Sie sind eine Seltenheit – die Amethyste von Geyer. Selten, weil das violette Mineral lediglich in einem Amethystgang zu finden war, dessen Vorkommen erschöpft sind und heute nicht mehr betreten werden dürfen.
Die Stadt Geyer befindet sich im Erzgebirge/Sachsen; unweit von Ehrenfriedersdorf und Aue. Östlich von Geyer liegt das Greifenbachtal mit den gleichnamigen Greifensteinen.
Im Greifenbachtal wurde seit dem späten Mittelalter in vielen Gruben, unter anderem in der „Reicher-Silber-Trost-Stolln, silber-, zinn- und kupferhaltige Erze abgebaut.
Amethyst ist die violette Varietät der Quarzfamilie. Genau wie andere Quarze - zum Beispiel: Rosenquarz, Chalcedon, Achat, Rauchquarz oder Bergkristall, besteht das Mineral aus Siliciumdioxid. Ausschlaggebend für die violette Farbe von Amethysten, die vom zartem Pastellviolett bis rosa (teilweise als Rose de France Amethyst bezeichnet) und einem kräftigen, dunklen Lila (sog. Deep Russian Amethyst) reichen, sind Mangan sowie Eisen. Abhängig von den Anteilen beider Element im Kristall variiert die Farbsättigung.
Mit einer Mohshärte von 7 zählen Amethyste zu den harten Mineralien, die zudem einen glasartigen Glanz und eine durchsichtige bis undurchsichtige Transparenz aufweisen.
Dass in es in der näheren Umgebung von Geyer Amethystvorkommen gibt, wusste bereits 1772 der Naturforscher Carl von Linné. In einer Auflistung möglicher Fundstellen von Amethyst erwähnt er Geyer. Genau wie die Lexikographen Carl Günther Ludovici und Johann Christian Schedel im Jahr 1797 schrieben: „Sachsen hat Amethystenbrüche in Amethystenberg bey Wiesa, auf dem Seraphim-Stollen zu Geyer“, ebenso wie Marienberg, Warmbad, Wolkenstein, Purschenstein und Ehrenfriedersdorf als Fundort sächsischer Amethyste aufgezählt werden.
Das Besondere am Amethyst von Geyer ist der unter der Erdoberfläche gelegene Amethystgang. Da lange Zeit der Abbau von Erzen im Fokus stand, blieb der Amethyst von Geyer weitgehend unbeachtet. Erst in den späten 1960er Jahren begann die Wismut AG/Sowjetisch-Deutsche-Aktiengesellschaft Wismut – der eigentliches Ziel der Bergbau von uranhaltigem Material war, die violette Quarzvarietät aus dem Gang bis zur politischen Wende abzubauen. Die Steine kamen nicht nur en masse vor – Zierold et al. Zufolge wurden bis 1986 vor Ort 50 Tonnen Amethyst abgebaut, in den Amethysten wurde wegen der Qualität der Farbe und Muster ein vielversprechendes Potential für die Herstellung von Schmuck gesehen.
Mit dem Ende des aktiven Amethystabbaus in Geyer waren die Vorkommen größtenteils erschöpft. Heutzutage gilt der gesamte Bereich um den Amethystgang von Geyer bis in zwei Meter Tiefe als komplett durchsucht und nahezu amethystfrei.
Noch vor 50 Jahren sah es anders aus. Auf einer Länge von etwa 50 m und einem Meter Mächtigkeit – dem sogenannten Amethystriff – gab es einst Kristalle mit 10 cm Kantenlänge und Amethyststufen, zwei Kubikmeter groß (Zierold et al. 2018).
Die hiesigen Amethystvorkommen sind der geologischen Vergangenheit des Greifenbachtals zu verdanken, in der sich die Stadt Geyer befindet.
Die Amethyste kristallisierten einst in den Gängen der Schönfelder Störungszone. Vor Jahrmillionen, als vulkanische und tektonische Aktivitäten die Gegend prägten, entstanden in bereits existenten Gebirgsmassiven Schwachstellen, in denen sich hydrothermale Lösungen ihren Weg Richtung Erdoberfläche suchten. Angereichert mit Gasen und mit Mineralien in flüssiger Form gesättigt veränderten diese Fluide die Gesteine der Umgebung. Chemische Reaktionen führten zur Zersetzung von Gesteinen und Mineralneubildungen.
Ein Mineral, das davon betroffen wurde, ist Calcit – Calciumcarbonat. Warum wissen die Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler das so genau? Calcit und Amethyst weisen einen völlig unterschiedlichen Kristallhabitus auf. In Geyer wurden jedoch Amethyste und andere Quarzvarietäten gefunden, deren Kristalle nicht quarzidealtypisch geformt sind, sondern dem Bau von Calcit gleichen. Ein Phänomen, das in der Geologie als Perimorphose bezeichnet wird.
Zurück zu den Fluiden: Durch die Fluide wurde das Mineral nun zunächst in Teilen aufgelöst. Parallel dazu kristallisierte aus den Lösungen Quarz, der als kristalliner Überzug den angelösten Calcit bedeckte. Durch stetig nachfolgende hydrothermale Lösungen wurde der Calcit schließlich in Gänze aufgelöst und das Gerüst der stabilen, äußeren Quarzkrusten von innen mit Quarz ausgefüllt. Die Grundform des Calcits blieb erhalten, nur die „Füllung“ des Ausgusses besteht aus Quarz.
Zeitgleich kam es immer wieder zur Zufuhr von Fluiden, die mangan- und eisenhaltig waren und somit die chemischen und farbgebenden Bausteine für Amethyst lieferten. Die Mineralzufuhr verlief nicht gleichmäßig, vielmehr eher rhythmisch, was den Wechsel von milchigem Quarz und violettem Amethyst, hellviolette Lagen im Wechsel mit dunkleren bzw. zonar gefärbt oder oftmals sogar in Form eines Zackenmusters (Chevronamethyst) als typisches Merkmal der Amethyste von Geyer begründet.
Am 17. Dezember 1974 erschien in der DDR eine Briefmarkenserie mit dem Titel „Minerale aus den Sammlungen der Bergakademie Freiberg III“. Abgebildet wurde sechs Mineralien, die an ausgewählten Orten im Erzgebirge gefunden wurden. Neben dem Amethyst aus Geyer, der auf der 25 Pfennig-Briefmarke zu sehen ist, wurden ferner der Bandjaspis aus Gnandstein, Rauchquarz aus Pechtelsgrün, Topas vom Schneckenstein, Aquamarin von Irfersgrün sowie der Achat im Porphyr von Sankt Egidien thematisiert.
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