unterschieden. Während Edelopale als Opale mit intensivem Farbschiller definiert werden, sind Gemeine Opale weniger farbkräftig. Die Ursache für die sogenannte Opaleszenz sind mikroskopisch kleine Kugeln (Durchmesser von 1/10.000tel mm) aus Cristobalit, die in die Kieselgelmatrix der Opale eingebettet sind, Mit der Größe der Cristobalit-Kugeln variiert die Farbe. Bei größeren Kugeln präsentiert sich die Opaleszenz in rot, gelb, grün, blau und weiß. Kleinere Kugeln hingegen lassen Opale blau schillern.

Zu den weiteren Merkmalen von Opalen zählen der glas- bis wachsartige Glanz und die durchscheinende bis durchsichtige Transparenz. Die Mohshärte von Opalen beträgt 5,5 bis 6,5 bei einer Dichte von 1,98 bis 2,5 g/cm³ abhängig vom Kristallwassergehalt des Minerals.


Slowakischer Opal

Die slowakischen Edelopale zeichnen sich durch eine helle, milchig-weiße bis zart-violette Grundfarbe aus, die vom regenbogenfarbenen Schillern durchzogen wird. Daneben werden sog. Gemeine Opale gefunden, die aufgrund der braun-beigen bis rot-orangen oder blau-weiß gestreiften Farbe vergleichsweise unscheinbar wirken.

Die Minen von Kosice, Dubnik und Presov wurden in eine Tiefe von 80 bis 150 m getrieben, um die nest- und gangartigen Vorkommen – eingebettet in das Muttergestein Andesit – abbauen zu können.


opal_ungarn Foto
Ungarischer Opal (Quelle: Johann Gottlob Kurr, 1858, "Edler Opal vom Czerwenitza in Ungarn")

Berühmte Opale aus der Slowakei

Der größte Opal, der in der Slowakei bzw. in Ungarn gefunden wurde, trägt den Namen Wiener Kaiserlicher Opal (englisch: Vienna Imperial Opal), mitunter auch Harlekin-Opal genannt. Der Opal wurde 1775 entdeckt und bringt ein Gewicht von 594 g auf die Waage. Der Stein wurde zu einem glatten, facettenlosen Tropfen mit stumpf abgetrennter Tropfenspitze geschliffen und ist in einer käfigartigen Fassung aus Gold gehalten, die zusätzlich mit Rubinen verziert wurde.

Ein weiterer Hochkaräter aus der Slowakei ist unter dem Namen World War Opal bekannt. Der Opal mit einem Gewicht von 108 Karat (1 Karat = 0,2 g) wurde 1914 zu Beginn des 1. Weltkriegs entdeckt.




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Quellen:




Letzte Aktualisierung: 29. April 2024



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