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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 02.04.2024


Violetter Saphir

Violetter Saphir - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: purple sapphire, violet sapphire, lavender sapphire


Violetter Saphir = Fancy Saphir

Wenn das Mineral Saphir für eine bestimmte Farbe steht, dann ist es blau. Kein Wunder – schließlich wird der aus dem Griechischen stammende Name mit blau übersetzt.
Dass das Farbspektrum von Saphir weitaus größer ist, zeigen die Farben der sogenannten Fancy Saphire, d.h. Saphir in gelb, orange, rosa/pink, grün, schwarz und violett, wobei violetter Saphir dem römischen Gelehrten Plinius (23 n.Chr. Bis 79 n. Chr.) bereits ein Begriff war und über den er meinte: „haben selten Purpurfarbe“.

Der Name Fancy Saphir dagegen ist deutlich jünger und wird seit dem späten 20. Jahrhundert verwendet. Vorab wurden violette Saphire lediglich als eine der möglichen Farben von Saphiren aufgezählt, ohne auf die Besonderheit der nicht-blauen Saphirfarbe hinzuweisen.
Der deutsche Mineraloge Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) hingegen führte für alle Saphire, deren Farbe nicht blau ist, im Jahr 1811 die Bezeichnung Salamstein ein, die Karl Seubert (Chemiker, 1851 bis 1942) folgendermaßen definierte: „Salamstein nennt man kleine rote (hie und da blaue oder violette), prismatische Rubinkristalle.

Eine Umschreibung, die zunächst verwirrend erscheint, doch Saphir und Rubin sind chemisch miteinander verwandt und sind Varietäten der Korundgruppe.
Da aber eine farbliche Abweichung des idealen Rottons von Rubinen mit einem Wertverlust einhergeht, hat es sich eingebürgert, alle Korundfarben, die nicht Rubinrot oder Saphirblau sind, als Fancy Saphir zusammenzufassen.


Violetter Saphir – Die Eigenschaften

Das Mineral Saphir wird in der Mineralogie der Korundgruppe (kurz: Korund) zugeordnet, die neben dem farblosen Leukosaphir auch durch den roten Rubin vertreten wird.

Tabelle: Die Eigenschaften von violettem Saphir
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung Al2O3
Mineralklasse Oxidmineral
Farbe
  • violett, lila, purpur
  • mit Rot- oder Rosa-Oberton
  • gräulicher oder bläulicher Oberton
Strichfarbe weiß
Glanz glasartig bis diamanten
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch splittrig, muschelig
Spaltbarkeit nicht vorhanden
Mohshärte 9
Dichte 3,9 bis 4,1 g/cm³

Saphire sind sehr harte Mineralien; lediglich Diamanten sind noch härter. Zur Skalierung der Härte von Mineralien hat sich die Mohshärte bewährt. Im Jahr 1817 führte der Mineraloge Friedrich Mohs (1773 bis 1822) ein System ein, dass die Mineralien in zehn verschiedene Härtegrade unterschied – beginnend mit der Mohshärte 1 (sehr weich) aufsteigend bis zur Mohshärte 10 (Diamant). In Anlehnung an die Mohshärte wird auch die Edelsteinhärte festgelegt. Das dabei entscheidende Kriterium ist die Mohshärte, die höher sein muss als 7, damit ein Mineral als Edelstein bewertet wird.


Die Farbe von lila Saphir

Das Violett von Saphiren ist sehr nuancenreich: rein violette Farbtöne wechseln sich mit rosa- und rotstichigen Steinen ab, bis hin einem Violett, das ins Graue oder Blaue spielt.

Im englischsprachigen Raum wird oftmals zwischen Purpur-Saphir und violettem Saphir unterschieden. Was den Unterschied beider Farbtöne ausmacht, wird beim direkten Vergleich deutlich. Purpurfarbene Saphire sind augenscheinlich rosa/pink-violett bis rot-violett. Hinweise auf dem Echtheitszertifikat wie pink-violett oder pinkish violet unterstützen diese Beschreibung.
Violette Saphire gehen ins Fliederfarbene und zeichnen sich durch mehr oder weniger ausgeprägten Hauch von Grau oder Blau aus. Im Handel findet man/frau diese Farbgebung teilweise unter der Bezeichnung Lavendelsaphir.

Nichtsdestotrotz können violette Saphire auf den ersten Blick leicht mit blauen, lilastichigen Saphiren verwechselt werden, wie auch schon der Naturwissenschaftler Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796) 1824 in einer Auflistung des Farbreichtums von Saphir zeigte: „lasur- und viol-, theils (...) indigoblau“. Allerdings herrscht beim violetten Saphir Violett bzw. Purpur als Hauptfarbe, oder Krünitz beobachtete: „violblaue verläuft sich in die rothe, und zwar in die Karmoisinrothe“ Farbe.

Damit die Farbe von violett-blauen und blau-violetten Saphiren klar bestimmt werden kann, ziehen Gemmologen bisweilen Farbkarten zu Rate, bei denen jede Farbe detailliert aufgeschlüsselt ist. Was kompliziert klingt, ist allerdings nicht ganz unwichtig in Bezug auf den Preis. Der Wert von violettem Saphir ist weitaus geringer als der von blauem Saphir.

Ein weiteres, gewichtiges Kriterium, das den Preis von violettem Saphir maßgeblich bestimmt, ist zudem die Sättigung der Farbe. Ist die Farbe zu hell (light, faint) oder zu dunkel (dark), gibt es Abzüge in der B-Note. Als Ideal gilt die Intensität vivid purple oder vivid violet – ein lebhafter, intensiver Violett- oder Purpurton.

