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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 08.04.2024


Cinnabarit

Cinnabarit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: cinnabar | französisch: cinabre

Cinnabarit Mineral
Mineral Cinnabarit

Cinnabarit, Zinnober und Mercurblende

Bevor Cinnabarit unter dem heutigen Namen in den Mineralogiebüchern gelistet wurde, war das Mineral unter dem Namen Zinnober oder Hydrargyrum cinnabaris bekannt, wobei der Begriff Zinnober auf den Mineralogen Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) zurückgeht.

Den Namen Cinnabarit als Unterordnung der quecksilber- bzw. "Mercurhaltigen Blenden" gibt es seit dem Jahr 1855. Bei der Namensgebung orientierte sich der Mineraloge Carl Friedrich Naumann (1797 bis 1873) an der intensiv-roten Farbe des Minerals, insofern die Vokabel Cinnabarit ursprünglich aus dem Persischen stammt und mit Drachenblut übersetzt wird.


Eigenschaften von Cinnabarit

Cinnabarit ist ein Vertreter der Mineralklasse der Sulfide bestehend aus HgS, von Naumann 1855 auch als Mercurblende bezeichnet (Mercur = Quecksilber, Blende im Sinne von Mineralien, die blenden, täuschen, weil diese scheinbar hohe Metallgehalte versprechen).

Die Farbe des quecksilberhaltigen Minerals variiert zwischen rot, rotbraun, grau bis rotschwarz. Der Mineralogie Friedrich Klockmann (1858 bis 1937) ergänzt zusätzlich um "schwarz und metallisch stahlfarben". Sehr detailliert war auch die Beschreibung der Farbe von Zinnober bei Ludwig August Emmerling (1765 bis 1842; Mineraloge), der Cinnabarit der Farbe nach in "dunkelrother, hochrother und gemeinen Zinnober" unterschied. "Dunkelrother Zinnober" ist von "koschenellirother Farbe", die ins "Bleigraue und Karminrothe" zieht, während "hochrother Zinnober" "brennend scharlachroth, morgenroth, karmin- oder kermesinroth" ist.
Die Strichfarbe von Cinnabarit ist dunkelrot.

Cinnabarit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem. Die Kristalle des Minerals sind prismatisch, rhomboedrisch oder tafelig; teilweise auch zu Zwillingen, insbesondere Durchkreuzungszwillingen, miteinander verwachsen. Die Aggregate des Minerals sind körnig, massig oder krustenartig.

Cinnabarit ist von durchsichtiger bis undurchsichtiger Transparenz, der Glanz kann matt, metallisch sowie diamantartig sein. Der Bruch ist muschelig bis uneben, auch splittrig, die Spaltbarkeit ist vollkommen.

Cinnabarit ist ein weiches Mineral: die Mohshärte beträgt 2 bis 2,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) – vergleichbar mit Silber, bei einer Dichte von 8 bis 8,2 g/cm3.


Entstehung und Verbreitung von Cinnabarit

Cinnabarit ist ein Mineral hydrothermalen Ursprungs, kristallisiert aus Lösungen bei Temperaturen unterhalb von 400 °C aus.

Entsprechende Cinnabarit-Vorkommen befinden sich deshalb vorzugsweise in Vulkangebieten und in der Umgebung von heißen Quellen bzw. Thermalquellen sowie in Gängen, auch in metamorphen Gesteinen und Sedimentgesteinen.

Begleitet werden die Funde von Cinnabarit von weiteren Mineralen, wie bspw. Baryt, Pyrit, Quecksilber, Quarz, Calcit, Realgar, Opal, Markasit, Chalkopyrit und Antimonit.
Farblich besteht Ähnlichkeit mit Krokoit, Rutil, Realgar und Proustit.

Abbauwürdige Mengen des wirtschaftlich bedeutenden Minerals wurden unter anderem in Schweden; Schottland; England; Wales; Greiz, Sauerland, Siegerland, Bad Ems, Eifel, Hunsrück, Saarlouis, Odenwald, Calw, Wittichen und Oberwolfach/Deutschland; Schweiz; Brixlegg, Saalfelden, Hohe Tauern, Karnische Alpen, Graz, Niedere Tauern, Fischbacher Alpen und Industrieviertel/Österreich; Spanien; Italien; Slowenien; Tschechien; Slowakei; Ungarn, Russland; Mazedonien; Türkei; Georgien; Usbekistan; Kirgisien; Marokko; Namibia; Südafrika; Iran; Pakistan; Tibet; China; Japan; Philippinen; Australien; Neuseeland; Chile; Bolivien; Mexiko und in den USA beschrieben.


zinnober Foto
Zinnober (Quelle: Johann Gottlob Kurr, 1858, "Krystallinischer Zinnober, hochroth und derb, von Szlana in Ungarn")

Bedeutung und Verwendung von Cinnabarit

Mit einem Quecksilbergehalt von 87 Prozent ist Cinnabarit als Erz für die Gewinnung von Quecksilber von Interesse. In der Vergangenheit wurde Cinnabarit aber auch als Pigment unter dem Namen Zinnrot, Chinesisch Rot, Vermillion, Cinnabar oder Bergzinnober gehandelt. Daneben wurde das aus Cinnabarit erzeugte Rotpigment zum "Einfärben von Wachs oder Siegellack" verwendet (Emmerling, 1793). Allerdings zeichnete sich schon zu Emmerlings Zeiten ab, dass vorzugsweise auf künstlich hergestelltes Cinnabarit-Pigment zurückgegriffen wurde, um eine gleichbleibende Qualität in puncto Farbe und Intensität selbiger zu gewährleisten.


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Quellen:
⇒ Werner, A. G. (1774): Von den äußerlichen Kennzeichen der Foßilien
⇒ Emmerling, L. A: (1793): Zinnober. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Naumann, C. F. (1855): Elemente der Mineralogie
⇒ Kurr, J. G. (1858): Zinnober. IN: Das Mineralreich in Bildern. Naturhistorisch-technische Beschreibung und Abbildung der wichtigsten Mineralien
⇒ Andrae, C. J. (1864): Zinnober. IN: Lehrbuch der gesammten Mineralogie Bearbeitet auf Grundlage des Lehrbuchs der gesammten Mineralogie von E. T. Germar. Lehrbuch der Oryktognosie
⇒ Klockmann, F. (1892): Cinnabarit. IN: Lehrbuch der Mineralogie für Studirende und zum Selbstunterricht
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - Cinnabar



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