Proustit
Proustit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: proustite | französisch: proustite
Proustit alias Rubinblende und Rotgültigerz
Namenspate des Minerals Proustit ist der französische Chemiker Joseph Louis Proust (1754 bis 1826). Er war es, der 1804 anhand von Untersuchungen zur Zusammensetzung von Lichtem und Dunklem Rotgültigerz belegen konnte, dass es sich um zwei verschiedene Minerale handelt und nicht um unterschiedliche Farbgebungen eines Minerals. Fortan war das Lichte Rotgültigerz ab 1832 unter dem Namen Proustit bekannt, währenddessen das Dunkle Rotgültigerz das Synonym Pyrargyrit trägt.
Der Name Proustit wiederum ist dem Mineralogen und Geologen Ernst Friedrich Glocker (1793 bis 1858) zu verdanken: "zum Andenken an den so sehr um die Kenntniß von Mineralien verdienten Chemiker Proust".
Eigenschaften von Proustit
Eine veraltete Bezeichnung für Proustit ist Arsensilberblende, angelehnt an die chemischen Bestandteile des Sulfidminerals: Ag3AsS3.
Scheinbar sind die Namen für Proustit unendlich: der Farbe wegen wurde das silberhaltige Mineral in der Vergangenheit auch Rubinblende bezeichnet - Blende in Anlehnung an den bergmännischen Begriff, der ursprünglich Mineralien bezeichnete, die vorgeben, etwas wertvolleres zu sein als sie es sind; sprich Proustit ähnelt optisch durchaus dem Edelstein Rubin und täuscht bzw. blendet den Betrachter auf den ersten Blick.
Der Name Rotgültigerz als Oberbegriff für Pyragyrit und Proustit wiederum spielt auf die Farbe und den Metallgehalt beider Mineralien an, oder wie der Geologe Moritz Hörnes (1815 bis 1868) schreibt, ist Rotgültigerz ein "Alter deutscher Bergmannsname mit doppelter Beziehung auf Farbe und edlen Erzgehalt".
Die Farbe von Proustit reicht von einem leuchtendem Zinnober- oder Scharlachrot bis nahezu schwarzrot, "kochenillroth, eisenschwarz" (Schabus, 1859) und "blutroth" (Vrba, 1878).
Die Strichfarbe ist ebenfalls rot, allerdings in der Intensität schwächer als das Mineral selbst, oder mit den Worten des Naturwissenschaftlers Jacob Schabus (1825 bis 1867): "morgenroth, kochenillroth".
Proustit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem, bildet kurz- und langprismatische, skalenoedrische und rhomboedrische Kristalle, wobei auf den Kristallen oberflächliche Streifen ausgeprägt sind. Die Aggregate sind krustenartig oder massig.
Proustit weist bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz Diamantglanz auf. Der Bruch ist muschelig bis uneben, die Spaltbarkeit ist vollkommen.
Mit einer Mohshärte von 2 bis 2,5 zählt Proustit zu den weichen Mineralen; die Dichte beträgt 5,5 bis 5,64 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Proustit
Proustit wird unter hydrothermalen Bedingungen mit Niedrigtemperaturbereich gebildet. Man findet das Mineral insbesondere in entsprechenden Erzgängen, die zudem reich an Blei, Nickel, Kobalt und Blei sind. Weitere Minerale, die zusammen mit Proustit vorkommen, sind unter anderem Silber, Argentit, Pyrit, Calcit, Galenit, Dolomit, Fluorit, Baryt, Tennantit, Tetraedrit und Pyrargyrit.
Besonders reichhaltige Vorkommen von Proustit befinden sich bspw. in Schweden, Irland, England, Deutschland, wobei der Mineraloge Josef Florian Vogl (1818 bis 1896) der Meinung ist, dass die "schönsten Kristalle von Pyragyrit und Proustit auf dem Annagange" im Erzgebirge zu finden sind, Spanien, Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, in der Mongolei, in China, Japan, Australien, in den Ländern der Westküste Südamerikas, Mexiko und in den USA.
Bedeutung und Verwendung von Proustit
Proustit als Silbermineral ist vor allem für die Gewinnung von Silber von Bedeutung.
Nachweis von Proustit
Proustit ist Pyrargyrit optisch sehr ähnlich und auch hinsichtlich der Mohshärte sowie des Gewichts bestehen Gemeinsamkeiten. Auch das chemische Verhalten in Säuren ist nicht dazu geeignet, Unterschiede zwischen beiden Mineralen aufzuzeigen, denn sowohl Proustit wie auch Pyrargyrit lösen sich in Salpetersäure auf. Allerdings entstehen, wenn Proustit erhitzt wird, nach Knoblauch riechende Dämpfe, die auf die Gehalte an Arsen im Mineral zurückzuführen; Der Mineraloge Franz von Kobell (1803 bis 1882) nannte es seinerzeit einen "arsenikalen Geruch". Eine weitere Methode, die beiden Silberminerale zu unterscheiden, ist der Vergleich der Strichfarbe; die von Proustit, dem Lichten Rotgültigerz, ist heller als die von Pyrargyrit, dem Dunklen Rotgültigerz.
Auch interessant:
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Quellen:
- Glocker, E. F. (1831): Proustit. IN: Wörterbuch der Naturgeschichte, dem gegenwärtigen Stande der Botanik, Mineralogie und Zoologie angemessen.
- Vogl, J. F. (1836): Gangverhältnisse und Mineralreichthum Joachimsthals
- Hörnes, M. (1847): Uebersichtliche Darstellung des Mohsischen Mineralsystemes zum Gebrauche für Studirende
- Kenngott, F. v. (1852): Lehrbuch der Mineralogie, zum Gebrauche an Ober-Gymnasien, Ober-Realschulen und anderen höheren Lehranstalten so wie zum Selbststudium
- Schabus, J. (1852): Rubin-Blende. IN: Anfangsgründe der Mineralogie mit einem Abrisse der Geognosie
- Kobell, F. v. (1873): Proustit. IN: Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittelst einfacher chemischer Versuche auf trockenem und nassem Wege
- Vrba, C. (1878): Mineralogische Notizen. IN: Zeitschrift für Kristallographie, Kristallgeometrie, Kristallphysik, Kristallchemie
- Brauns, R. (1903): Rotgültigerz. IN: Das Mineralreich. Band 2
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- www.mindat.org - proustite