In der historischen Literatur wird die Farbe von violettem Saphir oftmals mit dem Violett der Quarzvarietät Amethyst verglichen, da amethystfarbener Saphir sehr häufig unter allen Fancy Saphiren vorkommen. So liegt es nahe, dass man/frau unter dem Eintrag Saphir in alten Mineralogiebüchern das Synonym „Orientalischer Amethyst“ (Blum 1887 oder Klockmann 1892), Amethystfarbiger Saphir" (Doelter y Cisterich) oder „Amethyst-Saphir“ (Kluge 1860) findet. Auch wenn aufgrund der Farbe die Nähe beider Mineralien gegeben ist, unterscheiden sich Amethyst und Saphir nicht nur im Wesentlich in der chemischen Zusammensetzung, sondern auch in Bezug auf die Härte; Saphire sind deutlich härter als Amethyste.

Andere violette Edelsteine und Mineralien, die mit Fancy violettem Saphir verwechselt werden können, sind zum Beispiel Kunzit, violetter Diamant, Fluorit oder violetter Spinell.


Farbveränderung von violettem Saphir

Wie bei vielen anderen Mineralien auch, kann die Farbe von Saphir im Nachhinein verändert werden. Die Gründe sind vielfältig: ungleichmäßige Farbverteilung, eine zu helle oder zu dunkle Farbe.

Ein Verfahren, das seit Jahrhunderten praktiziert wird, ist das Brennen von Mineralien. Abhängig vom Mineral wird der Stein einer individuellen Temperatur unter oxidierenden oder reduzierenden Bedingungen ausgesetzt, mit dem Ergebnis, dass die farbgebenden Elemente im Kristall auf eine andere Ladungszahl gebracht werden, was sich in einer Änderung oder Harmonisierung der Farbe äußert. Im Fall von violettem Saphir wird das Brennen mit einer Beryllium-Diffusionsbehandlung kombiniert, wobei entweder milchig-weiße Geuda-Saphire oder hellgelbe Saphire als Ausgangsmaterial verwendet werden.

Und auch wenn das Ergebnis von thermisch behandelten Saphiren gegenüber natürlich violetten, unbehandelten Saphire kräftiger und schöner ausfällt, ist der Wert von naturbelassenen violetten Saphiren höher.


Entstehung und Verbreitung von violettem Saphir

Genau wie andere Saphire auch, ist violetter Saphir ein Mineral magmatischen oder metamorphen Ursprungs (Näheres: Die Entstehung von Mineralien), deren Vorkommen sich auf Sri Lanka (Ceylon-Saphir), Thailand, Myanmar, Vietnam, Indien, China, Madagaskar, Kenia, Brasilien und Australien konzentrieren.


Verwendung und Bedeutung von violettem Saphir

Violetter Saphir ist ein begehrter Edelstein in der Schmuckbranche.
Abhängig von der Reinheit werden die Steine mit Facettenschliffen (z.B. Cushion-Schliff/Kissenschliff, Rundschliff, Ovalschliff, Smaragdschliff, Marquiseschliff/Navette oder Tropfenschliff) oder Glattschliffen (Cabochonschliff) versehen.
Während kristallklare, lupenreine Steine oder solche mit wenigen Einschlüssen, die keinen bedeutenden Einfluss auf die Transparenz haben, mit facettiert werden, finden bei trüben, undurchsichtigen violetten Saphiren Glattschliffe Anwendung.


Violetter Saphir – Wert und Preis

Der Preis eines Edelsteins ist stets eine Einzelfallentscheidung, die aus dem Zusammenspiel von vier Größen hervorgeht (angelehnt an die 4C von Diamanten):


EigenschaftBeschreibung
Farbe
  • naturbelassen oder behandelt/gebrannt
  • gleichmäßige Farbverteilung oder fleckig
  • Intensität der Farbe
Reinheit
  • Einschlüsse vorhanden
  • Art und Anzahl der Einschlüsse
  • Reinheitskorrektur erfolgt
Gewicht
Schliff
  • Korrekte Anzahl der für jeweiligen Schliff vorgegebenen Facetten
  • fehlende oder zusätzliche Facetten
  • Harmonie der Proportionen
  • abgeschnittene Facetten
  • unsaubere Arbeit

Daraus resultiert eine große Preisspanne: von ca. 100 bis 120 Euro pro Karat für gebrannten violetten Saphir mit leicht erkennbaren Einschlüssen bis hin zu 4000 Euro pro Karat für violetten Saphir von exzellenter Qualität (intensives Violett/Purpur, nicht farbbehandelt und lupenrein).


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Quellen:
⇒ Werner, A. G. (1811): In: Handbuch der Mineralogie von C.A.S. Hoffmann, erster Band
⇒ Plinius, überarbeitet von Denso, J. D. (1765): Naturgeschichte
⇒ Krünitz, J. G. (1824): Oekonomische Encyklopädie. Band 136
⇒ Schubert, G. H. v. (1853): Abriss der Mineralogie
⇒ Kluge, K. E. (1860): Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Steinschneider und Juweliere
⇒ Seubert, K. und Seubert, M. (1883): Handbuch der allgemeinen Warenkunde für das Selbststudium wie für den öffentlichen Unterricht: Unorganische Warenkunde
⇒ Blum, J. R. (1887): Taschenbuch der Edelsteinkunde
⇒ Klockmann, F. (1892): Lehrbuch der Mineralogie für Studirende und zum Selbstunterricht
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Weitere edle Korund-Varietäten. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Bauer, M. (1897): Rubin und Sapphir
⇒ Bauer, M. (1907): Edelsteinkunde
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Hochleitner, R. (2017): Welcher Stein ist das? Kosmos-Naturführer. Über 350 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh Kosmos Verlag


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