Pyrargyrit
Pyrargyrit - Feuerroter Silberstein
Eine der frühesten Beschreibungen des Minerals Pyrargyrit findet sich bereits bei Georgius Agricola (1494 bis 1555), dem Begründer der modernen Mineralogie. Allerdings wird das Mineral dort noch nicht unter seinem heutigen Namen genannt, sondern als „argentum rude rubrum“, was aus dem Lateinischen mit „rohes rotes Silber“ übersetzt wird.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts setzte sich für das auffällig rot gefärbte Silbererz zunächst die bergmännische Bezeichnung Rotgültigerz durch.
Dabei wurde zwischen einem helleren, lichtroten Typ – dem später als Proustit bekannten Mineral – und einem dunkelroten Typ, dem heutigen Pyrargyrit, unterschieden.
Der Begriff Gültigerz wiederum stammt aus dem historischen Wortschatz des Bergbaus und bezeichnete besonders erzreiche Gesteine, deren Abbau sich wirtschaftlich „galt“ – also lohnte. Dieses „galt“ wiederum geht zurück auf das mittelhochdeutsche Wort „gülte“, das für Ertrag oder Wert steht. Ein „gültiges“ Erz war demnach ein werthaltiges Erz im Sinne einer förderwürdigen Ausbeute.
Der heute gebräuchliche Name Pyrargyrit wurde erstmals im Jahr 1831 in der mineralogischen Literatur unter dem Titel "Rotgülden oder Pyrargyrit“ erwähnt. Geprägt wurde der Name von dem deutschen Mineralogen und Geologen Ernst Friedrich Glocker (1793 bis 1858). Er wählte die Bezeichnung in Anlehnung an die feuerrote Farbe und den Silbergehalt des Minerals: Abgeleitet aus dem Altgriechischen bedeutet Pyrargyrit so viel wie „feuerroter Silberstein“.
Eigenschaften von Pyrargyrit
Pyrargyrit ist ein Sulfidmineral mit der chemischen Zusammensetzung Ag3SbS3.
Die Farbe des silberhaltigen Minerals reicht von rotgrau, dunkelrot bis schwarzrot oder wie Glocker schreibt: "cochenilleroth bis ins schwärzlich-Bleygraue" – optisch Cinnabarit, Proustit und Cuprit zum Verwechseln ähnlich.
Der Farbe wegen hat sich für Pyrargyrit auch die alternative Bezeichnung Dunkles Rotgültigerz oder Rubinblende eingebürgert.
Die Strichfarbe ist dunkelrot.
Pyrargyrit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem. Die Kristalle sind von skalenoedrischer (= von Dreiecken mit ungleichen Längen zusammengesetzter Kristall mit unterschiedlich vielen Flächen), rhomboedrisch (= rautenförmig) oder prismatisch – auch zu Kristallzwillingen miteinander verwachsen. Die Aggregate sind körnig oder massig.
Der Glanz von Pyrargyrit ist diamantartig bis leicht metallisch bei durchscheinender Transparenz. Der Bruch ist uneben bis muschelig, die Spaltbarkeit ist vollkommen. Die Mohshärte beträgt 2,5 bis 3, die Dichte wird mit 5,8 bis 5,9 g/cm³ angegeben.

Entstehung und Verbreitung von Pyrargyrit
Pyrargyrit entsteht unter niedriggradigen, hydrothermalen Bedingungen (mehr unter: Die Entstehung von Mineralen), vor allem in entsprechenden Gängen und ist als mineralischer Bestandteil insbesondere in Glimmerschiefer, Grauwacke, Gneis und Porphyr enthalten.
Dabei ist das Mineral weiteren Silbermineralen und gediegen Silber vergesellschaftet, kann aber auch zusammen mit Akanthit, Pyrit, Calcit, Quarz, Galenit und Dolomit vorkommen.
Reichhaltige Fundorte von Pyrargyrit befinden sich unter anderem in Skandinavien, auf den Britischen Inseln, in Deutschland, Schweiz, Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Italien, Marokko, Indien, China, Japan, Australien, Neuseeland, Argentinien, Chile, Bolivien, Peru, Mexiko, Kanada sowie in den USA.
Bedeutung und Verwendung von Pyrargyrit
Als Mineral mit einem nahezu 60 %-igen Gehalt an Silber sowie einem Antimonanteil von etwa 22 % ist Pyrargyrit ein begehrtes Mineral zur Gewinnung von Silber und Antimon.
Nachweis und Beobachtung von Pyrargyrit
Pyrargyrit löst sich in Salpetersäure auf.
Oftmals finden sich schöne und beachtenswerte Pyrargyrite nur in Kleinstufen und Micromounts. Sie fallen dort durch ihre rubinrote Färbung auf und sind oftmals mit derben Silber vergesellschaftet. Für Nichtkundige ist es oftmals nicht einfach, Pyrargyrit von Proustit zu unterscheiden. Proustit zeigt jedoch eine deutlich hellere Farbe. Unter dem Mikroskop reflektiert Pyrargyrit meist etwas auffällíger das einfallende Licht.
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Quellen:
- Wallerius, J. G. (1778): Argentum rude rubrum. IN: Systema Mineralogicum quo corpora mineralia in classes, ordines, genera et species, suis cum varietatibus divisa, describuntur
- Karsten, D. L. G. (1789): Dunkles Rothgültgerz. IN: Museum Leskeanum. Regnvm Minerale
- Glocker, E. F. (1831): Rotgülden oder Pyrargyrit. IN: Handbuch der Mineralogie
- Leonhard, G: v. (1860): Pyragyrit. IN: Grundzüge der Mineralogie
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
- Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- www.mindat.org - Pyrargyrite