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Sphen

englisch: titanite, sphene | französisch: titanite


Titanit Foto
Sphen

Sphen oder Titanit?

Der Begriff Sphen ist ein seit 1982 nicht mehr gültiger Name für das Mineral Titanit. In einem Beschluss der International Mineralogical Association (IMA) wurde festgelegt, dass fortan offiziell die Bezeichnung Titanit anstelle von Sphen gültig ist, um die Verwechslung und doppelte Listung des Minerals zu vermeiden.
Dennoch wird das Synonym Sphen weiterhin verwendet, wenn auch vorrangig im Zusammenhang mit Schmuck.

Der Name Sphen wurde erstmals im Jahr 1801 publiziert. Der französische Mineraloge René-Just Haüy (1743 bis 1822) beschrieb in seiner „Traité de minéralogie“ ausführlich „Sphéne, (m), c´est-à-dire, ayant la forme d´un coin“ das Mineral. Die Form der Kristalle verglich er mit kleinen Keilen oder Spitzen („... en formant une espèce de coin, ce qui suggere le nom de sphène...“), woraufhin er dem Mineral den aus dem Griechischen stammenden Namen Sphen gab.

Unerwähnt blieb bei Häuy, dass sich bereits einige Jahre zuvor Martin Heinrich Klaproth (1743 bis 1817, deutscher Chemiker) mit dem Mineral auseinandersetzte („Untersuchung eines neuen Fossils aus dem Passauischen“, 1795), das er Titanit nannte – nachdem er als erster das Element Titan in seiner Probe aus den Graphitgruben von Hauzenberg bei Passau nachgewiesen hatte.


Eigenschaften von Sphen

Tabelle: Mineralogische Merkmale von Sphen
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung CaTi(O|SiO4)
Mineralklasse Silikatmineral
Kristallsystem
  • monoklin
  • prismatische, säulige, tafelige, nadelige oder keilförmige Kristalle
Farbe weiß, gelb, braun, grün, grünbraun, olivgrün, schwarz
Strichfarbe weiß
Glanz glasartig, fettig bis diamantartig
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch spröde, muschelig
Spaltbarkeit vollkommen
Mohshärte 5 bis 5,5
Dichte 3,4 bis 3,6 g/cm³


Die Farbe von Sphen ist sehr abwechslungsreich; siehe Max Bauer (Mineraloge; 1844 bis 1917): "meist grün, gelb, braun, auch roth", wobei der Chemiker Joseph Redemt Zappe die Nuancen 1817 konkrektisiert: "braun und zwar gelblich-, röthlich-, haar- und schwärzlichbraun und zuweilen graulichweiß und röthlichbraun geflammt" mit Eisen als farbbestimmendes Element. Ein hoher Eisenwert sorgt für dunklere, braune und schwarze Farben, während gelber und grüner Sphen Ausdruck niedriger Eisenwerte ist.
Der Mineraloge Cornelius August Doelter y Cisterich (1850 bis 1930) zog 1893 bei goldgelbem Sphen den Vergleich mit Topas aus Brasilien und Goldberyll, Bauer fügt Chrysolith, Vesuvian, Demantoid und Chrysoberyll hinzu; Sphen kann aber auch mit flaschengrünem Peridot/Olivin, dunklem Citrin/Quarz, Moldavit oder Rauchquarz und rotbrauner Almandin/Granat verwechselt werden.


Verwendung und Bedeutung von Sphen

Auch wenn Sphen ein weltweit häufig vorkommendes Mineral ist, das als titanführendes Mineral durchaus wirtschaftlich von Interesse ist, wird Sphen nicht als Erz abgebaut – die Vorkommen sind nicht derart reichhaltig, dass sich ein Abbau rentieren würde.

Vielmehr wird Sphen zu Schmuck verarbeitet, wobei vor allem Facettenschliffe Anwendung finden, um den diamantartigen Glanz, die Reinheit und die verschiedenen Farbnuancen von Sphen zur Geltung zu bringen.
Besonders häufig findet man Sphen im Ovalschliff, Rundschliff, Tropfenschliff, Cushion-/Kissenschliff, Marquiseschliff oder Antikschliff. Sphen mit geringer Reinheit, bspw. Verursacht durch diverse Einschlüsse, werden dahingegen zu Cabochons geschliffen.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Klaproth, M. H. (1795): Untersuchung eines neuen Fossils aus dem Passauischen. IN: Beiträge zur chemischen Kenntniss der Mineralkörper. Erster Band
⇒ Haüy, R.-J. (1801): Sphéne, (m) c´est-à-dire, ayant la forme d´un coin. IN: Traité de minéralogie. Tome troisieme.
⇒ Zappe, J. R. (1817): Titanit. IN: Mineralogisches Hand-Lexicon
⇒ IMA (1882): International Mineralogical Association: Commission on New Minerals and Mineral Names. IN: Mineralogical Magazine, December 1982. Vol. 46
⇒ Bauer, M. (1886): Titanit. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Sphen. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München

Autor: (steine-und-minerale.de)

Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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